
Auf der Farm der Meaghers werden Knochen von insgesamt 11 Frauen gefunden. Und Detective Superintendent Katie Maguire ist damit beauftragt herauszufinden, was dort passiert ist. Außerdem wird fast mit Beginn der Ermittlungen eine Tramperin entführt und auch deren Gebeine tauchen auf dem Grundstück der Meaghers auf. Insgesamt verdichten sich die Hinweise, dass es um die Beschwörung von Mor-Ríoghain gehen soll, die nach der Beschwörung jeden Wunsch erfüllen soll, wenn das Ritual in einer ganz bestimmten Weise durchgeführt wird: Insgeamt sind 13 Frauenopfer nötig, und da schon 11 Opfer in Form der alten Skelette gefunden wurden, jetzt auch ein frisches Opfer gefunden wurde und eine rothaarige Näherin vermisst wird, kann mit Hilfe diverser Experten für keltische Mythologie das Puzzle zusammengesetzt werden. Und Katie muss klären, wer der Mörder ist...
Wertung:
Vorneweg muss ich insgesamt die Idee der keltische Mythologie, der irische Hintergrund und die Ermittlungen um Katie Maguire loben, denn der Ansatz war durchaus vielversprechend. Vor allem, weil es diesmal auch wieder ein Crime-Roman war, der nicht auf USA und Terror hinauslief sondern eher klassisch mit einem mystischen Einschlag gehalten wurde. Dabei ist der irische Hintergrund für jemanden, der sich bisher nicht damit befasst hat, sehr gewöhnungsbedürftig. Der Autor schmeißt hier ja schließlich (verständlicherweise) mit entsprechenden Begriffen um sich. Mehr durch Zufall hab ich dann nach der Hälfte des Buches auch gemerkt, dass es ein Glossar am Ende des Buches dazu gibt.
Am Anfang hatte ich da sehr große Hoffnung auf das Buch und fand es auch richtig gut. Bis es dann auf einmal anfing sich von der realistischen Darstellung zu entfernen, und das reichlich und drastisch. Die Erklärung dazu steht im Spoiler.
Von den medizischen Details wirkt das alles sehr sehr unglaubwürdig. Der Mörder "entbeint" seine Opfer ja, wobei er die Muskulatur oberhalb des Knies mehr oder minder abzieht. Und das sogar auf beiden Seiten. Während die Person bei Bewusstsein ist. Und sich ihre eigenen Knochen ansehen kann? Ach ich vergaß, dass zumindest in einem Fall mehrfach Aspirin verabreicht wurde, damit die Schmerzen nicht so groß seien. Ist klar, denn wenn gar nichts mehr hilft, dann verdünne ich das Blut in erster Linie (denn das ist der Hauptanwendungsbereich von Aspirin), damit der Nylonstrumpf, mit dem die Beine abgebunden worden sind, auch auf jeden Fall noch besser dicht halten kann und die Person auch ja nicht verblutet (wenn schon die großen Beinarterien durchschnitten worden sind) oder das Bewusstsein verliert.
Was außerdem sehr holperig wirkt, ist die Begründung für das Opfer. Es braucht "eine Näherin mit Haaren so rot wie das Feuer". Und man sieht natürlich sofort, dass die rothaarige Siobhan Modedesing studiert. Denn als Killer, der einen Plan verfolgt, damit ich auch ja das richtige Opfer auswähle, nehme dann antürlich die erstbeste Studentin, die ich zufällig sehe. Nach extrem langer Vorbereitung auf das korrekte Ritual? Und dann ist es nichtmal eine "echte" Näherin, sondern einfach jemand, der Modedesign studiert. Was ist, wenn das nicht zählt? Und was, wenn die Haare nur rot gefärbt sind? Ich glaube nicht, dass die in der Sage schon was von Loréal gehört haben.
Das ganze Buch über wird sich sehr stark auf Mor-Ríoghain bezogen. Im Buch soll sie dem Beschwörer entsprechende Wünsche erfüllen. Sie gilt hier mehr als Totengott, obwohl im eingentlichen Sinn eine Göttin des Krieges, Kampfes und der Fruchtbarkeit gemeint sein müsste. Das findet hier jedoch weniger Anklang, da sich nur auf die Beschwörung bezogen wird. Auf den Hintergrund wird so gut wie gar nicht eingegangen.
Das größte Problem in diesem Buch ist aber, dass das Verhalten der Charaktere absolut unsinnig ist, und was irgendwann dazu geführt hat, dass der Lesespaß auf der Strecke blieb. Katie wirkt sehr unbeholfen für einen Superintendent. Für einen "normalen" Polizisten ist das Verhalten ja teilweise schon untragbar, aber für eine leitende Beamtin? Warum vertraut sie einer ihr völlig Fremden (Lucy)? Warum legt sie sich dermaßen auf Tómas Ó Conaill als Mörder fest? Das macht man einfach nicht und ist einfach nur dämlich. Und auch wenn man zehnmal nachfragt, ob er sie nicht doch getötet hat, wird es auch nicht besser. Aber nach 20 mal fragen ist ihm immerhin eingefallen, dass er den Mercedes umgeparkt hat. Ist klar. Das kommt total wirklichkeitsnah zur Geltung. Aber anscheinend ist die Dummheit in der Familie Maguire ausgeprägt vorhanden, denn ihr Ehemann Paul ist fast noch dämlicher. Tut mir leid, aber wie kann man denn glauben Baumaterial im Wert von 650.000 € zu stehlen und davon zu kommen? Vor allem stehle ich das auch noch einem Kriminellen, damit die Chancen gleich noch besser stehen. Und ich mache auch noch mit seiner Schnalle rum. Ich bin schließlich unsterblich, mir passiert schon nichts.
Das Attentat, bei welchem Paul schlussendlich ums Leben kommt, wirkt auch sehr künstlich, da ein Angriff mit einem Wagen erfolgte, bei welchem die Angreifer und sogar der Auftraggeber, der bei solchen Angriffen natürlich zugegen ist, ums Leben kommen. Und das, obwohl Pauls Wagen gar nicht funktioniert hat. Bzw. die Autobombe hat nicht funktioniert. Deshalb erledige ich ja auch gleich alle drei Insassen des anderen Wagens. Und zwar persönlich. Au Backe.
Die schlussendliche Krönung des Ganzen war allerdings die Auflösung was Lucy betrifft. Nein, ich habe nicht damit gerechnet, dass es zu einer starken Annäherung zwischen Lucy und Katie kommt und man schon fast befürchten musste, dass beide miteinander im Bett landen. Und nein, ich habe auch nicht damit gerechnet, dass Lucy ein Hermaphrodit ist. Womit ich aber schon gerechnet hätte, ist eine Polizeibeamtin, die erkennt, dass es sich nicht um eine echte Professorin sondern "nur" um eine Dekorateurin handelte. Gerade auch, wenn jemand ungefragt seinen Senf zu einer polizeilichen Ermittlung geben möchte, spätestens dann sollte man doch überprüfen, ob diejenige wirklich diejenige ist, die sie zu sein vorgibt. Das wird zwar begründet, indem auf eine Veröffentlichung verwiesen wird, aber das Erscheinungsjahr nicht überprüft wurde.
Leider leider leider ist der Roman aus oben genannten Gründen nicht wirklich meins gewesen, was nicht heißen soll, dass ich der Fortsetzung nicht offen gegebenüberstehen würde. Bei einem Crime-Roman erwarte ich aber in erster Linie einen großen Hang zum Realismus, auch wenn mystische Elemente vorkommen, so sollten sich Polizeibeamte auch wie Polizeibeamte verhalten. Unterhaltsam war der Roman ja, aber im Großen und Ganzen bin ich echt enttäuscht, da ich gerade von einem Erzähler wie Graham Masterton nach seinem aus meiner Sicht extrem guten "Grauer Teufel" doch viel mehr Qualität erwartet hätte. An Punkten gibt es gerade so 06/10, da nunmal nicht alles schlecht war. Bislang war das der mit Abstand schwächste Masterton den ich bisher gelesen habe.
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