Stephen King - Finderlohn

Als Morris Bellamy noch fast ein Teenager ist, überfällt er mit seinen Freunden im Jahre 1978 den Schriftsteller Rothenstein, der die Jimmy Gold Trilogie verfasst hat. Die Gruppe weiß, dass der Autor regelmäßig Geld bekommt. Und Morris hat die Bücher gelesen, und er war ganz und gar nicht mit dem weiteren Verlauf von Jimmys Lebensweg einverstanden. Insbesondere, dass er in einem belanglosen Job in einer Werbeagentur enden soll. Aber irgendwie schafft er es, dass Rothenstein bei diesem Überfall auch sein Leben verliert. Im Tresor in seinem Haus finden die Bösewichte aber nicht nur Geld sondern auch haufenweise Notizbücher, alle vollgeschrieben von Rothenstein selbst. Und Morris brennt es förmlich in den Fingern diese zu lesen. Doch aktuell ist die Ware sehr heiß und sie muss vorerst zu Seite geschafft werden. Vor allem Andy Halliday ist die Sache zu riskant, bevor sie in irgendeiner Form veräußert werden kann, und er muss es wissen, denn er handelt unter anderem mit alten Büchern. Doch es kommt letzten Endes ganz anders, denn Morris vergewaltigt im Suff eine Frau und wird deshalb für lange lange Zeit eingesperrt.


In der Zwischenzeit gab es ein Attentat vom Mercedes-Killer auf die Arbeitssuchenden vor dem Jobcenter und unter diesen Opfern ist Tom Saubers. Dieser wohnt inzwischen mit seiner Frau Linda und seinen beiden Kindern Tina und ihrem älteren Bruder Pete in Bellamies ehemaligem Elternhaus. Und mehr durch einen Zufall entdeckt Pete eines Tages draußen am Bach einen Koffer, der in der aufgelockerten Erde eines Baums am nahegelegenen Flussufer zum Vorschein gekommen ist. Und als er diesen öffnet scheinen sich die Probleme, die sich durch die Verletzungen seines Vaters aufgetan haben (und die unter anderem finanzieller Natur zu sein scheinen) zumindest anteilig in Luft aufzulösen, denn in diesem Koffer befinden sich 20.000 Dollar und Rothensteins Notizbücher. Pete präsentiert seiner Familie in anonymer Weise die Geldsumme häppchenweise per Post. Doch als das Geld ausgeht und damit auch weitere Chancen für ein gutes, zukünftiges Leben von Pete und Tina geringer erscheinen, möchte Pete die Notizbücher von Rothenstein veräußern, denn er hat sie inzwischen gelesen und weiß, dass es noch zwei weitere Romane um Jimmy Gold geben könnte. Doch auch Pete weiß, dass er nicht an eine offizielle Stelle für einen Verkauf der Inhalte herantreten braucht. Und deshalb wendet er sich ausgerechnet an den einzigen, etwas zwielichtigen Händler hier in der Gegend: Andy Halliday. Und als wäre das noch nicht genug, wird auch noch Morris' Bewährung endlich bewilligt und er wird entlassen. Und dieser möchte nach all den Jahren nichts sehnlicher als das Geld und vor allem die Notizbücher in den Händen halten...


Wertung:


Dies ist der zweite Teil der Mercedes-Trilogie, die aus "Mr. Mercedes", "Finderlohn" und "Mind Control" besteht, und ja, man sollte den ersten Teil gelesen haben, bevor man "Finderlohn" anfängt. Die abgeschlossene Handlung in diesem Buch, die oben grob zusammengefasst ist, hat nur am Rande mit dem ersten Teil zu tun. Dennoch ergeben sich über Bill Hodges, das Attentat, Jerome, Barbara Robinson und Holly sowie natürlich auch Brady Hartsfield deutliche Bezugspunkte zum ersten Teil, die man alle nur verstehen kann, wenn man diesen auch gelesen hat. Die Kernhandlung ergibt sich ansonsten aber aus "Finderlohn" selbst, so dass dafür nicht zwangsläufig "Mr. Mercedes" bekannt sein muss. Vom Autor ist es als lose Trilogie angelegt, weshalb es aber Sinn machen würde sich an die Reihenfolge zu halten.


Hier liegt von King abermals kein Horrorroman vor. Auch wie der erste Teil haben wir es hier eher mit einer Kriminalgeschichte zu tun, die zwar an der ein oder anderen Stelle durchaus als brutal bezeichnet werden kann, im Vergleich zu früheren Horrorwerken von King aber rein gar nichts gemein hat. Der Weg, der mit Mr. Mercedes begonnen wurde, wird hier weiter beschritten und das Genre nicht verlassen, auch wenn am Ende leicht übersinnliche Elemente hier Eingang finden. Erzählerisch ist dieses Buch fabelhaft, denn hier (man verzeihe mir die Ausdrucksweise) "schwafelt" King nicht ganz so viel wie in anderen Werken, was dem Erzählstrang durchaus gut zu Gesicht steht. Die Spannung ist durchaus vorhanden, wenngleich sie an der ein oder anderen Stelle etwas vermehrt vorhanden sein könnte. Das ist aber im Großen und Ganzen absolut in Ordnung, was dort geboten wird. Und das Wichtigste: Ich habe mich beim Lesen nicht gelangweilt und darauf kommt es letzten Endes an.


Ob man die "neue" Art von Stephen King mag bleibt jedem selbst überlassen. King spricht gerade mit der Mercedes-Trilogie auch Publikum außerhalb des gewohnten Horrorsektors an und kann dort auch überzeugen. Ich würde mir aber ab und an mal wieder einen etwas "klassischeren" King wie man ihn mal kannte wünschen. Ob ich ihn hier mit noch weiteren, neueren ungelesenen Werken bereits besitze, weiß ich allerdings noch nicht. Für einen guten Kriminalroman landet er bei mir in meinem persönlichen King-Ranking genau wie der Vorgänger auch auf einem der vorderen Plätze, bekommt allerdings nicht ganz die gleiche Wertung wie der 1. Teil. Dafür hätte er mich noch ein wenig mehr unterhalten und etwas mehr Spannung bieten müssen. Deshalb "nur" 09/10 Punkte.

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