
Die Frau, die sich immer unterschiedliche Namen gibt, so dass man ihren wahren Namen nie erfahren wird, ist unterwegs als Tramperin auf dem Highway. Tag ein Tag aus. Ein trostloses Dasein mit nur einem einzigen Ziel: Sie will den Mörder ihrer Tochter Rebecca finden. Diese war mit 18 Jahren zu ihrem leiblichen Vater unterwegs. Er hatte ihre Mutter geschlagen und fast auch den Fötus in ihrem Bauch getötet, so dass ihre Mutter den gewalttätigen Mann verlassen hatte. Doch Rebecca war zu ihm unterwegs, als Anhalterin auf dem Highway, und sie ist nie wieder zurück gekommen. Man hat ihre Leiche in der Nähe des Highways gefunden, und nun ist die Mutter auf eben diesem Highway unterwegs und sucht den Mörder ihrer Tochter. Denn sie hat einen Hinweis. Er trägt ein Tattoo mit dem Aufdruck "Stirb, Mutter!".
Die Mutter steigt deshalb vorwiegend zu Kerlen in das Auto oder den Truck ein, hat teilweise Sex mit ihnen. Sie muss einfach sicher sein, dass das Tattoo vorhanden ist. Dabei macht sie Erfahrungen, die nicht schön sind. Sie wird missbraucht, vergewaltigt und teilweise bis zu Tode gequält. Aber sie findet auch echte Hilfe: Ein Trucker namens Blake und ein Vampirjäger namens Gus. Aber trotz der Angebote sie aus dieser Lebensweise zu befreien und der angebotenen Hilfe, ist sie unaufhaltsam auf der Suche nach dem Mann mit der Tätowierung, unabhängig davon, welchen Preis sie dafür zahlen muss.
Wertung:
Dieses Buch ist richtig gut gelungen, aber es ist einfach kein Horror-Roman. Die Leiden, die die Mutter durchlebt, lassen an ein Drama denken, denn sie nimmt einiges in Kauf, damit sie den Mörder ihrer Tochter finden kann. Erzählt wird die Geschichte jeweils mit Blick auf die Person, die sie gerade mitgenommen hat. Das sind in der Regel Leute, die den Highway befahren, und deren Name ist die Überschrift des jeweiligen Kapitels. Unterbrochen wird die Geschichte nur durch den Brief der Mutter selbst, welcher auch Anfang und Ende des Buches darstellt. Das macht es etwas anders das Buch zu lesen, denn die Geschichte wird dadurch episodenhaft dargestellt und fügt sich nach und nach zusammen.
Nur zwei Personen wollen ihr wirklich helfen. Alle anderen sind entweder Frauen, ein Ehepaar oder gehören zu der Kategorie Freier, denn die Mutter ist hier anteilig fast schon als Nutte zu Gange, oder gewalttätiger Psychopath, denn auch in den Fängen solcher muss sie sich wiederfinden. Dadurch kommt Spannung wie in einem Horrorroman oder einem Psychothriller, wie es auch auf dem Cover ausgewiesen ist, nicht auf. Eher handelt es sich um ein Drama, da die Mutter all diese Dinge auf sich nimmt, getrieben von der Suche nach dem Mörder von Rebecca.
Was dem Buch einen gewissen Anspruch einverleibt, ist das Ende, denn dieseswill man erst gar nicht verstehen. Erst beim zweiten Mal lesen wird einem klar, was man da gerade gelesen hat, und das macht dieses Buch noch trauriger und deprimierter, als es von vornerein schon ist. Das Einzige, was mich hier an diesem Werk ein wenig gestört hatte, ist der Vampirjäger, denn der wirkt einfach unpassend, auch wenn er für die Mutter eine gewisse Bedeutung in der Geschichte haben wird. Alles in allem ist, wie auch andere meinen, dies mein bisheriger Favorit aus McBeans Werken. Mir gefällt es besser als "Die Verdammten", weil einfach mehr die Situation der Protagonisten ausgeleuchtet wird, auch wenn sie in fast jeder einzelnen Geschichte, denn als solches kann man diesen Roman durchaus auch verstehen, nie die Hauptrolle hat. Diese fällt ihr nur in ihren Briefen zu. Auch bei "Die Bestien", welches der erste McBean war, den ich gelesen hatte, war ich nicht voll zufrieden, denn gerade das Ende hatte mich doch etwas enttäuscht, vor allem, da es mir zu Übersinnlich war. Es war insgesamt zusätzlich in einer Phase gelesen worden, wo auch filmisch recht viele Backwood-Slasher auf den Markt waren, und irgendwann ist man einfach übersättigt.
Den Detailreichtum, den manch einer diesem Werk hier ankreidet, den hätte es nicht unbedingt gebraucht. Die Beschreibungen dienen in meinen Augen aber dazu, dass man sich genau in die Mutter hineinversetzen kann und sie besser wahrnimmt. Bei "Buk und Jimmy ziehen nach Westen" ist dies z. B. nicht der Fall gewesen, was vielleicht auch an der Kürze der Geschichte gelegen hat. Müssen solche Beschreibungen aber wirklich sein? Ich bin der Meinung: Nein, nicht unbedingt, aber sie tragen in diesem Fall zum besseren ja fast Mitfühlen bei, denn wie verzweifelt muss man sein, wenn man direkt der nächstbesten Mitfahrgelegenheit einen bläst?
All diese Punkte machen dieses Werk zu einem besonderen Roman, der mit seinem grandiosen Ende einen nahezu perfekten Abschluss nimmt. Auch das sich Charaktere teilweise mehrfach in der Handlung wiederholen, ist ziemlich gut gelungen. Lediglich der Vampirjäger passt aus meiner Sicht nicht wirklich in den Rest der Handlung hinein, denn übersinnlich ist dieser Roman überhaupt nicht. Und, wie ich schon schrieb, auch kein Horrorbuch, aber das muss es ja auch nicht immer.
Wer also astreinen Horror sucht, der wird seinen Horror in der Handlung und in dem, was der Mutter passiert finden, allerdings ist vom Spannungsbogen kein Horrorbuch vorhanden. Dafür ist die Figur der Mutter einfach zu dramatisch und tragisch beleuchtet worden. Hier ist fast eher von Mitgefühl als von Angst beim Lesen zu sprechen. Anteilig ist hier zwar ein Psychothriller gezeichnet worden, denn die Erlebnisse sind harter Tobak, aber wirklich vergleichbar z. B. mit "Das Schweigen der Lämmer" ist es dann doch nicht. Das ändert aber nichts daran, dass es sich bei der Mutter um einen grandiosen Roman handelt, den viele, aus meiner Sicht ZURECHT, als McBeans bisheriges Meisterwerk betrachten.
Das Cover ist ebenso gelungen, denn es wirkt düster und geheimnisvoll, fast so wie auch dieser Roman hier.
10/10.
Kommentare 4
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Creed
Schöne Rezension, mit der ich vollkommen übereinstimme!
Blaine Autor
Dankeschön.
Procyon
Hhmm...gerade weils nicht wirklich Horror ist, steht auf dem Cover ja auch Psychothriller drauf
Genau wie bei DIE VERDAMMTEN Endzeit-Thriller draufsteht. Ich glaube nicht, dass der Verlag für jedes Subgenre eine Extra-Abteilung aufmacht. Ansonsten eine nette Zusammenfassung 
Blaine Autor
War doch gar kein Vorwurf, dass es kein Horror-Roman ist, zumindest nicht im eigentlichen Sinn.