Tim Curran - Zerfleischt

Louis Shears ist ein unbescholtener Bürger, als er plötzlich Zeuge wird, wie drei Männer aus einem Auto austeigen, einen Jungen zu Brei schlagen, und sich wieder verdrücken. Er will dem Jungen helfen, doch dieser scheint doch nicht tot zu sein und greift selbst Louis an, so das auch er Gewalt anwenden muss. Auch die Polizisten, die hinzugerufen werden, verhalten sich mehr als merkwürdig, so dass Louis das Weite sucht.


An anderer Stelle in Greenlawn ramm die eigentlich schüchterne Macy Merchant einer Mitschülerin, die sie nicht leiden kann, einen Bleistift ins Gesicht. In einem anderen Klassenraum kommt sogar ein Lehrer blutig zu Tode. Von da an scheint die Gewalt zu eskalieren. Nachbarn, Freunde und Verwandte erkennen die eigenen Leute nicht mehr und fangen an sich gegenseitig zu zerfleischen. Sie markieren ihr Revier und rammeln wie Tiere, so als wenn die Menscheit wieder in der Steinzeit leben würde. Und in alle dem Chaos laufen sich Louis und Macy, die sich zwar vom Sehen her kennen aber eigentlich nicht viel miteinander zu tun hatten, über den Weg und versuchen gemeinsam als augenscheinlich normal, denn für Macy war es in der Schule vorerst nur eine Art Anfall, sich einen Weg durch die Wilden zu bahnen.


Es gibt nämlich zwei Personen, die sie finden müssen: Macys Mutter und Louis Ehefrau Michelle, doch sie ahnen noch nicht, wie weit der Irrsinn oder die Krankheit sich bereits ausgebreitet hat...


Wertung:


Dieses Werk ist ein astreiner Endzeit-Roman, bei dem die Menschheit sich nach und nach beginnt selbst zu zerfleischen. Dabei ist die Rückentwicklung des einzelnen Individuums in Richtung Steinzeit innerhalb weniger Stunden oder sogar Minuten vollzogen und es geht nur noch um Fressen, Kämpfen und Ficken. Das Recht des Stärkeren regiert, und Curran kann gerade was das Verhalten der "Nicht"-Menschen angeht, hier absolut punkten. Er spart dabei nicht an Grasamkeiten oder Obszönitäten. Leider verliert dadurch die Handlung ihr Ziel. Allen voran ist es wohl einfach das Überleben, was als Ziel auserkoren. Bis zur Hälfte gibt es zumindes ein Etappenziel: Michelle und Macys Mutter finden, doch dieses Ziel sollte eigentlich irgendwann abgelöst werden, zumindest dann, wenn das Ziel erreicht ist, denn dann wäre der Roman zu Ende. Doch im Anschluss geht es einfach weiter, obwohl noch ein Drittel des Buchs übrig ist. Von da an geht es nur noch ums Überleben, aber es fehlt das Ziel wo das hinführen soll, denn überleben kann auch noch 20 Bücher weiter gehen. Es fehlt etwas wie Militärbasis in Indiana erreichen oder was weis ich, aber die Handlung einfach so weiter laufen zu lassen, ohne das klar ist, wo das hinführen soll, ist nicht unbedingt gelungen.


Aufgrund der Sprache des Buches lässt es sich sehr gut lesen und wird auch, trotz des eben erwähnten Mängels, nicht langweilig. Es zieht sich allerdings und am Ende sind es in einer großen weiten Welt eigentlich zu viele Zufälle. Auch die Ausführungen des Soziologen (war es einer?) machen den Text einfach lang. So, wie das geschrieben ist, würde vielleicht tatsächlich ein Soziologe reden, aber dadurch geht Spannung verloren, und die hätte dem Buch an einigen Stellen gut getan.


Insgesamt wahrlich kein schlechtes Buch und es gehört auch absolut in die Kategorie Horror (es hatte ja fast schon was von einem "Barbaren-Splatter") aber dennoch aus meiner sicht schlechter als "Die Verdammten" von McBean und insgesamt deshalb auch "nur" 07/10 Punkten.

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