Edward Lee – Der Besudler auf der Schwelle

Hazel Greenes Leben wird bestimmt von Vergewaltigungsphantasien, die sie nicht nur durch ihren Freund Ashton auslebt. Gleichzeitig will sie sich mit ihrer Freundin Sonia in den Bergen von New Hampshire treffen. Auch deren Mann Frank soll dort zugegen sein, und mit beiden hatte Hazel bereits ein Verhältnis. Doch Frank ist nicht da. Er ist in einer Hütte namens Gray Cottage, irgendwo höher in den Bergen. Eigentlich sollte er das Werk von Wilmarth nach seinem Tod vernichten, denn die Mathematiker haben etwas über die Welt und den LT - den leuchtenden Trapezoider - herausgefunden. Wilmarth hatte sich selbst das Leben genommen, in dem er sich in der Hütte erhängt hat, in welcher jetzt Hazel, Sonia und auch Frank eine Weile Zeit miteinander verbringen wollten, doch Frank kommt nicht zurück, denn er hat im Werk von Wilmarth etwas erkannt, was es unbedingt zu vollenden gilt.


Überhaupt scheint die gesamte Einwohnerschaft von dem Trapezoider beeinflusst zu sein, denn es tauchen auf eimal Ringe an den Händen verschiedener Leute auf, und Hazel erkennt sie Anhand eines Fotos vom echten Trapezoider als aus eben diesem Material gefertigt. Und überhaupt, wo bleibt Frank? Er wollte schon längst aus der Hütte zurück sein, und nicht seine hochschwangere Frau sich selbst überlassen. Als Hazel jedoch weitere Aufzeichnungen von Wilmarth auf dessen Laptop entdeckt und sich selbst auf die Suche nach dem echten leuchtenden Trapezoider macht, kommt sie dem Geheimnis nach und nach immer näher, bis sie Frank gegenüber steht, und fremdartigen Tentakelwesen...


Wertung:


Eine Inhaltsangabe fällt hier etwas schwer, denn ein Großteil der Geschichte dreht sich um die abartigen Fantasien, die Hazel entwickelt und teilweise auch auslebt, was ein ums andere Mal ziemlich drastisch z. B. in Gestalt der Fish-Boys dargestellt wird. Die andere Hälfte der Geschichte dreht sich um den leuchtenden Trapezoider, was eine Fortsetzung zu "Jäger der Finsternis" und eben nicht, wie man aufgrund des Titels glauben könnte, zu "Das Ding auf der Schwelle" ist. Das macht es zwar nicht unmöglich die Geschichte zu verstehen, wenn man seine Vorlage nicht kennt, aber das Original zu kennen macht es etwas einfacher und man versteht den Gesamtzusammenhang besser.


In seiner Abartigkeit ist es ähnlich wie "Der Teratologe" oder "Das Schwein" gehalten, auch wenn diese beiden Werke nichts mit Lovecraft zu tun haben. Sprachlich ist es in Ordnung. Besonders gut sind die Passagen gelungen, in welcher direkt aus Hazels Perspektive erzählt wird und die personale Erzählform verlassen wird. Das kannte man von Lee so noch nicht und es ist im vorzüglich gelungen.


Die Geschichte insgesamt ist in Ordnung gewesen, auch wenn man manchmal das Gefühl hatte, dass die abartigen Szenen um Hazel zu Lasten der Story gingen. Wahrhscheinlich sollte damit nur der Charakter und die Eigenschaften Hazels beschrieben werden, aber so richtig voran bringen sie die Geschichte nicht, auch wenn sie häufig ein "Oh" oder "Ah" oder ein "Ihhh" beim Leser erwecken. Es schadet nicht unbedingt, aber etwas mehr Konzentration auf das Hauptaugenmerk hätte nicht geschadet. Insgesamt kann man aber durchaus 7-8/10 Punkten vergeben. Es gibt aber durchaus Lee Werke, die sprachlich als auch von der Erzählung her mehr zu bieten haben.


Die Aufmachung des Ganzen ist zwar gelungen, aber das Coverabbild, welches von Alan Clark erstellt wurde, gefällt mir nicht so ganz. Die Rückseite des Buches hätte genausogut auf der Frontseite prangen können, und hätte aus meiner Sicht etwas mehr gepasst. Gestalterisch hat Clark da auch schon Besseres abgeliefert, z. B. das Cover von Edward Lees Trolley No. 1852, allerdings ist das natürlich alles Geschmackssache.


Inzwischen habe ich auch die Geschichte "Jäger der Finsternis" gelesen. Man muss diese Geschichte nicht kennen, um "Den Besudler auf der Schwelle" zu verstehen. Was es mit den Dämonen auf sich hat, versteht der geneigte Lovecraft-Liebhaber nur allzugut, auch wenn er diese Geschichte nicht kennt. Lovecraft gar nicht zu kennen, ist zwar nicht schlimm, da die Geschichte auch so verstanden wird, aber besser wäre es, schonmal von dem ein oder anderen Ausdruck gehört zu haben. Das Buch erscheint ja schließlich auch in der Reihe "H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens", und da wäre kein Bezug zu Lovecraft einfach unvorteilhaft.

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