Hammer Studios

    • Offizieller Beitrag

    Von den Hammer Filmen konnte ich mich wirklich noch gruseln. Auch heute noch gibt es tolle neue Horror Filme aber wirklich gruseln tun die nicht mehr. Man ist wohl zu sehr abgestumpft ...


    Ich habe auch alle Gruselfilme der letzten Jahre verfolgt und warte immer noch auf einen richtig tollen Gruselstreifen. Einzige Ausnahme waren da "Die Frau in Schwarz" und "The Grudge" (Ami Version), welche mir recht gut gefallen hatten. Für Empfehlungen wäre ich sehr dankbar :)

    • Offizieller Beitrag

    "Die Frau in Schwarz" wurde doch von den wiedergegründeten Hammer-Studios produziert, liege ich da richtig?


    So ist es Creed. Mir hat er gefallen, auch wenn Radcliffe für den ersten Moment etwas ungewohnt außerhalb des Potter Universums war ^^


    Trotz allem fehlen mir in den letzten Jahren die richtigen Grusler, wobei ich noch keinen Teil von Paranormal Activity gesehen habe und die werden ja auch gelobt.

  • Ja, ein Kumpel von mir empfiehlt mir "Paranormal Activity" Teil eins bis hastdunichtgesehen auch ständig...aber ich bin eigentlich kein Freund von diesen auf Dokumentation und Realität getrimmten Filmen...vielleicht muß ich aber einfach mal den ersten Teil bei besagtem Freund antun...kostet ja nichts! :)

  • Bei "Die Frau in Schwarz" habe ich mir wirklich fast in die Hose gemacht. Der war wirklich sehr gruselig.


    In "Paranomal Activity" habe ich mal kurz reingeschaut, ist auf jeden Fall auch gruselig aber mir gefällt wie Creed diese Art von Film einfach nicht. Zurzeit wird der Markt ja überschwemmt von solchen Filmen. Oft ganz billige Nachmachen von "Paranomal Activity"!


    LG

  • Ich bin ebenfalls ein großer Verehrer von Hammer Films, nicht zuletzt auch wegen Peter Cushing und Christopher Lee.


    Zu meinen Lieblingen gehören dabei definitiv die ersten beiden "Quatermass"-Teile. Genial paranoide Kalterkriegs Science Fiction. Den dritten Teil fand ich allerdings eher schwach. Interessanterweise wird dies im allgemeinen eher anders herum gesehen.


    "Ein Toter spielt Klavier" ist sicherlich ein guter Film und Seth Holt ist eigentlich immer solide gewesen; wer jedoch das Vorbild "Die Teuflischen" von Georges Henri-Clouzot gesehen hat, weiß von Anfang an, was Sache ist. Trotzdem bietet der Film durch einige Änderungen seinen eigenen Reiz und sollte nicht unterschätzt werden.


    "Die Bande des Captain Clegg" mit Peter Cushing in der Hauptrolle ist ein durchgehend typischer Hammer, ähnlich wie "Das schwarze Reptil" oder "Die brennenden Augen von Schloss Bartimore". Sollte man als Fan kennen.


    Von der Spannung eher schwach, dafür aber mit toller Atmosphäre sind die beiden fernöstlich angehauchten Produktionen "Terror der Tongs" und "Der tödliche Schatten des Mr Shatter". Ersterer ein handfester Schmugglerkrimi mit Christopher Lee als Triadenboss im Fu Man Chu-Look, letzterer von der Konzeption her ein Eastern (Ko-Produktion von Hammer und Shaw Brothers), allerdings ist dies bei der Ausführung etwas auf der Strecke geblieben, denn Kampfeinlagen sind hier Mangelware (weswegen wohl auch die geplante Serie ausblieb). Trotzdem einige gute Aufnahmen im Hongkong der 70er Jahre mit passender Musik und Peter Cushing als Geheimdienstchef.


    Aus dem Thriller-Portfolio sind auf alle Fälle noch "Das düstere Haus" und "The Fear - Angst in der Nacht" zu empfehlen. Zwei teils auch recht gruselige Spannungsgranaten, die auch heute noch fesseln.


    Ein Kuriosum, aber trotzem nicht minder zu empfehlen, ist der auf "Star Trek"-Welle und realer Mondlandung mitschwimmende SF-Trasher "Banditen auf dem Mond". Absolut flach, schundig und durchgeknallt, aber gerade deswegen für entsprechende Interessenten sehr reizvoll.


    Zuletzt noch eine Empfehlung zu einem frühen Werk der Studios, welches jedoch insgesamt heraus sticht und qualitativ sicherlich zu den besten Produktionen zählt: "Yeti - Der Schneemensch" mit Peter Cushing von 1957. Basierend auf einem TV-Film der BBC (der auch schon mit Cushing war) drehte Hammer diesen Gebirgsthriller mit mystischem Anstrich, der einiges an Moral und Sozialkritik in petto hat. Starker Film.



    Wer mit Hammer durch ist, kann dann eigentlich direkt zu Amicus Productions übergehen. Die Firma gründeten zwei Amis irgendwann zu Hammers Hochzeiten, um sich ihr Stück vom Kuchen zu sichern. Herausgekommen sind dabei diverse gute Horror-Streifen, einige auch mit Peter Cushing und/ oder Christopher Lee, sodass Hammer-Feeling aufkommt. Zu empfehlen sind u.a. "Die Todeskarten des Dr Schreck", "Der Schädel des Marquis de Sade", "Der Foltergarten des Dr Diabolo" und "Asylum".


    Ansonsten gibt es auch den ein oder anderen Film, der unabhängig der etablierten Studios entstand und der von der Machart oder Atmosphäre den "großen Vorbildern" sehr ähnelt. Zu nennen wären hier u.a. der Okkultismus-Krimi "Das Dunkel der Nacht" mit Cushing und Lee als Ermittlerduo, der Sci-Fi-Monsterfilm "Insel des Schreckens" (auch bekannt als "Todesmonster greifen an") mit Cushing als Wissenschaftler, der es mit einer Alien-Invasion aufnimmt, sowie "Brennender Tod" (in welchem es nun Chris Lee mit Aliens zu tun bekommt) und "Horror-Express"; abermals mit dem dynamischen Duo Cushing/ Lee.

  • @ Dekkard: Danke für den interessanten Querschnitt durch die Filme der Hammer-Studios...ich habe zwar eine Menge der Hammer-Produktionen gesehen, aber längst nicht alle, wie ich hier eben lesen konnte... ^^


    Die Titel kenne ich durchaus, muß aber noch bei etlichen mit dem Anschauen hinterherkommen...

  • @ Creed: Bitte, bitte. Noch einige unbekannte Titel zu haben ist ja keine Schande, im Gegenteil. Es ist doch schön, wenn man noch viel gutes neues zu entdecken hat. Ich kenne selbst bei weitem auch noch nicht alle dieser Filme, wobei ich bei Hammer schon etwa 80% sagen würde, da ich mich einst systematisch durch die Titelliste gearbeitet habe. Aber viele deutsche DVDs sind out of print und somit kaum zu bekommen bzw. sehr teuer und vieles gibt es nur auf Englisch, wenn überhaupt. Ist also gar nicht so einfach da alles zu sammeln.

  • @ Dekkard: Da hast Du recht, gerade 'Kult'- und Sammlerfilme wie die Werke der Hammer-Studios sind oftmals schon übertrieben teuer oder in so geringer DVD/BD-Stückzahl produziert, dass es äußerst schwierig ist, noch ein Exemplar für die heimische Sammlung zu bekommen...

  • Und vieles gibt es halt auch einfach gar nicht. Hammer hat z.B. zu Anfang eine Reihe Noir-Krimis produziert, die im Nachgang dann jedoch durch den Horror-Erfolg überschattet wurden und mangels deutscher Veröffentlichung hierzulande sogut wie unbekannt sind. Dennoch sind die Filme von einiger Qualität und für Genre-Freunde absolut sehenswert. Man muss halt manchmal buddeln.

  • Ich habe in einem anderen Forum letztes Jahr einige kleine Rezensionen zu mehreren Hammer-Filmen geschrieben. Wenn jemand Interesse hat, könnte ich sie hier rein kopieren.

  • 1955 - Schock (The Quatermass Xperiment)




    Dem britischen Professor Quatermass vom Raumfahrtministerium gelingt es
    als erstem Menschen, eine Weltraumrakete zu konstruieren und
    abzuschießen. Diese muss jedoch aus dem All notlanden. Bei der Bergung
    machen die Wissenschaftler um Quatermass eine schockierende Entdeckung.




    Ich muss sagen, dass mich dieser frühe Science Fiction-Film ziemlich
    positiv überrascht hat! "Schock" bietet eine absolut gelungene Mischung
    aus SF, Horror und Kriminalthriller, dabei immer wieder gemischt mit
    sozialkritischen Ansätzen und deutlichen Appellen gegen den
    Fortschrittswahn, wie sie schon SF-Pioniere wie H.G. Wells immer wieder
    in ihren Geschichten vorbrachten.


    Vergleicht man den Film mit ähnlich gelagerten Genre-Vertretern aus
    Übersee, so fällt sofort die tricktechnische Überlegenheit der Briten
    auf. Zwar wirken einige Darstellungen antiquiert, wie zB. dien Rakete an
    sich und vor allem die Raumanzüge der Passagiere, aber die Effekte sind
    zum Großteil sehr gut gemacht und sind trotz des Alters keinesfalls
    lächerlich.


    Besonders hervorzuheben ist hier die Metamorphose des Überlebenden. Die
    ledrig-wächserne Haut und seine fiebrigen Gesichtszüge sind tatsächlich
    beängstigend, eine vorzügliche Mischung aus Maske und Darstellung. Die
    Fortbewegung im Schock entbehrt nicht einer gewissen
    Zombiefilm-Ästhetik. Auch die unförmige, lebendige Biomasse ist für die
    damalige Zeit sehr gut dargestellt und ruft einen gewissen Ekel hervor.
    Einziger tricktechnischer Schwachpunkt ist die letzte Darstellung der
    krakenartigen Biomasse, zu der der Überlebende aus dem Raumschiff
    geworden ist. Hier merkt man doch stark, dass es sich um ein Monster aus
    Netz und Pappmacheé handelt. Dennoch nur ein geringer Kritikpunkt in
    der ansonsten überragenden Effektarbeit.




    Auch in anderen belangen kann "Schock" punkten, der deutsche Titel ist
    dabei nicht schlecht gewählt, ist der pathologische Zustand hier doch
    ein zentrales Thema. Schockieren kann der Film zwar heute sicherlich
    niemanden mehr, dafür ist die Thematik im Genre schon viel zu abgenutzt
    und die Gesellschaft hier im Denken viel zu fortgeschritten. Für den
    damaligen Nachkriegsmenschen muss die Vorstellung von einer
    ausserirdischen Macht, welche den Menschen mutieren lässt, allerdings in
    der Tat sehr beängstigend gewesen sein. Vor allem die
    gesellschaftlichen Zustände der 50er Jahre macht sich der Film dabei
    gekonnt zu nutze, denn die beklemmende schwarz-weiße Darstellung eines
    Katastrophenfalls und seiner Facetten (wie zB. die Verdunkelung Londons)
    wird viele noch an die Bombennächte des 2. Weltkriegs erinnert haben.
    Zudem war damals noch nicht allzuviel über den Weltraum bekannt, die
    Mondlandung stand noch bevor. Die Angst vor dem nuklearen Holocaust
    begann zu wachsen. Betrachtet man den Film aus diesem Blickwinkel, so
    ist in der Tat verständlich warum sowohl er als auch die vorangegangene,
    mehrteilige BBC-Serie Straßenfeger gewesen sind.




    Die Hauptrolle spielt mit Brian Donlevy allerdings ein Amerikaner, der
    heute nur noch Kennern aus diversen, zumeist eher unterklassigen Western
    bekannt ist. Seine unterkühlte Darstellung des Prof. Quatermass ist
    allerdings absolut bedarfsgerecht, denn dieser ist nur am
    wissenschaftlichen Fortschritt interessiert und kaum an dessen
    Kollateralschäden. So verwundert es nicht, dass er, kaum das die große
    Katastrophe abgewendet ist, sofort wieder an die Arbeit geht. In der
    deutschen Fassung hat man ihn allerdings in "Chefingenieur Braun"
    umgetauft, da man den originalen Namen wohl als zu sperrig empfunden
    hat. Oder wollte man gar an den deutschen Rakatenforscher Wernher von
    Braun erinnern und diesem so nachträglich nochmals einen negativen
    Stempel aufdrücken? Die Umtaufung ist jedenfalls mehr oder weniger
    ungeschickt, denn der Name "Quatermass" wird in Zeitungsartikeln 1-2 Mal
    eingeblendet, ergibt so aber natürlich keinen Sinn. Neben ihm spielen
    der aus "Ladykillers" bekannte Jack Warner und einen Kurzauftritt hat
    der Schotte Gordon Jackson, der gut 20 Jahre später in der TV-Serie "Die
    Profis" eine Stammrolle hatte.




    Ich kann für den ersten Teil der "Quatermass"-Trilogie nur eine klare
    Empfehlung aussprechen. Die sehr unterhaltsame Mischung vermag auch mit
    fast 60 Jahren auf dem Buckel noch zu begeistern, die knapp 80 Minuten
    Laufzeit haben keine storytechnischen Längen. Für Liebhaber dieser Art
    von Filmen definitiv ein Genuss. Teil 2 wartet schon! Die als Vorlage
    dienende Serie ist wohl leider nicht zu bekommen, wie ich es sehe.


    1957 - Feinde aus dem Nichts (Quatermass 2)




    Prof. Quatermass kommt durch Zufall einer Regierungsverschwörung auf die
    Spur, die es ausserirdischen Invasoren ermöglichen soll, dass Land zu
    übernehmen. Da dies mit Hilfe seines Mondbesiedelungs-Projekts
    geschieht, entschließt er sich zur Aufdeckung des Komplotts.




    Der zweite Teil der Trilogie steht dem Vorgänger in nichts nach, im
    Gegenteil wird das Tempo sogar noch angezogen (natürlich immer noch
    nicht sonderlich rasant, es sind immerhin die 50er).


    Quatermass (der nun auch in der deutschen Version so heißt) wird
    abermals von Brian Donlevy genial grimmig und unterkühlt dargestellt.
    Sein Eifer für die Wissenschaft hat sich kaum geändert und so geht er
    konsequent zu Werke. Zur Seite steht ihm wieder Inspector Lomax, der
    aber diesmal einen anderen Darsteller bekommen hat.


    In bester Chris Carter-Manier wird dargestellt, wie die englische
    Regierung ein riesiges Fabrikgelände nebst Kleinstadt mit Arbeitern und
    Werkschutz in einer abgelegenen Gegend unterhält, dies alles abgeschirmt
    von der Öffentlichkeit. Angeblich soll dort künstliche Nahrung
    hergestellt werden, in Wirklichkeit aber dient der Komplex als Basis für
    eine Invasion der "Feinde aus dem Nichts". Diese schießen von einer
    kleinen Basis auf der "Schattenseite der Erde" Kapseln auf die Erde, die
    bei Berührung durch Menschen platzen und diese dann "übernehmen" - sie
    werden zu willenlosen Sklaven der Aliens.


    Der Film ist ein weiteres Paradebeispiel für den paranoiden Zeitgeist,
    unterstrichen durch die schwarz-weiß-Darstellung und den
    nervenaufreibenden Score entsteht eine wahrlich geladene Atmosphäre.
    Etwas angestaubt wirkt die Ausstattung (aber auch nur teilweise) und die
    Inszenierung der riesigen Glibber-Aliens ist auch nicht unbedingt der
    letzte Schrei, aber für einen über 50 Jahre alten Film unterhalten die
    "Feinde aus dem Nichts" noch sehr gut und auf einem recht hohen Niveau.


    Besonders toll ist der riesige Fabrikkomplex (eine Shell-Raffinerie),
    allein durch dieses Set wird eine großartige Atmosphäre beschworen.




    1967 - Das grüne Blut der Dämonen (Quatermass and the Pit)




    Das Ende von "Quatermass 2" lässt zwar eine direkte Fortsetzung
    vermuten, dies hat Hammer aber leider nicht umgesetzt. Bei Erstellung
    von Teil 3 hatte das Studio bereits seinen Horror-Stil etabliert und
    drehte in Farbe, sodass hier eine ganz andere Wirkung erzielt wird als
    bei den beiden Vorgängern. Leider wurde (aus meiner Sicht) auch die
    Besetzung geändert, da an Teil 3 Nigel Kneale mit wirkte, der Autor der
    ursprünglichen "Quatermass"-Fernsehserie. Dieser mochte Donlevy nicht
    und ersetzte ihn durch Andrew Keir, der schon vorher für Hammer tätig
    gewesen war. Dieser wirkt wesentlich menschlicher und wärmer als sein
    Vorgänger, was dem Film an sich nicht unbedingt schadet, aber einen
    starken Kontrast zu vorher darstellt. Insgesamt hat der Film eine
    promimente Besetzung: neben Hammer-Stammfrau Barbara Shelley sind der
    aus dem Klassiker "Gesprengte Ketten" bekannte James Donald und Julian
    Glover zu sehen. Letzterer bekannt als General aus "Star Wars".




    Medial gesehen ist dieser Teil der am meisten gelobte
    "Quatermass"-Ableger, ich persönlich habe ihn aber als den schwächsten
    Teil empfunden. Dies liegt wohl daran, dass die beiden
    Schwarz-Weiß-Filme ihren ganz eigenen Charme versprühen, während hier
    durch die Farbe einiges davon verloren geht. Zudem sieht man den Sets
    an, dass es Studios sind und das wirkt auf die Dauer doch etwas zu
    billig.


    Die Handlung um ein Mars-Raumschiff, welches bei Ausgrabungen gefunden
    wird, ist dabei nicht verkehrt. Zu Beginn wird gekonnt die Grusel-Kelle
    geschwungen und vor allem die Sturm-Effekte und die "Verwackelungen"
    erzielen ihre Wirkung. Aber dann wird es durch das Spiel mit dem
    kollekiven Unterbewussten etwas fadenscheinig und auch langatmig, vor
    allem die Darstellung der Marsianer in persona und in den Erinnerungen
    ist ziemlich seltsam. Auch wird leider nicht klar, von wem und wodurch
    sie ausgerottet wurden und wieso sie der Menschheit feindlich gesinnt
    sind, wenn diese doch eine Art Experiment sein soll. Querverweise zu
    mittelalterlichen Teufelsdarstellungen und Geistererscheinungen in der
    Hobbs Street, also dem Schauplatz des Schreckens, sind krude und werden
    nicht weiter verfolgt, weswegen am Ende alles sehr undurchdacht wirkt.


    Das Ende ist ein Knalleffekt und ist alles andere als "happy", aber so
    richtig mitreißen wie in den Vorgängern vermag es einen nicht. Insgesamt
    aber dennoch kein schlechter Genre-Beitrag, ich hätte mir aber einen
    etwas würdigeren Abschluss der Reihe schon gewünscht.

  • 1961 - Ein Toter spielt Klavier (Taste of Fear)




    Die junge Penny Appleby kehrt nach langer Zeit in das Haus ihres Vaters
    an die südfranzösische Küste zurück. Sie sitzt seit einem Reitunfall im
    Rollstuhl und hat ihren Vater seit 10 Jahren nicht mehr gesehen.
    Empfangen wird sie vom Chauffeur ihres Vaters und von ihrer Stiefmutter
    Jane. Als sie erfährt, dass ihr Vater kurzfristig verreisen musste,
    denkt sie sich zunächst nichts böses, doch dann geschehen im Haus
    plötzlich seltsame Dinge...




    Dieser in schwarz-weiß gedrehte Thriller kann noch getrost zu den frühen
    Werken der Hammer Studios gezählt werden. Obwohl er medial recht gut
    weg kam, wurde ihm doch vorgeworfen, ein Plagiat von "Die Teuflischen"
    von Georges-Henri Clouzot zu sein; ein Vorwurf, welchem ich entschieden
    widersprechen muss.


    Storytechnisch wurden natürlich anleihen gemacht, dass ist ganz
    offensichtlich und auch nicht weiter verwerflich (selbst Hitchcock hat
    sich von Clouzot inspirieren lassen). Allerdingd gewinnt die Sache
    Spannung und Intensität, da die Hauptprotagonistin im Rollstuhl sitzt
    und somit wehrlos ist. Dies verstärkt die Spannung vor allem zu Beginn
    ungemein. Insgesamt ist der Film (der deutsche Titel ist leider - mal
    wieder - etwas reißerisch geraten) ein wirklich großartiger Genre-Mix!
    Gekonnt werden Grusel-, Krimi- und Thriller-Elemente vermischt, die
    Handlung wird interessant voran getrieben und man tappt als Zuschauer
    lange im Dunkeln. Durch das zügige Tempo und die sehr kurze Laufzeit
    (unter 80 Minuten) entstehen praktisch keine Längen und es bleibt selbst
    dann noch spannend, wenn schon ein Gutteil des Rätsels gelöst ist.
    Regisseur Seth Holt hat bis zuletzt Wendungen und Knalleffekte parat.
    Für Genre-Fans ein echter Genuss. Leider blieb dies, neben "War es
    wirklich Mord?" mit Bette Davis, die einzige wirkliche Hammer-Arbeit von
    Holt, der alkoholkranke Regisseur starb 10 Jahre später bei der Arbeit
    an "Das Grab der blutigen Mumie", der dann von Produzent Carreras fertig
    gedreht wurde.




    Auch die Schauspieler haben einiges zu bieten. Die Hauptrolle wird sehr
    ordentlich von Susan Strasberg (Tochter von Lee Strasberg) gespielt, man
    nimmt ihr die Schwäche und Gebrechlichkeit absolut ab. Auch der heute
    nicht mehr sonderlich bekannte Waliser Ronald Lewis ist in seiner
    Schlüsselrolle als Chauffeur Bob exzellent, seine Darstellung schwankt
    immer passend zwischen mysteriös-undurchsichtig und Aufrichtigkeit. Je
    nachdem, zu welcher Charaktereigenschaft man tendiert, wird von den
    Wendungen entsprechen honoriert. Auch Lean-Ehefrau Ann Todd spielt
    solide bis gut, Christopher Lee hat hier in einer frühen Rolle leider
    nur wenig Auftritte.




    Sicherlich ist "Taste of Fear" weder großartig innovativ noch brillant,
    aber er bietet sehr gute Unterhaltung innerhalb des Genres und ist
    definitiv keine Zeitverschwendung. Bis auf einige wirklich kleine
    Ungereimtheiten (Stichwort: Logistik der Leiche) kann der präsentierte
    Fall überzeugen und hält so oder so einige Überraschungen parat.






    1962 - Die Bande des Captain Clegg (Captain Clegg)




    Im 18. Jahrhundert herrscht in England der Kriegszustand, das Empire
    befindet sich im Konflikt mit Frankreich. Die englische Marine kommt auf
    einen Tipp hin in ein kleines Küstendorf und will es nach Schmugglern
    und ihrer Ware durchforsten. Zunächst finden sie nur eine scheinbar
    friedliche Gemeinde vor, doch schnell wird klar, dass hier etwas ganz
    und gar nicht stimmt.




    Der zweite Piratenfilm von Hammer nach "Piraten vom Todesfluss" ist
    abermals ein recht gelungener Genremix. Er erzählt zunächst eine
    klassische Schauergeschichte, in der des Nachts Gespenster über das Moor
    rings um das kleine Dorf geistern und die braven Einwohner ihre Türen
    und Fenster fest verschlossen halten. Aber schon nach kurzer Zeit
    schwenkt der Film um zu einem waschechten Krimi, mit Irreführungen,
    Geheimgängen und mit Gemeindemitgliedern, die alle ein Geheimnis zu
    haben scheinen.




    Ganz objektiv gesehen bietet "Captain Clegg" eigentlich keine besonderen
    Reize, denn wahre Spannung kommt nicht auf und die Auflösung der
    zunächst wirren Umstände hat sich der geübte Zuschauer auch eher
    schneller als langsamer herbei gedacht. Aber für Genre-Freunde bietet
    er, wie eigentlich bei Hammer üblich, immer noch sehr solide und gut
    inszenierte Kost. Allein Peter Cushing lohnt sich natürlich immer, und
    auch hier ist seine Rolle famos gespielt. Angeblich schlug er seinerzeit
    sogar ein finanziell reizvolleres Projekt aus, um "Captain Clegg"
    machen zu können. Den Spaß an der Sache merkt man ihm hier auf jeden
    Fall an.


    In einer Nebenrolle ist (wie auch schon im vorigen Piratenfilm) der
    heute eher für andere Projekte bekannte Oliver Reed zu sehen, der in
    seiner Laufbahn den ein oder anderen Hammer-Film gedreht hat. Ansonsten
    ist die Besetzungsliste, neben ein paar weiteren Hammer-Stammleuten,
    eher weniger prominent, was hier aber kaum relevant ist.




    Für Liebhaber des Hammer-Stils ein absolut empfehlenswertes Machwerk mit
    gewohnt guten Sets und einem Drehbuch ohne Hänger (basierend auf einer
    Roman-Reihe). Die moralische Botschaft zum Ende ist vielleicht etwas
    fragwürdig, aber solche Dinge spielen im Genre eher eine untergeordnete
    Rolle, würde ich meinen. Wer Hammer und Cushing mag kann hier gar nichts
    falsch machen.

  • 1959 - Die Rache der Pharaonen (The Mummy)




    Nach mehreren Jahren Suche entdeckt ein Team britischer Ägyptologen 1885
    das Grab einer berühmten ägyptischen Prinzessin. Das Grab ist
    versiegelt und unberührt und enthält neben dem Sarkophag auch eine
    geheimnsivolle Schriftrolle. Doch als einer der Entdecker aus zunächst
    unbekanntem Grund wahnsinnig wird und die Schriftrolle verschwindet,
    kehrt die Expedition nach England zurück. Jahre später wird das Team von
    den Geschehnissen eingeholt.




    Der erste der vier Mumien-Filme von Hammer legt gleich einen gewissen
    Standard vor. Der Originaltitel ist insofern irritierend, als das er
    impliziert, es würde sich um eine Neuverfilmung des Schwarz-Weiß
    Klassikers mit Boris Karloff handeln. Dem ist aber nicht so, denn
    Handlung und Protagonisten sind, wenn auch ähnlich, doch
    unterschiedlich. Vielmehr verstand sich der Film als Remake des
    "Mummy"-Nachfolgefilms "The Mummys Hand" von 1940, der aber seinerzeit
    schon nichts mehr mit dem Original zu tun hatte. Da ich diesen nicht
    kenne, kann ich dazu nichts weiter sagen.




    Während im Film von 1932 der Hohepriester Imhotep zur Strafe für seine
    verbotene Liebe zu einer Prinzessin lebendig begraben wird und nach
    seiner Ausgrabung im 19. Jahrhundert wieder erwacht, um sich dann
    eigenständig an seinen Erweckern zu rächen und seine geliebte Prinzessin
    wieder zu beleben (hier weißt der Film sogar Parallelen zu Arthur Conan
    Doyles Geschichte "Der Ring des Thoth" auf), wird im Hammer-Film der
    Priester Kharis seinerseits aus verbotener Prinzessinenliebe lebendig
    mumifiziert und erwacht später durch die Verlesung der bereits erwähnten
    Schriftrolle zu neuem Leben. Er wird hier allerdings nicht zum
    eigenständig handelnden Protagonisten, sondern ist der Vollstrecker
    eines Anhängers des Gottes Karnak, welcher den Grabschändern aus England
    Rache geschworen hat und diese mit Hilfe der lebendigen Mumie nun
    umsetzen will.


    Die Parallelen in den verschiedenen Geschichten sind zwar
    offensichtlich, sie unterscheiden sich aber immer in diversen Details
    und insgesamt tut dies der Sache auch keinen Abbruch, da die
    Ausgangshandlungen bei den meisten Mumien-Filmen generell sehr ähnlich
    sind.




    Die Hammer-Produktion setzt hier, wie gesagt, einen gewissen Standard.
    Dies geschieht hauptsächlich durch das famose Darsteller-Ensemble, allen
    voran Peter Cushing als junger und fanatischer Ägyptologe. Allein seine
    Präsenz macht Filme sehenswert und hier ist es nicht anders. 1959 stand
    er mit Mitte 40 in der Blüte seiner Schaffenskraft und zeigt hier die
    eindrucksvolle Darstellung eines rigorosen Charakters, der trotz
    körperlicher Einschränkungen auf sein Ziel fokussiert ist und sich mutig
    den Gefahren stellt.


    Sein Widerpart ist, wenn auch kaum mal ohne Bandagen zu sehen,
    Christopher Lee als die Mumie bzw. der Prieser Kharis. Auch seine
    Performance ist absolut denkwürdig und beeindruckend, gibt er der Mumie
    durch seine Physik doch eine schaurig-gewaltige Ausstrahlung; seine
    Gangart und seine hie und da nur durch seine freiliegenden Augen
    repräsentierte Mimik verstärken dies und geben der Mumie beizeiten sogar
    einen betont emotionalen, tragischen Ausdruck.


    Das Lees Rolle auch körperlich sehr fordernd war, wird im Film deutlich
    (er stapft durch kniehohen Morast, durchbricht vergitterte Fenster und
    Türen und greift als Racheengel des Karnak diverse Leute an), ist aber
    auch belegt durch diverse Verletzungen, die er sich beim Dreh zu zog. So
    kugelte er sich u.a. ein Schultergelenk aus und erlitt Verbrennungen
    durch die Knallkörper, die zur Darstellung der Einschüsse an seinem
    Körper angebracht waren.


    Die beiden sind ein wahres Traumpaar als Besetzung, wenn man das hier so
    sagen kann, und werten jeden Film auf. Aus der Sicht des Holmesianers
    ist hier noch von Interesse, dass Cushing in der deutschen Fassung von
    niemand geringerem als Erich Schellow syncronisiert wird.


    Auch die weitere Darsteller-Riege ist, wenn auch hierzulande nicht
    unbedingt prominent, absolut erstklassig. Neben dem in England sehr
    bekannten Theater-Schauspieler Felix Aylmer als Vater von Cushings Figur
    sind die ausserordentlich hübsche Französin Yvonne Furneaux als
    Cushings Frau und Raymond Huntley als Cushings Onkel zu sehen, letzterer
    ist dem ein oder anderen evtl. aus Carol Reeds "Unser Mann in Havanna"
    mit Alec Guiness bekannt. In Bezug auf Peter Cushing ist noch die
    Mitwirkung von Eddie Byrne als Inspektor bemerkenswert, denn dieser
    spielte Jahre später (ebenso wie Cushing) eine Rolle im ersten Teil von
    "Star Wars". Während Cushing einen Imperialen spielte, war Byrne als
    General Willard auf Seiten der Rebellen zu finden.




    Was die Handlung angeht, bietet "Die Rache der Pharaonen" natürlich
    nichts wirklich neues, auch 1959 schon nicht. Interessant wäre zu
    wissen, ob sich die Macher des 1932er Films möglicherweise die
    Hauptinspiration von Conan Doyle holten, denn dieser hat ja neben dem
    bereits erwähnten "Ring des Thoth" auch noch eine Kurzgeschichte mit dem
    Namen "Die Mumie" verfasst, in welcher ein Student eine Mumie für seine
    Zwecke zum leben erweckt. Und anders als "Dracula" oder "Frankenstein"
    ist die Gestalt der Mumie zwar auch ein klassisches Horror-Monster
    geworden, dies jedoch ohne konkrete literarische Vorlage.


    Dennoch ist der Film durchaus spannend und kommt schon nach gut einem
    Viertel ordentlich in Fahrt, denn die recht kurze Laufzeit und die doch
    recht zügig voran getriebene Handlung lassen keine Zeit für Längen oder
    Atempausen. Hier wird die Handschrift des Hammer-Stammregisseurs Terence
    Fisher deutlich, der auch schon die Studio-Klassiker "Dracula" und
    "Frankenstein" in Szene gesetzt hatte, sowie natürlich den Hammer-HOUND
    mit Cushing als Sherlock Holmes und gute 3 Jahre später "Sherlock Holmes
    und das Halsband des Todes" mit Christopher Lee als Holmes; diesmal
    jedoch nicht für Hammer




    Einziges Manko sind die zu Beginn des Films eingesetzten Sets der
    Ausgrabungsstätte und der Grabkammer selbst, die doch schon arg billig
    wirken. Dies ist zwar Aufgrund des Alters und er Machart bis zu einem
    gewissen Grade zu tolerieren, sticht hier aber doch schon sehr ins Auge.
    Bei den späteren Szenen in England ist dies jedoch nicht mehr zu
    beobachten, gerade hier wirkt das im Studio erschaffene Moor glaubwürdig
    und schaurig. Auch Herrenhaus und Nervenheilanstalt bieten gute
    Kulissen.




    Insgesamt ein wirklich guter Genre-Beitrag, der uneingeschränkt dem
    Liebhaber zu empfehlen ist. Für Peter Cushing und Christopher Lee war
    dies leider aus verschiedenen Gründen der erste und letzte Mumien-Film,
    daher ist es eine Freude, das Duo hier bei seiner Arbeit begutachten zu
    können.

  • 1964 - Die Rache des Pharao (The Curse of the Mummy's Tomb)




    Eine von dem amerikanischen Schausteller Alexander King finanzierte
    finanzierte Truppe von englischen Archäologen und Ägyptologen findet in
    Ägypten das Grab des Pharaos Ra-Antef. Nach dem Fund entbrennen
    innerhalb des Teams Streitigkeiten, denn während Teilnehmer Sir Giles
    Dalrympie die Mumie und den Sarkophag natürlich in ein Museum bringen
    will, plant der finanzkräftige King eine Rundreise der Mumie durch
    England und Amerika im Zirkuszelt. Durch die Mumie und eine
    entsprechende Inszenierung erhofft er sich satte Gewinne. Doch in London
    verschwindet die Mumie unter mysteriösen Umständen aus ihrem Sarg...




    Der zweite Mumienfilm von Hammer ist leider ein ziemlicher Reinfall,
    dass kann man angesichts des Vorgängers kaum anders formulieren.


    Da Hammer-Eigentümer Michael Carreras hier als Regisseur, Drehbuchautor
    und alleiniger Produzent fungiert, ist anzunehmen, dass er ein
    spezielles Interesse an dem Stoff hatte und sich von seiner Umsetzung
    großen Erfolg versprach, denn anders ist eigentlich nicht zu erklären,
    warum man ein Quasi-Remake des ersten Films ("Die Rache der Pharaonen")
    mit leicht abgeänderter Handlung und schlechteren Schauspielern
    erstellt, dazu noch mit diversen Längen und kaum gruseligen/ spannenden
    Szenen.




    "Schlechtere Darsteller" ist dabei natürlich relativ, denn
    Hauptdarsteller Terence Howard als undurchsichtiger Gigolo und
    Amateur-Archäologe macht seine Sache durchaus recht gut. Einem breiteren
    Publikum ist er wohl am ehesten durch "Hamlet" bekannt, wo er neben
    Laurence Olivier und Peter Cushing spielte. Für Sherlockianer ist der
    Film wahrscheinlich hauptsächlich durch das Mitwirken von Ronald Howard
    von Interesse, der hier allerdings eher blass bleibt. Dies ist jedoch
    möglicherweise der Anlegung seiner Rolle geschuldet, da ihm hier durch
    seinen Namensvetter die Braut ausgespannt wird. Diese wird von Jeanne
    Roland dargestellt, die sonst hauptsächlich für das britische Fernsehen
    drehte, und durch sie wird hier in den frühen 60ern schon ein Trend
    deutlich, den Hammer vor allem in den 70ern (neben der teilweise
    steigenden Brutalität) weiter verfolgte, um sich bei den Kartenverkäufen
    besser zu stellen: Sex. So spielt sie hier nicht nur eine Französin mit
    Schlafzimmerakzent, sondern gibt sich auch entsprechend offen und
    wechselt nach kurzer Zeit des Werbens mal flugs den Verlobten. Auch dem
    Amerikaner King, der nach Gutsherrenart mit seiner Unternehmung und den
    Teilnehmern umspringt, gibt sie sich stets sehr offenherzig (dieser im
    übrigen hervorragend dargestellt von hard-boiled-Veteran Fred Clark).
    Auch ihr Dekolleté ist mehr oder weniger oft mittig zu sehen. Ob es
    gefällt oder stört, ist sicherlich individuell zu entscheiden, auffällig
    ist es in jedem Fall. Weiterhin werden ie Anleihen beim ersten Film
    deutlich, wenn man sieht, dass der Zyprer George Pastell hier fast den
    selben Charakter darstellt, sogar der Name nur unwesentlich abgeändert
    worden.


    Auch wenn der ein oder andere Schauspielern hier für sich genommen
    einige Qualitäten besitzt, so ist der erste Film bis in die Nebenrollen
    wesentlich hochkarätiger besetzt (zumal mit Lee und Cushing).




    Zumindest hat man sich bei der Mumie Mühe gegeben, sich etwas von 1959
    abzuheben (was man von den Wüstensets und der Musik nicht unbedingt
    sagen kann) und sie massiver und klobiger gestaltet. Während Christopher
    Lee mit seiner drahtig-sportlichen Erscheinung und zackiger Gangart
    einen ganz eigenen Flair erschuf, wandelt die Mumie hier im
    Zombie-Modus, atmet schwer und hat kein Gesicht. So entsteht ein eigener
    Eindruck, der auch nicht unbedingt schlecht ist. Aber Lees Performance
    ist weit davor anzusiedeln.


    Das Drehbuch gibt neben einiger Änderungen im Sub-Plot (mit Einbau eines
    mythologischen Bruder-Zwistes) und der ein oder anderen
    Holzhammer-Kritik an geschichtsvergessener Respektlosigkeit und
    amerikanischem Unternehmertum auch nicht viel her, um diesen lauen
    Grusel zu retten. Der Fluch der Mumie und die Rache sind hier bis kurz
    vor Schluss des ohnehin mit 75 Min. sehr kurzen Films nur am Rande ein
    Thema. Sodann wird in der letzten Viertelstunde versucht, den
    Rachefeldzug des steifen Pharao abzuarbeiten und gleich noch etwas Drama
    und Tragik mit hinein zu legen. Eine Sache, die gründlicher nicht
    fehlschlagen kann.




    Leider schon für sich genommen ein äußerst langweiliger und angestaubter
    Beitrag zur Mumien-Thematik, der dann im Vergleich mit seinem Vorgänger
    zwangsläufig das Nachsehen haben muss. Wer allerdings an Ronald Howard
    in der Holmes-Serie gefallen gefunden hat (ich kenne sie selbst leider
    noch nicht), der könnte hier zumindest noch im Ansatz auf seine Kosten
    kommen.

  • Leider ist der dritte Film der Hammer-Reihe, "Der Fluch der Mumie",
    aktuell für Normalsterbliche nicht zu bekommen, weshalb ich schweren
    Herzens direkt zum Abschluss springen musste.






    1971 - Das Grab der blutigen Mumie (Blood from the Mummy's Tomb)




    Ein Archäologenteam entdeckt das Grab der ägyptischen Königin Tera und
    legt den Leichnahm frei. Zur Überraschung der Forscher ist die Leiche
    nicht verwest und in sehr gutem Zustand. Aufgrund der Tatsache, dass der
    Leiche die rechte Hand fehlt und sich unheilvolle Schriftzeichen auf
    dem Sarkophag befinden, beschließt das Team, die Entdeckung geheim zu
    halten und die Sache zu vergessen. Doch die Königin strebt ins Leben
    zurück.




    Beim letzten Mumien-Film aus dem Hause Hammer hat man sich zumindest bei
    der Handlung wieder etwas mehr ins Zeug gelegt und sich mit Bram
    Stokers "Juwel der sieben Sterne" einen in den meisten Fällen recht
    fähigen Genre-Autor zur Vorlage gewählt. Dennoch, und auch obwohl er
    später mehrmals zur hollywood'schen Neuverfilmung ausgewählt wurde, ist
    der Film aus meiner Sicht als unterdurchschnittlich zu bewerten.


    Die Produktion stand aber von vornherein unter einem schlechten Stern,
    als Hauptdarsteller Peter Cushing aus dem Projekt ausstieg. Cushing, der
    m.E. jeden Film nur durch seine Präsenz schon aufwertet, verließ den
    Film nach dem ersten Drehtag, um bei seiner lungenkranken Frau zu sein.
    Auch später wurde es nicht besser, als nach 5 von 6 Drehwochen Regisseur
    Seth Holt an einem Herzinfarkt verstarb. Der schwer alkoholkranke Holt
    wurde dann für den Rest der Zeit von Firmeneigner Michael Carreras
    ersetzt.




    Das sind zwei enorme Rückschläge, von denen sich der Film offensichtlich
    nicht erholen konnte. Denn obwohl Spannungs-Spezi Holt auf dem
    Regiestuhl saß, merkt man das dem Film kaum an. Die Inszenierung ist
    langatmig und gewinnt trotz einiger Ermittlungsarbeit selten an Fahrt.
    Möglicherweise war der Zustand Holts bis zu seinem Tod schon so
    schlecht, dass er kaum mehr seine volle Schaffenskraft entfalten konnte.
    Und Carreras gab dem Film dann wohl im besten Wortsinne den Rest, denn
    von ihm ist leder trotz einiger Regieerfahrung wenig Verbesserung zu
    erwarten.


    Als Ersatz für Herrn Cushing wurde der vollbärtige Andrew Keir
    verpflichtet. Hier ist es abermals ein Fall des Vergleichs, denn für
    sich genommen ist der Hammer-routinierte Schotte sicherlich ein guter
    und absolut fähiger Mann. Erwartet man aber Cushing zu sehen bzw. hat
    ihn im Kopf, weil er der Professoren-Rolle im ersten Teil seinen Stempel
    aufdrückte, so ist Keir leider nur ein schwacher Ersatz.


    Womit der Film allerdings im Unterschied zu Unterhaltungswert und Grusel
    wieder (ähnlich wie oben) nicht geizt, sind (vermeintlich) erotische
    Motive. Das die hier in einer Doppelrolle aufspielende Valerie Leon eine
    große Oberweite hat, ist nach Genuss des Films jedem nur allzu klar,
    denn inszenatorisch hat man sich hier fast die meiste Mühe gegeben. Als
    Hauptdarstellerin hat sie zugegebenermaßen auch nicht wirklich das
    nötige charakterliche Format, warum sie allerdings im englischen Film
    des öfteren als dekoratives Beiwerk eingesetzt wurde, ist absolut
    einzusehen. Die weiteren Darsteller, wie James Villiers und Hugh Burden
    sind ebenfalls solide englische Krimi-Mimen, die aber kaum einen
    tieferen Eindruck zu hinterlassen vermögen.


    Für Holmes-Kenner ist aber allemal noch Rosalie Crutchley in ihrer
    kurzen Rolle einen Blick wert, die man mit gutem Auge aus der
    Brett-Episode "The Norwood Builder" erkennen kann, wo sie die "Mrs.
    Lexington" spielte.




    Mit diesem dramaturgisch müden und eher blutig statt gruseligen
    Abschluss stellt sich mir die Mumien-Reihe von Hammer leider als
    insgesamt recht schwach dar. Ein abschließendes Urteil ist natürlich
    erst nach Sichtung von Teil 3 möglich, aber bis dahin kann ich nur auf
    die 1959er-"Rache" verweisen, wenn man sich gerne Mumien-Qualität im
    Hammer-Stil anschauen mag.

  • 1974 - Ti Lung - Der tödliche Schatten des Mr. Shatter (Shatter)




    Shatter ist ein Profikiller von hohem Rang und wird gebucht, um in einer
    afrikanischen Bananenrepublik den Präsidenten auszuschalten. Als er
    nach getaner Arbeit nach Hongkong reist, um zu kassieren, ergeben sich
    unerwartete Schwierigkeiten. Das Verbrechersyndikat, für welches Shatter
    tätig war, wendet sich gegen ihn und der Jäger wird zum Gejagten.




    Auf den ersten Blick wirkt dieser Film ziemlich abgedreht: Ein Kung
    Fu-Film von Hammer? Mit Peter Cushing? Leider ist alles nur halb so
    wild. "Shatter" ist die zweite (und letzte) Ko-Produktion von Hammer mit
    den Studios der Shaw Brothers aus Hongkong, die für ihre Martial
    Arts-Streifen berühmt sind ("Die 36 Kammern der Shaolin" etc.). Das
    Kampfsport-Kino erlebte in den 70er Jahren einen ungeheuren Boom ähnlich
    dem der Italo-Western in Europa, was natürlich neben qualitativ guten
    Genre-Produkten auch immer Trittbrettfahrer, Neuverfilmungen und
    generell schlechte Nachzügler mit sich bringt, und zu diesen ist das
    vorliegende Werk definitiv zu zählen.


    Nachdem Michael Carreras schon für den letzten Dracula-Teil "Die sieben
    goldenen Vampire" die Gebrüder Shaw und einen chinesischen Ko-Regisseur
    ins Boot holte, um die Vampir-Thematik mit Kung Fu-Einlagen zu
    garnieren, wurde hier nun ein "reinrassiger" Kung-Fu-Thriller gedreht,
    um auf den fahrenden Zug weiter aufzuspringen.




    Als Zugpferd für Asien hat man den Shaw-Superstar Ti Lung als zweite
    Hauptrolle engagiert, der als Meister des Wing Chun natürlich auch zu
    95% für die Handkanten-Action zuständig ist. Für die weiße Zielgruppe
    hat man den Amerikaner Stuart Whitman als titelgebender "Mr Shatter",
    der aber eher lustlos und wenig grazil durch Verfolungsjagden und
    Prügeleien wankt. Whitman begann seine Karriere in TV-Serien wie
    "Rauchende Colts" und "Die Straßen von San Fransisco", einen seiner
    größten Auftritte hatte er neben dem Duke in "Der längste Tag". An ihm
    ist also sicherlich kein Charakter-Darsteller verloren gegangen, den
    knallharten Killer nimmt man ihm hier aber auch nur in Maßen ab. Diese
    Wahl war also recht unglücklich und die Pläne zu einer Fernsehserie um
    seine Figur wurden zurecht verworfen.




    Die Story gibt an sich relativ viel her und die ersten 30 Minuten sind
    auch durchaus interessant gestaltet. Hongkong in den 70er Jahren war,
    dass fällt in Filmen immer wieder auf, ein absolutes reizvoller
    Schauplatz für Krimis und dies ist hier zunächst nicht anders. Aber
    Michael Carreras zeigt hier abermal, dass er kein Meister der Regie ist
    und verpasst den Punkt, wo er dass Tempo hätte anziehen müssen. So ist
    die Jagd auf Shatter zwar eröffnet, aber es passiert irgendwie nichts
    und den Gejagten selbst scheint dies auch recht kalt zu lassen. So wird
    dieser erst von Polizeischlägern aufgemischt und später mehrmals fast
    erschossen, ohne das er umsichtiger würde oder gar tätig im Sinne von
    Flucht oder Angriff. Erst als er durch einen Zufall Ti Lung kennen lernt
    und sieht, dass dieser auch noch zufällig Hongkongs Kung Fu-Meister
    ist, geht es etwas nach vorne. Doch auch das versiegt recht schnell
    wieder und der Film hampelt von einer Karate-Keilerei zur nächsten. Auch
    eine eher sinnlose und kurze Lovestory peppt das Szenario kaum auf.




    Auch ist dies einer der wenigen Filme, in denen Peter Cushing trotz
    seiner Mitwirkung kaum etwas bewirken kann. Er tritt als Ermittler des
    Drogendezernates (?) nur einige Mal kurz auf und wirkt generell eher
    blass und geschwächt. Dies wird wohl noch vom Tod seiner Frau und den
    nachfolgenden Depressionen seinerseits her rühren. Daher ist ihm hier
    selbstverständlich kein Vorwurf zu machen.


    Immerhin bietet der Film noch ein nettes 70er-Jahre-Setting für den
    Liebhaber und einen für diese Zeit ebenfalls üblichen Jazz-Score á la
    Roy Budd, was aber das Gesamtbild nur wenig bessern kann.




    "Shatter" ist abschließend also kein sonderlich rühmliches Machwerk, das
    die späten Zeiten der Hammer Productions zu Tage förderten. Sowohl von
    Hammer als auch auf der anderen Seite von den Shaw Brothers kennt man
    (viel) besseres und wer nicht unbedingt ein extremer Fan von
    Kung-Fu-Filmen ist, wird hiermit nicht glücklich werden.


    1961 - Terror der Tongs (The Terror of the Tongs)




    Captain Jackson Sale von der britischen Marine kehrt mit seiner Fregatte
    in seinen Heimathafen zurück, der britischen Kolonie Hongkong. Doch
    schon kurz nach seiner Ankunft wird ein Bekannter des Captains in aller
    Öffentlichkeit ermordet und kurz darauf trifft es auch seine eigene
    Tochter Helena. Da von der Polizei keine Hilfe zu erwarten ist, beginnt
    Sale seine eigenen Ermittlungen. Doch er stößt auf eine Wand aus
    Schweigen und Korruption, sogar bis in die Reihen seiner Landsleute.




    Um es gleich vorweg zu nehmen: "Terror der Tongs" aka "Geheimbund Hongkong" ist einer der deutlich schwächeren Hammer-Filme.


    Dabei ist das Szenario gar nicht uninteressant. Lange vor dem
    Asia/Kung-Fu-Hype in den 70ern unternimmt das britische Studio den
    Versuch, eine solide Krimi-Handlung an exotische Schauplätze zu verlegen
    und dabei die örtliche Mafia zu beleuchten, die sog. Tongs. Dies sind
    aufeinander eingeschworene Gruppen oder Bruderschaften, ähnlich den
    Triaden in China. Also organisierte Kriminalität der übelsten Sorte, die
    hier in dem noch zum Commonwealth gehörenden Hongkong wütet (bzw. wüten
    soll). Das Drehbuch ist in Grundzügen von Terence Fishers "Die Würger
    von Bombay" abgekupfert, ebenfalls ein Hammer-Film, doch aus dem Jahre
    1959. Offensich hielt man es für lohnenswert, nur den Handlungsort
    innerhalb Asiens zu wechseln und nochmals eine ähnliche Story zu drehen,
    die Filme könnten dammals also recht erfolgreich gewesen sein.




    Die aktuelle Bewertung fällt deutlich nüchterner aus, und das auch
    zurecht. Die Handlung ist arg vorhersehbar und bietet keinerlei
    wirkliche Spannungsmomente, was für einen Krimi in der Regel eher
    schlecht ist. Dazu kommt die allzu seichte Umsetzung eines potentiell
    düsteren und gewalttätigen Stoffes. Es geht immerhin um eine Gruppierung
    des übelsten Mördergesindels, die mit Drogen und Menschen handelt und
    ihren Wirkungskreis mit Angst und Terror überzieht, um sich ihren Profit
    zu sichern. Diese Vereinigung wirkt hier allerdings eher wie eine
    religiös angehauchte Karnevalstruppe. Christopher Lee ist dabei als Kopf
    der Bande leider kaum eine Hilfe, denn seine Darbietung gemahnt eher an
    einen Hersteller chinesischer Kalenderspruchkarten als an einen
    gemeinen Gangboss. Das Hammer hier mit der Maske nicht geizte und quasi
    Lees späteren Look als Dr. Fu Man Chu vorweg nahm, ist ebenfalls nur
    begrenzt wirkungsvoll. Dennoch muss man die Maske für das Umgestalten
    des Briten zum Asiaten loben, denn das hier ein Europäer mit Mandelaugen
    steht, fällt wirklich nicht auf. Wenn man nicht wüsste, das Lee mit
    spielt, müsste man glatt zweimal hingucken. Der Schauspieler sagte
    später auch, dass dies von der Maske her eine seiner unangenehmsten
    Rollen war. Leider hat sich der Aufriss kaum gelohnt.




    Der einzig etwas reell wirkende Mitarbeiter des Syndikats ist Lees
    massiger Chinesen-Bodyguard, der aber nach kurzer Judo-Einlage denn auch
    recht fix das Zeitliche segnet. Mit Anthony Bushell, der ansonsten
    überwiegend für das englische Fernsehen drehte und schauspielerte (u.a.
    in der "Quatermass"-Serie), hat man hier ganz offensichtlich daneben
    gegriffen und auch Hammer-Drehbuch-Veteran Jimmy Sangster kann hier
    nichts mehr heraus reißen.




    Hauptdarsteller Geoffrey Toone macht seine Sache allerdings absolut
    grundsolide, dem massigen Iren nimmt man den handfesten Seemann ohne
    weiteres ab. Aber auch seine Darstellung verliert ohne entsprechenden
    Handlungsraum recht schnell ihren Reiz, denn es fehlt einfach komplett
    an Geschwindigkeit und Spannung. Hier hätte man von Hammer deutlich mehr
    erwarten können, in Anbetracht der sonstigen in diese Schaffenszeit
    fallenden Werke, die oftmals mit den hier fehlenden Elementen nicht
    geizten. Auch wer Blut und Gewalt erwartet, wird enttäuscht, denn
    Kampfszenen gibt es nur wenige (und wie gesagt, sehr seicht) und blutig
    wird es auch nur in Ansätzen. Wobei hier in der deutschen Fassung
    offensichtliche Schnitte enthalten sind, aber auch das Original wird
    kaum viel heftiger sein.




    Leider enorm verschenktes Potential, mit einer etwas mehr in Richtung
    brutalem Thriller verschobenen Inszenierung hätte sich der "Terror der
    Tongs" weitaus besser entfalten können. So aber kann man nur
    hartgesottenen Hammer- und Lee-Freunden eine Empfehlung aussprechen.

  • 1964 - Das düstere Haus (Fanatic)




    Die junge Pat Carroll fliegt nach London, um ihren Verlobten zu treffen.
    Doch bevor sie mit ihm Zeit verbringt, will sie erst die Mutter ihres
    Ex-Verlobten besuchen, der vor einigen Jahren bei einem Autounfall ums
    Leben kam. Die alte Mrs. Trefoile hat Pat brieflich zu sich eingeladen
    und so fährt die junge Frau zum Anstandsbesuch aufs Land. Ein
    Entschluss, den sie schon bald bereut.




    Der Kanadier Silvio Narizzano hat mit "Fanatic" wohl einen der besten
    Thriller vorgelegt, den Hammer zu bieten hat. Der originale Titel trifft
    den Kern dabei wesentlich besser, der deutsche Titel soll wohl eine
    Konzession an den gothic horror darstellen, wie man ihn von Hammer in
    der Regel erwartet.


    Dies sucht man hier jedoch vergebens, denn man findet sich in den 60er
    Jahren in britischer Land-Idylle wieder, doch der Schein trügt hier
    gewaltig. Narizzano, der wohl sonst nur hartgesottenen Genre-Kennern
    durch den Krimi "Blutrausch" mit Franco Nero und Telly Savalas ein
    Begriff ist, entfesselt hier ein wahres Spannungsfeuerwerk mit fein
    ausgeloteten menschlichen Abgründen und Abhängigkeiten, dass man so von
    den Hammer Studios nicht unbedingt erwartet hätte.




    Dabei bringt den Liebhaber ein Blick auf die Liste der Mitwirkenden
    schon in Fahrt. Das Drehbuch hat nämlich kein geringerer als Richard
    Matheson geschrieben, basierend auf einem Roman der US-Autorin Elizabeth
    Linington. Der mittlerweile fast 90-jährige Matheson ist Freunden der
    Phantastik vor allem durch seine Geschichte "Der Omega-Mann" ein
    Begriff, die mehrmals hervorragend verfilmt wurde (u.a. mit Vincent
    Price und Charlton Heston), sowie durch "Die unglaubliche Geschichte des
    Mr. C". Auch für Roger Corman war er als Drehbuchschreiber tätig,
    sodass Hammer hier einen absoluten Hochkaräter mit ins Boot holte; mit
    entsprechendem Ergebnis.


    Auch die Darsteller sind hier durchgehend sehr gut, wobei sich mit Peter
    Vaughan und Donald Sutherland zwei weiland noch eher unbekannte Leute
    vor der Kamera vereinen, die später jeweils noch groß Karriere machten.
    Sutherland ist zwar nur recht kurz als geistig zurückgebliebener
    Mitbewohner des Haushalts Trefoile zu sehen, trägt aber maßgeblich zur
    Atmosphäre des Films bei und lässt bereits erahnen, was er kann.


    Vaughan spielt den Hausdiener mit dunkler Vergangenheit, er neigt zum
    Sadismus und zur Trunksucht. Auch er erzeugt durch sein Spiel
    Beunruhigung, besonders seine Mimik spiegelt sehr gut einen gewissen
    Wahnsinn wieder. Vaugahn ist zu Recht bis heute aktiv und hat in einigen
    großen Filmen mitgewirkt, wie Peckinpahs "Straw Dogs" oder der
    Literatur-Verfilmung "Was vom Tage übrig blieb" (aktuell ist er übrigens
    in "Game of Thrones" zu sehen). Es ist ein Glück für Hammer und den
    Film, das solch vielversprechende Darsteller verpflichtet werden
    konnten.


    Glanzstück von "Fanatic" ist aber ohne Zweifel Mrs. Trefoile alias
    Tallulah Bankhead. Die Amerikanerin hat zwar nicht unbedingt in
    bekannten Filmen gespielt und dürfte heute eher in Vergessenheit geraten
    sein, starb sie doch auch nur einige Jahre nach dem Hammer-Film im
    Alter von 66 Jahren. Aber was sie hier zeigt, ist nur als grandios zu
    bezeichnen. Sie spielt die alte, verbitterte und halb wahnsinnige Frau
    exzellent. Sie hat ihren Sohn verloren und kommt darüber nicht hinweg,
    flüchtet sich in ihren Glauben und wird darüber zur christlichen
    Fanatikerin mit einer ausgeprägten Persönlichkeitsstörung und
    herrischem, puritanischem Auftreten. Die Schwankungen zwischen den
    verschiedenen Gemütszuständen und ihren Ausprägungen sind anspruchsvolle
    Arbeit für einen Schauspieler, daher kann man Mrs. Bankhead nur loben.
    Ohne sie wäre "Das düstere Haus" sicherlich um einiges abgewertet
    worden.


    Die letzten Glieder in der Kette bilden Stefanie Powers als junge Frau,
    die in die Fänge des Herrn gerät, sowie Yootha Joyce als Dienerin und
    Frau von Vaughan. Erstere spielt die modebewusste aber ansonsten recht
    hilflose und naive Frau routiniert, ist aber austauschbar. Joyce macht
    als Frau fürs Grobe an sich eine gute Figur, allerdings stellt sie ihre
    innere Zerrissenheit nicht sonderlich überzeugend dar, die durch die
    Verschiebung der Loyalitäten entsteht.




    Dies ist wiederum die große Stärke von Mathesons Drehbuch, denn hier
    scheint irgendwie jeder von jedem abhängig zu sein und jeder hat seine
    Leichen im Keller. Die Hausherrin schwankt zwischen Gottesfurcht und
    erbittertem Hass, Vaughan als Diener tut zwar frömmelnd, trinkt und hurt
    aber gerne und will das Haus eigentlich erben. Seine Frau weiß um seine
    Affäre, ist aber trotzdem psychisch von ihm abhängig und ist Mrs.
    Trefoil trotz Widerwillen zu Diensten. Diese wackeligen Beziehungen
    kommen am Ende denn auch zu einem etwas abprupten, aber schlüssigen
    Finale.


    "Das düstere Haus" kann ganz konkret als Thriller-Perle aus dem Hause
    Hammer bezeichnet werden und ist uneingeschränkt zu empfehlen.


    1972 - The Fear - Angst in der Nacht (Fear in the Night)




    Die junge Peggy ist frisch vermählt und will ihrem Mann Robert, der
    Lehrer ist, zu dessen Arbeitsstätte folgen. Einen Abend vor der Abreise
    wird sie in ihrem Zimmer überfallen und bewusstlos gewürgt, den Täter
    hat jedoch niemand kommen oder gehen sehen. Da Peggy ohnehin psychisch
    labil ist und bereits wegen Nervenproblemen in Behandlung war, glaubt
    niemand an einen Überfall. Sie folgt Robert zum Internat, wo dieser
    tätig ist und zieht mit ihm in ein Häuschen auf dem Gelände, wo sie auch
    bald das Rektorenehepaar kennen lernen soll, die Carmichaels. Doch auch
    hier wird sie abermals überfallen.




    Hut ab, Mr Sangster! Der Drehbuch-Routinier der Hammer Studios beweist
    hier in Eigenregie, dass die Studios immer wieder für einen spannenden
    Psychothriller gut sind.


    Das Drehbuch ist dabei kaum als innovativ zu bezeichnen, es erinnert in
    seiner Gesamtheit sogar sehr an "Ein Toter spielt Klavier", der Waliser
    hat also quasi ein wenig bei sich selbst abgekupfert. Dies ist aber
    nicht unbedingt schlecht, denn eine glaubhaft konstruierte Handlung
    dieser Art zu schreiben ist ohnehin sehr schwer und am Ende kommt es
    mehr auf die Inszenierung an als auf die Genialität des Skripts; und
    diese trifft hier voll ins Schwarze.




    Das Setting erinnert zu Beginn ein ganz klein wenig an "Shining", wobei
    dieser natürlich erst viel später erschien. Insofern sind die dezenten
    Parallelen wohl eher Zufall.


    Sangster schafft es, eine zunächst ziemlich belanglose Handlung spannend
    zu gestaltet und so hat der Film kaum nennenswerte Längen. Es wird
    geschickt mit Unklarheiten und Andeutungen gearbeitet, der Zuschauer
    tappt bis weit in die zweite Hälfte des Films hinein völlig im dunkeln.
    Der Spannungsbogen ist zwar nicht unbedingt extrem, aber es wird eine
    kontinuierlich bedrohliche und beklemmende Atmosphäre geschaffen.


    Glanzvoll dazu bei trägt Peter Cushing als mental angeschlagener Rektor.
    Er tritt zwar nur zweimal kurz in persona auf, hinterlässt dabei aber
    einen so undurchsichtigen und verwirrenden Eindruck, dass es hier der
    Sache mehr als dienlich ist.




    Die recht hübsche Judy Geeson als naives Blondchen aus der Stadt spielt
    ihre Rolle ebenfalls überzeugend, ihre psychische Labilität ist von
    Anfang an deutlich und ihre Verwzeiflung steigert sich von Szene zu
    Szene mehr, sie ist unsicher und leicht zu täuschen und somit ein
    dankbares Opfer. Grandios ist der rabiate Auftritt der späteren "Denver
    Clan"-Diva Joan Collins als Cushings lieblose und berechnende Ehefrau.
    Ihre Darstellung ist ebenso ein wichtiger Faktor bei der Schaffung
    atmosphärischer Dichte. Letzter im Bunde ist Ralph Bates als Geesons
    Göttergatte, den man auch aus vielen anderen Hammer-Filmen kennt. Er
    spielt zwar solide und die Wendung kommt in seinem Fall recht
    überraschend, aber bis ins Detail glaubwürdig ist er nicht. Allerdings
    fällt das hier nur wenig ins Gewicht.




    Aus meiner Sicht ein ganz starker Psycho-Thriller im Hammer-Stil, denn
    obwohl diese Produktionen auch "kleine Hitchcocks" genannt wurden, hast
    sich über die Zeit doch ein unverkennbar eigener Genre-Stil heraus
    gestellt. Mankos sind hier höchstens einige etwas ungewöhnlich rabiate
    Schnitte und eine recht gewöhnliche Story, aber eine wirklich packende
    und atmosphärische Umsetzung mit diversen Schockmomenten und
    Gänsehautszenen machen diesen Hammer absolut sehenswert.

  • 1965 - War es wirklich Mord? (The Nanny)




    Der kleine Joey wird in eine Kinderpsychiatrie eingewiesen, nachdem
    seine kleine Schwester in der Badewanne ertrunken ist und er laut dem
    Kindermädchen die Schuld trägt. Nach zwei Jahren darf er wieder nach
    Hause kommen, wo das Kindermädchen noch immer arbeitet. Es kommt erneut
    zu Vorfällen, bei denen nicht klar ist, wer nun die Schuld trägt. Ist
    Joey wirklich krank oder verbirgt die alte Nanny etwas?




    Die zweite Hammer-Arbeit des später an seiner Trunksucht verstorbenen
    Seth Holt kann an Qualität nicht mit seinem ersten Hammer-Thriller "Ein
    Toter spielt Klavier" mithalten. Obwohl er zu den Hammer-Filmen zählt,
    die medial am besten abgeschnitten haben, weist er meiner Meinung nach
    doch deutliche Schwächen auf.


    Die Vorlage von der sonst eher unbekannten Schundautorin Merriam Modell
    ist sicherlich von der Richtung her absolut tauglich für eine filmische
    Umsetzung, aber der sonstige Top-Drehbuchautor Jimmy Sangster hat hier
    an manchen Stellen wenig Konsequenz gezeigt. Sicherlich wurde die
    Thematik um Kindstötung und seelische Störungen in den 60ern noch kaum
    so offen behandelt wie in unseren Tagen, aber gerade zum Ende des Films
    wäre ein Verzicht auf bestimmte Wendungen zugunsten des versöhnlichen
    Endes besser gewesen.




    Bette Davis ist natürlich ein Zugewinn für den Film, wobei sie die Rolle
    nur bekam, weil Greer Garson sie abgelehnt hatte. Die beiden teilen
    sich übrigens den Rekord für fünf aufeinander folgende
    Oscar-Nominierungen. Ich konnte mit Davis vorher recht wenig anfangen,
    in einigen Western oder Krimis kam sie mir eher als schmuckes Beiwerk
    vor. Hier in der Endphase ihrer Filmkarriere ist sie als unterkühltes
    Kindermädchen jedoch sehr gut. Sie stellt auch die später immer mehr zu
    Tage tretenden Komplexe glaubhaft dar. James Villiers als Hausherr und
    altmodischer Vater, der Gehorsam von Frau und Kind verlangt, ist ebenso
    untadelig, tritt aber nur sehr kurz auf. Das er es kann, stellte er zum
    Glück aber noch in anderen Hammer-Filmen unter Beweis ("Das Grab der
    blutigen Mumie"). Auch der kleine Will Dix als "Joey" trägt seinen Teil
    zum gelungenen Teil des Films bei, nämlich den schauspielerischen
    Abschnitt.




    Was nicht überzeugt, ist das Drehbuch. Im Vergleich zu Holts erster
    Arbeit oder auch anderen Hammer-Thrillern wie "Das düstere Haus" kommt
    keine Rechte Spannung auf. Das liegt m.E. daran, dass bis zum Ende gar
    nicht wirklich klar ist, dass die Nanny etwas verbirgt. Man kann es sich
    aufgrund der Konzeption des Films zwar denken und man rechnet auch noch
    mit einer anderen Auflösung, aber der Film macht dahin gehend keine
    wirklichen Andeutungen und suggeriert viel zu lange, dass der kleine
    Sohn einfach gestört ist. Erst nach über dreiviertel der Spielzeit macht
    sich die Geisteskrankheit der Nanny bemerkbar und dann geht auch alles
    recht fix.


    Ein komplettes Desaster ist dann das Ende. Das die Nanny vor dem letzten
    Mord zurück schreckt und sich schließlich stellt, ist zwar mit ihrer
    geistigen Verwirrtheit erklärbar, hätte aber auch glaubhafter
    dargestellt werden können. Die Szene mit ihrer eigenen (unehelichen)
    Tochter ist viel zu kurz, diesem Handlungsstrang hätte man viel mehr
    Raum geben sollen, um dem Nanny-Charakter noch eine solidere Basis für
    ihre Taten zu verleihen. Zudem wird hier komplett die Chance verpasst,
    Gesellschaftskritik zu üben. Immerhin verreckt die Tochter elendig in
    einem dreckigen Hinterzimmer im Armenviertel, weil sie eine illegale
    Abtreibung vornehmen ließ, da sie für sich und ihr Kind keine
    Perspektive sah. Dies wird aber nur ganz sachte angeschnitten und ebenso
    nicht weiter verfolgt, das Thema war wohl ebenfalls für das damalige
    Kinopublikum zu heikel. Schade, hier wird massenhaft Potential für den
    gesamten Film verschenkt.


    Völlig unglaubwürdig ist zudem das Ende, bei dem sich der vorher
    biestig-ablehnende Sohn plötzlich mit seiner Mutter versöhnt und sie
    umarmt, obwohl sie sich doch zuvor kaum um ihm gekümmert hat und ihn
    sogar in eine Anstalt steckte, weil sie ihm seine Version des
    Schwesterntodes nicht abnahm. Ebenfalls ein derber Kompromiss an die
    Finanzen, der ärgerlich macht.




    Sicherlich ist der Film kein Langweiler und als Freund guter
    Schauspielkunst kommt man auf seine Kosten, aber ein richtig spannender
    Psychofilm ist daraus nicht geworden und das nicht genutzte Potential
    zur Sozialkritik ist einfach zu hoch, um den Film positiv bewerten zu
    können.


    1960 - Schlag 12 in London (The Two Faces of Dr. Jekyll")




    Der fanatische Wissenschaftler Dr. Jekyll lebt mitten in London, und
    doch scheut er jeglichen Kontakt zur Aussenwelt. Sehr zum Leidwesen
    seiner Frau vergräbt er sich fast rund um die Uhr in seine Arbeit, die
    ihm wichtiger ist als alles andere. Er will das Geheimnis der Seele und
    der innermenschlichen Konflikte ergründen, um den Weg zur totalen
    Freiheit des Individuums zu finden. Doch als er es schließlich schafft,
    bekommt es ihm ganz und gar nicht gut und er macht dabei noch einige
    andere sehr unerfreuliche Entdeckungen.




    Nach "Frankenstein", "Dracula" und der "Mumie" hat Hammer sich 1960
    einem weiteren Grusel-Klassiker gewidmet, dem "seltsamen Fall des Dr.
    Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson. Dieser wird zwar
    kurioserweise nicht in den Credits erwähnt, seine Handschrift ist jedoch
    unverkennbar vorhanden.


    Hammer legt natürlich eine eigene Interpretation vor und die ist zwar
    insgesamt nicht sonderlich gruselig oder spannend, hat aber durch einige
    andere Aspekte ihren Reiz. Vor allem für Kenner und Liebhaber der
    Vorlage ist es von Interesse, die Unterschiede festzustellen und zu
    bewerten.




    Groß ist der Film auf jeden Fall im Bereich der Darsteller, allen voran
    Paul Massie in der Hauptdoppelrolle. Der Kanadier stellt großartig die
    verschiedenen Charaktere dar und sein innerer Kampf wird durch Mimik und
    Stimmlage erlebbar gemacht. Zudem zeigt er so manches Mal ein
    diabolisches Grinsen, dass es in sich hat. Seltsamerweise sind seine
    Filmarbeiten recht überschaubar, er drehte mehr für das Fernsehen, aber
    für eine große Karriere hat es nicht gereicht. Mich persönlich wundert
    es, denn hier ist er wirklich gut. Hammer hat dabei die Figuren quasi im
    Vergleich zu Stevenson einmal umgedreht. Während im Buch der Doktor ein
    junger, dynamischer Mann ist, der vor seinem missglückten Expermiment
    durchaus dem Leben zugetan war, so ist er von Beginn an unterkühlt und
    leicht ergraut. Er kümmert sich weder um gesellschaftliche Anlässe noch
    um seine Ehefrau. Dagegen ist Edward Hyde ein hübscher Jüngling mit
    Charme und Durchsetzungsvermögen, im Buch wird er geradezu als Scheusal
    portraitiert.


    Zudem hat man dem Doktor ein treuloses Eheweib zur Seite gegeben, die
    ihn in aller Öffentlichkeit mit seinem besten Freund hintergeht, dem er
    dabei stets die Spielschulden begleicht.


    Dawn Addams als Frau Doktor ist zwar nett anzusehen, aber an sich
    austauschbar. Anders dagegen Christopher Lee als ihr Geliebter und
    Jekylls Freund, der hier einige wunderbare Szenen als galanter, aber am
    Ende doch moralischer Lebemann abliefert. Auch der damals noch
    unbekannte Oliver Reed hat einen kurzen Auftritt als Rausschmeißer,
    ebenso Francis De Wolff, den man aus dem Hammer-HOUND kennt. David
    Kossoff war später in Wilders "Privatleben" zu sehen, hier spielt er
    Jekylls Freund und Hausarzt.




    Der Film ist definitiv kein Grusel-Thriller geworden, da hat das Buch
    deutlich stärkere Qualitäten. Die Frage nach der Moral und der Freiheit
    des Menschen wird jedoch ebenso behandelt und die Konsequenzen von
    Jekylls Forschungen werden sogar teils noch deutlicher als in Textform.
    Das Ende ist dabei sehr gelungen, zumindest in der Originalfassung. Denn
    während der deutsche Film damit endet, dass Jekyll Hyde scheinbar
    besiegt hat und nochmal davon kommt, sieht man ihn in der eigentlich
    letzten Szene als deutlich gealtert und geschwächt, zudem wird er auch
    noch festgenommen und muss so ganz offensichtlich die Folgen tragen von
    dem, was er als Hyde angerichtet hat.




    Rückblickend keine überragende Literaturumsetzung, aber mit einigen
    Pluspunkten und einer überzeugenden Gesamtkonzeption kann man dennoch
    eine Empfehlung aussprechen.