Thomas Ligotti

  • Beim Blättern in den Ligotti-Büchern ist mir wieder aufgefallen, was für schöne Titel einige Geschichten haben.


    Zum Beispiel
    - Sein Schatten wird zu einem höheren Haus aufsteigen
    - Meine Arbeit ist noch nicht erledigt
    - Wenn du das Singen hörst, wirst du wissen, es ist Zeit
    - Trinkt auf mein Wohl nur mit labyrinthischen Augen
    - Ich habe einen speziellen Plan für diese Welt
    :thumbup:

  • In einer fremden Stadt, in einem fremden Land


    In diesen düsteren Erzählungen beweist der Autor wieder sein außerordentliches Talent und sein Können. Die Geschichten sind in einem fast poetischen Schreibstil verfasst und die sehr dichte Atmosphäre ist faszinierend. Am besten hat mir "Wenn du das Singen hörst, wirst du wissen, es ist Zeit" gefallen, aber die anderen Storys sind auch hervorragend.
    Diesen Autor kann ich wirklich nur empfehlen.

  • Ausgelesen: "Das Alptraum-Netzwerk" von Thomas Ligotti.


    Vorweg: Ligotti schafft es, aus dem an sich überaus langweilig klingenden Untertitel "Wirtschaftshorrorstories" seine ganz eigenen düsteren Plots zu erschaffen, die wieder einmal durch Einfallsreichtum und einen hochwertigen Sprachstil bestechen.
    Zwei Erzählungen und eine Novelle sind in diesem Band enthalten, wobei die Novelle "Meine Arbeit ist noch nicht erledigt" den qualitativ höchsten Level erreicht, eine düstere Rachestory, komplex erzählt und immer wieder mit unerwarteten Wendungen versehen. Mich erinnerte das Ganze am ehesten an die frühen Filme David Cronenbergs.


    Die Erzählung "Ich habe einen speziellen Plan für diese Welt" ließ mich wiederum an Franz Kafkas Werke denken...ebenso düster wie die Novelle, aber noch ein Stückchen unheimlicher. Hat mir auch recht gut gefallen.


    Die Titelstory "Das Alptraum-Netzwerk" ist fraglos hochwertig geschrieben, doch mir persönlich ist diese Geschichte zu abstrakt. Im interessanten Nachwort wird zwar auf die Hintergedanken zu dieser Story eingegangen, so wirklich klargeworden ist sie mir trotzdem nicht. Sie besitzt (jedenfalls für mich) einen leichten Science Fiction-Hauch, eine Mischung aus Philip K. Dick und William S. Burroughs. Wie gesagt, eine grandiose Sprache, aber ansonsten nicht mein Ding.


    Abschließend kann ich sagen, dass Ligotti auch hier zeigt, dass er der unangefochtene Meister auf dem Gebiet der anspruchsvollen unheimlichen Literatur ist. Das Thema Wirtschaft ist ein origineller Ansatz, auch wenn mir von der Atmosphäre her die viktorianisch-düster anmutenden Geschichten in "Grimscribe" besser gefallen haben. Auch kommt dort Ligottis Sprachgewalt noch stärker zum Ausdruck.
    Die Übersetzung des Buches durch Monika Angerhuber ist gut, wenn auch vereinzelt etwas holperig; hier haben die Übersetzer bei "Grimscribe" etwas eleganter gearbeitet, was allerdings auch an den altertümlich wirkenden Storys liegen mag...in "Das Alptraum-Netzwerk" bedient sich Ligotti dem Thema entsprechend einer moderneren Sprache.


    Fazit: Wie (anscheinend) alles von Ligotti empfehlenswert und einfallsreich. Auch für Wirtschaftunkundige und "Noch-nie-im-Büro-gearbeitet-habende" wie mich spannend und unheimlich. Alleine die hier enthaltene Novelle ist schon das ganze Buch wert, auch wenn bei mir persönlich "Grimscribe" ein wenig die Nase vorn hat.


    Bewertung: ****+

  • Die Sekte des Idioten


    Habe das Buch schon Ende Dezember gelesen, jetzt schreibe ich doch noch was dazu.


    Manche von den Geschichten kannte ich schon aus anderen Büchern, wobei die späteren Fassungen manchmal überarbeitet waren. Mir haben eigentlich alle davon gefallen; sie sind außerordentlich gut geschrieben und besitzen eine sehr dichte, düstere Atmosphäre. "Der Chemiker" hat (zu meiner Überraschung) einen schwarzen Humor und ist in Form eines Dialogs verfasst, von dem wir als Leser allerdings nur eine Seite mitbekommen (die andere ergibt sich aber von selbst, so ähnlich wie das Telefonat in "Dr. Strangelove). Ligotti ist auch für ziemlich originelle Titel bekannt, hier ist z.B. eine Story drin, die "Trinkt auf mein Wohl nur mit labyrinthischen Augen" heißt (sie handelt von einem Hypnotiseur).
    Auf jeden Fall ein sehr gutes Buch.

  • Jetzt habe ich leider alle deutschen Übersetzungen von Ligotti gelesen und muss warten und hoffen, dass irgendwann in nächster Zukunft noch etwas kommt. Optimal wäre natürlich ein weiterer Band in der Lovecrafts Bibliothek des Schreckens.

  • danke fürs teilen frank! lese ich heute abend - in ruhe.
    wie siehst du derzeit eine fortsetzung von werken ligottis bei euch ?
    besteht die möglichkeit etwa auch in tb-form in festa must reads ?

    • Offizieller Beitrag

    wie siehst du derzeit eine fortsetzung von werken ligottis bei euch ?
    besteht die möglichkeit etwa auch in tb-form in festa must reads ?


    Was weitere Werke von Ligotti betrifft, bin ich noch unschlüssig. Mal sehen ...


    FESTA MUST READS erscheinen nur als gebundene Bücher, aber zum Preis eines Paperbacks (ich hoffe, diese Idee findet Anklang und wir können das in Zukunft so beibehalten).

  • Ich weiß nicht ob "Abyssus Intellectualis: Spekulativer Horror" schon in diesem Thread aufgeführt wurde, da ich den Band jedoch kürzlich erst gelesen habe, sei er der Vollständigkeit halber mal noch erwähnt - Denn neben diversen philosophischen Essays zum Thema Horror, enthält das Buch u.a. noch die äußerst lesenswerte Ligotti-Geschichte "Metaphysica Morum", die in Deutschland bisher noch in keiner anderen Sammlung erschienen ist.


    Über "Abyssus Intellectualis":
    "Mit diesem Band wird die Serie über die Denker des Spekulativen Realismus fortgesetzt, da speziell diese Denker von Beginn an ihre Affinität zum Horror, und insbesondere zum Werk von H. P. Lovecraft und Thomas Ligotti reflektiert und entfaltet haben. Im Band sind theoretische und literarische Texte versammelt, denen eine aktive Imagination gemeinsam ist, die sich mit der Ausarbeitung einer negativen Kosmologie befasst. Aus der ihnen jeweils eigenen Ausgangsposition nähern sie sich der Grenze zwischen der Theorie des Schreckens und der Fiktion des Schreckens und überschreiten sie gelegentlich.
    Mit Texten und Originalbeiträgen von Amanda Beech, Ray Brassier, Michael Cisco, Philip K. Dick, Iain Hamilton Grant, Graham Harman, Anna Kavan, Nick Land, Thomas Ligotti, H. P. Lovecraft, Quentin Meillassoux, Reza Negarestani, und Eugene Thacker."

    (https://www.amazon.de/Abyssus-…words=spekulativer+horror)