Der fehlt hier noch ...
Ich bin erstmals in "Die Saat des Cthulhu" auf Ligotti gestoßen. Sein "Harlekins letzte Feier" ist nicht nur mein persönlicher Höhepunkt dieser Anthologie sondern auch eine meiner liebsten Geschichten des Autoren. Ich habe im Zuge dieser Geschichte auch alle in Deutschland erschienenen Ligotti-Bände nachgekauft. Das wären die "Edition Metzengerstein"-Ausgaben "Teatro Grottesco" und "In einer fremden Stadt, in einem fremden Land" die ich jeweils als Neuware bekommen konnte, das später von Blitz veröffentliche "Das Alptraum-Netzwerk" und schlussendlich nach langer Suche zu einem halbwegs moderaten Preis DuMonts "Die Sekte des Idioten" (wobei etwa die Hälfte der Geschichten auch in "In einer fremden Stadt ..." enthalten sind). Ferner habe ich mich die beiden in der "Edition Metzengerstein" erschienenen Ausgaben von "Das schwarze Geheimnis" besorgt, weil in einem davon die Geschichte "Zehn Stufen zum Dünnen Berg" enthalten ist.
Ligotti wurde am 09.07.1953 in der Industriestadt Detroit geboren. Er leidet seit Jahren an einer chronischen Angststörung. Über die genaue Art und Ausprägung seiner Krankheit möchte ich nicht spekulieren. Seine psychischen Probleme spiegeln sich jedoch durchaus in seinen Arbeiten wider. Dadurch sind seine Arbeiten nicht immer leicht zugänglich und oft auch sehr verstörend. Ligotti ist der einzige Autor, bei dem ich darauf achte, dass ich nicht zu viele Geschichten am Stück lese. Kein anderer Schriftsteller hatte bisher diese Wirkung auf mich (Eddie Angerhuber kommt dem manchmal nahe).
Als jemand, der selbst mit Depressionen zu kämpfen hat, ist mir Ligottis oft triste Weltanschauung nicht fremd und sie gibt seinen Geschichten eine besondere Authentizität, die vielen anderen Autoren einfach fehlt. Ein wenig erinnert mich seine Schreibe an Franz Kafka, den ich ebenfalls sehr schätze. Aber irgendwie steht Ligotti doch ziemlich alleine da.
Er hat mehrfach mit der Band Current 93 zusammen, einige seiner Geschichten wurde in Comicform adaptiert (sehr empfehlenswerte Ausgaben) und er wurde mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet. Dennoch ist er seit jeher eher ein Geheimtipp unter Kennern. So hat das Literaturphänomen Thomas Ligotti weder in seiner Heimat noch in unseren Breitengraden jemals die verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Aber das mag ihm durchaus ganz recht sein ...
Für "H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens" ist der komplette "Grimscribe: His Lives and Works". Hoffentlich nächstes Jahr ... Ich freue mich jedenfalls schon darauf und hoffe natürlich auf viele weitere Ligotti-Veröffentlichungen in Deutschland. Auch, wenn das utopisch sein mag ...