Kann für Sachlichkeit überhaupt garantiert werden?

  • Horror Forum,


    ganz gleich welche Geschichte man erzählen will.
    Wir wissen doch alle, dass wir es hier mit dem Äußersten zu tun haben.
    Bösartigkeiten, die nicht von dieser Welt sind.
    Damit die Stories auch gut werden, brauchen wir Testleser und die entsprechen Zuschauer.
    Darum frage ich euch: Kann man da überhaupt noch sachlich bleiben?


    Mad Bull

    Befasse mich schon bald 20 Jahre mit harter und ehrlicher Textkritik.


    Falls einer Fragen hat, ich werde da sein.

    Stellt sie in meinem Profil.

  • Ich glaube er meint:


    Kann man als Testleser (= Kritiker der Geschichte) sachlich (in der Kritik) bleiben, obwohl man weiß, dass man von Abartigkeiten und Extremem lesen wird, wenn man bei bestimmten Geschichten als Testleser Verwendung findet.


    Ich verstehe die Frage zwar, aber den Sinn dahinter nicht. Eine Kritik sollte immer so sachlich wie möglich bleiben. Und wenn sie es nicht ist, dann braucht man die Meinung der Kritik ja nicht zu teilen.

    Rezensionen im Blog...
    Festa-Sammlung im Forum
    "Ihr seid Ka-tet, eins aus vielen. So wie ich. Wessen Ka-tet das stärkere ist, werden wir jetzt herausfinden müssen."

  • ... Eine Kritik sollte immer so sachlich wie möglich bleiben. Und wenn sie es nicht ist, dann braucht man die Meinung der Kritik ja nicht zu teilen.

    aber : ist nicht jede Kritik immer sehr subjektiv ??? Egal wie sehr man sich bemüht, diese neutral zu verfassen - es ist immer die persönliche Meinung, Verfassung, manchmal sogar Tagesform entscheidend, wie man eine Geschichte aufnimmt, rezipiert, bewertet und dadurch in seiner Kritik beurteilt.


    Eine rein sachliche Kritik gibt es mMn nicht. Es schwingt immer die Persönlichkeit des Lesers, Zuschauers, Zuhörers mit : mir gefällt das, oder mir gefällt das nicht ... Es ist ja trotzdem das selbe Buch, der selbe Film, das selbe Lied.

  • der berühmte märchendichter wilhelm hauff (1802-1827), zwerg nase, das kalte herz usf., arbeite bekanntlich
    auch als journalist und kritiker. in seinem roman "mitteilungen aus den memoiren des satan" hat er
    die sechs klassen der literarischen kritik vorgestellt:
    - die sanftlobende rezension


    - die lobposaunende rezension


    - die neutrale rezension


    - die lobhudelnde rezension


    - die grobe, ernste rezension


    - die totschläger-rezension
    von objektiver kritik hat er nie gesprochen.
    bis heute arbeiten die buchkritiker nach seinem schema!


    ... jedenfalls konnte mad bull uns alle beschäftigen ... ;)^^

  • Hallo Horror Forum,


    gleich ein Lob vorweg:
    Erster Eindruck ist super und es ist toll, dass gleich von viel Unterstützung und Gegenfragen aufgetaucht sind. Jetzt ist bei mir einiges klarer, dank euch.
    Hier sind meine Überlegungen dazu:

    Ich glaube er meint:


    Kann man als Testleser (= Kritiker der Geschichte) sachlich (in der Kritik) bleiben, obwohl man weiß, dass man von Abartigkeiten und Extremem lesen wird, wenn man bei bestimmten Geschichten als Testleser Verwendung findet.

    Ja Blaine, ganz genau. Das habe ich damit gemeint.


    Eine rein sachliche Kritik gibt es mMn nicht. Es schwingt immer die Persönlichkeit des Lesers, Zuschauers, Zuhörers mit : mir gefällt das, oder mir gefällt das nicht ... Es ist ja trotzdem das selbe Buch, der selbe Film, das selbe Lied.

    Also doch. Da schlage ich sofort ein, Pythor.
    Darum sollen Kritiker immer in eigener Sache sprechen.
    Erst danach empfielt es sich die anderen Kritiken anzuschauen.

    von objektiver kritik hat er nie gesprochen.

    Das erklärt so einiges, jörg.
    Gutes Posting.


    Vale

    Befasse mich schon bald 20 Jahre mit harter und ehrlicher Textkritik.


    Falls einer Fragen hat, ich werde da sein.

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    • Offizieller Beitrag

    Sind die meisten Kritiken denn nicht subjektiv?
    Eine objektive Kritik kann es doch nur im Bereich der Darbietung geben, also Schriftsatz, Rechtschreibung, Grammatik etc.
    Nicht mal Haptik und Aufmachung sind objektiv zu bewerten, weil: Einer mag es, der andere nicht.
    Genauso der Schreibstil. Einer mag ihn, der andere nicht.
    Übersetzungen. Einer kommt damit klar und findet sie gut, der andere nicht.
    Wo findet man da einen Mittelwert, um zu entscheiden, ob es ein Buch zur Veröffentlichung schafft oder nicht? Um mal beim Thema Testleser zu bleiben.
    Es spielt immer die persönliche Empfindung mit. Und ist wohl auch genreabhängig. Obwohl...ich bin ja der Meinung, dass jemand, der sonst kaum oder nie etwas mit dem Extremen zu tun hat (um mal im Genre zu bleiben), eine Geschichte, Film, Spiel anders bewerten wird, weil er keine Vergleiche hat. Jedenfalls gehe ich davon aus.


    Und deswegen kann eine Kritik kaum 'sachlich' sein.

    Beispiel: "Quäl das Fleisch" kann ich als die dämlichste Geschichte nennen, die mir je untergekommen ist. Bei der ich mich dermaßen geärgert habe, es überhaupt beendet zu haben.
    Andere wiederum halten es für das beste Buch aus der Extremreihe überhaupt.
    'Avatar'... für die einen der beste Film der Menschheitsgeschicht. Für mich die schlimmsten 20 Minuten meiner Filmgeschichte.
    Und und und...


    Andere Kritiken lese ich auch immer erst hinterher, wenn überhaupt.
    Meistens dann, wenn mir etwas nicht gefallen hat, es aber allgemein gute Bewertungen bekommen hat.

  • Nun ja, die Frage ist doch eher, können z.B. Buchkritiken wirklich objektiv sein und hier liegt die Antwort ganz klar bei einem Nein.
    So sehr man sich auch bemüht als Kritiker (und ich schreibe ja nun schon etliche Jahre Film- und Buchrezensionen), eine gewisse Objektivität zu wahren, so kommen doch immer auch persönliche Vorlieben bis hin zur eigenen Tagesverfassung zum tragen.


    Da hat z.B. Procyon schon völlig recht, Schriftsatz, Rechtschreibung oder Grammatik kann man recht objektiv zusammenfassen. Den Inhalt eines Romans jedoch eben nicht, weil vieles eben auch abhängig ist vom eigenen, sprich persönlichen Geschmack. Als Beispiel sei genannt der Autor Wolfgang Hohlbein, den man mitunter auch als den deutschen Stephen King bezeichnet. Da gibt es die einen, die sich fasst schon bei ihm überschlagen und dann eben solche wie ich, welcher einfach mit seiner Art und Form nicht wirklich klar kommt und eher das Wort "nett" bei ihm bemühen würde. Und das schon seit der Zeit, als er noch im Bereich des Heftromans beim Bastei Verlag geschrieben hatte. Man versucht zwar in einem solchen Fall auch dann noch das gewisse Positive in seinen Romanen etwas mehr zu gewichten, aber auch das sollte man dann nicht mit einer "objektiven Sichtweise" verwechseln.


    Andere Kritiken lese ich durchaus allerdings auch schon vorher, bevor ich nun den Roman selbst zur Hand nehme. Denn man kennt von einigen anderen die Kritiken mittlerweile recht gut. Da gibt es dann z.B. Kritiker, die irgendwie auf gleicher Wellenlänge liegen und wo man dann bedenkenlos zugreift. Dann gibt es aber auch negativere Kritiken von oft gelesenen Kritikern, wo ich fasst schon mit dem Finger dran fühlen kann, das ich bei einem besagten Roman mit einer von ihm schlechten Kritik bedacht, sofort zugreifen kann, weil mir genau dieser Roman zusagen dürfte. Während ich allerdings eher Abstand von einem Roman nehmen kann, den besagter Kritiker dann zu loben beginnt. Letzteres klappt aber auch nur, weil man mit der Zeit weiß, das dessen persönlicher Geschmack und der meine eh vergleichbar sind wie Feuer und Wasser.


    Die Faustregel ist also grundsätzlich das keine Kritik/Rezension objektiv sein kann und man sich im Zweifelsfall immer selbst ein eigenes Bild machen sollte. Eine negative Kritik sollte also nicht abschrecken, sondern zeigt eigentlich nur ein Stimmungsbild und einen Ausschnitt der Vorlieben des Verfassers der Kritik. Ob ein Buch/Roman nämlich gut, mittelmäßig oder gar schlecht ist, entscheidet am Ende immer der Leser für sich selbst. Oder anders gesagt, positive wie negative Kritiken sind nicht in Stein gemeißelte allgemeingültige Erkenntnisse.

    "Wahnsinn ist bekanntlich die Vorstufe zur Genialität. Ich persönlich bin da aber längst schon einen Schritt weiter." :D



  • V.a. im Extrem- Bereich (Bücher & Filme) sind Verrisse von Lesern oder Zuschauern, die solche Werke nicht gewohnt sind & diese eher negativ bewerten, da sie mit der dargestellten expliziten Gewalt nicht umgehen können, bzw diese nicht als fiktive Geschichte akzeptieren, sondern für abartig & "entartet" halten eine Kaufempfehlung. Meist gehen ja in solchen Fällen die Wertungen mit entweder "volle Punktzahl" oder "ich würde gerne 0 Sterne geben, wenn das ginge..." in beide Richtungen stark auseinander.

  • Hallo Horror Forum,


    nun hat es auch K. Wolfram bestätigt.
    Ich habe, dank eurer Mithilfe, jetzt keine Zweifel mehr.


    Horrorautor: "Würde es ihnen ausmachen eine Kritik zu meiner Geschichte geben?"
    Kritikerin: "Oh, das ist gar kein Problem."
    Horrorautor: "Es ist kein Problem, sagen sie? Dann mach ich etwas falsch."


    Vale

    Befasse mich schon bald 20 Jahre mit harter und ehrlicher Textkritik.


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