• @ Frank: Mir fehlen lesetechnisch leider auch noch Jane Austens umfangreichste Werke "Mansfield Park" und "Emma", die ja beide psychologisch und stilistisch äußerst ausgereift sein sollen...ich habe mir für dieses Jahr fest vorgenommen, diese Leselücke zu schließen. Sehr gefallen hat mir ihr letzter Roman "Überredung" (frühere Übersetzungen nannten sich meistens "Anne Elliot"), da er eine andere Protagonistin als sonst bei Austen üblich zeigt. Anne Elliot ist bereits Ende Zwanzig und hat ihre erste große Liebe längst hinter sich, während in den anderen Werken ja stets junge, leicht unbedarfte Mädchen die Hauptrolle spielen.
    Auch dieses Buch ist natürlich ruhig und baut ganz auf ausgefeilte Dialoge und Charaktere, vermittelt aber ein interessantes Bild des damaligen sozialen Standes in England und Jane Austen versteckte viel Biografisches in ihrem letzten Werk, welches seinerzeit postum erschien.

  • Ein interessante Analyse, nur die "schwule Bruderschaft" kann ich nicht nachvollziehen. Diese Charakterisierung würde im Folgeschritt bedeuten, jeglicher männlicher Zusammenschluss, der eine gewisse kameradschaftliche Enge aufweist, wäre homosexuell geprägt. Im Buch fielen mir dabei auch keine Formulierungen auf, die in solch eine Richtung gegangen wären. Die restlichen Punkte sind allerdings absolut augenfällig und entsprechend korrekt erkannt.

  • @ Jörg: Danke dir.


    @ Dekkard: Das mit der "schwulen Bruderschaft" ist ja völlig wertfrei gemeint. Ich finde halt die Art und Weise, wie die Männer einander gegenseitig in die Höhe heben über das Maß männlicher Kameradschaft hinausgehend. Ich meine ja auch nur, dass die Art, wie die Männer bei mir als Leser angekommen sind, symbolisch für Homosexualität stehen. Alles an dem Roman ist für mich symbolisch. Ich bin aber nicht der Meinung, dass meine Formulierung jetzt auch für alle männlichen Kameradschaften Gültigkeit haben muss. Habe ich halt in Dracula sehr intensiv empfunden.
    Es kann aber auch sein, dass unsere unterschiedliche Wahrnehmung im Zusammenhang mit der Übersetzung steht. Welche Übersetzung hast du denn gelesen?

  • viele indizien weisen darauf hin das bram stoker schwul
    war. wie oscar wilde, der gern bram stokers frau geheiratet
    hätte, verdeckte er dies durch eine ehe.
    bram arbeitete für den englischen schauspieler henry irving,
    ein vorbild für die dracula-figur,
    und sein sich von ihm beherrschen und demütigen lassen
    ist legendär.
    als ich 1979 dracula las hatte ich davon zwar kein ahnung, aber
    ein schwuler bekannter wies mich auf schwule schlüsselszenen hin.:)
    ( siehe auch karl mays werk! )
    meine dracula-übersetzung ist von wulf h.bergner.

  • Dies ist ein absoluter Klassiker der Schauerliteratur. Hätte niemals gedacht, dass der Roman so gut ist. Ein sehr leises aber nichtsdestotrotz spektakuläres Buch. Wunderbar geschrieben und übersetzt. Viele moderne Autoren wie Paul Auster zehren noch heute von diesem Meisterwerk. Aber Achtung: Man sollte sich Zeit nehmen. Hawthorne geht alles deutlich langsamer an als es heute üblich ist.


    dandelion: The House of the Seven Gables

  • dandelion | abseitige Literatur
    Frank Duwald schreibt zur Namensänderung des blog-untertitels:


    " Habe nach langem Hin-und-her beschlossen, den Untertitel meines
    Blogs umzutaufen. Leider wurde das Wort “phantastisch” immer
    wieder hartnäckig als Fantasy und Horror interpretiert.
    Ich möchte mich aber nicht mehr weiter selbst damit einengen.
    Ich betone aber, dass ich phantastische Literatur ausgesprochen
    liebe – aber eben nicht nur."

  • Ich hoffe, ihr verzeiht mir hier die Änderung des Untertitels und seht das nicht als eine Art Verrat an die Phantastik an. Ich denke schon lange über diese Änderung nach, da das Wort "phantastisch" mir unglaublich viele Türen in anderen Literaturbereichen blockiert hat. Das widersprach aber meinem Konzept, dass dandelion keinerlei Beschränkungen unterliegt. Es ist halt nur ein Wort ("abseitig" war ein Gedankenblitz, auf den ich lange gewartet habe). Am Inhalt wird sich nichts ändern. So wird wahrscheinlich der über-übernächste Beitrag The Damnation Game von Clive Barker sein.
    Ich spreche über dieses Thema auch in einem neuen Interview, das voraussichtlich am 04.06. auf der Seite "SteglitzMind" erscheinen wird. Darin breche ich auch eine Lanze für dieses Forum hier und seine Leser. :)

  • Ein neuer Beitrag in dandelion | abseitige Literatur:


    Sarah Waters - Tipping the Velvet
    http://dandelionliteratur.word…-tipping-the-velvet-1998/


    Malte S. Sembten bezeichnete jüngst Sarah Waters literarischen Horror-Roman Der Besucher (http://dandelionliteratur.word…the-little-stranger-2009/) als "Meisterwerk" und nannte Sarah Waters "eine einschüchternd gute Schriftstellerin". Tipping the Velvet ist Waters' Erstlingsroman.


    Als Zugabe gibt's noch ein Interview mit Sarah Waters' deutscher Verlegerin:


    Interview mit Andrea Krug zu Sarah Waters (und anderem)
    http://dandelionliteratur.word…sarah-waters-und-anderem/