Allgemeine Bücherrezensionen...

  • Na, ganz so schlecht empfand ich die Geschichte von "65 Stirrup Iron Road" jetzt nicht. Aber das die Autoren das Ende nur aus der Not geboren haben, weil sie keine Ahnung hatten, wie sie das Ganze noch in irgendeiner Weise schlüssig zu Ende bringen sollen, den Eindruck hatte ich ehrlich gesagt auch - wobei ich die Art und Weise dann doch ganz unterhaltsam und erfrischend fand. Alles in Allem muss ich dir aber Recht geben, Creed: Im Gegensatz zur bombastischen Aufmachung ist der Inhalt doch etwas fad. Ist nur ein sehr kurzweiliger Spaß für zwischendurch. Aber ich glaube, allzu ernst haben es die Autoren auch gar nicht gemeint - hier zählte wohl eher der gute Zweck...

    • Offizieller Beitrag

    Hhmmm...bin ja auch grad dabei. Aber ehrlich gesagt, bei mir kommt bis jetzt nicht mal kurzweiliger Spass auf. Und weil ich grad kein anderes dabei habe, muss ich es wohl weiterlesen.
    Vielleicht kommt ja noch was...ansonsten muss ich da Creed erstmal komplett zustimmen :/

    • Offizieller Beitrag

    Aber ich glaube, allzu ernst haben es die Autoren auch gar nicht gemeint - hier zählte wohl eher der gute Zweck...


    So sehe ich das Buch im Nachhinein auch, daß die Jungs da viel Spaß hatten, sieht man ja am Ende, wie sich gegenseitig auf die Schippe nehmen. Natürlich wäre ein ernster, harter Horrorroman auch nicht verkehrt gewesen, aber ich persönlich kann mit der Geschichte ganz gut leben, so wie sie ist ;)

  • Ausgelesen: "Gegenzug" von Dick Francis.


    So, ich habe nach längerer Zeit mal wieder ein (für schlechte Zeiten gehortetes) Buch meines ultimativen Lieblingsautors gelesen und bin wie immer begeistert, mit welch ironischem, spannendem Schreibstil Francis durch seine Geschichten führt. Britisches Understatement pur!


    Schauplatz des Plots ist diesmal ausnahmsweise nicht Merry Old England, sondern die Weiten der kanadischen Wildnis, genauer gesagt spielt die Handlung an Bord des "Großen transkontinentalen Erlebnis- und Rennexpress", einem Zug, in dem Pferdetrainer und -besitzer mit ihren Gäulen durch Kanada chauffiert werden und bei mehreren Rennen teilnehmen. (Pferde...das Markenzeichen von Ex-Jockey Francis).
    Man befürchtet Sabotage während der Reise und schleust einen Agenten des Jockey-Club-Sicherheitsdienstes ein, der während der Fahrt mehr zu tun bekommt, als ihm lieb ist...


    Die Spannung des Buches baut sich (ungewöhnlich für Dick Francis) sehr langsam auf und erst auf den letzten 100 Seiten wird es rasant. Trotzdem wie immer ein hervorragender Roman, da Francis es meisterhaft verstand, lebendige, wunderbare Charaktere zu erfinden, allen voran der stets sympathische Ich-Erzähler, der in den Büchern des Autors nie ein Supermann ist, sondern der mit Köpfchen, Glück und Einfallsreichtum zum Ziel gelangt.
    Dazu kommen wie immer interessante Details zum Schauplatz sowie gut recherchierte Fakten über den Zug und den Transport von Pferden.


    Fazit: Ich bin natürlich ein wenig parteiisch, aber mich hat bislang kein einziges Buch von Dick Francis enttäuscht...gut geschrieben, spannend, ein sympathischer Protagonist und trockener Wortwitz. Toll!


    Bewertung: *****

  • Apfeldiebe von Michael Tietz


    Fünf Jungs entdecken eine Höhle und werden verschüttet. Hört sich erst einmal nicht sonderlich spannend an, aber was Tietz da auf 400 Seiten auffährt ist wirklich der Hammer. Kein Horror, weil nix Übersinnliches, aber dafür haben es die Figuren in sich. Für mich ein absoluter Tipp. 9 von 10 Punkten.

  • Ausgelesen: "Das Geheimnis von Benwick Castle" von Rob Reef.


    Mein zweiter Roman von Rob Reef...schon sein erstes Buch "Stableford" gefiel mir ausgesprochen gut, sein zweiter Roman nun ist (für heutige 'Whodunit'-Verhältnisse) makellos. Reef schreibt in der guten alten Tradition des englischen Kriminalromans der goldenen 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, man spürt dass er (nach eigener Aussage) ein Bewunderer und Fan der Werke von Agatha Christie, Dorothy L. Sayers u.a. ist. Trotzdem hat er einen eigenen Stil, er kopiert nicht, sondern hat besonders mit "Das Geheimnis von Benwick Castle" einen Roman vorgelegt, der verblüfft und spannend unterhält, sowie mit kleinen versteckten Anspielungen auf Christie und Co. versehen ist.


    John Stableford heißt sein Detektiv, der diesmal mit seiner Gattin, seinem Freund und dessen neuester Eroberung per Brief ins schottische Hochland eingeladen wird, um zuerst ein Verschwinden und später einen mysteriösen Mord aufzuklären. Der Roman ist spannend, mitunter humorvoll, vor allem aber in sich schlüssig, verwickelt und komplex und mit einem überraschenden Finale ausgestattet, das keine offenen Fragen zurückläßt.


    Besonders interessant ist die Tatsache, das so ein durchdachter Roman nicht von einem Engländer geschrieben wurde. Rob Reef ist das Pseudonym von Robert Schulze, einem Berliner Werbetexter, der vor gut vier Jahren mit seinem ersten Roman von Verlag zu Verlag gewandert ist und meistens Ablehnungen bekam.
    Ihm wurde gesagt, das fast nur noch Regionalkrimis laufen würden (was wirklich traurig ist) und man seinen Roman verlegen würde, wenn er ihn umschreibe und in Deutschland spielen lassen würde. Schulze war entnervt und gründete kurzerhand mit Unterstützung von Freunden einen eigenen kleinen Verlag, den Tally-Ho!-Verlag, der sich inzwischen auf vergessene englische "Whodunit"-Krimis spezialisiert hat.


    Fazit: Ein hervorragend ausgetüftelter Roman, schlüssig, spannend, gut geschrieben. Nach wenigen Seiten hat man vergessen, dass dieses Buch nicht aus den 30er Jahren stammt. Ich kann nur hoffen, dass Rob Reef weiter eigene Krimis schreibt, das Talent dazu hat er fraglos.


    Bewertung: *****+

  • die reise zum mars von "monty pythons"- eric idle
    ullstein-tb 2002, original von 1999, ü: tamara willmann :thumbup:
    400 seiten.


    "Writer, reader, husband, father, dog owner,
    sillographer, guitarist, football fan", so bezeichnet sich
    einer meiner lieblingskomiker selbst. der humorphilosoph
    eric idle (* 29. März 1943 )serviert hier ein charmantes
    sf-schmankerl, kratzt an unserer menschen würde, um
    hochgradig tiefsinnig und hilfreich
    den sinn des lebens zu erhellen, - hat mir sehr gefallen! *****+

  • David Cronenbergs literarisches Universum ist düster.
    Menschliche Abgründe
    David Cronenberg schreibt seinen ersten Roman
    "Verzehrt"von David Cronenberg Übersetzung: Tobias Schnettler S. Fischer 2014

    Der kanadische Filmregisseur David Cronenberg hat mit Filmen wie "Naked Lunch", "Cosmopolis" oder "Eine dunkle Begierde" große Literatur verfilmt. Jetzt legt er sein Romandebüt vor. In "Verzehrt" kehrt der Regisseur zu den Themen seiner früheren Filme zurück: menschliche Abgründe, Selbstzerstörung und Technik-Fetischismus.
    David Cronenbergs literarisches Universum ist düster. Zurechtfinden müssen sich darin seine Protagonisten, das Journalisten-Pärchen Naomi und Nathan. Sie hetzen quer durch die Welt, immer auf der Suche nach der ultimativen Sensationsstory. Zu sehen bekommen die beiden Liebenden einander selten. Meist kommunizieren sie via E-Mail, Skype und Twitter.


    Mysteriöser Kannibalen-Mord
    Naomi recherchiert gerade einen mysteriösen Kannibalen-Mord im französischen Intellektuellen-Milieu. Sie versucht, ein Interview mit dem mutmaßlichen Kannibalen zu bekommen. "In gewisser Weise bin ich als Autor auch ein Kannibale", sagt Cronenberg. "Ich nehme bestimmte Teile von Menschen, die ich kenne, über die ich gelesen habe, oder Menschen, die ich im Internet gesehen habe. Du nimmst Stücke von ihnen und kreierst diese Frankenstein-Kreaturen. Und dann setzt du sie unter Strom und hoffst, dass sie lebendig werden."


    In seinem Roman treibt David Cronenberg die Auswüchse des Journalismus auf die Spitze. Seine Reporter verlieren jede Distanz und jede Moral: "Parajournalismus" für's übertechnisierte 21. Jahrhundert, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Das gehe auf Hunter S. Thompson und Tom Wolfe zurück, sagt Cronenberg, auf den New Journalism, wie es Wolfe nannte. "Ich nenne es im Buch 'Parajournalismus'. Das bedeutet, du schreibst über ein Thema nicht nur auf eine objektive neutrale Art, sondern deine persönliche Beziehung mit dem Subjekt ist Teil des Interviews. Die Idee war: Meine Journalisten-Figuren lassen ihr Ego mitspielen. Das Endergebnis ist das Resultat der Zusammenarbeit zwischen dem Journalisten und dem Interview-Partner."


    Angezogen von sexuellen Freigeistern
    Völlig distanzlos wirft sich Naomi in ihre Recherchen. Der mutmaßliche Kannibale und dessen Frau - die beiden sind ein berühmtes Philosophen-Ehepaar - werden zum Objekt ihrer journalistischen Begierde. "Naomi fühlt sich angezogen von den Schlagzeilen rund um Celestine und Aristide Arásteguy, diesen marxistischen Philosophen und sexuellen Freigeistern", erläutert Cronenberg. "Celestine wurde tot und verstümmelt in ihrem Pariser Apartment aufgefunden, ihr Mann Arestide, nun unter Mordverdacht, ist verschwunden." Naomi, fasziniert von beiden Philosophen, taucht immer tiefer ein in deren Welt und versucht deren Anschauungen und "Philosophie des Konsumismus" zu verstehen.


    Cronenberg nennt sie "subversive Philosophen. Sie sagen, Konsum sei etwas Gutes - philosophisch gesehen - und sie erklären auch warum. So sagt zum Beispiel Celestine, dass Bedienungsanleitungen die neue ultimative Literatur unseres Jahrhunderts seien. Sie will damit ganz offensichtlich provozieren und das ist ja auch der Job von Philosophen. Philosphen sollen neue Gedanken entwickeln und damit neue Denkanstöße geben." Wer man ist, definiert sich über den Konsum. Das ist die zentrale These von Cronenbergs Philosophen-Paar - und daran angelehnt auch der englische Originaltitel des Romans: "Consumed".


    Persönliche Erfahrungen aus Cannes
    Acht Jahr lang habe er an seinem Roman gearbeitet, sagt der Kanadier, und immer wieder habe er ihn umarbeiten und aktualisieren müssen, um die Technik, die er beschreibt, auf den neuesten Stand zu bringen. Doch nicht nur Cronenbergs Technik-Versessenheit prägt den Roman. Verarbeitet hat er auch seine ganz persönlichen Erfahrungen beim Filmfestival in Cannes. Und das durchaus mit Sarkasmus. "Ich habe mich quasi selbst kannibalisiert", sagt er. "Ich war 1999 Jury-Präsident, da musste ich also nicht mehr viel recherchieren. Was ich über Cannes schreibe, ist natürlich zugespitzt, aber es gibt genügend Geschichten darüber, wie verrückt es hinter den Kulissen zugeht. Filmfestivals sind generell sehr seltsam, finde ich." Über zu wenig Medienpräsenz muss sich David Cronenberg als Regisseur und Neo-Autor zumindest keine Sorgen machen.
    quelle: 3sat

  • Ausgelesen: "Die drei Königinnen" von Anthony Horowitz. (eBook)


    Eine flüssig und spannend zu lesende Kurzgeschichte, die von Horowitz vermutlich als Appetithäppchen für das beinahe zeitgleich erschienene Buch "Der Fall Moriarty" geschrieben wurde, wobei hier wiederum Sherlock Holmes und Dr. Watson im Mittelpunkt stehen.
    Ein Toter, eine mysteriöse Einbruchsserie und drei kleine Queen-Victoria-Figürchen verbinden sich zu einem klug und pfiffig ausgedachten Plot, der vom Aufbau und von der Aufklärung des Falles her durchaus aus Sir Arthur Conan Doyles Feder entsprungen sein könnte. Horowitz schreibt 'modern', beherzigt aber jederzeit die historischen und literarischen Vorgaben des Holmes-Schöpfers.


    Eine extrem eindringliche Atmosphäre wird nicht unbedingt aufgebaut, auch die Charaktere bleiben oberflächlich, was aber keinen wirklichen Kritikpunkt darstellt, da dies den Zwängen einer Kurzgeschichte unterliegt. Wenn man tiefgehende Beschreibungen wünscht, sollte man zu einem Roman greifen. Da ich die beiden langen Werke Horowitz', die im Holmes-Universum spielen, noch nicht gelesen habe, bleibt mir ein Vergleich versagt. Fest steht aber, dass der Autor in meinen Augen durchaus auch mal ein komplettes Buch mit Sherlock Holmes-Geschichten in kurzer Form veröffentlichen könnte. Die Ideen und den Schreibstil dazu besitzt er.


    Fazit: Kurzweilig zu lesen und für Leute wie mich, die absolut talentfrei sind, einen literarischen Kriminalfall selbst zu lösen, auf jeden Fall verblüffend. Und für Holmes-Fans sowieso empfehlenswert. Bleibt zu hoffen, dass dieser Fall irgendwann auch (vielleicht zusammen mit anderen Kurzgeschichten von Horowitz) in gedruckter Form erscheint.


    Bewertung: *****