Allgemeine Bücherrezensionen...

  • PANIKHERZ


    ist ein autobiographisches Buch, das Benjamin von Stuckrad-Barre wieder auf den Damm gebracht hat. Viele seiner Bücher sind autobiographisch angefärbt, doch dieses Mal hat er es sich zu Herzen genommen, die gesamte Geschichte zu erzählen. Das ist etwas, wovon vielleicht denken kann, dass das ja keiner braucht.. aber Stuckrad-Barres Leben war interessant genug. Und auch, dass er sich fast 600 Seiten Zeit für die Niederschrift dieses Lebens nimmt, auch das darf er durchaus. Denn es ist ein großes Leben, ein Leben, was durchaus diese Seitenzahl füllen kann. In diesem Leben geht es um Ruhmsucht, Drogensucht und den natürlich mit Ruhmsucht und Drogensucht verbundenen Absturz. "Panikherz" ist ein Drogenbuch, aber keines mit krassem Zeigefinger. Es ist ein ungemein ehrliches Buch. Den Zeigefinger tauscht Stuckrad-Barre aus durch einfache Ehrlichkeit, die alleine auch genug mit dem Leser macht.
    Aufgebaut ist dieses Buch mit Udo-Lindenberg-Zitaten. Das ist etwas, von dem ich nicht gedacht hätte, dass es mir sooo gut gefällt, denn mit Lindenberg habe ich mich bis dato noch nicht wirklich auseinandergesetzt und es eigentlich auch nicht vorgehabt. Bei der Lektüre des schon im Lindenberg-Sprech betitelten "Panikherz" habe ich mir jedoch mal ein paar Platten genehmigt.. und war nebenbei davon noch dazu überrascht.. Lindenberg ist eine wichtige Figur in Stuckrad-Barres Leben, denn erst war Held der Kindheit, dann Hassobjekt der rebellischen Jugend und dann enger Freund und Vertrauter. Die Zitate sind stets gut eingebracht, nach Stuckrad-Barres Motto "zu jeder Begebenheit ist mir immer eines aus der Kindheit eingefallen.." zieht es sich konsequent durch die lange Seitenzahl und macht wirklich Spaß.
    Man muss sich auf die Geschichte einlassen, auf dieses rasende Leben. Es ist in einem eben so rasenden, ruhelosen Stil verfasst, dem Pop-Stil, für den Stuckrad-Barre berühmt geworden ist und den er hier trotz des Jahres 2016 erneut auf die höchste Stufe erhebt. Ein erstaunliches, spaßiges, zu denken gebendes Buch, 9/10 :thumbup:

    Auf dem Flur hatte sich eine Traube aus Menschen gebildet. Sie schmeckte vorzüglich.


    meine Bücher 2016

  • Kurt Vonnegut: Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug
    Von Jutta Duhm-Heitzmann


    "...
    Souverän bedient sich Kurt Vonnegut in "Schlachthof 5" genau der literarischen Mittel,
    die auch seine anderen Werke auszeichnen: makabrer Humor, abgedrehte Phantasie
    mit Hang zur Science Fiction, eine scheinbar einfache, fast kindliche Sprache mit
    kurzen Sätzen, die den schrägen Blick des genuinen Satirikers pointieren.
    Alles durchwoben von einem bedingungslosen Pazifismus. ... "
    http://www1.wdr.de/kultur/buec…r-kinderkreuzzug-104.html

  • Ausgelesen: "Ein sterbender Mann" von Martin Walser.


    Ein beeindruckendes, komplexes Buch vom mittlerweile 89-jährigen Walser, dem Urgestein der deutschen Nachkriegsliteratur. Deklariert als Roman, aber im Grunde genommen ist "Ein sterbender Mann" ein Romankonstrukt, ein Sammelsurium aus Erzählung, fiktiven E-Mails und Briefen sowie Einsprengseln von Lyrik und philosphischen Sinnsprüchen. Dies alles im typisch walserschen Erzählstil, der stets hochgradig virtuos und sprachlich wunderschön ist, aber auch immer etwas künstlich wirkt. Man muß sich (wie ich es mittlerweile getan habe) mit diesem speziellen Stil anfreunden, ansonsten emfindet man Walsers Werke garantiert als unlesbares Geschreibsel.


    Worum geht es? Walsers Buch vermischt so klassische Themen wie Altwerden, Sterben und Liebe mit konträren Dingen wie Suizidforen und Tangotanzen. Klingt etwas wirr, ergibt aber ein schlüssiges Ganzes, wenn auch der Zufall gegen Ende ein wenig stark bemüht wird.
    Theo Schadt, ein 72-jähriger Firmenchef, wird von seinem besten Freund betrogen und verliert seine Existenz. Unter diesen Voraussetzungen will er seinem Leben ein Ende bereiten und chattet in Suizidforen. Dann trifft ihn eine späte, aussichtslose Liebe, die ihn kurz von seinem Todeswunsch abhält...
    Interessant und neu ist, dass Walser ein Co-Autorin hatte, der allerdings lediglich in einer Widmung am Beginn des Buches gedankt wird, obwohl sie etliche Passagen des Romans verfasst hat. Diese Frau hatte Walser den Tipp mit den Suizidforen gegeben, Walser schickte ihr Teile der fiktiven Roman-E-Mails zur Begutachtung und sie antwortete nicht als reale Person, sondern als fiktive Figur, womit sie dem Romanplot eine andere Wendung als beabsichtigt gab. Walser ließ sich darauf ein und ließ seiner nunmehr Co-Autorin ihren eigenen literarischen Willen, was ein recht neuer, literarischer Ansatz ist.


    Fazit: Eine tragische, nachdenkliche, kluge, manchmal ironische Geschichte, getragen von Walsers eigenwilliger Sprache und dem normaler klingenden Stil seiner Mitautorin Thekla Chabbi. Komplex und vielseitig...garantiert keine nebenbei zu lesende Lektüre.


    Bewertung: *****+

  • Nee, mit Humor ist da nicht wirklich viel, es ist schon sehr böse.

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Bin am Überlegen. Herr Reich hat mir ja dank der Festa-Extrem-Facebook-Gruppe einfach mal ne Freundschaftsanfrage geschickt und seitdem kriegt man ja genug mit. Kann mich da noch nicht so ganz rantrauen, weil ich einfach bedenken gegenüber der Qualität der Geschichten aus deutscher Feder habe.

  • Na ja, also alles von ihm würd ich auch nich lesen, wenn ich da manche Titel sehe, krieg ich einfach nur das Würgen :evil:
    Liegt wohl daran, dass ich mit solchem Porno-Gedöns absolut nix anfangen kann...

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
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    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


    Einmal editiert, zuletzt von Virginy ()

  • Jau, sowas geht einfach komplett vorbei an mir. Wenn explizite und perverse Szenen in einem Buch mit guter Rundumstory verarbeitet werden (siehe Nightwhere), sehe ich das als Pluspunkt an. Aber eine Geschichte über eine Tussi, die sich wegen einer Wette durch die Fußballmannschaft bumst... *gääähn*
    Definitv nicht meins.

  • Willkommen im Club :)

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


    • Offizieller Beitrag

    Mir geht dieser Hype um die deutschen Autoren, vor allem die unbekannteren, ziemlich auf den Zeiger. Auf Teufel komm raus brutal und möglichst auffallen damit. Da wurde ja auf Facebook nun auch eine Extrem Gruppe mit Haupthema deutsche Autoren gegründet. Da bin ich gleich wieder ausgetreten.


    Zur Zeit lese ich den neuen Extremband von Wade H. Garrett und bin noch hin- und hergerissen ob mir das wirklich gefällt. Da geht's nämlich im Prinzip auch nur darum die kreativsten und möglichst brutalsten Foltermethoden bis ins letzte Detail über Seiten auszuwalzen. Racheengel und Rächer der Geschändeten hin oder her. Will ich mir sowas wirklich antun? Rechtfertigen die Taten der Gefolterten wirklich so ein Vorgehen gegen sie?
    Ich bin mir nicht sicher.
    Ähnliche Probleme hatte ich im Übrigen auch mit dem Film Daddy's Little Girl. Da war die dünne Story auch nur Mittel zum Zweck einen möglichst sadistischen Folterfilm zu drehen.
    Ich bin wirklich eingefleischter Splatterfan. Aber alles will ich mir irgendwie nicht mehr antun.

  • "Daddy´s little Girl" war auch nicht so wirklich meins, es war als schaue man ner Maschine beim Foltern zu, keinerlei Gefühle...
    Dabei fand ich den Anfang durchaus gelungen...

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


    Einmal editiert, zuletzt von Virginy ()

  • Bin am Überlegen. Herr Reich hat mir ja dank der Festa-Extrem-Facebook-Gruppe einfach mal ne Freundschaftsanfrage geschickt und seitdem kriegt man ja genug mit.


    Von dem hab ich auch eine Freundschaftsanfrage erhalten, allerdings abgelehnt. Scheint wohl jedem einzelnen Mitglied ne Anfrage gesendet zuhaben. Ist mir einfach zu aufdringlich. :S



    Mir geht dieser Hype um die deutschen Autoren, vor allem die unbekannteren, ziemlich auf den Zeiger. Auf Teufel komm raus brutal und möglichst auffallen damit. Da wurde ja auf Facebook nun auch eine Extrem Gruppe mit Haupthema deutsche Autoren gegründet. Da bin ich gleich wieder ausgetreten.


    Gibt auch gute Deutsche Extrem Autoren. Finde Fleisch 2&3 z.B. deutlich besser als die Festa Extrem Anthologie.

  • Bin am Überlegen. Herr Reich hat mir ja dank der Festa-Extrem-Facebook-Gruppe einfach mal ne Freundschaftsanfrage geschickt und seitdem kriegt man ja genug mit. Kann mich da noch nicht so ganz rantrauen, weil ich einfach bedenken gegenüber der Qualität der Geschichten aus deutscher Feder habe.


    Ich habe auch eine Freundschaftsanfrage von ihm bekommen und gleich darauf die Aufforderung, seine Seite zu liken. Dann die ständige Eigenwerbung, wobei ich die Titel zu reißerisch und plump finde. War mir zu aufdringlich, also habe ich ihn aus meiner Liste entfernt. Danach schickte er mir wieder eine Anfrage, die ich seitdem ignoriere. Wer mir seine Bücher so aufzwingen will, dessen Bücher will ich gar nicht lesen.

  • Zu Thema deutsche (extrem) Autoren: ja eigentlich ist dieser ganze Extremkram nicht meinst, weil einfach der Ekel und das Blut meistens über der Story stehen. Aber ich habe letztens etwas von Simone Trojahn gelesen und war begeistert. Obwohl ich da eigentlich einen Bogen drum machen wollte, weil die Titel und die Beschreibungen auch sehr reisserisch sind. Aber sie schreibt verdammt gut mit tiefe uns Gewalt steht gar nicht so im Vordergrung. es ist mehr psychologisch. Also ich habe den Kurzgeschichtenband gelesen und werde wohl auch mal mit einen Roman versuchen