Allgemeine Bücherrezensionen...

    • Offizieller Beitrag

    Ernest Cline - READY PLAYER ONE


    Den Klappentext lasse ich mal weg, denn der vermittelt ein unvollständiges Bild und führt in eine andere Richtung.
    Einzig das abgedruckte Zitat aus der "Entertainment Weekly" trifft den Nagel auf den Kopf:


    Zitat

    Dieser Roman beinhaltet die Erinnerungen und Gefühle einer ganzen Generation.


    Und ja...noch nie habe ich mich mit einem Buch so identifizieren können.


    Aber kurz zum Inhalt.
    Wade Watts ist ein Junger Mann, der in einer Zeit lebt, in der die Welt kurz vor ihrem gesellschaftlichen Untergang steht. Armut, Kriege um die letzten Ressourcen, Überbevölkerung.
    Wie viele Millionen anderer Menschen, flüchtet Wade vor dieser Realität in das weltweit größte Onlinecomputerspiel namens OASIS. Dort kann man leben, zur Schule gehen, arbeiten; eben alles das machen wie im realen Leben auch.
    Nachdem der Erbauer dieser Welt, James Halliday, stirbt, vermacht er seine Firma, sein Vermögen und OASIS demjenigen, der als erstes die drei Rätsel löst. Die Jagd beginnt. Doch neben Wade und seinen Freunden versucht auch Hallidays Konkurrent diesen Schatz zu finden. Und dies mit allen legalen und illegalen Mitteln...nicht nur in der virtuellen, sondern auch in der realen Welt.


    READY PLAYER ONE ist nicht nur ein sprudelnder Quell an Erinnerungen und Referenzen meiner Kindheit und Jugend, sondern ein äußerst spannender, lustiger und emotionaler Roman.
    Er nimmt nicht nur Bezug auf die Welt der Videospiele, sondern auf die ganze Popkultur der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Hauptansatzpunkt ist aber das Leben in virtuellen Welten und die Menschen, die in ihnen ihre Zeit verbringen.
    Vielleicht wird auch deshalb nicht jeder etwas mit diesem Buch anfangen können. Man muss zwar kein Nerd sein um es zu lesen, aber gerade durch die ganzen Spielefakten und Referenzen wird bei Lesern, die eben nichts mit digitalen Welten am Hut haben, eher ein riesiges Fragezeichen als ein Lächeln im Gesicht stehen.
    Vieles, das Wade und seine Freunde in OASIS erleben, habe ich selbst erfahren und deshalb konnte ich das Gelesene mitfühlen und bei der Jagd mitfiebern. Sei es nun die Freundschaft zu Menschen, von denen man nur das geschriebene Wort (oder vielleicht nur die Stimme), einen selbsterschaffenen Avatar und einen ausgedachten Namen kennt, sich aber trotzdem zu ihnen hingezogen fühlt und mit ihnen lacht, leidet, weint, sich sogar in sie verliebt. Das erste Treffen in der realen Welt, aus denen man dann entweder bestätigt, überrascht oder enttäuscht zurückkehrt. Alles selbst erlebt.
    Das tage-und nächtelange Vor-dem-PC-Sitzen, weil man diese oder jene Quest schaffen will, als erstes dies oder das erreichen 'muss'. Alles selbst erlebt.
    Der Kampf um den ersten Platz auf der Highscoreliste. Alles selbst erlebt.
    Das völlige Vernachlässigen und Vergessen der Realität. Leider alles selbst erlebt.


    Und aus diesen Gründen ist READY PLAYER ONE nicht nur mein Highlight in diesem Jahr, sondern das beste, was ich bisher gelesen habe.
    Wenn es Steven Spielberg auch nur im Ansatz schafft, es genau so zu verfilmen, werde ich schon jetzt einen Lieblingsfilm haben :thumbup:

  • Hab das Buch auch schon seit einiger Zeit auf dem Schirm, genauer gesagt, seitdem "Erebos" mich bis auf das einfallslose Ende begeistert hat.
    Sollte wohl doch endlich mal einen zweiten Blick riskieren

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


    • Offizieller Beitrag

    Aber wie geschrieben. Für Spieler und Nerds ist das Buch von Anfang bis Ende ein Erlebnis und eine Reise in die Vergangenheit.
    Für Nichtspieler eher ein Buch mit sieben Siegeln und deshalb schwer zu verstehen ;)

  • Bin eher der Sportnerd (klettern, surfen, Fitness, Ernährung etc.) aber ab und an spiele ich auch mal... Früher noch über dos... Gerade Alien auf der PS :) denke gefällt mir... Und meinen Freund sowieso ... Werde uns das buch gönnen :)

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  • Da ist wohl jemand von dem Buch geflasht ^^
    Ich dachte erst, das wäre Jugendfantasy, aber anscheinend ist es doch eher düster. Das könnte was für mich sein, klingt zumindest verlockend.

  • Hm hätte jetzt auch auf ein Jugendbuch getippt

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Wie immer eine schöne Rezi, Nici! :thumbup:
    Von Kai Meyer will ich schon lange etwas lesen, seine Plots klingen stets packend, ich hab's bislang allerdings noch nicht geschafft...kommt aber noch! ^^
    Übrigens ist Andreas Fröhlich nicht nur als Hörbuchsprecher aktiv, sondern er ist auch ein erfolreicher Synchronsprecher und -regisseur...unter anderem hatte er die Synchronregie bei der "Herr der Ringe"-Trilogie und hat dort absolut grandios die Figur "Gollum" gesprochen...und ich kenne ihn aus meiner Kindheit, er spricht (schon seit vielen Jahren) den dritten Detektiv bei "Die drei ???"... :)

  • Ausgelesen: "Im Café der verlorenen Jugend" von Patrick Modiano.


    Modiano, der letztjährige Gewinner des Literaturnobelpreises, schrieb diesen Roman 2007. Meine erste Begegnung mit diesem Schriftsteller, und es hat mir sehr gut gefallen. Modianos Themen kreisen beinahe immer um Erinnerung, Schuld und Vergangenheitsbewältigung.
    In vorliegendem Werk erinnern sich mehrere Menschen (aufgeteilt in vier große, unbetitelte Kapitel) an eine junge Frau im Paris der frühen 60er-Jahre, die seit Kindheit an den Drang verspürt, wegzulaufen. Sie weiß nicht wohin, es ist ein imaginäres Fliehen, von der engen Wohnung, von ihrer kurzen Ehe, immer ist dieser Drang zu spüren. Und immer wieder sucht sie Zuflucht im titelgebenden Café Le Condé, dem "Café der verlorenen Jugend"...
    Durch den literarischen Kunstgriff der verschiedenen Erzähler eröffnen sich dem Leser Kapitel für Kapitel neue Details aus dem Leben der jungen Frau, vieles wird Schritt für Schritt verständlicher.


    Modianos Buch ist voller Melancholie und von einer wunderbaren Atmosphäre des damaligen Paris erfüllt...er verwendet allerdings sehr viele Straßennamen und erzählt ruhig und unaufgeregt, was Modiano oftmals vernichtende Kritiken seitens der deutschen Leserschaft eingebracht hat. Man habe den Eindruck, einen Stadtplan zu lesen, ist einer der größten Kritikpunkte. Zugegeben, wer kein Faible für diese Art des Erzählens hat, wird das Buch garantiert todlangweilig finden, kein Zweifel. Wer jedoch das Pariser Flair und melancholische Geschichten mag, dem könnte das Werk gefallen.


    Fazit: Wunderbar erzählt, traurig und voller Tristesse, es wird definitiv nicht mein einziger Roman von Modiano bleiben...


    Bewertung: *****+

  • R. E. McDermott - "Tödliche Passage"


    R. E. McDermott. Um einer konstruierten Anklage wegen Piraterie zu entgehen, lässt sich der Schiffsingenieur Tom Dugan im Auftrag der CIA in die Firma
    eines Freundes, des Londoner Schiffseigentümers Alex Kairouz, einschleusen. Dugan glaubt jedoch keine Sekunde daran, dass Alex, wie
    behauptet, in terroristische Machenschaften verwickelt ist, und das bringt ihn immer wieder in Konflikte mit seinen Einsatzleitern, aber
    auch mit einer attraktiven britischen Agentin, mit der er schon bald eine enge, nicht nur dienstliche Beziehung unterhält. Als dann in
    der Nähe von Singapur ein herrenloser Tanker mit einer toten Crew aufgefunden wird und ein weiterer in Panama explodiert, wird Dugan die
    Verantwortung für diese Angriffe untergeschoben. Fest davon überzeugt, dass die Anschläge nur die Vorankündigung von weit schlimmeren Attacken
    sind, folgt Dugan einer heißen Spur nach Russland. Dort allerdings wird er von einer russischen Speznas-Einheit als "Berater" für ein
    Himmelfahrtskommando zwangsverpflichtet.


    Tom Dugan ist in Asien unterwegs, um als Ingenieur die weitere Seetauglichkeit diverser Tanker zu überprüfen. In
    London hingegen wird sein Freund und oftmals auch Arbeitgeber von brutalen Typen erpresst, um ihnen dabei zu helfen, gewisse Vorkehrungen
    für ihr kriminelles Handeln zu treffen. Die britische Regierung kommt hinter diese Aktion und lädt die CIA ein, ihr dabei zu helfen, diesen
    Plan zu vereiteln. Und so kommt Tom Dugan, auch für die CIA tätig, in die Misere, seinen Kumpel ausspionieren zu müssen. Um ein Mitglied aus
    britischen Diensten ebenfalls in der Nähe zu haben, wird eine Agentin als Sekretärin in das Büro von Dugan geschleust. Zudem sollen die beiden
    glaubwürdig eine Affäre vortäuschen. Bald aber überschlagen sich die Ereignisse. Ein Tanker wird gefunden. Dessen Besatzung ist tot. Dann
    geschieht ein grauenvolles Unglück im Panamakanal: Ein Supertanker fliegt in die Luft, Tausende werden getötet, der Kanal blockiert. Eine
    Wahnsinnstat als Wahnsinnsgelegenheit für gierige Geschäftemacher. Und die Ideen der Killer sprießen weiter. Auch der Bosporus ist im visier
    und so könnte man Europa und sogar den USA den Ölhahn zudrehen. Vielleicht sogar einen neuen Kanal bauen, auf dem die Amis nicht den
    Daumen drauf haben. Der Möglichkeiten sind viele. Der Mitwisser immer weniger, da die von den Hauptfiguren nach und nach beseitigt werden.


    "Tödliche Passage" fängt recht zäh an. Viele Schauplatzwechsel, noch mehr Personen, immer weitere Schiffe und Tanker, erwähnt mit Namen und Besatzungsmitgliedern
    tauchen in der Handlung auf. Dazu die Geschehnisse in England, die ausführliche Erläuterung der Schiffsüberprüfungen, der Erpressung des
    Alex. All das wird leider in einem etwas umständlichen Stil präsentiert, der irgendwie kein Tempo aufkommen lässt. Und schon ganz früh ist klar,
    dass dieser Plan, eine Agentin als Sekretärin einzuführen nicht nur 08/15 platt ist, sondern die übliche Liebesgeschichte enthält - und zu
    mehr taugt die Agentin dann auch nicht. Sie spielt wirklich keine große Rolle. Und Alex eigentlich auch nicht. Er wird zwar anfangs bei der
    Ausarbeitung des Plans benötigt und Bedrohung seiner Tochter erpresst, aber die grundsätzliche Hauptfigur ist und bleibt Tom Dugan. Der ist
    zwar der Held der Story, aber keiner der Sorte Mitch Rapp oder so. Eingebettet in unterschiedliche Teams hilft er bei der Bereinigung der
    Lage, bekommt auch einiges ab, ist aber keiner dieser unkaputtbaren Supermänner. Bis zu etwas um die 40 % des Buches muss man sich gedulden,
    bis die Sache an Tempo gewinnt, aber dann geht es auch ziemlich rund. Leider ist der Autor keiner von der Sorte, die die Geschwindigkeit der
    Handlung auch auf den Leser übertragen können. Trotz diverser Kills, Schießereien und Explosionen sowie einer Riesenkatastrophe wirkt alles
    manchmal immer noch sehr behäbig. Tja, und mit Klischees wird doch sehr "offensiv" umgegangen. Amis und Briten sind die eindeutig besten
    Nationalitäten ohne jegliche charakterlichen Mängel auf unserer Erde, während die Russen egoistisch und eiskalt sind, während China
    hinterlistig und die anderen Gegner gewalttätig, hässlich und abgrundtief böse sind. Selbst der absolut bestechliche und
    unzuverlässige, wortbrechende Schwarzafrikanische Staatenlenker darf nicht fehlen. Hier wird das nur positiv dargestellt, weil er einen alten
    Ex-Stasi-Mann über den Löffel barbiert, aber ansonsten ist es die übliche Darstellung von Herrschern dieses Kontinents. Und das Ende? Boah
    ey, das könnten ein Spielberg oder ein Emmerich nicht besser inszenieren. Echt zum Tränen vergießen, dieser emotionale
    Auftrieb in proamerikanischem Sinne. Gerettete panamaische Kinderchen schwenken viele, viele US-Flaggen, streuen Blümchen als ein US-Tanker
    unter einer Brücke durchfährt und selbst gestandene Matrosen vergießen Tränchen. Insgesamt KANN man "Tödliche Passage" mal lesen, aber ehrlich gesagt, werde ich auf weitere verzichten. R. E. McDermott schreibt leider zu umständlich und braucht zu lange, um in die Spur zu kommen.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • Ben Wallace "Mad Jerry - Der umherziehende postapokalyptische Krieger"


    Ben Wallace. Die postapokalyptische Welt ist gar nicht so schlimm. Sicher, es gibt Mutanten. Aber für die Menschen in New Hope besteht der tägliche
    Überlebenskampf nicht so sehr aus der Suche nach Nahrung oder Medizin, viel schwieriger ist es, neue Spieler für ihre Kickball-Teams zu finden.
    Dies macht es einem postapokalyptischen Krieger nicht einfach, Arbeit zu finden. Gott sei Dank ist da eine Armee von Mördern und
    Brandschatzern auf dem Weg in die friedliche Stadt, um sie dem Erdboden gleichzumachen. Nur eine Handvoll ausgebildeter postapokalyptischer
    umherziehender Krieger kann sie aufhalten. Gleich zwei haben ihre Dienste angeboten. Einer von ihnen ist eingeladen, zu helfen. Der andere
    wird zurück in die Einöde geschickt. Doch haben die Stadtbewohner die richtige Wahl getroffen? Werden sie gerettet werden? Und was hat es
    eigentlich mit den SSB’s, den superschlauen Bären, auf sich?


    Jerry kommt nach New Hope und will sich dort als Krieger und Arbeiter andienen. Der Stadtschreiber Roy ist skeptisch, ausserden kann er sich keinen Fehler leisten, da er demnächst bei der Wahl des Bürgermeisters gegen den amtierenden Amtsinhaber antreten will. Jerrys Werdegang und seine Fertigkeiten überzeugen ihn
    nicht und so lässt er ihn aus der befestigten Stadt recht rüde entfernen. Vor dem Stadttor, mit dem Gesicht im Staub, bemerkt er über
    sich eine Gestalt. Es ist Logan, ein weiterer Krieger aus der Gattung postapokalyptisch umherziehend. Auch er möchte einen Posten in New Hope.
    Während also Jerry von dannen zieht, geht Logan nach drinnen und kann den Stadtschreiber von seinem Nutzen überzeugen. Jerry lässt die
    ummauerte Stadt hinter sich und begibt sich zu seinem Winnebago, der mit Hündin Chewey, allerhand Waffen, Nahrung sowie großem TV mit unzähligen
    DVDs ausgerüstet ist. Zusammen setzen sie ihre Reise fort und kommen nach Vita Nova. Doch diese Stadt existiert nicht mehr. Sie wurde bis auf
    die Grundmauern niedergebrannt. Nur zwischen den Trümmern und der Asche findet Jerry Erica, eine Überlebende, die ihm erzählt, dass die nicht
    getöteten Bewohner von den Angreifern als Sklaven mitgenommen wurden. Gemeinsam ziehen sie weiter und treffen im Wald auf die SSBs - die
    superschlauen Bären. Nach diesem Abenteuer ziehen sie mit weiteren Gefährten wieder Richtung New Hope, wo Erica hinmöchte. Unterwegs werden
    sie von Männern des Majors angegriffen und nachdem sie diese abgewehrt haben, erzählt Erica, dass genau jener es war, der Vita Nova überfallen
    und niedergebrannt hat. Auch die Mannschaft um den Major ist auf dem Weg nach New Hope.


    Ganz eindeutig hat Steffen Janssen vom Luzifer-Verlag richtig spaßige Lektüre. Dazu kommt, dass der genial-verrückte Cover-Illustrator
    mit dem schräg-schrecklichen Filmgeschmack, nennen wir ihn der Einfachheit halber einmal Michael, die Rückseite des Covers mit einer
    Figur ausstattete, die - wie er mir im Vertrauen verriet (selber Schuld) - inklusive Sabber ein sehr detailgetreues und realitätsnahes
    Selbstproträt von ihm darstellen soll, und damit die Vorfreude auf das Buch noch unterstrichen hat. "Mad Jerry - Der postapokalyptische umherziehende Krieger" bietet
    alles, was das Leserherz eher schlichter unangestrengter Literatur sich wünscht. Eine Menge Humor, der auch zu zünden weiß, Action satt und
    viele Anspielungen auf Filme und Serien, die man so kennt. Sei es der böse Major, der nicht von ungefähr an den Gouverneur aus "The walking dead" erinnert oder die Szenerie von "Mad Max" mit Autoverfolgungsjagden, Schrotflintenexplosionen und Flammenwerfern rund um den Winnebago. Selbst MacGyver
    darf nicht fehlen. Augenzwinkernd, schräg und manchmal auch albern werden Bürokraten und Despoten durch den Kakao gezogen, Dallas von einem
    Mutanten beherrscht, dem "Ring of fire" von Johnny Cash nicht bekommt und der im Übrigen auch aus einem John Aysa-Buch
    entkommen sein könnte (Aber Prinzessinnen trifft er hier nicht, sodass der Erotikanteil gen null tendiert). Hier wird gnadenlos alles auf die
    Schippe genommen, wobei natürlich die ganze Palette der Endzeitklischees bevorzugt veräppelt wird. Und ganz kurz blitzt hin und wieder mal die
    Kritik am modernen Technikwahn und der Schlemmerei im Goldbogen-Billigkochtempel auf, um aber ganz schnell wieder dem Humor
    und der Action ihren wohlverdienten Platz einzuräumen. Da Buch macht von Beginn an bis zum Schluss nach rund 230 Seiten (Plus ner kurzen
    Bonusstory von 10 Seiten) richtig Freude, wartet hin und wieder mit nem netten Headshot auf, lässt auch literweise Blut durchs Gelände suppen
    und bietet Verfolgungsjagden, die gewissen Vorbildern in nichts nachstehen. Anspruchslos - ja, aber sicher. Actionreich - kann man so
    gelten lassen. Witzigkeit - kennt keine Grenzen. Und dazu noch ein besonderer Dank an den veröffentlichenden Verlag, dass er ohne
    Mehrkosten für den Kunden das Kapitel 34 gleich doppelt mitgeliefert hat. so hat man länger was von dem Spaß. Wer also witzige,
    abwechslungsreiche Lesekost mit feinen Actioneinlagen und einigen kleinen Überraschungen für Freund und Feind lesen will, der sollte hier
    zugreifen. Meiner Ansicht nach kann man das bedenkenlos tun. Aber wie immer - es ist halt Geschmackssache und die Geschmäcker sind eben
    verschieden. Von Ben Wallace darf gerne mehr kommen, lieber Verlag!!!

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • Eric van Lustbader - Die Bourne-Vergeltung


    Eric van Lustbader nach einer Figur von Robert Ludlum. Jason Bourne ist am Boden zerstört, als seine Gefährtin, die
    Mossad-Agentin Rebekka, bei einem gemeinsamen Einsatz in Mexiko getötet wird. So nimmt er den Auftrag an, für den ihn der Chef des israelischen
    Geheimdienstes gewinnen will: den chinesischen Minister Ouyang Jidan auszuschalten, der nicht nur für Rebekkas Tod verantwortlich zeichnet,
    sondern mit seinen dunklen Plänen eine Bedrohung für die gesamte westliche Welt darstellt.


    Nach dem Tod von Rebekka, den der chinesische Ouyiang Jidan geschickt hatte, um seine Mitwirkung bei den
    Drogengeschäften des Maceo Encarnacion zu vertuschen, ist Bourne nun in Israel, um Ruhe zu finden. Zuvor aber hat er im Libanon noch Encarnacion
    eliminiert. Und die Israelis wollen Bourne nun dazu benutzen, dass er auch den Chinesen kaltstellt. Bourne lässt sich darauf ein. Ein erster
    Versuch in China scheitert fast kläglich, doch es gibt eine weitere Chance: Maricruz, die mexikanische Gattin von Jidan. Sie ist nach Hause
    gereist, um dort die Geschäfte ihres verstorbenen Vaters zu übernehmen. Sie plant tatsächlich, die verschiedenen Kartelle unter einen Hut zu
    bringen. Doch so einfach ist das nicht. Jeder will die Führungsrolle im Geschäft des großen Geldes übernehmen und schon bald muss Maricruz um
    ihr Überleben kämpfen. An ihrer Seite: Bourne, der sich erst als Arzt vorstellt, ihr aber später reinen Wein einschenkt. Sie will den Leiter
    der Drogenbehörde, der ein doppeltes Spiel angezettelt hat und der Mörder eines israelischen Mossad-Mannes ist, zur Strecke bringen und
    somit auch den Drogenhandel in Mexiko empfindlich stören, der mit zur Finanzierung chinesischer Attacken gegen den Westen beiträgt. Aber ihr
    geht es nur um Rache, während Bourne neben diesem Aspekt auch noch für seine Auftraggeber kämpft - die Israelis.


    Dieser neue Anlauf, Jason Bourne in ein Abenteuer Marke Robert Ludlum zu schicken, scheitert an zwei Dingen. Punkt eins ist, dass die Figur des
    Jason Bourne im Laufe der Jahre immer mehr zu einem 08/15-Allerweltsagenten wurde, der in der Massenware untergeht.
    Erinnerungen an den Mann auf der Suche nach seiner Vergangenheit, der sich in den Ränkespielen der US-Geheimdienste verstrickt und nicht weiß,
    wem er überhaupt glauben kann, ist nahezu völlig verschwunden. Hin und wieder blitzt mal ein Funke einer Rückblende auf, aber es reicht längst
    nicht, um die Klasse von Robert Ludlum auch nur annähernd zu erreichen. Der zweite Punkte ist, dass ich gerade zuvor "Verfolgt" von David Baldacci gelesen habe und dieses Buch mehr Robert Ludlum ist, als die meisten, bei denen dessen Name groß auf den Buchdeckel gedruckt wurde. "Die Bourne-Vergeltung", die direkt an "Der Bourne-Verrat"
    anschließt, ist leider nur eine Aufzählung von Actionszenen, möglicherweise schon für eine hektische Verfilmung vorpräpariert, ohne
    dass Spannung groß aufkommen mag. Alles vorhersehbar, alles ohne jegliche Überraschung. Selbst die Szenarien im Reich der Mitte sind
    recht simpel und ohne viel Feingefühl skizziert, keine undurchschaubaren Politiker mit ihren Ränkespielen, nur böse und böser. Was folgt, ist
    jeweils klar zu erkennen und birgt keinen großen Aha-Effekt. Lustbader lustlos? Könnte man so meinen. Oder angepasst an die Masse. Gerade der Schluss
    trägt noch einmal derartig dick auf, dass mir die Endszene von "Verfolgt" schon fast perfekt gelungen vorkommt. Ein einziges Anbiedern an den
    Mainstream, große Gefühle für großes Kino, zum Würgen süß. Kann man als laues Actionhäppchen ohne allzuviel Brimborium mal lesen, so nebenbei,
    aber wirklich empfehlen würde ich es nicht. Da fehlt einfach Ludlums Gespür für eine Besonderheit, einen finalen Kniff.

    The water in my whisky is the poison in my brain