Donald E. Westlake

  • Donald E. Westlake


    Donald Edwin Westlake wurde wenige Monate nach der Machtergreifung in Brooklyn, New York City geboren, aufgewachsen ist er jedoch in der direkt an NYC angrenzenden Stadt Yonkers sowie in Albany, der Hauptstadt des Bundesstaates New York. Nach dem Besuch einer katholischen Schule studierte er auf Universitäten in Plattsburg und Binghamton (beides New York, er erlangte keinen Abschluss), Mitte der 50er Jahre diente er zwei Jahre in der US Air Force. 1959 zog er zurück nach New York City und hielt sich zunächst mit verschiedenen Jobs über Wasser, bis er bei der Literaturagentur Scott Meredith eine Stelle erhielt.


    Westlake schrieb seit seiner Jugend Kurzgeschichten und versuchte auch mehrfach, diese zu veröffentlichen. Nachdem seine Werke über 200 Mal von Magazinen und Verlagen abgelehnt worden waren, veröffentlichte er ab Mitte der 50er Jahre diverse kurze Krimis und Science-FIction sowie erotische Romane (jeweils unter verschiedenen Pseudonymen). Durch seine Anstellung in der Literaturagentur konnte er seinen ersten Kriminalroman an den Mann bringen: "The Mercenaries". Dies war das erste Werk, welches er unter seinem echten Namen veröffentlichte. In Deutschland kam es 1962 unter dem Titel "Das Gangster-Syndikat" heraus, im vereinigten Königreich erschien es als "The Smashers". Viel später in seiner Laufbahn veranlasste Westlake eine Neuveröffentlichung, diesmal unter seinem schon in den 60ern favorisierten Titel "The Cutie". Der Roman war ein Erfolg und ermöglichte es ihm, sich von nun an in Vollzeit der Schriftstellerei zu widmen.
    Im Laufe der Jahrzehnte schrieb Westlake eine große Menge an Krimis (er spezialisierte sich in diesem Gebiet ein wenig auf Heist-/Caper-Storys), die er in verschiedenen Reihen und Pseudonymen auf den Markt brachte, sowie einige Drehbücher, ein wenig Science-Fiction und zwei Sachbücher (u.a. über Liz Taylor).


    Im Genre ist Westlake berühmt für seinen genialen Schreibstil, der Anleihen bei verschiedenen Spielarten des Krimis nimmt (Heist, Hard-boiled u.a.) und dabei einen eigenen, unverkennbaren Mix kreiert. Seine Charaktere sind glaubwürdig, seine Dialoge nicht künstlich, sondern nahe an der Realität. Sein ganz eigener Humor ist dabei häufig präsent.
    Seine bekannteste Figur ist der Berufskriminelle "Parker", der zum ersten Mal 1962 im Roman "The Hunter" auftaucht (in Deutschland erschienen als "Jetzt sind wir quitt"). Das Buch bildet den Anfang einer Reihe von letztendlich 24 Büchern, die unter dem Pseudonym Richard Stark über Westlakes gesamte Laufbahn verteilt erschienen, wobei es zwischendrin einen Bruch gab. Bis 1974 bediente Westlake die Reihe teils mehrmals im Jahr, dann ließ er seine Figur gute 24 Jahre ruhen, bevor er dann 1998 an weitere Fortsetzungen ging. Der letzte "Parker"-Roman erschien im Jahr 2008, kurz vor seinem Tod. Andere bekannte Serien um zentrale Charaktere sind die "John Archibald-Dortmunder"-Reihe sowie die "Mitch Tobin"-Reihe. "Dortmunder" erschien zuerst 1970 und entstand laut Westlake durch Zufall, als er an einem "Parker"-Buch arbeitete. Während des Schreibens seien Elemente entstanden, die nicht mehr zu "Parker" passten, weswegen er aus dem Buch eine neue Serie erschuf, so Westlake. Diese Reihe erschien denn auch unter seinem echten Namen. "Tobin" veröffentlichte er als Tucker Coe.


    Donald Westlake war dreimal verheiratet und hatte vier Söhne. Seine letzte Frau, Abigail Westlake, veröffentlichte unter diesem Namen mehrere Sachbücher zum Thema Gartenpflege und ist auf ihrem Gebiet sehr bekannt. Westlake verstarb am 31.12.2008 im Alter von 75 Jahren an einem Herzinfarkt während eines Urlaubstrips in Mexiko.


    Westlake hatte selbst einige Drehbücher verfasst, u.a. basierend auf einem eigenen Roman für den 70er Jahre-Krimi "Treffpunkt Central Park" sowie für "Grifters" mit John Cusack und Annette Bening. Dort beruhte sein Skript auf einem Roman von Jim Thompson.
    Aber auch viele seiner Romane wurden unabhängig von ihm verfilmt. Durch den ersten dieser Filme wurde seine Figur "Parker" einem breiten Kinopublikum bekannt: "Point Blank" mit Lee Marvin von 1967 von Thriller-Spezi John Boorman ("Beim Sterben ist jeder der erste"). Basierend auf dem ersten Roman "The Hunter" schuf Boorman einen Klassiker des Genres, der Filmemacher noch 30 Jahre später beeinflussen sollte: 1997 drehte Brian Helgeland "Payback" im Retrolook mit Mel Gibson in der Hauptrolle. Der oft wegen seiner Härte kritisierte Film ist ein moderner hard-boiled-Klassiker und existiert in mehreren Schnittfassungen. Zuletzt konnte man 2013 Jason Statham als "Parker" in einer moderneren Form sehen.




    Westlake gehört für mich zu den ganz großen des Genres. Seine "Parker"-Reihe habe ich einst komplett besessen und auch fast durchgängig genossen. Er hat einen unverwechselbaren Stil und schreibt stets maximal unterhaltsam. Nicht ohne Grund widmete Dan Simmons seine "Joe Kurtz"-Trilogie dem Meister. Als Fan von Krimis und Thrillern sollte man von Westlake definitiv mal etwas gelesen haben. Die Auswahl ist reichhaltig.

  • Danke für die aufschlussreichen und ausführlichen Informationen zu Westlake, Dekkard! :thumbup:


    Ich persönlich habe von ihm bislang erst ein Buch in Besitz, nämlich "Fragen sie den Papagei"...sein lakonischer Schreibstil ist wirklich außergewöhnlich. Ich bin leider bislang noch nicht dazu gekommen, mich weiteren seiner Werke zu widmen (die alter Leier, zu wenig Zeit, zu viele interessante Autoren, zu großer SUB), aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben! ^^


    Welche seiner 'Parker'-Romane würdest Du besonders empfehlen?

  • "Fragen sie den Papagei" habe ich auch noch, dass Buch hat ja einige Preise abgeräumt und soll zu den besten der "Parker"-Reihe zählen. Gelesen habe ich es aber noch nicht. Mir fällt auch gerade auf, dass meine Aussage oben nicht ganz korrekt war, denn den letzten "Parker" von 2008 hatte ich nie. Leider habe ich heute nur noch einige Bände, der Großteil ist durch einen kleinen Unfall unbrauchbar geworden und musste entsorgt werden (schnief).


    Also den Einstieg "Jetzt sind wir quitt" fand ich schon sehr stark. Man fiebert richtig mit Parker mit, wenn er seinen kompromisslosen Rachefeldzug startet. Auch die Filme sind beide sehr gut nach der Vorlage umgesetzt. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich um die 8 Bände der Reihe gelesen, dass ist allerdings schon länger her. An Details erinnere ich mich nicht mehr genau, sodass ich leider keine dezidierte Empfehlung abgeben kann. Ich hatte immer vor, die Reihe nochmal zu kaufen und komplett zu lesen, aber wie du schon sagst... Ich hatte mir mal 10-12 Bände komplett für wenig Geld in einem Antiquariat gekauft, die alten Auflagen aus dem Ullstein-Verlag. Die Bücher erschienen in deren Krimi-Reihe (die mit dem großen roten K vorne drauf). Leider dahin ;(

  • Ja, die machen äußerlich einiges her. Ob es sich um eine neue Übersetzung handelt, weiß ich allerdings nicht. Aber ich bin irgendwie auch immer ein Fan von alten Auflagen.

  • Wie ich gesehen habe, hat der Verlag Zsolnay den ersten Parker-Band in neuer Übersetzung heraus gebracht. Ich werfe nochmal die Frage ins Rund, ob jemand weiß, welche Übersetzung die beste ist. Die alten Ullstein-Ausgaben sollen gekürzt sein, aber es gibt auch ältere Zsolnay-Ausgabe. Der neue Band ist mit 17,90€ auch recht teuer. Ein vorheriger Überblick wäre wünschenswert.