Horror, wohin ?

  • frank festa hat geschrieben:


    "Ich hatte in den letzten Jahren den Glauben entwickelt,
    etwas von guter Horrorliteratur zu verstehen. Nun grüble
    ich immer öfter, ob ich mir was vormache ... Mal schauen."


    auch ich erlebe, als leser, einen deutlichen umbruch,
    horror erobert thriller und crime immer mehr, aber auch
    der horror des alltages sticht durch die medien immer deutlicher
    ins alltägliche betrachter-auge.
    auch neue medien, von youtube über self-publisher bis e-book, bereichern und
    verwässern das besondere an horror.
    ist horror ein festhalten an den großen alten, wahren horrorautoren ?
    sind die neuen trends, wie extreme, die hoffnung ?


    was denkt ihr ? ?(8|:)
    ich finde heutzutage franst alles aus, nicht nur im horror-sektor,
    die auswahl ist viel zu groß. :pinch:

  • Interessanter Thread, Jörg! :thumbup:


    Zuallererst: Horror wird nie ganz verschwinden, weder aus Literatur, noch aus Film. Man bedenke, seit wie vielen Jahrhunderten das literarische Thema Horror schon im Menschen verankert ist...Klassiker wie Poe, Stoker, Lovecraft werden auch weiterhin ihr Publikum finden, alles andere ist zeitbezogen, denke ich...bei cineastischem Horror sieht man es deutlich: Harte, extreme Filme gab es schon in den 60ern (Herschell Gordon Lewis) und 70ern (Wes Craven, Tobe Hooper)...dann wurde Horror wieder gemäßigt, durch "Freitag der 13." und unzählige italienische Werke (Argento und Fulci) war in Sachen Härte alles gesagt, die Zuschauer wurden dem Splatter überdrüssig...seit "Saw", "Hostel" und Co. ist Härte wieder vollends salonfähig.


    Im literarischen Bereich regierten lange Zeit fast nur Autoren wie King, Koontz, Straub und Saul...nachdem in den 70ern der Brite James Herbert mit seiner Ratten-Trilogie und dem (wirklich genialen) Werk "The Fog" Stürme der Entrüstung produzierte, zeigte vor allem Stephen King, dass man üblen Horror auch (und vor allem) im Kopf entstehen lassen kann, durch literarische Finessen und ohne meterdick durch Blut zu waten (klar, die früheren Kings waren schon härter, aber weit von heutigen Extrem-Autoren entfernt). Nun scheint der Markt reif zu sein für überbordende Gewalt und Härte in den Büchern...Laymon und Ketchum waren vermutlich die Wegbereiter für Lee und andere. Ob man mit dieser extremen Form von Literatur in einigen Jahren noch einen Blumentopf gewinnen kann, sei dahingestellt.


    Eingedenk der Wellenbewegung in allen Bereichen des Lebens wird auch wieder eine Phase des gemäßigten, psychologischen Horrors kommen...aber eins ist sicher: unheimliche Literatur wird es immer geben.

  • mir kommts wie zur hoch-zeit der neuen dt. welle vor,
    es liegt im trend und alles wird auf den markt geworfen, egal
    wie die qualität ist. bei diesen unmengen geht gutes, außergewöhnliches, leider
    allzuoft unter! ;)

  • So wird es immer sein, Jörg...jahrelang hat sich kein Mensch für Vampire interessiert...dann kommen ein paar Blutsauger-Schmonzetten auf den Markt, und schon rollt der Rubel und Vampire haben im Buchladen sogar eigene Regale!


    Horror ist heutzutage auch ein wahres Mischgenre...wo hört ein Thriller auf und wo fängt Horror an? Meine Frau hasst Horrorfilme, hat aber sämtliche "Alien"-Teile gesehen...nur weil ein Raumschiff zu sehen ist, ist es trotzdem ein Horrorfilm...was ist "Das Schweigen der Lämmer?"... "American Psycho"?...die Bücher von Jean Christophe Grangé?


    Man kann Horror mit allem mischen, siehe "American Werewolf"...und wenn dadurch Kohle zu machen ist, würden die Verlage auch Rosamunde Pilcher als Horror-Literatur verkaufen...

  • es ist im horror, wie im fußball, -
    von ferne sind alle die größten experten.---
    nie zuvor konnten, wie in internet-zeiten,
    soviele leute kritisieren und mutmaßen
    was trend ist, was nicht.... 8o

  • horror und konsumwelt, da gibts bekanntlich filme und bücher.
    jeder mensch, auch der größte fan, hat nur sein, meist überschaubares,
    geld zur verfügung und seine lebens-zeit diese werke zu geniessen.
    überangebote verwirren --- weshalb sinnvolle kritik anstösse geben könnte.


    jeder mensch hat das recht auf seine vorlieben in der auswahl des
    lesestoffs. diese vor-liebe muß, bei neuen werken, erstmal geweckt werden. :whistling:

  • Ich glaube, Horror wird immer Begeisterte finden, denn die Angst ist sehr starkes Gefühl und besitzt Zugkraft. Momentan reiten wir immer noch auf der gigantischen Zombiewelle, mal sehen was dann kommt. Wenn man sich mal anschaut, dass zwei wirkliche Horrorautoren (King/Koontz) und Meyer mit den Glitzervampiren in den Top 15 der erfolgreichsten Autoren überhaupt vertreten sind, kann man getrost davon ausgehen, dass das eine verdammt große Nische ist, dieser Horror und zudem noch ein recht erfolgreiches Kassengift. :)

  • man ist ja leicht geneigt, nur das beste lesen zu wollen.
    und jeder kann sich an die eigene nase fassen: man ist
    stark verwöhnt.
    bei mir ist es bei meinen lieblingsautoren so, selbst ein
    mässiges buch nehme ich diesen langjährigen begleitern nicht krumm.
    je mehr neues lesen zur geldfrage wird ( ich zog das arbeistslos ),
    desto mehr ist man gezwungen neulingen keine chance geben zu
    können.


    horror gelingt es, nach wie vor, sich der mainstreamisierung
    zu entziehen sich. 8)
    wohin der horror will und kann, inwiefern er eine gewisse gesellschaftliche anerkennung
    als unterhaltung und ventil für ängste findet, sieht man in ansätzen.
    erfolgsautoren, da unsere welt ja nach geld lechzt, wie king und meyer und
    generationen die mit horror-liebenden eltern aufwachsen, können
    als positive zeichen gewertet werden.


    und auch dt. horrorverleger die uns ausländische neu-stars nachbringen und dt. horror-verleger
    die ihre schriftsteller aus deutschen landen, uns lesern nahe bringen, tragen zur horror-kultur
    in unserem ländle bei. :thumbup:
    es sind immer viele nötig. einer kann nicht alles machen.

  • Ich sag es mal so am Beispiel der Vampire. Irgendwie waren sie immer da. Waren es nun die Dracula-Filme der Hammer Studios und literarisch hierzu die Vampire der Heftromane, war es die Fernsehserie "Buffy" und die hierzu passenden Taschenhefte (Romane) und Bücher zur Serie, die reichlich über den Ladentisch gingen (und die Comics z.B. heute noch) und dann kamen mit Romanen wie "Interview mit einem Vampir" schon die Soft-Vampire die dann in den Twilight-Romanen ihren letzten Höhenflug fanden. Und sieht man sich den Markt an (Film/Roman), dann lebt der Vampir (trotz Zombie-Hype) immer noch munter weiter in verschiedenen Ausschmückungen. Fakt ist aber, die Monster wandeln sich, müssen sich den neuen Bedigungen, die die Leserschaft stellt, anpassen. Sie sorgen weiter für Gänsehaut in der einen oder anderen Form, was aber nicht zwingend etwas mit Angst oder Schrecken zu tun haben muss.


    Horror ist fließend und benötigt heute nicht mehr grundsätzlich das Übernatürliche, denn die Lust am Schrecken ändert sich beständig und muss sich anpassen. Sei es in der Härte oder im Ablauf der Handlung. Mit einem Vampir z.B. im Gewand eines adeligen Grafen holt man heute keine Leser mehr wirklich hinter dem Ofen hervor (aber wer weiß schon was in 10 Jahren ist, wenn uns vielleicht eine Nostalgiewelle medial überrollt). Wenn ich z.B. in meine Regale sehe, finde ich auch etwas von Poe, Stoker oder Lovecraft, aber es hält sich gesamt gesehen doch stark in Grenzen weil sie mich nicht so wirklich mitnehmen können. Für mein persönliches Empfinden ist ihr Werk auch eher gepflegter Grusel mit überschaubarem Härtegrad. Horror und Gänsehaut aufgrund der Schilderungen fängt bei mir aber meist wo anders an (eben ab Laymon über Ketchum bis sagen wir mal Lee). Das mich die großen Klassiker der Schauerliteratur nicht recht mitnehmen, hängt auch am Schreibstil der damaligen Zeit und weniger am Inhalt der Geschichten, die ich durchaus reizvoll finde. Horror im Allgemeinen ist aber auch (wie jede andere Literaturform) immer ein Spiegel seiner Zeit und lässt sich so nicht in ein bestimmtes Schema einbinden. Das gilt auch für die Übergänge hin zum Thriller (ohne übernatürlichen Einfluss) und dergleichen - alles war und alles ist im Fluss, mal mehr, mal weniger, aber nie im Stillstand.

    "Wahnsinn ist bekanntlich die Vorstufe zur Genialität. Ich persönlich bin da aber längst schon einen Schritt weiter." :D



  • es sind immer viele nötig. einer kann nicht alles machen.


    das meinte ich gerade in bezug zu den klein-verlegern.
    ( aus meiner zeit als lyrik-verleger weiß ich natürlich auch - viele schreiben-
    wenige sind meister. ich durfte ein paar wort-künstler entdecken und
    anstupsen, gutes gefühl :) . )
    hätte ich mehr geld ich würde neben festa gerade die horror-kleinverleger
    stark frequentieren.


    dieser thread bietet sicher allerhand möglichkeit der reflektion
    über unser thema one in diesem forum :)

  • wichtige leute sind u.a. roberta gradl, g.bremer, i.w.,
    martina meilinger und einige, die gar nicht mögen
    genannt zu werden :)
    viele schreiben heute unter pseudonym, auch romane,
    aber alle keinen horror. leider ;)

  • Horror wurde schon so oft totgesagt, untergegangen ist er noch nie. Die Zielgruppe ist da und wird auch nicht verschwinden. Sicherlich, vieles ist eine Trendsache - so wie in meinen Augen der momentan anhaltende Run auf den harten Stoff rund um White und Lee - aber wie bei jedem Trend wird es wohl auch hier am Ende eine Hand voll Hardcore - Schreibern geben, die sich dauerhaft durchsetzen werden. Auch hier wieder die Namen White, Lee und auch Ketchum. Die Fanbase ist da und auch wenn viele Trendhopper wieder abspringen, wird die vermutlich auch bestehen bleiben.


    Das beste Beispiel dürften wohl die Klassiker wie Poe, Stoker oder Lovecraft sein, die auch heute noch gelesen werden. Auch die modernen Meister wie King werden wohl noch lange ihre Werke verkaufen. Und die jungen Autoren? Etablieren sich weiter und der eine oder andere wird es irgendwann selbst zum Klassiker bringen.


    Nur ist das Thema Horror mittlerweile so facettenreich, dass die Grenzen mitunter sehr verschwimmen. Und das geht, wie Jörg schon sagte, auf Kosten der jungen Autoren. Man hat einfach nicht die Zeit und die Mittel, alles zu lesen, was interessant scheint. Stattdessen beschränkt man sich auf ausgewählte Sachen, wobei bei mir Mittlerweile auch ein paar junge Autoren wie Voss, Wolf oder Frey schon regelmäßig auf dem SuB liegen. Aber alles in allem beschränkt man sich eben doch auf den Stammverlag oder - autoren. Ehrlich, Luzifer oder Voodoo Press haben echt gute Titel. Und trotzdem würden die bei mir gegen Festa verlieren, wenn ich mich für ein Werk entscheiden müsste.

    “From even the greatest of horrors irony is seldom absent.”
    (H.P. Lovecraft)


    visit me @ stuffed-shelves.de

  • Heute ist der Begriff Horror ja sehr dehnbar, und auch die Genren Krimi, Fantasy etc. bedienen sich aus seinen Elementen. Aber auch ich glaube dass es den "klassichen" Horror immer geben wird und vielleicht wird es noch einige Überraschungen geben?
    Wär hätte je gedacht dass es in der heutigen Zeit noch zu einer Serie wie Saw kommen könnte? Da fühlte man sich doch fast in die 80er zurück versetzt, wo jedes Jahr ein Nightmare, Friday the 13th oder Halloween rauskam. Inklusive der unzähligen Epigonen die zur Welle der Torture-Porns führten, die ja allerdings schon wieder vorbei ist.
    Was Filme angeht werden, glaube ich, weiter die Archetypen bedient werden, also Slasher, Geisterhaus, Psychothriller, Fantastik etc.


    Was die Literatur anbelangt sieht es ein Bisschen anders aus, da war der Horror ja eigentlich immer nur eine Nische, die nie mit den großen Genren wie Krimi oder Fantasy mithalten konnte. Außer Stephen King gibt es ja auch keinen WIRKLICKLICH großen Namen in dem Bereich, also der weltweit bekannt und erfolgreich wäre.

  • mir ist es als fan recht egal wieviele bücher jemand verkauft.
    gerade früher war man ja immer happy nicht zu lesen was die
    masse liest.--- und, dann; die gute romantische meinung: ich lese was mich berührt...
    ich meine: mir muß es gefallen was ich da
    lese. mir ist piep-egal ob ich im trend liege...


    warum werdet ihr kritiker nicht schriftsteller... &
    es gibt eben immer mehr kritiker als leser, hat schon goethe,
    sinngemäß, gewusst....


    was will ich damit sagen ?
    jeder schafft sich seine welt. ein forum ist schnittpunkt der welten. ^^

  • by the way...


    Schlank mit Horrorfilmen
    Gruseln mit Effekt – wer sich einen Horrorfilm anschaut, verbrennt dabei genauso viele
    Kalorien wie bei einem halbstündigen Spaziergang. Das hat eine Studie der University
    of Westminster herausgefunden. Am meisten werden die Zellen bei Stanley Kubricks
    „The Shining“ angeregt.
    Fast 200 Kalorien kann man beim Schauen von Horrorfilmen verbrennen. Das zeigen
    Forscher der University of Westminster. Für eine Studie wurden TeilnehmerInnen
    beobachtet, als sie sich zehn verschiedene Horrorfilme angesehen haben. Durchschnittlich
    wurden dabei 133 Kalorien verbrannt. Beim Horrorfilmklassiker „The Shining“ von Stanley
    Kubrick erreichten sie Spitzenwerte von 184 Kalorien.
    Diese Menge fällt normalerweise bei einem halbstündigen Spaziergang an.
    http://sunny7.at/gesundheit/ab…/schlank-mit-horrorfilmen
    ^^