Chuck Palahniuk (Fight Club)

  • Ausgelesen: "Die Kolonie" von Chuck Palahniuk.


    Siebzehn Autoren folgen einer ominösen Einladung zu einem dreimonatigen Aufenthalt in einer Künstlerkolonie, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt, um dort in Ruhe Geschichten zu verfassen. Nach einer Weile stellt sich heraus, dass das Ganze eine Falle ist, die Künstlerkolonie entpuppt sich als ein heruntergekommenes Kinogebäude, hermetisch abgeriegelt. Im Laufe der Wochen bricht über die Eingesperrten Kannibalismus, Tod, Selbstverstümmelung und Wahnsinn herein. Und nach und nach stellt der Leser fest, dass die von den Figuren erzählten Geschichten die jeweilige düstere Vergangenheit der dort eingesperrten Autoren widerspiegeln...


    Klingt finster, ist es auch. Allerdings mit dem Palahniuk-typischen Stil, heißt, die Story wird voller Ironie und Gesellschaftskritik präsentiert, in diesem Falle besteht die Kritik u.a. aus dem menschlichen Hang zur Mediengeilheit, dem Wunsch, berühmt zu sein und dafür beinahe alles in Kauf zu nehmen. Die einzelnen, von den jeweiligen Protagonisten vorgetragenen Geschichten, entpuppen sich durchweg als äußerst übel, geschmacklos, schockierend und pervers. Und sie könnten alle wahr sein... Einigen Lesern dürfte diese Ansammlung von menschlichen Abgründen zuviel sein; immer, wenn man denkt, noch grotesker und ekelhafter geht es nicht mehr, legt Palahniuk noch eine Schippe nach...alleine schon die berühmt-berüchtigte erste Story "Vorfall" sorgte bei Lesungen für etliche reale Ohnmachtsanfälle bei Teilen des Publikums.
    Ebenfalls typisch für diesen Schriftsteller ist sein skurriles Figurenensemble, welches bei mir allerdings keinerlei Mitfühlen ausgelöst hat, da Palahniuks Charaktere stets zu merkwürdig und grotesk erscheinen, um bei mir ein Mitfiebern zu erzeugen, was mich allerdings nicht stört. Palahniuks Werke leben vielmehr von seinen überbordenden Ideen und dem einmal mehr sonderbaren und gewöhnungsbedürftigen Schreibstil, der auf seine Art schon herausragend und durchdacht und mit vielen, vielen Details gefüttert ist.
    Einziger Kritikpunkt (und damit knapp an meiner persönlichen Bestnote vorbeigeschrammt): Das Buch ist (gemessen am Plot) mit knapp 500 Seiten einfach zu lang (ein bei mir recht häufiger Kritikpunkt bei Büchern aller Art)...nicht alle 23 Geschichten im Buch zünden wirklich, etliche sind absolut grandios, viele sind erstaunlich gut, aber einige sind doch eher schwach. Wenn Palahniuk hier eine etwas straffere, bessere Auswahl getroffen und die Sache auf 15 Geschichten eingedampft hätte, wäre das Buch sensationell, so aber schlichen sich bei mir ab und an leichte Müdigkeitserscheinungen ein, was die Lektüre zuweilen etwas zäh wirken ließ.


    Fazit: Wie immer fantasiereich ohne Ende, oft wirklich derbe und magenumdrehend erzählt, jedoch ein wenig zu langgezogen. Nichtsdestotrotz definitiv zu empfehlen.


    Bewertung: *****

  • Habe es mir auch vorbestellt, bin aber auch noch am Überlegen ob ich es dann mal Ausmalen werde. Werde das wohl kurzfristig entscheiden wenn ich es vor mir liegen habe. :D


    Bücher werden bei mir auch "vorsichtig" gelesen, Knicke am Rücken sind ja nicht zu vermeiden, aber was ich gar nicht ab kann, ist es wenn jemand das Frontcover komplett umknickt bis zum Rücken, das arme Buch. :/

    • Offizieller Beitrag

    Na gut...Bücher sind für mich halt Gebrauchsgegenstände. Lesen, ins Regal stellen, fertig. Was in der Zwischenzeit mit ihnen passiert ist dann Schicksal ^^
    Und deswegen werde ich dann auch, wenn mir danach ist, neben der Leseunterhaltung auch die künstlerische nicht ungeachtet lassen ;)


    Und wenn man die Verlagsseite mal zitiert:
    "Bestsellerautor Chuck Palahniuk lädt die Leser ein, an dieser beispiellosen Hardcover-Ausgabe mitzuarbeiten: »Vielleicht können wir mit euren Farben, den Zeichnungen der Künstler und meinen Geschichten etwas Unvergängliches schaffen. Etwas, das es wert ist, aufbewahrt zu werden.«", ist es ja auch so gewollt.
    Dieses Buch ist dafür gedacht. Es ist der Sinn dieses Werkes. Etwas eigenes zu schaffen, ein Unikat :D

  • Hallo zusammen,


    gerade "Chuck Palahniuk - Jetzt bist du dran!" zu Ende gelesen.
    Wirklich einer der besten Kurzgeschichten-Sammlungen die ich je gelesen habe. Ich bin froh dem Autor noch eine Chance gegeben zu haben. Vor vielen Jahren habe ich mal einen Roman von ihm gelesen und es wohl nicht verstanden.
    Seine Schreibe ist auch nicht leicht zu verstehen. Es sind keine Storys die man ohne Nachdenken einfach mal so lesen kann. Sie sind sehr niveauvoll, intelligent und total abgefahren. Jede Geschichte ist total anders, komplett unterschiedliche Stilarten. Das macht dieses Buch wohl aus. Toll ist auch wirklich, das hier extrem viele Geschichten wirklich verdammt genial sind und der Rest meist immer noch richtig gut.


    Folgend die Sterne-Bewertung der einzelnen Storys:
    1. Klopf-Klopf 4 Sterne
    2. Eleanor 5 Sterne (Wow genial)
    3. Wie die Äffin heiratete, ein Haus baute und in Orlando ihr Glück fand 5 Sterne
    4. Zombies 5 Sterne (Wow genial)
    5. Loser 4 Sterne
    6. Red Sultan´s Big Boy 5 Sterne
    7. Romanze 5 Sterne
    8. Cannibal 4 Sterne
    9. Warum der Kojote nie Kleingeld fürs Parken hatte 5 Sterne
    10. Phönix 5 Sterne
    11. Aufklärung 4 Sterne
    12. Kaltakquise 4 Sterne
    13. Der Krötenprinz 4, 5 Sterne
    14. Rauch 4,5 Sterne
    15. Zündler 5 Sterne
    16. Liturgie 2 Sterne
    17. Warum das Erdferkel nie auf dem Mon landete 4 Sterne
    18. Apport 3,5 Sterne
    19. Expedition 5 Sterne
    20. Mister Elegant 4 Sterne
    21. Liebestunnel 4 Sterne
    22. Neigungen 5 Sterne (Wow genial)
    23. Wie eine Jüdin das Weihnachtsfest rettete 3,5 'Sterne
    Gesamt von mir mehr als verdiente 4,5 Sterne erhalten!


    Also ich kann dieses Buch wirklich sehr weiter empfehlen. Freue mich auf weitere Bücher von Chuck! :)


  • ich habe auch viele ungelesene Chucks rumliegen und bin in der Mitte von "Jetzt bist du dran!". Gerade weil Chucks Bücher und Kurzgeschichten nicht zum schnellen Konsum geeignet sind und ich wenig Zeit habe, komme ich nur langsam mit seinem Werk weiter!

    Es gibt einen Grund unsterblich zu sein! Man kann die meisten wichtigen Bücher lesen!
    Real Music Fans: "God Give us Malcom Young back and we give you Justin Bieber!" God: "Fuck no!"

  • "jedes publikum bekommt die vorstellung, die es erwartet."
    "dass sich die erde wie die hölle anfühlt, oder die hölle wie die hölle,
    liegt einzig und allein an unserer erwartung, dass sie sich wie der
    himmel anfühlen sollte."
    zitate aus chuck palahniuks "verflucht".


    "verflucht" von chuck palahniuk. :thumbup:
    goldmann-manhattan, hc, 2013, übersetzung: werner schmitz, 300 seiten.


    fortsetzung folgt droht chuck palahniuk (*1962) am ende des romans an.
    da müßte aber eine weitere knalleridee zünden...


    ein amüsantes buch hat der jetzige festa-autor, mit diesem, größtenteils
    in der hölle spielenden, buch geschaffen.
    die dreizehnjährige tochter berühmter eltern landet in satans reich.
    warun ?
    witzig, bissig, kritisch, erzählt sie durch palaniuks feder von ihren
    erlebnissen und will eigentlich die ganze zeit eine audienz beim höllenoberhaupt.
    die hölle hat palahniuk seltsam genug geschildert und wie die lebenden
    diesen anti-ort formen.
    die untaten vieler höllen-gefangenen sind oft kinkerlitzchen.


    andere höllen-romane haben mir in ihren verfluchten bildern besser
    gefallen, z.b. die von jeffrey thomas.
    aber ich bereue die lektüre keineswegs:
    denn, palahniuk gibt der hölle ihre verlogenheit zurück.