Der gute alte Stephen King

  • Ja, so sind die Geschmäcker halt verschieden, schon die Leseprobe von JFK ist bei mir da nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Allerdings hat es da King bei mir mit seinen neueren Sachen auch mittlerweile mehr als verdammt schwer.

    "Wahnsinn ist bekanntlich die Vorstufe zur Genialität. Ich persönlich bin da aber längst schon einen Schritt weiter." :D



  • den ganzen king zu lesen werde ich mir nicht mehr vornehmen.
    "sara", "puls" und "das leben und das schreiben" habe ich zeitnah der
    dt. erstveröffentlichung gelesen...
    "der anschlag", "the stand" und "sleeping beauties" sind mir allerdings
    noch lesewichtig! werde stephen king - bücher wohl immer mit erinnerungen an meine
    frau verbinden, die mir ihrerzeit, seine bücher tief nacherzählte...


    übrigens sollte
    ein guter autor einem leser jedes thema nahebringen können,
    sagte wondratschek... ;)^^ finde ich auch...

  • Ausgelesen: "Sleeping Beauties" von Stephen und Owen King.


    So, nun habe ich den (noch) aktuellen Ziegelstein aus dem Hause King fertiggelesen...und mir hat das Werk außerordentlich gut gefallen. Die bisherigen Rezensionen in den Medien waren ja eher verhalten bis mies, und natürlich sind die Geschmäcker stets verschieden, wie wir alle wissen.
    Hauptkritikpunkt ist die Männerfeindlichkeit des Buches...eine Kritik, die natürlich am häufigsten von Männern geübt wurde. Diesem Punkt kann ich mich schon einmal nicht anschließen. Natürlich tauchen im Roman der Herren King etliche Männer auf, die vollends das maskuline Klischee bedienen und etwas gewollt widerlich erscheinen. Demgegenüber stehen aber auch einige Charaktere, die King-gewohnt psychologisch sehr tiefgründig und interessant gestaltet sind und die angebliche Männerfeindlichkeit wieder neutralisieren.
    Desweiteren frage ich mich, ob den vielen Nörglern unter den Lesern eigentlich bewußt ist, dass die Kings vermutlich mit Absicht ein Frauengefängnis als Hauptschauplatz von "Sleeping Beauties" ausgewählt haben...denn auf diese Weise wird gezeigt, dass auch Frauen durchaus gnadenlose und brutale Tendenzen aufweisen können. Und dementsprechend sind viele der weiblichen Figuren im Buch Mörderinnen oder sonstige Kriminelle. Ich bin mir vollkommen sicher, dass Stephen und Owen King damit ein gewisses literarisches Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen herstellen wollten.
    Auch oft bemängelt: Warum müssen solche Vorkommnisse und Katastrophen wie in "Sleeping Beauties" immer in Amerika stattfinden? Und noch dazu in Kleinstädten? Äh,hallo? Vielleicht, weil King Amerikaner ist? Warum sollte er seine Bücher in Wanne-Eickel spielen lassen? Sebastian Fitzek (beispielsweise) lebt in Deutschland, also läßt er seine Bücher auch in Deutschland spielen! Und eine Kleinstadt ist als Mikrokosmos stets spannender und unheimlicher als eine anonyme Großstadt. Darüber hinaus werden im Roman auch andere Länder der Welt erwähnt, in denen sich die gleichen Plot-Szenarien abspielen...aber das haben die Kritiker wohl überlesen. Unterm Strich ist so ein Bemängeln in meinen Augen wirklich albern und kleinkariert.


    Zweiter Kritikpunkt: Zu viele Charaktere und Namen. So etwas finde ich normalerweise auch recht anstrengend, hier las es sich für mich ganz entspannt und übersichtlich, da die Figuren behutsam und Schritt für Schritt eingeführt werden, das heißt, es spielen auf den ersten Seiten nicht gleich zwanzig Personen mit. Ein unterstützendes Namensregister (wie bei "Die Arena") findet man zu Beginn des Romans, jedoch musste ich darauf kaum zurückgreifen.
    Die Story an sich (Frauen in der ganzen Welt fallen in einen rätselhaften Schlaf und werden in ominöse Kokons eingewoben; zerreißt man diese, werden die Damen zu blutrünstigen Bestien) hat großes Potential, sie ist wirklich nachdenkenswert und besitzt dadurch neben des reinen Unterhaltungswertes eine tiefere, psychologisch-gesellschaftspolitische Ebene.


    Und ich kann für mich persönlich auch den dritten Kritikpunkt nicht unterstützen - ich fand das Buch weder langatmig noch unspannend, im Gegenteil. Wenn ein Roman weit über 900 Seiten hat, dann muß das Ding wirklich spannend und interessant sein, wenn ich (als Freund eher kurzer Werke) am Ball bleiben soll. "Sleeping Beauties" hat es geschafft, ich fand das Werk wirklich spannend, clever konstruiert und besonders der große Showdown, der sich gegen Ende über gute 150 Seiten zieht, zeichnet sich durch einen bemerkenswerten Body Count aus, wie ich es bei Stephen King schon lange nicht mehr erlebt habe. Das Autoren-Duo dezimiert genüßlich die Besetzungsliste, und dies recht blutig (nicht zu vergleichen mit heutiger Extrem-Literatur, aber durchaus grausam)...und alleine diese 150 Seiten waren für mich schon die gesamte Lektüre wert.


    Auch eine leise Ironie, der spezielle King-Slang, ist oftmals zu finden und der gesamte Roman wirkt wie aus einem Guss; es ist nicht zu erkennen, welche Passagen Stephen und welche Owen King geschrieben hat (in der deutschen Übersetzung ist es natürlich erst recht nicht zu ermitteln)...und die eben erwähnte Übersetzung ist eigentlich mein einziger persönlicher Kritikpunkt...Bernhard Kleinschmidt ist für leider King nicht das, was Joachim Körber oder meinetwegen auch Wulf Bergner waren. Viele Passagen lesen sich wirklich launig und gut, oftmals jedoch schreibt Kleinschmidt jedoch Sätze, die wirklich bescheuert klingen. Aber das ist vielleicht auch ein wenig ungerecht von mir, denn ein Werk von über 900 Seiten alleine (und vermutlich noch unter Zeitdruck) zu übersetzen, ist bestimmt kein Zuckerschlecken, da kann man wohl nicht bis zum Letzten an gelungenen Formulierungen feilen. Auffällig viele Druckfehler sind hingegen wohl eher dem Heyne-Verlag zuzuschreiben, der allerdings diesmal ein (in meinen Augen) sehr schönes Cover gestaltet hat, welches mir deutlich besser als das amerikanische Original gefällt.


    Zum Schluß ist zu bemerken, dass natürlich objektiv betrachtet auch "Sleeping Beauties" locker um 400 Seiten gekürzt werden könnte, ohne den Plot zu zerstören - aber wie immer bei King ist man letztendlich am Schluß der Meinung, dass das Ausufernde dafür sorgt, dass man das Werk lange nicht vergißt...und dies ist auch hier wieder der Fall.


    Fazit: Gute Story, eine trotz hoher Seitenzahl stets vorhandene Spannungskurve, viele mal besser, mal schwächer gezeichnete Charaktere und ein riesiger Showdown, bei dem die Kings richtig aufdrehen. Ein Extrasternchen gibt's für die genderthematik- aufgreifende, aktuelle Plotdimension. Mir hat's gefallen, ein wirklich tolles Gemeinschaftswerk aus dem Hause King!


    Bewertung: *****++

  • Ein wie immer gutgemachter und frischer Beitrag von creepy creatures mit dem Titel: "Stephen King und ich":


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  • Ehrlich gesagt, der neue King sagt mir nichts.
    Der Inhaltstext spricht mich auch nicht an, da ich gerade bei den letzten zwei bis drei Sätzen so das Gefühl habe, das es wohl in Richtung "heile Welt" geht.
    Scheint also von ihm mal wieder nicht wirklich was für mich zu sein.

    "Wahnsinn ist bekanntlich die Vorstufe zur Genialität. Ich persönlich bin da aber längst schon einen Schritt weiter." :D



  • Ausgelesen: "Todesmarsch" von Richard Bachman.


    Nun habe ich es endlich (nach vielen, vielen Jahren) geschafft, den allseits verehrten und favorisierten Roman "Todesmarsch" von Richard (Stephen King) Bachman zu lesen, und bin (um eine Art Fazit schon mal vorwegzunehmen) wirklich beeindruckt.
    King hat mit diesem Werk seinerzeit ein erschütterndes, spannendes und nachdenklich machendes Buch abgeliefert, welches klugerweise unter Pseudonym veröffentlicht wurde, denn es unterscheidet sich vom Schreibstil her deutlich von Kings sonstigen Arbeiten. Als Richard Bachman schrieb er komprimierter, weniger ausufernd, er trieb die Handlungen schneller voran und entwarf (für mein Empfinden) deutlich düsterere Plots als jene, die (bis heute) unter seinem richtigen Namen veröffentlicht werden.


    Die Story von "Todesmarsch" ist so simpel wie spannungstechnisch genial, wobei es erstaunlich ist, wie es King gelingt, die Handlung stets interessant zu gestalten, obwohl im Grunde genommen nichts anderes geschieht, als dass Jugendliche durch die Gegend laufen und bei Bedarf abgeknallt werden. Durch auflockernde, durchaus tiefsinnige Gespräche unter den Protagonisten erfährt der Leser einige Details aus dem Leben der Akteure, wobei King als Bachman hier nicht so sehr ins Detail geht wie üblich, aber trotzdem genug Hintergrund schafft, dass man als Leser erschüttert ist, wenn wieder ein Charakter über die Klinge springt. King läßt sogar viele nachdenkenswerte, beinahe schon philosophische Gedanken in den Plot einfliessen, was das Buch durchaus über den normalen Unterhaltungswert erhebt. Die im Laufe des Romans entstehende Freundschaft zwischen den Figuren tut ein Übriges, um beim Leser herzzerreissende Momente zu provozieren, und dies völlig ohne Kitsch.


    Das Ende ist vielfältig interpretierbar, wie man anhand vieler Meinungen im Internet lesen kann, was von Stephen King vermutlich beabsichtigt war. Auch wenn ich bislang noch nicht sämtliche Bachman-Werke genossen habe, denke ich, dass dieses Werk das gehaltvollste und beste sein dürfte, was King unter Pseudonym veröffentlicht hat. Ein Buch, das man definitiv nicht vergisst.


    Fazit: Düster, faszinierend, tragisch, brutal und nachdenkenswert. Mit Recht ein vielgeliebtes King-Werk.


    Bewertung: *****+

    • Offizieller Beitrag

    Freut mich, dass dir das Buch so zugesagt hat, Creed.
    Bei Empfehlungen (dir wurde es ja fast schon aufgezwungen) bin ich immer etwas vorsichtig, aber dieses Werk ist einfach eines, welches man gelesen haben muss.

  • Tolle Rezi, Creed. War aber fast undenkbar, dass es Dir nicht gefallen wird.


    Da bekomme ich richtig Lust es mal wieder zu lesen. Dumm nur, dass es in einer der ca. 15 großen Bücher-Kisten (mit gelesenen Werken) ruht, die auf meinem Speicher gestapelt sind. Hab echt kein Bock jetzt suchen zu gehen. Hier unten in meinen Bücherregalen hab ich nur Print-Bücher, die ich noch nicht gelesen habe.
    Ich hoffe nur, die Witterung im Speicher zerstört mir meine Schätze nicht mit der Zeit. Sonst muss ich, ungelogen ;( .

  • The Outsider


    In Kurzfassung ohne relevante Handlungselemente vorwegzunehmen: unfassbar starker Auftakt mit ebenso unfassbar schlechtem Schluss. Fast schon ein typischer King möchte man also sagen, wenn man sich nur "Die Arena" vor Augen führt. Dass mir darüber hinaus gerade kein weiteres Negativbeispiel einfällt, tut der Aussage ganz bestimmt keinen Abbruch. Vielleicht kann da ja jemand aushelfen.


    Vielleicht aber mit etwas mehr Substanz (und entsprechenden Hinweisen auf Handlungselemente etc. Wer das Buch also noch zu lesen wünscht, ab hier aussteigen):


    King kann es immer noch. So viel zu meinem Gedanken nach dem ersten Satz dieses Buches (auch wenn ich jetzt nachschauen müsste, was der eigentlich aussagt, das tut aber gar nichts zur Sache). Es hat mich direkt gepackt. Klassischer King für mich also an der Stelle. Jedenfalls, wenn ich den Auftakt zum dunklen Turm herausrechne, was ich jetzt einfach mal tue. Dass es danach zunächst nur besser werden konnte, dürfte der Thematik geschuldet sein. Die Verhaftung eines Baseball-Coachs während eines Spiels - was bedeutet, dass in dieser beschaulichen Kleinstadt absolut jeder anwesend ist, auch Frau und Kinder -, weil man davon ausgeht, er hätte einen Jungen missbraucht und umgebracht. Was das so mit einem anrichten kann. Wenn man es wissen möchte, dieses Buch beschreibt es nahezu im Sekundentakt. Von der Verhaftung an wechselt sich King zunächst mit Handlung und Protokollen von Zeugenaussagen - fast schon im Seitentakt - ab und schafft damit eine unfassbar dichte Atmosphäre der Geschehnisse, die aus den Augen des vermeintlichen Monsters, seiner Familie und Angehörigen der Polizei beginnen, die Fassade der Kleinstadt und all ihrer Angehörigen zu dekonstruieren. King kann das mit Menschen und Kleinstädten eben noch mit am besten. Er verliert nichts von seiner Glaubwürdigkeit, wenn er innerhalb weniger Seiten beschreibt, wie Freunde sich abwenden, wie Bekannte, mit denen man so oft zu tun hatte, zu Sympathisanten einer Lynchjustiz zu werden scheinen und dabei schon sehr früh ein Versprechen auf Gewalt ausspricht, bei dem man sich eigentlich fragen möchte, wie so etwas möglich sein soll, auch wenn man innerlich nur zu gut weiß, wie wenig es eigentlich braucht, um Menschen in rasende, vollkommen unverständlich und unzivilisiert handelnde Bestien zu verwandeln (mir kam beim Schreiben der Gedanke an den Facebook-Aufruf (es müsste ebenfalls um die Tötung (ggfs. Misshandlung) eines Kindes gegangen sein), ein Polizeirevier zu stürmen und den Tatverdächtigen am nächsten Baum aufzuknüpfen; noch aktueller dürfte sein, wenn man seinen Blick einfach mal in den Osten dieses schönen Landes streifen lässt).


    Worauf ich hinaus möchte: King beschreibt unglaublich Stark den ziemlich zügigen Niedergang zivilisierten Verhaltens im Umgang mit vermeintlichen Tätern. Dass derjenige, den man da festgenommen hat, tatsächlich unschuldig sein könnte - ein vollkommen abwegiger Gedanke. Dass er ein ziemlich starkes Alibi hat - alles Lug und Betrug. Was nicht sein kann, kann nicht sein und darf nicht sein. Oder so ähnlich. Jedenfalls ist man sich sicher, dass alles in bester Ordnung ist. Wenn da nicht die Frage wäre, wie ein Mensch an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Am Tatort und ziemlich weit weg auf einem Kongress, bei dem man sogar auf Film festgehalten wurde? Nun, was nicht sein kann, kann nicht sein.


    Und ab diesem Punkt wird es etwas haarig. Ich habe nicht damit gerechnet, dass King es tatsächlich schafft, eine ordentliche Auflösung für dieses Dilemma zu finden und ich erzähle nicht zu viel, wenn ich sage, dass er es nicht hat. Was als hervorragendes Lehrstück dafür beginnt, wie man mit Tatverdächtigen gerade nicht umgehen sollte, wird in bester King-Manier zu etwas ... anderem. Er streift recht bald ins Übernatürliche ab. Damit war ab dem Punkt zwar zu rechnen, ab dem die Handlung der Bill-Hodges-Trilogie eingeführt wurde und ich habe damit als solches auch überhaupt kein Problem, ich denke nur, dass King sich damit keinen wirklichen Gefallen getan hat. Jedenfalls hat er die Chance verspielt, ein durchweg hervorragendes Stück über den öffentlichen Umgang mit dem gesamten Rechtsstaat zu schreiben (was ich von ihm gerne gesehen hätte). Dass es für das angesprochene Dilemma dabei kaum eine natürliche Auflösung geben kann, ich würde fast schon sagen geschenkt. Denn mit dem Unmut, den man über das Vorgehen der Polizei am Anfang verspürt (nach meinem Dafürhalten jedenfalls verspüren sollte), hätte King hervorragend bis zum Ende arbeiten können. Dabei wäre das Ende nahezu egal gewesen, da beide Richtungen funktioniert hätten und ich habe mir zeitweise stark gewünscht, dass der arme verhaftete Coach tatsächlich das getan hat, was man ihm vorwirft. Das hätte zwar ebenso ins Gegenteil umschlagen können (na seht ihr, war doch richtig, was die gemacht haben), hätte im Ergebnis dennoch vorgeführt, dass es vollkommen egal ist, ob man etwas getan hat oder nicht, der Umgang sollte immer so erfolgen, als hätte man nichts getan (ich weiß, ich schreibe mich hier wohl etwas - nicht in Rage - aber doch in irgendetwas, aber wie heißt es so schön: Unschuldsvermutung).


    Wie man sich denken kann: All das ist es nicht geworden. Was man stattdessen bekommt ist der Fokus auf ein übernatürliches Wesen, dessen Horror zwar ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist, ab etwa der Hälfte des Buches fängt es jedoch an, sich zu ziehen. Einerseits ist es schön, das Handeln bestimmter Charaktere mitzuerleben, die in mancherlei Hinsicht auch damals schon (Verweis auf gewisse Trilogie) zu wenig Aufmerksamkeit erhalten haben, andererseits verliert sich King mit diesem unfassbar bösem, das da im Hintergrund lauert viel zu sehr in altbekannte Muster. Der kleine Bruder von "Es", war zwischenzeitlich mein Gedanke. Gestaltwandler, ernährt sich von Angst, vergeht sich an Kindern, all so etwas eben. Nur ohne die Hintergründe. Tatsächlich erfährt man in diesem Buch nahezu nichts über das Monster. Es gibt am Ende eine Stelle, in der es zu einer Aussprache kommt und das Monster teils überheblich teils verängstigt ein bisschen etwas über sich erzählt, das wirkt im Hinblick auf all das vorher geschehene jedoch eher unglaubwürdig, schnell abgehandelt und dabei noch ein paar Informationen verteilt und dann ist das Monster nach einigen weiteren Sätzen auch schon besiegt.


    Ich werde das Gefühl nicht ganz los, dass King am Ende selber nicht mehr wusste, was er mit diesem Buch letztlich eigentlich erreichen wollte. Denn während "Es" beispielsweise eine ständige Bedrohung war, man einiges darüber erfahren und trotzdem weitläufig im Unklaren gelassen wurde (was Es eigentlich ist, wird glaube ich im dunklen Turm erklärt?), erfährt man über den "Outsider" nahezu nichts, King verbirgt sich in Mysterien und Andeutungen, was für sich genommen nicht schlecht wäre, scheint hier aber eher dem Umstand geschuldet zu sein, dass er eben selber nicht wusste, was das mit dem "Outsider" eigentlich soll und er ihn vor allem genutzt hat, um die Geschichte irgendwie zu einem Abschluss zu bringen. Was nicht ganz korrekt ist, da er von Anfang an eine Rolle spielt, nichtsdestoweniger trotz komme ich nicht umhin festzustellen, dass King hier unfassbar viel Potential verspielt.


    Noch schlimmer, wenn man sich die vollständige Auflösung anschaut. Am Ende ist es heile Welt, alle haben sich wieder lieb und niemand ist zu Schaden gekommen. Mal von denjenigen abgesehen, die währenddessen auf der Strecke geblieben sind.
    Das war zwischenzeitlich alles so sehr von rosarot getüncht, dass ich gehofft habe, King haut gegen Ende noch einmal etwas raus, was dem Buch eine vollkommen neue Wendung gibt.
    Tut er nicht.


    Damit also: etwa die erste Hälfte ist jedem ans Herz zu legen, danach kann man das Buch auch ganz gut schließen und es bei dem belassen, was man hat. Das Ende wäre dann sogar noch interessanter als das Tatsächliche. Im Ergebnis also recht enttäuschend.

  • Ausgelesen: "Erhebung" von Stephen King.


    Vorab: Ich fand den Kurzroman wunderschön.
    Ausführlich: Wer zu den King-Fans gehört, die nicht an den vielfältigen literarischen Qualitäten dieses Schriftstellers interessiert sind, sondern ihn nur des Horrors wegen lesen, der kann das Büchlein gleich im Laden liegen lassen, oder (falls schon gekauft) in den nächstgelegenen Teich werfen, unter einen wackelnden Couchtisch schieben, vom Hund fressen lassen oder sonstwie entsorgen.
    Denn Horror gibts bei "Erhebung" nicht, es ist vielmehr eine Geschichte, die mysteriös beginnt, einen sympathischen, nachdenkenswerten Verlauf nimmt und märchenhaft-sentimental-traurig endet.
    Die Charaktere schließt man mit Fortschreiten der Handlung garantiert ins Herz, ich für meinen Teil hätte gerne noch ein wenig mehr über diese Menschen gelesen (und das sagt jemand, der eigentlich kurze literarische Werke bevorzugt...). Die Protagonisten sind natürlich (so einer der Kritikpunkte mancher Leser) nicht so extrem ausgefeilt und mit Hintergrund versehen wie sonst bei King, aber dies kann man von einer 140-Seiten-Story auch kaum verlangen. Dafür teilt der Autor wieder einige Hiebe in Richtung Trump aus, vor allem bezüglich dessen Ansichten in Sachen gleichgeschlechtlicher Liebe. Verpackt wird diese aktuelle Kritik in eine wirklich herzerwärmende Story, die man vom ehemaligen "Horror-Papst" nicht wirklich erwartet hätte. Natürlich könnte man als Muffel nun wieder anbringen, dass das Buch zu politisch korrekt, süßlich, schmalzig, kitschig oder was auch immer ist, aber schnickschnack...die Story ist schön, warum soll man da meckern?
    Und Stephen King streut trotzdem netterweise einige kleine Anspielungen auf seine früheren Werke ein, schon damit beginnend, dass der Plot in Castle Rock angesiedelt ist.
    Unterm Strich ein kurzes Werk, das ich unheimlich gerne gelesen habe, und das wieder einmal allen Kritikern und Nörglern eine unzweifelhafte Tatsache vor Augen führt: Egal, ob King einen Horrorroman verfasst, einen Thriller oder, wie in diesem Falle einfach eine schöne, lebensbejahende Geschichte präsentiert...der Mann kann verdammt gut schreiben, Punkt!


    Fazit: Ein ungewohnter, aber wunderbarer King, sympathische Charaktere, interessanter Plot und dazu noch durchaus zum Nachdenken anregend. Meine bescheidene Meinung: LESEN!


    Bewertung: *****++