Helmut Krausser

  • mit helmut krausser ( *1964) habe ich mich seit 1996 beschäftigt. bin knapp davor
    die neufassung seines musikromans "melodien" zu lesen. leider wird diese überarbeitung
    im internet kaum beachtet, die rezensenten haben dazu wenig zu vermelden.
    krausser ist schachspieler, backgammon-meister, komponist und sänger ( genie&handwerk),
    ein paar seiner romane wurden verfilmt, er ist wichtig für die puccini-forschung und hat
    dessen geliebte enttarnt, seine tagebücher zeigen einen universalgelehrten mit biss, einen schlimmklugen philosophen
    mit hang zum widerspruch und einen antworter, solcherley ist ja inzwischen selten.
    zahlreich sind meine ersammelten bücher von ihm. zuletzt hat er die sonette von shakespeare
    übersetzt, er schreibt theaterstücke, romane, opernlibretti, sachbücher...
    * uc
    * die schmerznovelle
    * der große bagarozy

    sind meine lieblingswerke des münzensammlers.

  • romane / novellen von helmut krausser
    könige über dem ozean - rororo, tb 1994. ****
    fette welt - rororo, tb 1995. ****
    melodien - fischer, tb 1996. *****+
    thanatos - luchterhand, hc 1996. *****+
    der große bagarozy - rowohlt, hc 1997. *****+
    schweine und elefanten - rowohlt, brosch. 1999. ****
    schmerznovelle - rowohlt, hc 2001. *****+
    uc - rowohlt, hc 2003. *****+
    die wilden hunde von pompeii - rowohlt, hc 2004. **
    eros - dumont, hc 2006. *****
    aussortiert - ( unter pseudonym: titus keller ) - eichborn. hc 2007. **
    kartongeschichte - mare, hc 2007. ***
    die kleinen gärten des maestro puccini - dumont, hc 2008. *****
    einsamkeit und sex und mitleid - dumont, hc 2009. *****+
    die letzten schönen tage - dumont, hc 2011. *****
    nicht ganz schlechte menschen - dumont, hc 2012. *****
    melodien / neufassung - dumont 2014.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast ()

  • tagebücher von krausser
    mai, juni - rororo, tb 1995.
    juli, august, september - rororo, tb 1997.
    oktober, november, dezember - rororo, tb 2001
    märz, april - rororo, tb 2006
    januar, februar - rororo, tb 2008.


    oktober - belleville, brosch. 1998. nr. 197
    november - belleville, brosch. 1999. nr. 93.


    sachbücher von krausser
    die jagd nach corinna. puccini-recherche. - belleville, brosch. 2008.
    zwei ungleiche rivalen. puccini u.franchetti - bertelsmann, hc. 2010.
    deutschlandreisen. - dumont, hc 2014.

  • erzähl-bände von krausser
    spielgeld - rororo, tb 1994.
    die zerstörung der europäischen städte - fischer, tb 1995.


    gedichte von krausser
    gedichte 79 - 99 - belleville, hc 1999.
    strom - rowohlt, hc 2003.
    plasma. gedichte von 03 bis 07 - dumont 2007.


    div. von krausser
    theaterstücke gesammelt in stücke 93-03 - fischer, tb 2003.
    bilderbuch mit bildern von susanne straßer wenn gwendolin nachts schlafen ging - kunstmann, hc 2002.
    div. beteiligungen z.b. the book
    div. cds mit genie & handwerk und klassischen kompositionen kraussers.

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    kraussers bekanntestes theaterstück.

  • im oktober erschien kraussers neuer gedichtband:
    Verstand und Kürzungen: Gedichte bei dumont.


    nächstes jahr gibt es bei piper von krausser:
    Gebrauchsanweisung für den FC Bayern.

  • Krausser besitzt auf jeden Fall ein breites literarisches Spektrum, Jörg...ich habe in einige seiner Bücher hineingelesen.
    Auffallend ist, dass er immer wieder seinen Erzählstil wechselt. Bei "Einsamkeit und Sex und Mitleid" meine ich eine recht klare Prosa zu erkennen, während ich die Leseproben der "Schmerznovelle" und "UC" als etwas anstrengend empfand. Ist vielleicht Gewöhnungssache.
    Ich sollte aber auf jeden Fall mal etwas von diesem Schriftsteller lesen, auch wenn mich viele seiner Plots nicht ansprechen. Mal sehen, für welches Buch ich mich entscheide...

  • @ creed
    ohne frage passt krausser seinen sound dem an, was er mit
    dem buch ausdrücken will.


    @ all
    deshalb hat er ja auch sein erstes preisgekröntes werk, den roman melodien
    überarbeitet, weil er sich diesem mächtigen stoff damals noch nicht wirklich
    gewachsen fühlte, obwohl er gerade für die sprache gelobt wurde.
    krausser will aber zuvörderst unterhalten, literatur um ihrer selbst willen, mag er nicht.
    und ich als leser liebe seine kunst.


    ich beginne heute die NEUFASSUNG von melodien, "die verbindung von exakter recherche
    und blühender phantasie", wie bei der erstfassung tempo lobte. die faz nannte den
    roman "hexentrank" und in der süddeutschen schwärmte verena auffermann: "welch
    künstler der verführung".
    der roman erschien als hc erstmals 1993. ich habe von 1996 die fischer-tb version in 862 seiten.
    die brosch. neufassung erschien im oktober bei dumont und umfasst auch 862 seiten...
    nun, eindeutig hat krausser daran gewerkelt. ich werde berichten und mich auf die spuren
    der komponisten nach der zaubermelodie begeben... ;)

  • lese mit freuden in der neufassung. krausser schreibt niemand
    der 150.000 erst-version-leser müsse die neue lesen, er hätte
    das 20 jahre alte werk "moderat gekürzt, einige kapitel... umgeschrieben,
    etlicher wortprotz, den man in jungen jahren leider zu selten vermeidet,
    fiel heraus." er hatte damals, vor 1993, --- ohne computer, die freundin wohnte bei ihren eltern,
    kaum tv-programme--- mit 20 druckreifen seiten pro nacht, melodien zügig verfasst.
    für reclams romanlexikon ist dieses üppige buch herausragend, einer der besten
    deutschsprachigen romane überhaupt.

  • Sprache im Härtetest
    der spiegel 1993 über "melodien":

    ... doch sein Thema, scheinbar paradox, bleibt das Heute, die moderne Welt. "Melodien" ist kein postmodernes Spiel mit Themen, Gestalten und Geschichten aus zweiter Hand. Mit diesem Roman betreibt Krausser vielmehr die Errettung der Gegenwart, und was ihn an Mythos und Legenden interessiert, sind deren Wirkung und ungebrochene Präsenz.
    So verneint Kraussers Roman auch formal jenes chronologische Vorurteil, wonach die Vergangenheit einfach vorbei und verschwunden wäre. Sie hat sich, davon handelt "Melodien", nur zurückgezogen und kehrt als Mythos wieder. Und wenn sie auf die Menschen so anziehend wirkt, dann liegt das daran, daß sie eben abgeschlossen ist, daß jedes Ding seine Ordnung hat und jeder Mensch sein Schicksal, daß die ungeheure Herausforderung der Freiheit hier nicht einmal denkbar ist.
    ...


    Wie schön, so fragt der Roman, wäre eine Welt, in welcher der Mythos herrschte über die Menschen und die Kunst. Wie einfach wäre alles Denken und Handeln, wenn es einen Sinn und eine Ordnung gäbe, für die sich der Mensch nicht erst entscheiden müßte. Wie gut wäre das Leben, wenn Gott selbst gelegentlich zu seinen Geschöpfen spräche - und sei es durch die Musik.


    Es wäre, so antwortet "Melodien", eine Welt ohne Freiheit und Risiko, eine finstere Welt voller Angst und Unterdrückung, ein Leben, nach dem sich nur jene sehnen, die zu verzagt und feige sind für die Gegenwart. Man muß sich nicht fürchten vor der Wiederkehr dieser Welt - doch man sollte auf der Hut sein vor jenen, die eine solche Welt herbeisehnen, herbeischreiben, restaurieren wollen. Sie glauben sich im Besitz einer Wahrheit, für welche sie sich nicht verantworten müssen, weil sie, wie Kraussers Melodien, von ganz oben kommt.




    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9276139.html

  • Ich habe Krausser durch den TEXT + KRITIK-Band (http://www.etk-muenchen.de/sea…9783869160801#.VJlEMv9gBU ) eher zufällig genauer kennengelernt. Den Namen nach kannte ich ihn schon vorher, aber so richtig Interesse daran, etwas von ihm zu lesen, habe ich da bekommen. Nur ist er dann (wie viele andere Autoren auch) wieder nach hinten gerutscht.


    Für nächstes Jahr nehme ich mir mal fest vor mindestens einen Krausser zu lesen (und einen Pynchon).


    Kennst du den TEXT + KRITIK-Band über Krausser, Jörg?

    Ich bin eine Signatur

  • @ maso
    etwa zu beginn meiner krausser-zeit, 96, und durch walther killys worte
    zum sinn und unsinn von interpretationen habe ich mir immer seltener
    werkanalysen besorgt.
    ich weiß um die mühen, hab ja selbst die novalis:hölderlin begegnung
    rekonstruiert zum weiteren werkverlauf der dichter.
    text u. kritik, z.b. das georg-trakl-buch, liefert 1.klasse-meinungen. das krausser-
    buch kenne ich nur vom sehen, hab es selbst nicht.
    was hat dich da besonders gereizt, maso, welches buch soll dein einstieg sein ??

  • als lesezeichen benutze ich für meine melodien - lektüre, wie 1996,
    die postkarte: "der erzengel michael wiegt die seelen", ein detail des
    michael-altars von meister lluca, um 1200. es zeigt einen strengen
    engel und einen der düstersten teufel, die ich kenne.


    musik wird zur therapie benutzt, aber auch zur folter, sie lässt uns
    erschauern, tanzen, träumen.
    krausser erschafft den mythos ganz im sinne der novalis-worte über
    musik, seine sprache ist zwingend. musiknah. handwerklich perfekt.

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  • ausgelesen:
    helmut krausser: verstand & kürzungen. gedichte.*****
    dumont, hc, 2014. 224 seiten.

    krausser hat für mich seine stärken in der prosa, ein großer lyriker
    ist er für mich nicht, aber einer der die sprache achtet und wissend
    ins reich der poesie taucht.
    verstand und kürzungen sagt wohin die reise geht.
    es gibt neudichtungen, übertragungen in den krausser duktus mit
    gedichten u.a. von goethe, trakl, mörike, ovid, rilke, hölderlin ( den
    er am meisten achtet ), über 18-gedichte und
    er hat 33 shakespeare sonette,für mich gesprochen,herrlich übersetzt.
    mit dem geblüme und altertümlichen übersetzungen anderer hatte ich
    so meine probleme.
    es geht bei krausser gerne um ihn, wie er morgensternisch reimt:
    "weise ich diskret drauf hin / welch ein toller typ ich bin." ;)
    ein feiner einstieg ins neue lesejahr.


    lese weiter in melodien. komme jetzt in die palestrina phase des romans.


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    "gloria".

  • was hat dich da besonders gereizt, maso, welches buch soll dein einstieg sein ??


    Sorry, dass ich erst jetzt antworte. Aber während der Feiertage und so habe ich versucht meine Online-Zeiten möglichst kurz zu halten.


    Ich bin eigentlich ein Verfechter der chronologischen Werkserfassung. Aber irgendwie ist da wohl zu wenig Lebenszeit für die Werke aller interessanten Autoren. Aber trotzdem würde ich wohl mit KÖNIGE ÜBER DEM OZEAN oder SPIELGELD beginnen. Aber wie schon erwähnt, wer weiß, ob ich dazu komme.

    Ich bin eine Signatur

    Einmal editiert, zuletzt von MaSo ()

  • @ maso
    dein ansatz ist bestimmt nicht schlecht.
    vielleicht probierst du es ja aber zuerst mit seinen tagebüchern
    ( siehe oben )
    die viel von krausser & seinem werk widerspiegeln.

  • Ausgelesen: "Schmerznovelle" von Helmut Krausser.


    Mein erstes Werk des deutschen Literaten...und meine Meinung dazu ist etwas ambivalent. Die ersten 70 Seiten lesen sich trotz des gewöhnungsbedürftigen Schreibstils sehr gut und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Leider liegt aber für mich in dieser hochgestochenen Prosa das Problem, dass ich mit vielen deutschen Autoren der anspruchsvollen Literatur habe:
    Ihre Plots erreichen mich nicht. Die Wortwahl Kraussers ist hervorragend und vielfältig, aber die "Schmerznovelle" läßt mich emotional vollkommen kalt. Interessanterweise funktioniert hier auch mein 'Kopfkino' nicht, sprich ich habe beim Lesen vor meinem geistigen Auge keinerlei Bilder gehabt, was für mich vollkommen ungewohnt ist. Und dieses sonst übliche 'Kopfkino' ist es doch gerade, was einen Großteil des Lesevergnügens ausmacht...


    Zweiter Kritikpunkt: Alles wirkt künstlich und konstruiert, sowohl der Plot als auch die Charaktere, die übrigens durch die Bank weg unsympathisch sind, was aber (im Falle des 'unsympathisch Seins') nicht schlimm ist, so etwas stört mich nicht im geringsten. Am meisten stoßen mir allerdings (und damit reiht sich Krausser in die lange Reihe der meisten deutschen Literaten ein) die vollkommen unecht wirkenden Dialoge auf, wobei in meinen Augen Gespräche auch mit das Schwierigste sind, was man bei Romanen und Erzählungen schreiben kann. Aber ich weiß nicht, so merkwürdige Sätze spricht doch kein Mensch...ist das nun Kunst? Wahrscheinlich bin ich einfach zu blöd für solche Prosa.
    Unbestreitbar hervorragend ist aber auf jeden Fall Kraussers sonstige Wortwahl. Komplex und einfallsreich formuliert, aber eben (jedenfalls für mein Empfinden) ohne wirkliche Atmosphäre.


    Fazit: Für mich recht enttäuschend, aber vielleicht bin ich einfach nicht der richtige Leser für anspruchsvolle, moderne deutsche Literatur. Nichtsdestotrotz werde ich natürlich weitere Bücher von Helmut Krausser lesen, da ich stets vergleiche und mir erst ein Gesamturteil erlaube, wenn ich mehrere Werke eines Autoren kenne. Vielleicht eröffnen sich mir bei seinen anderen Büchern ja doch noch einige Bilder im Kopf. Und andere Leser wiederum mögen die "Schmerznovelle" für genial halten, die Geschmäcker sind stets verschieden, wie wir alle wissen.


    Bewertung: **+