Die besten/interessantesten Buchzitate

  • "...Ich muss jetzt noch lernen. mein Leben richtig zu genießen, unabhängig davon, was ich nun geschafft habe und was nicht. Also, dass ich gleich merke, wenn etwas richtig schön ist, und nicht erst, wenn es vorbei ist. Vielleicht lerne ich noch, nicht immer über alles so viel nachzudenken. Besonders über die Krankheiten und den Tod. Dieses Grübeln bringt mich überhaupt nicht weiter. Denn die schlimmen Sachen passieren ja trotzdem immer wieder, egal ob ich mich schon vorher mit den Gedanken daran herumquäle oder nicht. Ich verderbe mir mit dem Nachdenken also nur die Zeit bis dahin. Aber das gehört nun mal zu meinem Leben. Sonst hätte ich vielleicht keine Musik gemacht. Und das mit dem Genießenkönnen, was man hat, bekomme ich langsam auch hin. Das Schöne ist, dass es mir inzwischen ziemlich egal ist, was die Leute von mir denken. Das macht das Leben wesentlich leichter..."


    "Der Tastenficker" - Flake

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • "Zuweilen sind die Toten stärker als die Lebenden. Die Erinnerung an sie - oder woran wir uns zu erinnern glauben - zwingt uns, ihnen auf eine Weise gefällig zu sein, wie wir es zu ihren Lebzeiten nie gewesen wären. Dads Tod machte mich verantwortungsbewusster und weniger geneigt, mich treiben zu lassen. Die Lebenden begehen ständig Fehler, die Toten hingegen werden von ihren Hinterbliebenen schnell in eine Aura der Unfehlbarkeit gehüllt."


    E. O. Chirovici "Das Buch der Spiegel"

  • "Ich schluckte ein Xanax und ging mich schönmachen mit einem neuen Anti-Aging-Produkt, das von Gwyneth Paltrow beworben wird. Von der Vernunft her missbillige ich den Begriff Anti-Aging, ich finde, er ist idiotisch und soll einem ein schlechtes Gewissen einreden, aber ein anderer Teil meines Gehirns lässt sich voll und ganz auf die pseudomedizinischen Sprüche ein. So habe ich kürzlich im Netz Cate Blanchetts Lieblingscreme bestellt, mit der Ausrede, sämtliche stylishen Australierinnen hätten die in ihrer Handtasche.Irgendwo muss ich einen kleinen Knall haben."


    Yasmina Reza "Babylon"

  • Meine Seele hat es eilig


    Ich zählte meine Jahre und entdeckte, dass mir weniger Lebenszeit bleibt, als die, die ich bereits durchlebt habe.


    Ich fühle mich wie jenes Kind, das eine Schachtel Bonbons gewann: die ersten aß es mit Vergnügen, doch als es merkte, dass nur noch wenige übrig waren, begann es, sie wirklich zu genießen.


    Ich habe keine Zeit mehr für endlose Konferenzen, in denen Statuten, Regeln, Verfahren und interne Vorschriften besprochen werden, wohl wissend, dass nichts erreicht wird.


    Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen, die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind.


    Ich habe keine Zeit mehr, mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen.


    Ich will nicht in Versammlungen, in denen aufgeblasene Egos aufmarschieren.


    Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten.


    Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen, um sich ihrer Positionen, Talente und Erfolge zu bemächtigen.


    Die Menschen, die keine Inhalte diskutieren, sondern, wenn's hochkommt, die Überschriften. Meine Zeit ist zu knapp, um über Überschriften zu diskutieren.


    Ich suche nach dem Wesentliche, denn meine Seele hat es eilig. Ohne viele Süssigkeiten in der Schachtel.


    Ich möchte mit Menschen leben, mit menschlichen Menschen.
    Die über ihre Irrtümer lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden.
    Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen und die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen.
    Die die menschliche Würde verteidigen und die nur an der Seite von Wahrheit und Anstand gehen möchten.


    Das ist es, wofür es sich zu leben lohnt.
    Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die sich darauf verstehen, das Herz der Menschen zu berühren. Menschen, die die harten Schläge des Lebens lehrten, in sanften Berührungen der Seele zu wachsen.


    Ja ... ich habe es eilig ... in der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.


    Ich versuche, keine der Süßigkeiten, die mir noch bleiben, zu verschwenden.
    Ich bin mir sicher, dass sie noch köstlicher sein werden, als die, die ich bereits gegessen habe. Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen, in Frieden mit mir, meinen Lieben und meinem Gewissen.


    Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.


    Mario de Andrade (1893-1945)

  • "Vielleicht reicht es ja für den Anfang, uns zu befragen, welche Vorstellungen wir denn von der Liebe haben. Und uns das immer wieder zu fragen. Droht gerade unsere Liebe zu scheitern, oder nur unsere Vorstellung von ihr? ... Liebe Vorstellung, leider taugst du für die Liebe nicht! ... Können wir akzeptieren, dass keine Vorstellung zu haben auch eine Vorstellung ist?"


    Oskar Holzberg "Schlüsselsätze der Liebe"

    "If I wanted to listen to an asshole I'd fart!" :D

  • "Weißt du, wovor ich Angst habe? Dass ich einmal alt bin und im Krankenhaus liege und Krankenschwestern, die ich überhaupt nicht kenne, mich Anthony nennen oder, schlimmer noch, Tony. Ein kleiner Piks in den Arm, Tony. Noch ein Löffelchen Brei, Tony. Hast du Stuhlgang gehabt, Tony? Natürlich, wenn es soweit ist, wird allzu große Vertraulichkeit des Pflegepersonals wohl meine geringste Sorge sein; aber trotzdem."


    Julian Barnes "Vom Ende einer Geschichte"

  • Man muss Fischer einfach mögen. :D


    Zitat

    Konkret: Journalisten sind so souverän oder sachkundig wie alle anderen auch, über deren Handeln sie berichten und urteilen, sind aber von vielen qualitativen Regeln weitgehend freigestellt.
    Im Extrem: Jeder Dummkopf kann öffentlich und mit der geliehenen Autorität der "freien Presse" behaupten, ein Strafverfahren sei von Verfahrensfehlern, Fehlentscheidungen und unsachlichen Emotionen von Verfahrensbeteiligten dominiert. Das ist zulässig und ganz in Ordnung, weil und soweit es vom Grundrecht der Meinungs- und Pressefreiheit getragen ist, das in seiner Substanz für die Demokratie "schlechthin konstituierend" ist, wie es das BVerfG formuliert hat. Das bedeutet nicht, dass es im Einzelfall intellektuell, rechtspolitisch, moralisch und kommunikativ akzeptabel ist.

  • "Vielleicht konnte ein Mensch angehalten werden, wie ein Standbild. Seine Tante verharrte im Zorn über ihre Kindheit. Ihr war nicht klar, dass Erinnerung bloß eine Illusion war. Vielleicht blieb man für immer stecken, wenn man sich einer bestimmten (Lebens-)Lektion verweigerte."


    David Vann "Dreck"

    "If I wanted to listen to an asshole I'd fart!" :D

  • Mal sehen, wie viele Seiten ich ohne Zitat auskomme. Ein paar sind es immerhin. Eigentlich würde sich aber das ganze Buch als Zitat anbieten. Daher einfach mal: wen das Thema Strafrecht in Deutschland und allgemeine Überlegungen dazu interessieren, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Unterhaltsam genug geschrieben und überaus gehaltvoll.


    Zitat

    Die "Lücke", über die sich der frühere Bundesjustizminister Maas zeitweise einmal pro Woche beklagte, ist nicht die Ausnahme, sondern die zwingende Regel eines Strafrechts, das sich "rechtsstaatlich" nennen will. Totalitäre, rechtsstaatswidrige Herrschaft hingegen tendiert immer dazu, die Grenzen von Tatbeständen aufzulösen und so schwammig zu machen, dass je nach Stimmung, Erfordernis oder "Tendenz" möglichst viele Verhaltensweisen erfasst werden können oder auch nicht. Wer jede "Lücke" als Skandal auf die Titelseite hebt, ist nah dran an Roland Freisler und weit weg vom Grundgesetz.


    Thomas Fischer: Über das Strafen

  • Und weil es so schön war:


    Zitat

    Kein autoritärer Staat etabliert sich mit dem Versprechen, "Schlechtes" zu tun oder seine Bürger zu bedrücken; stets geht es um Sicherheit, Wohlfahrt und das Wohl der Wohlmeinenden. Der Satz, dass niemand etwas zu befürchten habe, der nichts verbrochen und nichts zu verbergen hat, gilt in Bayern wie in Nordkorea, in Moskau wie in Peking oder Berlin. Er hat für sich allein keine inhaltliche Substanz und rechtfertigt nicht die Drangsalierung von Unschuldigen und Unverdächtigen.


    Thomas Fischer: Über das Strafen

  • "die wirklichkeit ist so schlimm, dass sie nicht
    beschrieben werden kann.
    noch kein schriftsteller hat die wirklichkeit so
    beschrieben, wie sie wirklich ist.

    das ist das fürchterliche."
    thomas bernhard,
    der heute vor 30 jahren starb.

  • Diese Houellebecq-Sätze gefallen mir schon mal richtig gut, denn sie zeigen mit Ironie die ganze Sinnlosig- und Gleichförmigkeit des Krieges:


    "Ich sehe gern ohne Ton fern, es ist wie ein Aquarium, wie eine Vorbereitung zur Siesta, und dennoch schaut man leidlich interessiert hin. Diesmal aber fiel es mir schwer, den aktuellen Krieg zu identifizieren. Diese Hanswurste, die mit ihren MPs über den Bildschirm zappelten, waren für Tschetschenen doch etwas zu dunkel. Ich versuchte, die Farbe neu einzustellen: Nein, sie blieben dunkel. Vielleicht Tamilen; bei den Tamilen war auch gerade was los."


    Michel Houellebecq "Lanzarote"