Franz Kafka

  • ich hab dies buch-quartett leider noch nicht, aber stach ist, mit sicherheit,
    DER kafka - fachmann, guthin! :thumbup:
    derzeit gehen andere bücher vor ..., bei mir... ;)

  • die großprojekte diverser verlage stehen ja auf der kippe,
    man weiß einfach nicht mehr wie die leser ticken, die alles,
    ohne geduld, SOFORT!, haben wollen.
    und alles soll billigst sein.
    der stroemfeld-verlag hat die bestimmt bedeutenste hölderlin-ausgabe
    in die welt gesetzt, die heute preise wie festa-bücher erzielt.
    ich liebe die großformatige stroemfeld - ausgabe der biographie über
    georg büchner. was für eine informative wissens-sammlung.
    leider denken die leute heute des öfteren, ich finde doch sowieso alles bei google oder
    wikipedia. - ich habe oft gefunden, daß die daten z.b., dort, oft nicht
    richtig sind...


    egal. einfach schade jedenfalls die insolvenz dieser "institution" !


    andererseits, viele, allzuviele verlage haben sich auf kafkas werke gestürzt...

  • "das schloss nach franz kafka" -
    zeichnungen: jaromir 99
    vorwort und text: david zaine mairowitz.
    dt. übersetzung: anja kootz.
    knesebeck, übergroßes hc, 2013, 143 seiten.


    ein graphik novel- prachtband.


    sinnlich, DAS SCHLOSS ist ja franz kafkas sexgeladenster text,
    sensibel, neugierig, übersteht der landvermesser k. es, im winterdorf
    vor dem schloss, zu warten, zu staunen was da abgeht...
    dabei gerät er an beamte und andere wichtigtuer, an männer und
    frauen, die ihr leben erleben, und ihm wird die sinnleere bürokratie
    und vorurteile und erstarrung vor augen geführt.
    mairowitz hat kafkas text erhellend bearbeitet und jaromir 99 hat
    holzschnittartige bilder in grau-schwarz-weißen tönen beigesteuert, die
    so richtig kafkafreundlich sind...
    es ist als habe ich einen alten film nach expressionistischer manier
    anggeschaut! --- klare empfehlung! :thumbup::thumbup::love:


    edit: 2019 lese ich kafka seit 33 jahren! ^^;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Gast ()

  • Ausgelesen: "Die ungeheuere Welt, die ich im Kopfe habe. Über Franz Kafka" von Louis Begley.


    Der renommierte US-Schriftsteller Louis Begley legte 2008 mit dieser Kafka-Biographie seine Sicht auf das Prager Literaturgenie dar, und dies in seinem angenehm zu lesenden, dabei keinesfalls platten Schreibstil, der oft von Originalabschnitten und Einschüben von Buchzitaten Kafkas aufgelockert wird. Diese lassen die Rätselhaftigkeit und das Düstere der kafkaschen Texte klarer hervortreten, sodaß der Leser im Laufe der Biographie ein plastischeres Bild sowohl von Kafka selbst, als auch von dessen fantasiereichen Welten erhält. Begley versteht es, sich gut in Kafkas Denken einzufühlen, da er selbst jüdischer Abstammung ist und (genau wie Kafka) Jura studiert hat.


    Begley teilt die Lebensgeschichte Franz Kafkas in fünf große Kapitel ein, die sich um seine Liebschaften, seine Jugend, seine Stellung im Judentum, seine letzten Jahre sowie um Interpretationen seiner berühmtesten Werke drehen. Letztgenannte Interpretationen gibt es ja von vielen Historikern und Literaturprofessoren; welche Theorie letztendlich jeweils zutreffend ist, wird wohl nie zufriedenstellend aufgeklärt werden, vielleicht sind diese nie endenden Erklärungsversuche gerade der Hauptgrund, warum sich noch heute dermaßen viele Leser mit Franz Kafka und seinen Werken beschäftigen.


    Begleys Buch dürfte im Vergleich zur extrem detailreichen Kafka-Biographietrilogie von Reiner Stach nur an der Oberfläche des Literaturwunders kratzen; nichtsdestotrotz ist das Buch für Menschen, die sich erst einmal überschaubar mit Kafka befassen wollen, durchaus ausreichend, jedenfalls für den Einstieg. Wer will, darf später gerne zu weiteren, umfangreicheren Biographien greifen. Wer für den Anfang die wichtigsten Lebensstationen Kafkas vor Augen haben will, kann beruhigt zu Begleys Buch greifen.


    Fazit: Gut geschrieben, ausreichend bebildert und von Louis Begley gewohnt stilsicher geschildert. Als Einstieg in die Lebensgeschichte Kafkas hervorragend geeignet, Kafkaexperten dürften dagegen wahrscheinlich nicht viel Neues entdecken.


    Bewertung: *****

  • heute traf ein, antiquarisch, für mein kafka-sammlung::


    "hinter dem gesetz. kafka, recht & ordnung, anthologie". -
    nadine kegele, manfred müller (hrsg).

    luftschacht-verlag, hc, 2015, illustration (stickgraphik): ina loitzl, 135 seiten.


    kafka inspiriert immer noch...
    "Die Anthologie "Hinter dem Gesetz" ist das Ergebnis eines literarischen Projekts der Österreichischen
    Franz Kafka Gesellschaft (franzkafka.at), in dem zwölf junge österreichische AutorInnen zu Franz Kafka,
    aber vor allem auch zu Recht und Ordnung befragt wurden":
    -nadine kegele: dieses buch wird niemanden glücklich machen.
    -theodora bauer: die sache an der zweiten straße.
    -gábor fónyad: dem wort entkommen.
    -irmgard fuchs: beobachtungen von geräuschen an der tiefsten stelle.
    -constantin göttfert: auch der versuch ist strafbar.
    -sandra gugic: aufzeichnungen eines querulanten.
    -lucas palm: erste notiz.
    -judith nika pfeifer: fahrgastsein. franz kafka remix.
    -robert prosser: edenfake.
    -renate silberer: frischluft für anrainer.
    -andrea stift: ganz draußen.
    -katharina tiwald: die führung.
    und -daniel zipfel: der bescheid.
    & kurzbiographien der beteiligten.

  • habe obiges buch heute beendet.
    kafkas arbeiten zu recht und ordnung werden aktuell
    zu flüchtlingsgeschehen und politischen wertungen gesetzt.
    meist in collagenform verfassen die jungen autoren und
    autorinnen die zeit- und um-stände.
    nur theodora bauer erzählt etwas kafkagemäß nicht zuzuordnendes,
    in herrlichster prosa. ich mag ihre erzählung besonders.

  • Ausgelesen: "Ein Landarzt und andere Drucke zu Lebzeiten" von Franz Kafka.


    In diesen komplexen Erzählungen wird deutlich, warum Franz Kafka von der Literaturfachwelt (und vielen Lesern) als einer der grössten (wenn nicht sogar der grösste) Schriftsteller aller Zeiten angesehen wird.
    Kafka verstand es wie kein Zweiter, düstere, groteske Welten entstehen zu lassen, er entwarf Situationen, die in ihrer scheinbaren Ausweglosigkeit schaudern lassen; oft schimmert unter der Oberfläche seiner berühmten Geschichten jedoch auch ein feiner, ironischer Humor durch, der die dunklen Werke ein wenig aufhellt.
    Zu behaupten, dass ich alle Erzählungen dieses Bandes verstanden habe, wäre eine dreiste Lüge; ist aber auch nicht schlimm, da sich selbst die anerkanntesten Literaturforscher seit Jahrzehnten an Kafkas doppelbödigen, vertrackten und um mehrere Ecken gedachten Geschichten die Zähne ausbeissen und oft niemand wirklich eine brauchbare Lösung vorweisen kann, im Gegenteil, meistens existieren nur zahlreiche Interpretationsversuche theologischer, psychologischer oder soziologischer Natur...die wahre Deutung kannte wohl nur Kafka, und der hat seine Werke nicht erklärt. Die Geschichten in diesem Band sind jene, die noch zu Lebzeiten Kafkas veröffentlicht wurden. Der Rest sollte bekanntlich von seinem besten Freund Max Brod nach Kafkas Ableben verbrannt werden, und Brod hat sich (zum Glück für alle Literaturinteressierten) nicht daran gehalten.


    Einige der Geschichten habe ich bereits vor vielen Jahren gelesen, darunter "Die Verwandlung" und "Das Urteil", zwei seiner berühmten Meisterwerke. Andere Klassiker wie "In der Strafkolonie", "ein Bericht für eine Akademie" oder "Der Heizer" hingegen habe ich zum ersten Mal genossen. Einiges ist mir nun als erwachsener Leser deutlich klarer als bei der damaligen Erstlesung erschienen; Kafka wirkt auf mich nun nicht mehr so übermächtig, so abschreckend, so übermäßig kompliziert. Klar, haufenweise Details und Handlungen sind mir nach wie vor ein Rätsel, aber jetzt kann ich (nach dem Genuss hunderter von Büchern aller Genres) erst richtig die literarische Genialität Kafkas einschätzen, seine klaren, aber trotzdem hochintelligenten Sätze, seine unglaublichen Ideen und sein begnadetes Talent, mit wenigen Worten beim Leser ein unbehagliches Gefühl zu erzeugen. Und selbst Geschichten, die man nicht wirklich versteht, machen Spaß, weil ich über Kafkas rätselhafte Sätze noch lange nach der Lektüre nachdenke; etwas, dass nur sehr wenige Autoren bei mir geschafft haben.


    Wenn man sich auf diesen Schriftsteller einlässt, wird man mit einer der durchdachtesten, schönsten und gleichzeitig komplexesten Sprachen belohnt, die die literarische Welt zu bieten hat. Ob es einem letzten Endes dann gefällt oder nicht, ist zweitrangig und von Leser zu Leser natürlich ganz verschieden. Aber versuchen sollte man es.


    Fazit: Bildgewaltig, düster, grotesk, unheimlich, makaber, nachdenklich, zart und wunderschön...diese Erzählungen sind zum größten Teil mit Recht Meilensteine der Literatur. Ausprobieren!


    Bewertung: *****+

  • Ausgelesen: Beim Bau der chinesischen Mauer und andere Schriften aus dem Nachlaß" von Franz Kafka.


    Ein Sammelsurium von Texten, die komplett nach Kafkas Tod von dessen bestem Freund Max Brod (bekanntlich gegen Kafkas Willen) veröffentlicht wurden.
    Zum Glück, kann man nur sagen, denn auch wenn viele Sätze und Aphorismen mir (und vermutlich vielen anderen Lesern auch) unverständlich sind, überrascht Kafka trotzdem immer wieder mit schier unendlichen Ideen. Man begegnet Dutzenden von Einleitungen für Geschichten und Erzählungen, die oft nach anderthalb Seiten oder sogar nach wenigen Sätzen abgebrochen wurden, aus welchen Gründen auch immer. Diese Storyeröffnungen sind oftmals dermaßen interessant, skurril oder spannend, dass es wirklich traurig ist, dass Kafka diese Fäden nicht weitergesponnen hat.
    Häufig begegnet dem Leser ein einziger Satz, der zwar kryptisch, aber außerordentlich vielschichtig ist, dass man sich dabei ertappt, wie man noch Tage nach der Lesung über den tieferen Sinn dieser paar Worte nachdenkt. Überhaupt war Kafka ein Meister darin, eine beunruhigende Atmosphäre mit nur einer Handvoll Wörtern zu erschaffen, z.B.: 'Eine Fratze oben in der Ventilatoröffnung' (S.114). Nur diese paar Worte, mehr nicht, keine Erklärung, keine Fortführung.


    Der Vorteil dieser Edition aus dem Fischer-Verlag ist, dass sämtliche Texte den handschriftlichen Vorlagen Kafkas folgen, und zwar sowohl in der ursprünglichen geschriebenen Reihenfolge, als auch in der oftmals merkwürdig erscheinenden Zeichensetzung. Diese Authentizität ist (für mich) einer der Hauptgründe, diese Edition zu wählen.


    Fazit: Faszinierende, verblüffende Texte und Textfragmente, bei denen man Seite für Seite kleine und große literarische Kostbarkeiten entdeckt. Spannender als viele kompletten Geschichten anderer Autoren, und dies auch noch in einer perfekt ausformulierten Sprache.


    Bewertung: *****

  • welche ausgaben nennst du dein eigen ? die schwarzen oder die neuen weißen von fischer ???


    konnte nicht wiederstehen, @Creed , nach deiner feinen besprechung :thumbup: und
    habe mir in der neuausgabe in der handschriftlichen fassung (mit weißen covern), bei medimops, von
    kafka bestellt:
    --- * das ehepaar und andere schriften aus dem nachlaß.
    --- * beim bau der chinesischen mauer und andere schriften aus dem nachlaß.


    ich liebe es, was ja bei vielen klassikern zugänglich gemacht wird, in der werkstatt
    der autoren zu lustwandeln. soviele ideen, soviel sprache ohne zwang... herrlich! ;):love:

  • zwei bücher von franz kafka kamen heute antiquarisch an:


    --- * "das ehepaar und andere schriften aus dem nachlaß. originalfassung".
    fischer, tb, 2008, 267 seiten.


    --- * "beim bau der chinesischen mauer und andere schriften aus dem nachlaß. originalfassung".
    fischer, tb, 2008, 271 seiten.

  • Ausgelesen: "Tagebücher. Band 1: 1909-1912" von Franz Kafka.


    Diese Tagebuchaufzeichnungen Kafkas aus den Jahren 1909-1912 wirken sehr authentisch, da die Ausgabe aus dem Fischer Verlag in der Fassung der Handschrift veröffentlicht wird, das heisst, unkorrigiert und mit der Interpunktion, wie Kafka seine Aufzeichnungen aufs Papier gebracht hat, oft mit Flüchtigkeitsfehlern wie unkorrekten Datumsanzeigen oder auch schlichten Rechtschreibfehlern.
    Auch wurden die Texte nicht in eine chronologische Reihenfolge gebracht, sondern so veröffentlicht, wie der Schriftsteller sie niedergeschrieben hat, oft also mit zeitlichen Sprüngen - anders als in der seinerzeit von Max Brod herausgegebenen Ausgabe.
    Inhaltlich erwartet den Leser ein buntes Gemisch aus Textfragmenten (einige lassen bereits spätere bekannte Geschichten erkennen), Beschreibungen des jeweiligen Gesundheitszustands oder der Tagesform Kafkas, Beobachtungen im Freundes- und Familienkreis sowie sehr zahlreichen Theaterkritiken oder Beschreibungen dieser und jener Kulturveranstaltungen.
    Oft ist man als Leser etwas überfordert aufgrund der aus dem Zusammenhang gerissenen Texte, da sie auf spezielle private Ereignisse anspielen, von denen man natürlich keinerlei Ahnung hat. Hier helfen die hervorragend und aufwändig recherchierten Kommentare im Anhang des Buches. Mehrere Autoren (oder vermutlich Literaturwissenschaftler) haben Orte, Personen, Zeitangaben, Theateraufführungsdaten und Zeitungsausschnitte aufgestöbert, bewertet, nachgeprüft und Zusammenhänge herausgearbeitet, sodaß man immer wieder Hintergründe zu den jeweiligen Tagebuchabschnitten erfährt, die Unklarheiten erhellen und Kafkas gewohnt kryptische Aufzeichnungen verständlicher machen.


    Fazit: Für Gelegenheitsleser eher unnötig (oder vielleicht sogar langweilig), wenn man sich aber mit dem Künstler und Menschen Kafka genauer befassen will (was ich in diesem Jahr tue), dann sind diese Tagebücher eine wichtige Quelle, um tiefer in die Psyche und das Denken dieses ganz besonderen Schriftstellers vorzudringen, selbst wenn man nicht einmal ansatzweise alle Texte verstehen wird.


    Bewertung: ****+

  • Ausgelesen: "Tagebücher. Band 2: 1912-1914" von Franz Kafka.


    Für Band 2 der Tagebücher Kafkas gilt im Grunde genommen das Gleiche, was ich schon zu Band 1 schrieb. Auch hier wechseln sich wieder fiktive Texte bzw. Textfragmente, Familiäres und Rezensionen Kafkas zu Büchern von befreundeten Schriftstellern oder von Theaterstücken ab. Trotzdem ist auch der zweite Band wieder interessant, denn er enthält z. B. die komplette Niederschrift (im Original natürlich wie immer handschriftlich) von Kafkas berühmter Geschichte "Das Urteil" sowie den Text "Der Heizer", dem ersten Kapitel seines späteren Romanfragments "Der Verschollene".
    Desweiteren lesenswert sind die vielen, oft beinahe schmerzhaften Selbstzweifel, die Kafka Zeit seines Lebens plagten, und die er häufig in dieser Tagebuchform festhielt. Unter anderem existieren Passagen, in denen er starke Zweifel an "Die Verwandlung" äußert, seiner bekanntlich wohl berühmtesten Novelle.
    Auch ließ er kein gutes Haar an allem, was ihn von der Literatur und dem Schreiben an sich abhielt, selbst Verwandte bezeichnete er oft als langweilig, da er mit ihnen offenbar kaum über sein Lebensthema sprechen konnte. Zitat Kafka: "Verwandtengefühl habe ich keines, in Besuchen sehe ich förmlich gegen mich gerichtete Bosheit."
    Natürlich wimmelt es auch im 2. Band von privaten, internen und für den heutigen Leser völlig unverständlichen Details, die zum Glück in den wieder einmal außerordentlich umfangreichen Kommentaren so gut wie möglich entschlüsselt werden, und die somit zum besseren Verständnis vieler ratlos machenden Textpassagen beitragen.


    Fazit: Wie Band 1 für Menschen lesenswert, die hinter die Person Kafka schauen wollen, für alle anderen eher anstrengend. Für mich jedoch (trotz häufiger textlicher Unverständnis) unterm Strich wieder sehr faszinierend.


    Bewertung: ****+