Festa Must Read

  • "ein perverses gefühl von nichtmehr..."
    aus dem heute zuende gelesenen
    "big sur - die zerstörung" - jack kerouac
    (festa, hc, 2017,übersetzung: claudia rapp, 320 seiten)


    wie dunkel ist beatnik-superstar kerouac in diesem pessimistischen werk ?
    (übrigens - konginal von claudia rapp übersetzt, was man gerade im angehangenen
    gedicht "meer" spürt, und in den düsterbunten passagen über sex und literatur. )
    für mich ist dieser text durch die alkoholsucht des literaten schwadenhaft, sein leben
    als rohmaterial seines werkes zu nutzen wird zum traurigen abgesang.
    seine lebensqualität erschreckt ihn selbst häufig im text.
    er verpasst wesentliches, er säuft, er futtert, er liest, er betrachtet menschen,
    natur und stadt. er blubbert trinkertiraden, schwafelt sich um seinen hals, ...


    was bei den hippies zu neuen lebensentwürfen führen sollte, war nicht nur bei jack
    kerouac, sondern bei fast allen beatniks, noch, widerspruch-gepflastert.
    unausgegorene anarchie äußerte sich im kampf gegen sich selbst.
    im ghetto der szene werden glückliche mit-täter bewundert, alte muster
    sind immer noch gesuchtes ziel.
    spießertum und bürgerlichkeit abzuschütteln - war nicht leicht möglich.
    j.k. fällt zudem sein star-sein schwer, er kann damit kaum umgehen.
    kerouac verhält sich anständig, trotz suff und paranoia.
    aber er versackt im grauen schleim seiner verblühten träume.


    das buch zeichnet den verfall einer idee auf, wie ein bitterböses zeitdokument.


  • Ich liebe natürlich reine Unterhlatungsliteratur! Mich reizt aber auch Unterhaltungsliteratur, welche gleichzeitig Themen wie Politik, Geschichte, Wissenschaft u.ä. einbaut und ich mich vergleichbar mit Lernspielen für Kinder, weiterbilden kann!

    Es gibt einen Grund unsterblich zu sein! Man kann die meisten wichtigen Bücher lesen!
    Real Music Fans: "God Give us Malcom Young back and we give you Justin Bieber!" God: "Fuck no!"

  • Ausgelesen: "Kühe" von Matthew Stokoe.


    Ein Buch, dass sich in meinen Augen in zwei Abschnitte gliedern läßt, einen Teil, der mir extrem gut gefallen hat und einen, den ich eher schlecht fand, wobei hier natürlich die Geschmäcker und Betrachtungsweisen wie immer unterschiedlich sind.
    Grandios ist Stokoes Beschreibung des familiären, desaströsen Umfelds des "Protagonisten", eine extreme und unsagbar düstere Sozialstudie über Verfall, Wahnsinn, Macht und Lieblosigkeit. Etliche Passagen sind wirklich schwer verdaulich, was nicht nur an detaillierten Beschreibungen von Koprophagie und ähnlich leckeren Sachen liegt, sondern in erster Linie an der unglaublich düsteren, nihilistischen Atmosphäre, die Matthew Stokoe stilistisch in hervorragende, oft fast poetische Worte und Satzkonstrukte kleidet, die man in dieser literarischen Qualität bei Autoren härterer Gangart normalerweise selten bis gar nicht findet. Auch seine realistischen, schwer zu ertragenden Einblicke in den Schlachthausbetrieb sind schreibtechnisch von überragender Qualität.


    So weit, so gut, kommen wir zu dem Teil, mit dem ich nichts anfangen konnte. Sprechende Kühe. Ja, ich weiß, dieser Fortgang des Plots ist bereits dem Klappentext zu entnehmen, aber ich habe ehrlich gesagt bis zum Schluß gehofft, dass sich das Ganze als wirre Einbildung der geistig leicht derangierten Hauptfigur des Romans entpuppt. Leider nicht.
    Ich habe im Grunde genommen nichts gegen sprechende Tiere oder ähnliche Einfälle in dazu passenden Geschichten; Chuck Palahniuks Romane wimmeln geradezu von skurrilen und durchgeknallten Gegebenheiten, doch Palahniuk baut von Anfang an seine Plots auf dieser Prämisse auf, während ich in Stokoes Werk dieses Abgleiten in die Phantastik eher kontraproduktiv finde. Da die Dialoge zwischen Mensch und Kuh für mich oft unfreiwillig komisch wirkten, versauten mir diese Passagen komplett die sorgfältig aufgebaute und stimmige Atmosphäre der ersten hundert Seiten. Mir wäre lieber gewesen, Stokoe zieht diese pessimistische Weltsicht konsequent durch, als dass er im zweiten Teil des Buches in eine extreme Version von Orwells "Farm der Tiere" driftet.


    Aber wie gesagt, diese phantastischen Einflüsse kann man mögen oder nicht, das wirkt bei jedem Leser anders. Was jedoch definitiv jeglicher Kritik entbehrt, ist der nicht anders als absolut grandios zu nennende Schreibstil Matthew Stokoes. Ich bin gespannt auf weitere Werke seinerseits.


    Fazit: Geniale und unsagbar düster-realistische erste Hälfte mit späterem Abgleiten in Phantastikgefilde, die (in meinen Augen) das Buch in seiner extremen Wucht deutlich ausbremsen. Vom atemberaubenden Schreibstil her jedoch definitiv ein Muß.


    Bewertung: ****+

  • Die sprechenden Kühe sind eher surrealistisch als phantastisch, würde ich sagen. Ich mag Surrealismus, wenn es gut ist :D
    Mochtest du "Farm der Tiere" nicht? Ist für mich fast genauso genial wie 1984. Die sprechenden Tiere muss man nicht wörtlich nehmen - viel wichtiger ist, was sie sagen.


    Aber eine schöne Rezension. Ich kann ja leider selten sowas verfassen.

  • Doch, Bighead, ich finde "Farm der Tiere" sehr gut (und ich sollte das Buch mal wieder lesen), aber dort sind die sprechenden Tiere ja quasi der Kern der Erzählung, während bei "Kühe" der Plot eine ziemliche Weile auf einer ganz anderen Schiene fährt. Von der Aussage her gleichen sich die beiden Werke jedoch, denn sowohl bei Orwell als auch bei Stokoe zeigt sich, dass die Tiere beim Auflehnen gegen den Menschen zu Maßnahmen greifen, die sich bald nicht mehr von denen ihrer Unterdrücker (oder Mörder im Falle von Tierschlachtungen) unterscheiden.

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht gibt es die sprechenden Kühe auch tatsächlich nur im der Einbildung des Protagonisten. Nirgends wird das Gegenteil behauptet. Allerdings wird auch nicht mit dem Finger darauf gedeutet das es so ist. Das gibt viel Interpretationsspielraum. Und das ist gut so. Das Buch wirkt noch lange nach.


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    • Offizieller Beitrag

    Hört sich Intressant an, ist das das Buch zum Film Haunted Hill?


    Wikipedia: The Haunting of Hill House wurde zwei Mal verfilmt: Zum einen 1963 von Robert Wise unter dem Titel Bis das Blut gefriert mit Julie Harris und Claire Bloom, zum anderen 1999 von Jan de Bont unter dem Titel Das Geisterschloss mit Lili Taylor und Liam Neeson in den Hauptrollen. Für das Jahr 2018 plant zudem der Streaminganbieter Netflix, eine auf dem Roman basierende zehnteilige Serie zu veröffentlichen.

  • shirley jacksons bücher besitze ich, in gehegten ausgaben von
    diogenes. einflußreiche texte schrieb die scheue autorin.
    interessant auch, über frau jackson:
    * "shirley jackson. der familiäre schrecken." ( seiten 27-92)
    in "moderne horrorautoren. essays. band 1" - s.t. joshi
    festa, hc, juni 2001, div. übersetzer, 253 seiten.


    edit: bin auf die festa-ausgaben SEHR gespannt! ;)

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  • Ich habe das Buch "We have always lived in the castle", gefiel mir damals ziemlich gut. "Haunting" ist in meiner Top 25 Horrorliste, unverschämt spannend und grandiose sw Kamera. Wenn das Buch nur halb so gut ist...


    Ich kenne noch eine Kurzgeschichte die mich beeindruckt hatte, "Die Lotterie" ist in einen meiner Kurtzgeschichtenbänden (Bücher des Horrors).


    Freue mich also auf die Festabücher!

  • heute das verrückte, scheinbar erstmal alltägliche
    rituelle menschenopfer von c.v. hunt beendet:
    festa, hc, 2018, übersetzung: joachim körber, 319 seiten.


    hunt ist mit diesem buch michel houellebecq und bret easton ellis
    näher als edward lee oder andere extrem-schreibern und mir gefällt
    ihre art des extreme, wie sie, durch einen unsympathischen ich-erzähler, diese
    im 70er jahre- feminismus und satanshexen verwurzelte erzählung
    aufbaut.
    eine kluge, neue stimme (und wieder ne neue festa-autorin!), die
    so manches subtil andeuten mag und furios in sexuelle orgien schlittern
    kann. ... ein, für mich, sehr lohnendes buch! :thumbup:
    zu recht: must read! ;)
    edit:
    @DaRo : hatte das buch ja schon lange vor deiner kritik vorbestellt. netz-recherche wies
    schon auf gefallen-können, meinerseits, hin! :)

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  • @jörg:
    es ist interessant, wie sich hier die Geschmäcker scheiden. ;)
    Das Buch habe ich auch aufgrund der zahlreichen guten Kritiken gekauft - dazu dann noch "Book of the Month" im Splatterclub und natürlich neugierig auf die Besitzerin von Grindhouse...
    ---mit diesem Werk allerdings, für mich ein Reinfall.
    Der Ich-Erzähler ist mir viel zu suggestiv und somit das eigentlich zu erreichende Ziel (der Perspektivenwechsel) komplett verloren.
    Dazu dann noch die, für meinen Geschmack, hoffnungslose Kreativitätslosigkeit...


    Mich freut es, dass dir das Buch gefallen hat, denn nur so enstehen Diskussionen die andere Blickwinkel schenke können - dein Vergleich mit Houellebecq, beispielsweise, lässt mich wieder anders auf das Buch schauen (wenngleich nicht besser ;) ).

    Die Büchergnomen
    - Für diese, jene und andere -



    aktuelles Buch:
    Alessandro Manzetti - Shanti: The Sadist Heaven

    • Offizieller Beitrag

    Dazu dann noch die, für meinen Geschmack, hoffnungslose Kreativitätslosigkeit...


    RITUELLE MENSCHENOPFER von C. V. Hunt "hoffnungslos kreativlos"? Ich verstehe die Welt nicht mehr!
    Gerade weil ich C. V. Hunt SEHR KREATIV finde, sehr originell, plane ich viel mehr von ihr zu veröffentlichen. Ich bin von ihrem literarischen Talent absolut begeistert. Sie hat eine starke Sprache, eigenwillige Ideen, ist wie ein frischer Wind auf dem Buchmarkt. Das sie in der MUST READ-Reihe erscheint, hat schon seinen Grund ...


    Die Seite THE HORROR FICTION REVIEW schrieb die Tage über C. V. Hunt und ihrem neuen Buch COCKBLOCK:
    Hunt continues to deliver some of the craziest ideas in the genre, twisting tropes in ways you’d never expect. COCKBLOCK is full of social and political subtext and an urgent cry for justice, done in an irresistible way. Things may seem absurd one minute, and the next we wonder if this could possibly be where we're headed as a nation.
    With 15 titles under her belt, Hunt has become a force to be reckoned with, and COCKBLOCK is easily one of her best. It's an epic tale told in an easily digestible size.

  • So sind die Geschmäcker eben verschieden. Ich habe mich z.B. nachdem du "Chronik des Schwarzen Steins" als Meisterwerk bezeichnest hast, überwunden und ca. die ersten 100 Seiten gelesen. Was soll ich sagen. Ich würde es als den übelsten Schund bezeichnen. Ich habe selten so einen Dreck gelesen. Aber so gehen die Meinungen eben auseinander und das ist auch gut so :)