Sam Millar

  • Kennt hier jemand die Bücher von Sam Millar? Ich finde den Mann echt klasse, auch weil sich sein Werdegang von so ziemlich jedem anderen mir bekannten Autor unterscheidet.


    Aufgewachsen in Belfast war er Mitglied der IRA und hat dafür in Long Kesh (die berüchtigten H-Blocks) gesessen und am Blanket Protest teilgenommen. Später ist er illegal in die USA eingereist und hat sich dort mit illegalen Gelegenheitsjobs durchgeschlagen, bevor er schließlich einen Comicladen eröffnete. Als sich dann die Gelegenheit ergab, überfiel er mit ein paar Komplizen ein Depot der Geldtransportunternehmens Brinks. Er wurde geschnappt, konnte aber nur wegen dem Besitz von gestohlenen Geld angeklagt werden. Während seiner Haft begann er, seine Memoiren "On The Brinks" (dt. "True Crime") zu schreiben, die sich tatsächlich wie ein Thriller lesen. Nach seiner Entlassung folgten dann Noir-Krimis, insbesondere die Reihe um den Privatdetektiv Karl Kane, aus welcher die ersten drei Bände auch auf Deutsch erschienen sind. Außerdem schrieb er ein politisches Theaterstück, welches in Nordirland sehr erfolgreich gewesen ist.


    Millar gilt als "Irelands most controversial author" und ist tatsächlich auch der erste Schriftsteller, dessen Werke ich zumindest teilweise im Original gelesen habe, wenn auch eher aus dem Grund, dass der Vertrag für die Kane-Übersetzungen nach dem dritten Band ausgelaufen ist und auch sein Jugendthriller "Black's Creek" nicht übersetzt wurde.


    Im Interview und auch so im Gespräch ist er zudem ein sehr netter und zuvorkommender Typ, auch wenn seine Aussagen diesen kontroversen Ruf doch öfters mal unterstreichen. Wäre doch fast schon was für euch, Frank. Kontrovers kennt/ könnt ihr ja ;)


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    “From even the greatest of horrors irony is seldom absent.”
    (H.P. Lovecraft)


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  • kommt (für mich) sehr unsympathisch rüber auf videos und bildern.


    ob er zum festa verlag passt? hmmm


    eine berüchtigte vergangenheit zu haben finde ich ja bei manchen autoren interessant.


    aber der bursche hat mir etwas zuviel kriminelle energie....


    was sich natürlich in seinen büchern bestimmt hervorragend widerspiegelt in den krimis.

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  • @ Funker:


    Oh, er kann tatsächlich lächeln ;-). Wie gesagt, ich habe mich lange und oft mit ihm unterhalten, wenn auch nur via Facebook-Messenger und als Teilnehmer einer deutschsprachigen Leserunde, in die er sich zum Ende hin selbst versucht hat einzubringen (leider habe ich es nicht zu den Krimitagen in Braunschweig geschafft, als er vor 2 Jahren dort war) - der Eindruck trügt. Sicher, seine politische Linie muss man nicht gut finden, aber ich denke mal, das bleibt bei dem Hintergrund nicht aus.


    @ Creed:


    Wenn man noir mag, sind sie sicherlich einen Blick wert. Joachim Körber hat die Sprache zudem in den Übersetzungen auch echt gut getroffen.

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  • Was die "politische Linie" angeht, sollte man, bevor man hier was ablehnt, erst einmal darüber nachdenken, wie man selbst geworden wäre, wenn man damals in Belfast aufgewachsen wäre. Die Engländer haben sich da nämlich auch nicht mit Ruhm bekleckert.
    Hört sich aber interessant an, auch wenn mir persönlich Noir-Krimis nicht wirklich liegen.


    Hier mal zum Lebensweg über Sam Millar ein paar interessante Fakten von Jörg Kijanski, Krimi-Couch:
    Zitat:
    "Am 10. Januar 1955 wird Samuel Ignatius Millar geboren. Was folgt ist ein atemberaubendes Leben, welches Millar – heute ein erfolgreicher Schriftsteller – über viele Jahre in mehrere Gefängnisse führt. Zunächst durchlebt er eine schwere Kindheit, denn der Vater arbeitet bei der Handelsmarine und ist oft lange Zeit auf See; die Mutter, mit dem Alleinsein überfordert, flüchtet in den Alkohol und lebt überwiegend von Rabattmarken und Lebensmittelgutscheinen. Bereits der Großvater ist ein interessanter Mensch; Protestant und führendes Mitglied im Oranierorden, heiratet eine strenggläubige Katholikin und verspricht vor der Hochzeit, die Kinder in deren Glauben zu erziehen. So wächst Sam Millar als Katholik mit protestantischen Wurzeln in Belfast auf und erlebt als Jugendlicher die Ereignisse des 30. Januar 1972 in Derry hautnah, welche als »Blutsonntag« in die Geschichte eingingen. Die britische Miliz schoss dreizehn Demonstranten nieder, spätere Verurteilungen gab es keine."

    "Wahnsinn ist bekanntlich die Vorstufe zur Genialität. Ich persönlich bin da aber längst schon einen Schritt weiter." :D

    "Das Leben ist nur ein Albtraum auf dem Weg in den Tod."