Alles anzeigenFischer Tor bringt ja jetzt das Buch von Leslie S. Klinger heraus: H. P. Lovecraft - Das Werk
Das Buch wird beworben mit:
"Der Neuübersetzung aus der Feder zweier ausgewiesener Lovecraft-Kenner gelingt es erstmals, Lovecrafts
speziellen Stil und die besondere Atmosphäre seiner Erzählungen in deutscher Sprache schillern zu lassen."
Hier kann man mal die Übertragung der Erzählung DAGON vergleichen:
DAGON - in der Fischer Tor-Übersetzung von Alexander Pechmann.
DAGON - in der Festa-Übersetzung von Andreas Diesel und Frank Festa.
DAGON - das englische Original.
Ich lese ja seit einiger Zeit in The Complete Fiction of H. P. Lovecraft und Lovecraft damit zum ersten mal im Original.
Die meisten Geschichten, wäre ich gezwungen, sie zu benoten, würden gleich abschneiden. Ab und an fand ich mal die deutsche und mal die englische Version ein bisschen besser. Aktuelles Beispiel sei mal "The Dreams in the Witch House". Ich habe die Geschichte mehrmals auf deutsch gelesen und sie hat mir nie sonderlich zugesagt. Im o. g. Band, im Original, fand ich sie wiederum ganz gut. Ich kenne Festa, Suhrkamp und eben englisch. Die neue Übersetzung kenne ich noch nicht. Dazu kann ich bisher allenfalls sagen, dass ich das "Die" im Titel nicht für zwingend nötig halte und es besser klingt, wenn es nicht dabei ist. Aber das mag Gewohnheit sein. "Der Schrecken der Finsternis", wieder nur auf den Titel bezogen, finde ich dafür etwas treffender als "Der Jäger der Finsternis". Wobei beides natürlich richtig und vor allem wesentlich besser ist, als "Der leuchtende Trapezoeder".
"Dagon" habe ich inzwischen gelesen. Festa und Original sind da gleichauf. Ich glaube nicht, dass ich die Suhrkamp-Version kenne. Oder ich habe sie einfach vergessen. Fischer finde ich ... etwas trocken. Bei einer Notenvergabe würde Festa hier also klar gewinnen.
Nun gut, ich habe den Band nicht aufgrund der Übersetzung gekauft. Mich interessieren die Anmerkungen und das Zusatzmaterial. Das wird also keinesfalls ein Fehlkauf werden und ich werde mich sicher nicht von meiner "Bibliothek des Schreckens" trennen. Ich kann auch verstehen, warum Fischer damit wirbt. Jedoch, im Gegensatz zu Alan Moores Vorwort, ist das Buch eher für Lovecraft-Kenner und -Forscher interessant. Wer Lovecraft einfach mal kennenlernen will, wird zum einen nicht knapp 70,00 Euro dafür ausgeben und ist außerdem an den ganzen Anmerkungen wohl erstmal nicht interessiert. Da würde ich dann eher zu einem der vier TBs von Festa raten.
Was nun die Titel angeht: Abgesehen von "Haunter" finde ich Festa, und vielen Fällen damit auch ältere Übersetzungen, ziemlich durchgehend besser. "Das Unsagbare" trifft z. B. nicht, worum es Lovecraft in der Geschichte geht. Das liegt hauptsächlich daran, wie "unsagbar" meistens verwendet wird. Beispiel: Stephen King ist unsagbar schlecht. Das meint einfach was anderes, als HPL hier mitteilen will. Klar, es ist nicht falsch und kann auch dafür genommen werden. Aber es ist eben nicht gängig und man hätte hier bei "Das Unnennbare" bleiben sollen. Oder, wenn man es denn unbedingt anders haben will, "Das Unaussprechliche" nehmen sollen, was der Bedeutung sehr viel näher kommt.
Das ist jetzt erstmal alles, was ich zu der Übersetzung sagen kann.