Die andere Lovecraft-Reihe

  • Nachdem es mich dann doch getrieben hat, habe ich mal einen Blick auf einige der Bücher der anderen Lovecraft-Reihe geworfen, die dereinst mit dem bekannten Namen erscheinen sollte:


    William Meikle: Das Amulett:


    Erster Teil von Meikles "Midnight Eye Files". Die weiteren Teile werden nicht erscheinen. Zumindest nicht in dieser Reihe, da sie nichts mit dem Cthulhu-Mythos zu tun haben. Der wird hier ganz nett eingeflochten, aber letzten Endes für meinen Geschmack zu viel gezeigt und zu wenig nur angedeutet. Die Hauptfigur ist aber ganz nett und dementsprechend wäre eine Fortsetzung der Reihe ebenso nett. Allein, es passt nicht in die Serie … Ganz nett, wer es nicht liest, hat aber auch nichts verpasst. Für Fans von Serienfiguren aber sicher eine schöne Sache. So gesehen.


    Diverse: Götter des Grauens:


    Ich muss mich jetzt mal unbeliebt machen. Zu viele Beiträge deutschsprachiger Autoren. Die habe ich in "Lovecrafts Bibliothek des Schreckens" durchaus positiv kennengelernt (Sembten, Siefener, von Aster, Gruber). Sollte also nicht stören. Nach dem hervorragenden "Innsmouth-Reiseführer" von Basilisk habe ich mir auch die beiden Nachfolger geholt (Kingsport und Ulthar wenn ich mich recht entsinne), die hauptsächlich wenn nicht komplett von deutschsprachigen Autoren waren. Und die fand ich beide echt übel. Das setzt sich hier fort. Die Höhepunkte sind die Geschichten von Pugmire (Amerikaner) und David A. Riley (dem Namen nach wohl auch eher englischsprachig). Der Rest ist nicht der Rede wert.


    Diverse: Xulhu


    Kann ich im Grunde den Text von oben wiederholen. Gab nur keinen wirklichen Höhepunkt. Zudem soll es da wohl so eine Art Rahmen geben, der aber nicht so viel Sinn ergibt. Will sagen, dass ich nur die erste und die letzte Story in diesen Rahmen legen lassen. Der Rest passt da nicht so wirklich rein. Die Geschichte von Ian Delacroix liest sich wie Ligotti light. Nette Ansätze, wenig Substanz. "Früchte der Südsee" von René Feldvoß war ganz nett und kommt einem Höhepunkt am nächsten. Krykuns "Der Meeresteufel" hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Ich glaube, dass mir die Geschichte gefallen wird, wenn ich so noch ein paar mal lese. Aber dafür muss ich dann auch die Zeit finden.


    Pugmire: Der dunkle Fremde


    Noch nicht gelesen. Aber darauf freue ich mich sogar. Ich werde Rückmeldung geben.




    Ich glaube nicht, dass ich mir die anderen vier Bände der Reihe ebenfalls antun werde. Es ist schon ganz gut, dass "Lovecrafts Bibliothek des Schreckens" geblieben ist wo sie ist. Selbst wenn die Reihe nun quasi beendet ist bzw. mit dem 50. Buch sein wird.

  • Ich sollte noch spezifizieren, da es mir gerade auffällt, dass es speziell um Cthulhu-Mythos-Geschichten deutschsprachiger Autoren geht. Davon war ich bisher meistens eher enttäuscht. Die Ausnahmen habe ich aufgezählt. Mag sein, dass mir einer durchgerutscht ist, den habe ich dann aber sehr wahrscheinlich nur ein einziges mal in irgendeiner Antho gelesen.

  • Ich melde mich nach dem Pugmire. Jetzt ist aber erst ein Pratchett dran. Der macht mich allerdings neugierig. Sein Beitrag in "Götter des Grauens" ist der einsame Höhepunkt der drei Bände, die ich gelesen habe. Aufmerksam wurde ich auf ihn, durch Bobby Derie. Du erinnerst Dich vielleicht an das Kapitel über ihn. ;)

  • Pugmire: Der dunkle Fremde


    Mit Abstand der Höhepunkt der vier Bände, die ich gelesen habe. Pugmire hat mehr direkte Bezüge zu Lovecrafts Werkt als Ligotti in seinen Mythos-Geschichten. Wie dieser schafft er es aber dennoch etwas eigenes zu kreieren, weswegen seine Geschichten eine erfrischende Abwechslung zu den meisten Lovecraft-Pastiches sind. Neben HPL gibt es noch Bezüge zu Robert E. Howard "The Black Stone". Mag sein, dass es an der Verortung seiner Geschichten liegt. Man bedenke, dass Lovecraft u. a. auch daran lag, eine ureigene amerikanische Mythologie zu erschaffen. Die amerikanische unheimliche Literatur vor Lovecraft hat oft nur europäische Themen übernommen, ohne dafür die richtigen Lokalitäten zu haben (z. B. Spukschlösser). Oder man bezog sich auf Legenden der Ureinwohner. Statt nun in Lovecrafts eigenem Miskatonic Valley zu wildern, in dem sich zwangsläufig niemand besser auskennt als dessen Schöpfer selbst, hat er kurzerhand ein eigenes Areal für seine Stories erschaffen. Ähnlich Ramsey Campbell, der erst zu Form fand, als er Arkham und Co. verlassen hat, um in sein eigenes Severn Valley überzusiedeln. Ein ähnliches Beispiel findet sich beim oben bereits erwähnten Andreas Gruber, der seinen "Judas-Schrein" in eine ihm bekannte Umgebung verlagert hat.


    Der dunkle Fremde ist natürlich Nyarlathotep, der immer wieder thematisiert wird oder auftritt. Im Mittelpunkt stehen jedoch die Bewohner des Sesqua Valley, die selbst nicht ganz menschlich sind. Das hat auch Nachteile. Manchmal wäre es wohl besser gewesen, hätte sich Pugmire dafür entschieden, entweder Mythos-Geschichten zu schreiben, oder sich um seine seltsame Rasse zu kümmern. So ganz organisch ist das ganze nämlich nicht immer. Das ist aber letztlich im Rahmen und verschmerzbar.


    Den Band kann ich Mythos- und Lovecraft-Fans ohne zu zögern ans Herz legen.