Hubert Selby Jr.

  • hubert selby jr. ( 1928 - 2004 ) gehört zu den einzigartigsten autoren eines leserlebens.
    vor allem durch den auch 1989 verfilmten roman "letzte ausfahrt brooklyn" war er
    für ein paar jahre in aller munde.
    als jugendlicher nach lungenproblemen sterbenskrank beschloss er autor zu werden. seine
    jobs hielten ihn über wasser.
    in england wurde das buch "last exit brooklyn" verboten, es kam zu einem gerichtsverfahren
    wegen obszönität...
    zwar wurde selby durch das buch reich, aber drogenprobleme und gefängnis bereiteten
    dem tragischen nymphensittich-fan eher dunkle zeiten...
    selby war dreimal verheiratet und hatte vier kinder.


    mein lieblingsbuch ist "der dämon" von 1976 in dem er lee, gifune u.a. vorwegnimmt!

    werke

    * letzte ausfahrt brooklyn ( original-erstveröffentlichung: 1964 )
    meine ausgabe: rororo 1989, tb.
    * mauern ( 1971 )
    rororo 1981, tb.
    * der dämon ( 1976 )
    rororo 1985, tb.
    * requiem für einen traum ( 1978 )
    büchergilde gutenberg ohne jahresangabe, 80er, hc.
    * lied vom stillen schnee ( 1986 )
    ullstein, 1989 broschürt.
    * willow tree ( 1998 )
    achilla presse, 2000, hc
    * galgenfrist ( 2002 )
    - hab ich nicht -

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  • karin struck über "der dämon"
    "ich habe das buch atemlos gelesen, wie man so sagt, verschlungen, und
    es hat mich getroffen und betroffen gemacht."
    samuel `warten auf godot`beckett über "letzte ausfahrt brooklyn"
    "ohne einschränkung ein tiefernstes und mutiges kunstwerk!"
    über "mauern" hiess es, diese roman sei ein alptraum, ein ärgernis.


    selby erzählt von huren, versagern, ausgestossenen, ganoven, glücksrittern
    ohne glück- , er berichtet über brutalität und lebenskampf. er überschritt
    viele grenzen und ich denke, er ist einer der väter des modernen horrors.

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  • Ich habe leider bisher nur (bedingt durch die Verfilmung von Uli Edel) "Letzte Ausfahrt Brooklyn" gelesen, das war allerdings wirklich ein äußerst intensives Literaturerlebnis. Selby hatte (wenn ich mich richtig erinnere) ein Faible für lange Sätze ohne Punkt und Komma; dieser stakkatoartige Erzählstil brennt sich dafür aber auch tief beim Leser ein.


    Doch wie Jörg schon beschrieb, Selbys Geschichten und seine Charaktere sind weiß Gott keine Frohsinnslektüre. Man ist beim Lesen verstört, fasziniert, teilweise angeekelt (allerdings auf einer anderen Ebene als bei Schriftstellern wie Edward Lee), und nach Beendigung des Buches verspürt man den Drang, erst einmal etwas anderes, helleres zu lesen, wegzukommen von diesem Moloch...ging zumindest mir so.


    Auf jeden Fall bis heute einer der intensivsten Schriftsteller...

  • Ich habs nur mal mit "letzte Ausfahrt Brooklyn" versucht. Weit bin ich nicht gekommen. Ich verspürte den Drang zu einem Stift zu greifen um Punkte und Kommatas zu setzen.... :wacko:

    "Freaks and fiddles, banjos and beasts: writing redneck horror" - Weston Ochse -

  • @ thilo:ab "der dämon" schrieb er leserfreundlicher ;)


    viele sagen es wären literaturgründe, dies ohne punkt und komma - schreiben.
    früher wurden so aber auch gern heftige texte "versteckt", nicht vor kritikern, die ja entzückt waren,
    sondern vor "böses-in-allem-wittern-fanatikern"!
    andere autoren kennzeichneten so gedankenfluten...


    ich hab,durch solche bücher, auch z.b. elfriede jelineks "lust" ,gelernt, mich inniger
    auf den text einzulassen... 8o

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  • @ Thilo: Bei einigen Schriftstellern muß man sich wirklich erst einmal an die etwas artfremde Schreibweise gewöhnen, sei es wie bei Selby mit seinen anscheinend ins Unendliche gehenden Sätzen, bei Cormac McCarthy mit seinen niemals erscheinenden Anführungszeichen oder Jose Saramago, der seine wörtliche Rede stets auch ohne Zeichensetzung in den jeweiligen Text einarbeitete.


    Anfangs tat ich mich mit diesen veränderten Stilen recht schwer, nach einer Weile jedoch gewöhnte ich mich daran und finde es heute sogar, wie im Falle von Cormac McCarthy, sehr passend. Und wie oftmals im Leben heißt es auch hier: Alles eine Sache der Gewöhnung! ^^

  • Ich weiß nicht so recht...zudem ist mein SUB derart hoch, dass ich das bestimmt nicht nochmal raussuche. ;)

    "Freaks and fiddles, banjos and beasts: writing redneck horror" - Weston Ochse -

  • es hat schon etwas tragisches, dass große autoren, vorläufer wie
    selby oder john brunner immer mehr in vergessenheit geraten und
    ihre kinder als die neuerer hingestellt werden.


    ihr müßt nicht alles von selby lesen, aber "der dämon" zu verpassen
    wäre schon jammerschade.... :evil:

  • immer wenn es herbstlich wird, blättere
    ich gerne in den büchern um meinen arbeitstisch,
    erfreu mich an den buchrücken,rieche den duft
    der papiere, pappen und leime...
    erinnere mich. halte die zeit an...
    hubert selbys bücher haben was vom "herbst der
    seele" wie es georg trakl einst formulierte...

  • Hubert Selby ist einer meiner Lieblingsautoren, habe alle Bücher von ihm gelesen und in meiner Sammlung. Am besten finde ich "Requiem für einen Traum", "Letzte Ausfahrt Brooklyn" und "Willow Tree", aber "Der Dämon", "Lied vom stillen Schnee", "Mauern" und "Galgenfrist" sind auch gut.