Leichenkönig fand ich auch sehr gut, die anderen liegen noch hier und warten aufs Lesen. Hatte mit Zerfleischt mal angefangen, aber irgendwie sprang der Funke noch nicht ganz über.
Mal sehen, vielleicht beim zweiten Start.

Tim Curran
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ZERFLEISCHT von ihm fand ich sehr gut. Obwohl gerade hier etwas mehr die Charaktere der Hauptfiguren noch hätten beleuchtet werden können (also in die Tiefe gehend) und er dafür etwas sparsamer beim Gemetzel hätte sein können. Beim LEICHENKÖNIG hat er alles richtig gemacht in dem Punkt. VERSEUCHT muss ich mir aber noch irgendwann vornehmen.
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Nun ja, ich mag "Der Leichenkönig" sehr gern. Die Figuren sind aber doch eher schablonenhaft und auf einige wenige der Geschichte dienliche Aspekte beschränkt. Das spiegelt sich auch in der Redundanz ihrer Darstellung und Dialoge widergespiegelt. "Der Leichenkönig" ist doch sehr auf Stimmung und Pointe angelegt, folgt also der Prämisse einer Kurzgeschichte. Das war damals auch mein einziger Kritikpunkt - es ist eine zu lang geratene Kurzgeschichte und daher nicht vollumfänglich überzeugend. Unterm Strich hat mir daher auch "Bis dass die Zeit den Tod besiegt" ein gutes Stück besser gefallen (bzw. die darin enthaltenen Geschichten). Mehr habe ich von Curran bisher nicht gelesen.
EDIT:
Oder wie ich seinerzeit schrieb:
Zitat"Der Leichenkönig" erzählt die Geschichte von Sam Cowl und seinem Freund Mickey Kierney. Zwei Leichendieben im Edinburgh des frühen 19. Jahrhunderts. Damit gehen die beiden einer Profession nach, die damals weit verbreitet war. Hierzu empfehle ich Currans kurzes Vorwort zu diesem Band. Der Autor hat sich eingehend mit diesem Thema befasst. Nicht nur die wahren "Erwecker" waren hier Teil der Recherche sondern auch die Elendsviertel Schottlands in den 1820ern. So nimmt es nicht Wunder, dass genau dieses Bild zu den größten Stärken der ursprünglich als Kurzgeschichte angedachten Erzählung ist. Das vor Unrat stinkende Edinburgh, die bedrückende Stimmung der Menschen in den Elendsvierteln, die Behandlung der Grabräuber untereinander, das Bedrohliche Verhalten der Menge während einer Hinrichtung und das zur Schau getragene und fast vollkommen unreflektierte Selbstbild der beiden Hauptdarsteller spiegeln diesen Mikrokosmos fast schon greifbar wider.
Dadurch wird das übernatürliche Element, der titelgebende Leichenkönig, zu einer Versinnbildlichung dieser Zeit und dieses Lebens. Das lässt sich sehr leicht an der Beschreibung des Leichenkönigs feststellen, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen will. Gleichzeitig stellt dieses Bild die zu erwartenden Folgen einer Existenz in einer solchen Umgebung dar - Wahnsinn und Tod mit wenig Hoffnung auf ein Happy End. Ob Sammy und Mickey ein solches beschieden ist, mag der interessierte Leser für sich selbst herausfinden.
Störend wirkt sich hier nur aus, dass es sich bei "Der Leichenkönig" in der Tat um eine zu lang geratene Kurzgeschichte handelt. All die angesprochenen Stärken kämen in der kurzen Form viel besser zur Geltung. So gibt es die eine oder andere Länge im Buch. Immer wieder begleiten wir Cowl und Kierney auf den Friedhof. Immer wieder wird die Konfrontation mit dem Leichenkönig aufgeschoben. Das ist redundant und wird leider nicht durch die Handlungsträger der Geschichte ausgeglichen, die letztlich Schablonen bleiben.
Abgerundet wird das ganze durch ein kurzes aber lesenswertes Interview, das Christian Endres mit dem Autor führte. Hier erfährt man kleine Details über Tim Curran und den Entstehungsprozess von "Der Leichenkönig".
In conclusio ergibt das ein zwar nicht perfektes aber doch mehr als gelungenes Lesevergnügen und einen Autoren, der sich als interessante (in Deutschland relativ neue) Stimme der unheimlichen Literatur erweist.
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Hab von Curran alles ausser "Der Leichenkönig" (is aber in meiner nächsten bestellung enthalten^^) gelesen.
"Bis das die Zeit den Tod besiegt" war genial (find solche Lovecraft-Direkt-Fortsetzung-Geschichten könnt es mehr geben).
Find bei ihm besonder den politisch-sozialen-gesellschaftlich Unterton gut.
Das er das brutale, ekelhafte benutz um die Leute zum nachdenken über diese Themen zu bringen.
Zumindest ging es mir so, besonders bei "Zerfleischt" steht ja sehr deutlich die Frage im Raum "Was uns vom Tier unterscheidet?" und was passieren muss damit das "Tier" in uns wieder zum vorschein kommt.Bin wirklich sehr gespannt auf "Dead Sea"
Mir gefällt Curran zum Beispiel wesentlich besser als Lee. -
mir gefällt curran auch besser...
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- Offizieller Beitrag
Des einen Leid, des anderen Freud: DEAD SEA - MEER DER ANGST wird etwa 750 Buchseiten haben ... Uff! Ein episches Abenteuer, ja, bei Crom.
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Tja, wenn ein Schriftsteller es versteht, eine überzeugende Geschichte zu erschaffen, sie mit Leben und interessanten, im günstigsten Fall tiefgründigen Charakteren zu füllen und die Story in Fahrt zu bringen, bzw. sie nicht ins Belanglose abrutschen zu lassen, dann ist mir die Seitenzahl nicht so wichtig...Stephen King schreibt ja regelmäßig ziegelsteindicke Werke, dann darf Tim Curran auch mal!
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bisher kann ich über curran nur das beste vermelden...
deshalb ist die vorfreude auf sein umfangreichstes werk
auch ganz schön groß... -
es bleibt dabei: tim curran, für mich
einer der besten festa-autoren, legt
schon bald sein neues werk vor und
die anderen vier bücher habe ich in bester
erinnerung...
"zerfleischt" ist auf eine andere art
hart. bei lee gibts ja z.b. noch die normale
welt... -
- Offizieller Beitrag
Die Leseprobe zu "Dead Sea" liest sich schon mal nicht schlecht, erinnert an HPL. Bin gespannt, wie sich der Roman dann weiter entwickelt, da das ja mehr eine Art Prolog zu sein scheint. Diverse Kritiken lassen hier wirklich was Gutes erwarten
Interessant, daß es die Mary Celeste tatsächlich gegeben hat.
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Ja, den Prolog mit der "Mary Celeste" finde ich auch hochgradig interessant...erinnert mich an meine Jugend, als ich noch jedes Sachbuch über Segelschiffe verschlungen habe, das ich in die Finger kriegen konnte...und das Rätsel um dieses berühmte 'Geisterschiff' habe ich als Kind geliebt! Curran scheint wieder mal recht gut recherchiert zu haben...
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Ich lese jetzt erstmal Wenn die Zeit den tod besiegt hab ich mir vorgenommen, dann krieg ich schonmal einen einblick
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für mich ist "zerfleischt" auch kein kuschelbuch,
man verschließt sich der qualität des buches wenn
man es als pure unterhaltung liest,
ich las es als eine herausforderung die ein fähiger autor
an mich als leser stellt. -
Auch wenn ich es noch nicht gelesen habe...
Die Frage stellt sich vielen Menschen natürlich bei dieser Art von extremer Literatur immer wieder: Muß man, um die Aussage eines Buches zu untermauern, derartig viele Gewalt- und Fäkalszenen beschreiben? Anders gefragt: Verwässert der Autor damit nicht sein Anliegen? Da er sich ja dann (vielleicht zu Recht) den Vorwurf gefallen lassen muß, nur deshalb so extrem zu schockieren, um die Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben oder aber (wie viele Leser in Kritiken behaupten) sein mangelndes erzählerisches Talent mit Metzelszenen zu kaschieren...
Wie gesagt, meine Gedanken zu diesem Buch (und anderen, die immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik stehen) sind völlig wertfrei, da ich mir als Nichtkenner des Werkes kein Urteil erlauben kann.
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ich könnte jetzt vorbringen, er hat nix verniedlicht,
er hat den menschen ohne kultur und maske abgebildet.
und offensichtlich ist es so, so mag man den menschen nicht gern
sehen... aber die tünche zivilisation wird so schnell abgewischt.
curran hat dies konsequent zuende gedacht.
curran ist fabrikarbeiter, kein autor der von seinen werken leben muß, er
hält uns, wie jeder gute autor, einen spiegel vor. was man sieht ist
brutal, jenseits von heile welt - horror eben....;)bei mir ist bei "zerfleischt" die aussage hängengeblieben,
nicht ekel und gore. -
heute ausgelesen:
dead sea. meer der angst von tim curran (festa tb, 762 seiten, nov.2013. 1/2
übersetzung: manfred sanders)
vor etwa zwei jahren las ich tim currans "der leichenkönig" aus, und
der us-autor stürmte in die riege meiner lieblingserzähler.
jeder ernsthafte autor ist an mustern seiner interessen im text zu
entlarven. bei curran ist es die frage nach dem, was uns menschen
ausmacht und die darstellung der andersartigkeit fremder wesen.curran gilt mein tiefster respekt, schafft er es doch kitzlige, nervenbebende
spannung zu erzeugen und die psychologie der gruppendynamik in den
stories zu testen.mit 11 jahren war ich am meer und fing morgens im klaren wasser merkwürdige
krebse, würmer und nervöse fische.
in einer angrenzenden bucht gab es eine art friedhof für berge von schwarzen
muscheln,fleischig-zerfetzten krabben, fischkadaver usf., in der es eklig, brechreizerregend stank.
an einem tag gab es stürmische see, hohe wellen. das wasser war, wie der himmel
staubgrau und ich wäre fast ertrunken. -
2/2
mit elf jahren lief ich durch das zimmerreiche haus entfernter verwandter
und sah, per zufall im tv, wie ein krake ein segelschiff in die tiefe zog.
mit 15 hörte ich begeistert die seemannlieder von achim reichel in blues u.
rock gesetzt.
mit meinem onkel diskutierte ich in dieser zeit über das bermudadreieck
und was dahintersteckt.
ich betrachtete voller begeisterung die unheimliche fauna und flora der tiefsee
in div. zoos und einem üppigen fotobuch...
das ist jahrzehnte her...den wahnsinn der dimension x lässt tim curran in meinem 5.buch aus seiner feder,
dead sea, spielen, wo die schiffe und flugzeuge stranden, die um das bermuda-dreieck
rum verschwinden. sf-fan, der ich bin, weiß ich um zeitreisen, antimaterie, dimensions-
portale usw.. --- werden wir von curran in diese nebeldunstig-schleimige welt gezerrt, erleben
wir nicht nur maritime ungeheuerlichkeiten mit, für die sich curran alle zeit der
betrachtung läßt, ohne je langeweile aufkommen zu lassen.
es gibt hinweise auf lovecraft und lem, referenzen zu lieblingsstories von h.g.wells und
ray bradbury. auch eine outer-limits-folge kommt zu ehren und der alte film das ding
aus einer anderen welt findet erwähnung.
schaut man sich die curran-bio auf seiner homepage an, merkt man, wieviel horrorherzblut
des autoren in dead sea geflossen ist.
mein lieblingsbuch von ihm, muß meine roman-top-100 umschreiben.
*****+ -
Jaja, dead sea war schon ein guter Fang
Freut mich, dass es dir auch so gefallen hat jörg, wahrlich ein epos!
Mit dem Buch hat Curran mich dann auch wieder überzeugen können. Werde mir bald mal das hochgelobte DER LEICHENKÖNIG kaufen (auch, weil das cover einfach toll ist -- wenn das buch dem nicht gleichkommt, hab ich wenigstens was neues fürs auge in der sammlung :D) -
Tja, im Grunde interessiert mich "Dead Sea", aber die mörderische Seitenzahl schreckt mich wieder ab...ich habe zwar schon unzählige dicke Bücher in meinem Leben gelesen, aber 95 % davon haben mich mit steigender Seitenzahl gelangweilt, egal wie interessant der Plot war. In den allermeisten Fällen ist die Hälfte unnötiges Geschwafel und deswegen bin ich bei dicken Wälzern stets vorsichtig...
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- Offizieller Beitrag
"Dead Sea" habe ich auch noch vor mir, aber auf dicke Schinken habe ich derzeit auch keinen Bock. Der Doyle Roman mit seinen 470 Seiten langt mir da auch erst mal
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