Beiträge von Dekkard

    Apropos Tokyo


    Kennt jemand David Peace Tokyo im Jahr Null.


    Tolles Buch


    Nein, kenne ich nicht. Ich kenne von Peace nur "The Damned United" bzw. die Verfilmung seines Buches. Worum geht es in seinen Tokyo-Büchern?

    Zu Beginn fand ich es auch etwas sperrig, da sehr viel "Fachchinesisch" verwendet wird, um bestimmte Abläufe darzustellen. Aber mich hat von Anfang an der Handlungsort fasziniert und das realitätsnahe Gefühl, welches der Autor erzeugt. Die Idee, aus Rain einen Spezialkiller für "natürliche Todesarten" zu machen, führt in den Geschichten oftmals zu ziemlich interessanten und krassen Szenen.

    Barry Eisler


    Eisler wurde 1964 im US-Bundesstaat New Jersey geboren. Nachdem er ein Jurastudium abgeschlossen hatte, trat er Ende der 80er Jahre in den US-Geheimdienst CIA ein und bekleidete dort bis 1992 einen verdeckten Posten im Bereich der Operationsplanung. Nach seiner Dienstzeit arbeitete er als Anwalt und Unternehmensberater im Silicon Valley und Japan. Er ist an asiatischer und speziell japanischer Kultur sehr interessiert, weswegen er lange Zeit in Japan lebte und das Land bis heute immer wieder bereist. Im renomierten Kodokan International Judo Center in Tokio erwarb er den schwarzen Gürtel im Judo.
    Ab dem Jahr 2000 begann er sich voll und ganz auf das Schreiben zu konzentrieren und veröffentlichte im Jahr 2002 schließlich den ersten Teil seiner "Tokio Killer-"Reihe um den Auftragskiller John Rain. Die Reihe umfasst im Englischen mittlerweile 8 Romane und mehrere Kurzgeschichten; sie wurde in etwa 20 Sprachen übersetzt, jeder Band avancierte in den Staaten zum Beststeller. Die Reihe wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Gumshoe Award und dem Barry Award.
    Neben seiner hauptsächlichen Romanserie hat Eisler auch eine zweite Reihe um den CIA-Agenten Ben Traven begonnen, die bisher im Englischen zwei Romane umfasst.
    Er veröffentlicht zudem regelmäßig Essays und schreibt auf seinem Blog "Heart of the Matter" über politische Themen aller Art; dies tut er auch auf diversen anderen bekannte Blogs (u.a. dem von Michael Moore) als Gastautor.


    Bibliographie:


    "Tokio Killer"-Reihe


    2002 - Tokio Killer (Rain Fall, neu veröffentlicht als "A Clean Kill in Tokyo")
    2003 - Tokio Killer: Die Rache (US: Hard Rain, UK: Blood from Blood, neu veröffentlicht als "A Lonely Resurrection")
    2004 - Tokio Killer: Der Verrat (US: Rain Storm, UK: Choke Point, neu veröffentlicht als "Winner Take All")
    2005 - Tokio Killer: Tödliches Gewissen (US: Killing Rain, UK: One Last Kill, neu veröffentlicht als "Redemption Games")
    2006 - Tokio Killer: Riskante Rückkehr (The Last Assassin, neu veröffentlicht als "Extremis")
    2007 - Tokio Killer: Letzte Vergeltung (Requiem for an Assassin, neu veröffentlicht als "The Killer Ascendant")
    2011 - Tokio KIller: Die Einheit (The Detachment)
    2014 - Graveyard of Memories (bisher nicht auf Deutsch veröffentlicht)


    Kurzgeschichten zur Reihe (bisher alle nur auf Englisch und als Ebook erhältlich)


    2011 - The Lost Coast
    2011 - Paris is a Bitch
    2012 - The Khmer Kill
    2013 - London Twist


    Ben Traven-Reihe


    2009 - Todescode (Fault Line)
    2010 - Inside Out (bisher nicht auf Deutsch veröffentlicht)



    Eisler wollte ich hier gerne einstellen, da er einer meiner favorisierten Thriller-Autoren ist. Ich verfolge die "Tokio Killer"-Reihe, seit der erste Band auf Deutsch erschien (etwa 2004) und habe alle Romane mehrmals verschlungen.
    Der ziemlich stumpfe und auf reißerisch gemachte deutsche Titel der Reihe mag abschrecken, der Inhalt spricht jedoch eine andere Sprache. Eislers Romane zählen für mich zu den intelligentesten, spannendsten und auch (soweit man dies sagen kann) realistischsten Thrillern, die ich gelesen habe. Die Hauptfigur ist trotz seiner Profession sympathisch und wird mit jedem Roman konstant ausgebaut, sodass ein nachvollziehbares und auch identifizierbares Charakterbild gezeichnet wird; mit allem, was dazu gehört. Ich habe selten eine Romanfigur so gut beschrieben und mit einem solchen Eigenleben gesehen.
    Eisler hat selbst Geheimdiensterfahrung und zahlreiche Kontakte in diesen Bereich. Dies lässt er in seine Bücher einfließen, was man als Leser bemerkt, vor allem, wenn man viele ähnlich gelagerte Bücher gelesen hat (bspw. Tom Clancy). Die Handlungsorte sind exotisch und wechseln regelmäßig, der Autor hat sie stets selbst bereist und beschreibt sie akurat (auf Fotos und Berichten im Internet einzusehen). In eine konstant fortschreitende und immer massiv spannende Thrillerhandlung webt er philosophische Aspekte und moralische Fragen mit ein, er beleuchtet soziale Interaktionen und die menschliche Psyche im allgeinenen, er analysiert politisches. Insgesamt bietet Eisler in seinen "Rain"-Romanen einen hochinteressanten und intelligenten Mix aus den angesprochenen Komponenten.
    Ich kann seine Bücher nur jedem Thriller-Liebhaber wärmstens empfehlen.

    Hallo Frank,


    wird es die Joe-Kurtz-Hörbücher auch noch auf CD geben, oder bleibt es da beim Download? Und wer kam denn auf die Idee, dass Cover im Sin City-Stil mit Jason Statham darauf zu designen?

    Ich habe heute den ersten Joe-Kurtz-Teil ausgelesen.


    *Achtung Spoiler*


    Das Buch hat mir für den Anspruch soweit gut gefallen. Kurzweilige Unterhaltung im modernen hardboiled-Stil. Die Hauptfigur Kurtz ist kompromisslos, stoisch und äußerst prosaisch, ohne jedoch dumpf oder abstoßend zu sein. An einigen Stellen musste ich herzhaft lachen und eine dezente Spannung wurde durchgehen erzeugt; zumindest wollte man immer wissen, wie es weiter geht. Einige Stellen waren sogar wirklich großartig, bspw. das Ende, wo Kurtz nur dadurch entkommt, dass er bei der Leiche des Bruders seines Mörders in spe eine Waffe so mitvergraben hat, dass sie auch nach über einem Jahrzehnt noch funktioniert. Was für ein Einfall!
    Bei Kurtz liegt für mich allerdings bis dato auch ein Knackpunkt, denn es wird nur wenig bis gar nicht auf ihn eingegangen. Was ist seine Motivation? Beschreibung seines Innenlebens, seiner Gedanken? Wie ist sein Background? Alles nur sehr spärlich vorhanden. Dass ist innerhalb des Genres nicht ungewöhnlich und in gewissem Rahmen auch ok, ich persönlich mag es allerdings, wenn nach und nach etwas mehr vom Hauptcharakter preis gegeben wird. Dies erhöht die Lesequalität auch im - vermeintlich - trivialen Bereich ungemein und gleicht etwaige Mängen in der Handlung oftmals aus. Ich hoffe, da wird in Teil 2 einiges nachgereicht.


    Ansonsten hat mich Dan Simmons bisher vollends überzeugt, auch einige Anspielungen auf andere Genre-Werke regten zum Schmunzeln an (z.B. Kurtz' Affinität zur Automarke Volvo).

    Und vieles gibt es halt auch einfach gar nicht. Hammer hat z.B. zu Anfang eine Reihe Noir-Krimis produziert, die im Nachgang dann jedoch durch den Horror-Erfolg überschattet wurden und mangels deutscher Veröffentlichung hierzulande sogut wie unbekannt sind. Dennoch sind die Filme von einiger Qualität und für Genre-Freunde absolut sehenswert. Man muss halt manchmal buddeln.

    Ich bin jetzt mit dem ersten Viertel von "Eiskalt erwischt" durch und bisher ist es recht gut zu lesen. Kurtz ist nicht unwitzig und die Handlung ist angenehm hart. Bin mal auf den weiteren Verlauf gespannt.

    @ Creed: Bitte, bitte. Noch einige unbekannte Titel zu haben ist ja keine Schande, im Gegenteil. Es ist doch schön, wenn man noch viel gutes neues zu entdecken hat. Ich kenne selbst bei weitem auch noch nicht alle dieser Filme, wobei ich bei Hammer schon etwa 80% sagen würde, da ich mich einst systematisch durch die Titelliste gearbeitet habe. Aber viele deutsche DVDs sind out of print und somit kaum zu bekommen bzw. sehr teuer und vieles gibt es nur auf Englisch, wenn überhaupt. Ist also gar nicht so einfach da alles zu sammeln.

    Ich bin ebenfalls ein großer Verehrer von Hammer Films, nicht zuletzt auch wegen Peter Cushing und Christopher Lee.


    Zu meinen Lieblingen gehören dabei definitiv die ersten beiden "Quatermass"-Teile. Genial paranoide Kalterkriegs Science Fiction. Den dritten Teil fand ich allerdings eher schwach. Interessanterweise wird dies im allgemeinen eher anders herum gesehen.


    "Ein Toter spielt Klavier" ist sicherlich ein guter Film und Seth Holt ist eigentlich immer solide gewesen; wer jedoch das Vorbild "Die Teuflischen" von Georges Henri-Clouzot gesehen hat, weiß von Anfang an, was Sache ist. Trotzdem bietet der Film durch einige Änderungen seinen eigenen Reiz und sollte nicht unterschätzt werden.


    "Die Bande des Captain Clegg" mit Peter Cushing in der Hauptrolle ist ein durchgehend typischer Hammer, ähnlich wie "Das schwarze Reptil" oder "Die brennenden Augen von Schloss Bartimore". Sollte man als Fan kennen.


    Von der Spannung eher schwach, dafür aber mit toller Atmosphäre sind die beiden fernöstlich angehauchten Produktionen "Terror der Tongs" und "Der tödliche Schatten des Mr Shatter". Ersterer ein handfester Schmugglerkrimi mit Christopher Lee als Triadenboss im Fu Man Chu-Look, letzterer von der Konzeption her ein Eastern (Ko-Produktion von Hammer und Shaw Brothers), allerdings ist dies bei der Ausführung etwas auf der Strecke geblieben, denn Kampfeinlagen sind hier Mangelware (weswegen wohl auch die geplante Serie ausblieb). Trotzdem einige gute Aufnahmen im Hongkong der 70er Jahre mit passender Musik und Peter Cushing als Geheimdienstchef.


    Aus dem Thriller-Portfolio sind auf alle Fälle noch "Das düstere Haus" und "The Fear - Angst in der Nacht" zu empfehlen. Zwei teils auch recht gruselige Spannungsgranaten, die auch heute noch fesseln.


    Ein Kuriosum, aber trotzem nicht minder zu empfehlen, ist der auf "Star Trek"-Welle und realer Mondlandung mitschwimmende SF-Trasher "Banditen auf dem Mond". Absolut flach, schundig und durchgeknallt, aber gerade deswegen für entsprechende Interessenten sehr reizvoll.


    Zuletzt noch eine Empfehlung zu einem frühen Werk der Studios, welches jedoch insgesamt heraus sticht und qualitativ sicherlich zu den besten Produktionen zählt: "Yeti - Der Schneemensch" mit Peter Cushing von 1957. Basierend auf einem TV-Film der BBC (der auch schon mit Cushing war) drehte Hammer diesen Gebirgsthriller mit mystischem Anstrich, der einiges an Moral und Sozialkritik in petto hat. Starker Film.



    Wer mit Hammer durch ist, kann dann eigentlich direkt zu Amicus Productions übergehen. Die Firma gründeten zwei Amis irgendwann zu Hammers Hochzeiten, um sich ihr Stück vom Kuchen zu sichern. Herausgekommen sind dabei diverse gute Horror-Streifen, einige auch mit Peter Cushing und/ oder Christopher Lee, sodass Hammer-Feeling aufkommt. Zu empfehlen sind u.a. "Die Todeskarten des Dr Schreck", "Der Schädel des Marquis de Sade", "Der Foltergarten des Dr Diabolo" und "Asylum".


    Ansonsten gibt es auch den ein oder anderen Film, der unabhängig der etablierten Studios entstand und der von der Machart oder Atmosphäre den "großen Vorbildern" sehr ähnelt. Zu nennen wären hier u.a. der Okkultismus-Krimi "Das Dunkel der Nacht" mit Cushing und Lee als Ermittlerduo, der Sci-Fi-Monsterfilm "Insel des Schreckens" (auch bekannt als "Todesmonster greifen an") mit Cushing als Wissenschaftler, der es mit einer Alien-Invasion aufnimmt, sowie "Brennender Tod" (in welchem es nun Chris Lee mit Aliens zu tun bekommt) und "Horror-Express"; abermals mit dem dynamischen Duo Cushing/ Lee.

    Habe mir jetzt die Tage die Pal-Verfilmung angesehen. Wirklich vom Hocker haut einen der Film im Hinblick auf die Botschaft leider nicht so richtig, aber für SF-Nostalgiker eine absolute Empfehlung.

    Alex


    Habe das Buch der fünf Ringe von Myiamoto Musashi gelesen. Seine Philosophie finde ich sehr genial für die damalige Zeit. Heute kann man glaube ich nicht alles eins zu eins anwenden, wenn dann nur im übertragenen Sinne und auch nur zum Teil. Anders ist es bei Sun Tzus Die Kunst des Krieges...


    Zunächst auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.


    Ich empfinde es interessanterweise genau anders herum. Sun Tzu wird ja gerne als "Managementratgeber" in die Moderne übersetzt, allerdings finde ich die militärischen Kniffe für den normalen Menschen kaum alltagstauglich; es sei denn, man ist ein sehr manipulativer Charakter und sucht in jedweder zwischenmenschlichen Situation seinen Vorteil.
    Bei Musashi hingegen finden sich Anweisungen und Leitsätze, die viel mehr die grundsätzliche innere Haltung zu bestimmten Dingen und Vorgängen betreffen. Da ist m.E. einiges mehr dabei, dass in die eigene Lebensweise übernommen werden kann, so man es denn zu tun gewillt ist. So habe ich das jedenfalls bei der Lektüre empfunden.

    Auf Lovecraft muss man sich schon einlassen, für auf die Schnelle sind seine Erzählungen weniger geeignet. Und wenn man ihn dennoch so liest, entgeht einem vielleicht ein gut Teil der Atmosphäre. Wobei das bei Poe noch etwas extremer ist.


    Frank: Danke für den Hinweis, aber du kannst mich nicht abhalten ;) Ich will unbedingt mal Ligotti lesen.

    Auf den Ligotti freue ich mich auch sehr. Der Name ist mir schon ein paar Mal über den Weg gelaufen, aber gekauft habe ich von ihm bisher nichts. Leider liegt der Erscheinungstermin ja noch in sehr weiter Zukunft... ;(