Ich habe gestern Abend mein absolutes Phantastik-Highlight der letzten Jahr(zehnt)e beendet. Es handelt sich hierbei um den Roman "Tigana" von Guy Gavriel Kay, welcher in der deutschen Übersetzung in zwei Romane geteilt wurde: "Der Fluch" und "Der Hofnarr".
Ich kann meine Meinung (oder sollte ich eher sagen Emotion?) eigendlich gar nicht in die dafür richtigen Worte kleiden. Nur wenige Bücher haben mich bisher auf eine solch emotionale Reise mitgenommen.
Guy Gavriel Kay Schreibstil ist (für mich) am ehesten zu beschreiben wie eine Mischung aus Stephen King, Greg F. Gifune und Georges Simeon.
Aber lest am besten selbst um euch eine eigene Meinung zu bilden!
Allerdings ist bei den Büchern "Der Fluch" und "Der Hofnarr" besondere Vorsicht geboten:
Warnung 1: Wer actionlastige Fantasy bevorzugt, dürfte enttäuscht werden. Die (inneren) Konflikte der Protagonisten stehen eindeutig im Vordergrund.
Warnung 2: Die deutsche Augabe wurde auf 2 Bände aufgeteilt, nämlich "Der Fluch" und "Der Hofnarr". Das an sich ist schon ärgerlich. Noch viel schlimmer allerdings ist, daß auf den Klappentexten geradezu entsetzlich gespoilert wird und zumindest eine ganz wichtige Pointe des Romans auf dilettantische Weise verraten wird. Am besten die Bücher gleich in einen Schutzumschlag packen!
Beim "Hofnarr" ist der Spoiler geradezu vernichtend. Die Titelgebung allein schon ist unglücklich, wie ich finde.
Und hier noch eine Meinungen zum Buch:
"Aber wie Kay das erzählt ist unfassbar gut. Die Welt, die er baut, ist gleichzeitig nah und fern, bekannt und fremd. Es ist eine Art fantastisches Norditalien, vielleicht eine magische Toskana, die unsere Helden kreuz und quer durchwandern. Es gibt Burgen und Paläste, Häfen und Tavernen, Seeleute und Söldner, Sänger und Spielleute. Aber es gibt auch Hexer. Es gibt zwei Monde und es gibt wertvollen, blauen Wein. Und über allem thront die Triade, der Dreierbund der Götter dieser surrealen Welt.
Die Figuren stehen in komplexen Liebes-, Hass- oder Verwandtschaftsverhältnissen zueinander. Manchmal auch alles auf einmal. Hier ist aber auch garnichts eindimensional. Es gibt starke Frauen, die letztendlich doch scheitern, schwache Männer, die ihre Ängste überwinden – mit anderen Worten: keine Chargen, sondern Menschen. Kay erklärt nichts. Er lenkt den Fokus mal auf diese, mal auf jene Figur. Er konfrontiert den Leser mit nicht auf Anhieb zu durchschauenden politischen, historischen, klerikalen Verwicklungen. Und Kay wiederholt nicht. Ab und zu macht er Abstecher in die Vergangenheit der ein oder anderen Figur, manchmal verweilt er lange im Innenleben eines Charakters, dann springt er weiter. Und führt, durchaus ruppig, eine neue Figur, ein neues Leben, eine neue Schlinge in der Handlung ein. Das ist ziemlich kühn, aber das erstaunlichste ist, dass am Ende alles aufgeht. Das Finale ist groß. Die Reise, die der Leser mit den Figuren gemacht hat, hat sich gelohnt.
Kay schreibt keine Zwischendurch-All-Age-Fantasy, sondern Literatur für Erwachsene!
Hier geht es zu einer Kurzbiographie: http://www.bibliotheka-phantas…ortraits/guy-gavriel-kay/