Daniel J. Volpe hatte ich sicherlich noch nie als Autor auf dem Schirm, bis das ich eben seinen Roman EINE BLUTIGE GESCHICHTE aus der Festa-Extrem-Reihe gelesen hatte.
Die Idee dahinter ist dabei durchaus recht interessant gestrickt. Denn Veronica hatte irgendwann einmal zu viel Alkohol genossen und ist dann mit einem ihrer Arbeitskollegen sexuell recht heftig und schnell zur Sache gekommen. Ein Umstand, den sie danach am liebsten aber wieder rückgängig machen würde. Denn seit dem hängt der Haussegen mit ihrem Mann Shane extrem schief und die Ehe könnte sogar vor ihrem endgültigen Aus stehen. Shane liebt eigentlich Veronica trotzdem immer noch, kann ihr diesen Seitensprung allerdings nicht verzeihen und mag auch mit ihr nun nicht mehr sexuell intim werden. Ihre letzte Chance für die Ehe sehen sie daher bei den Therapeuten Kathy und Sam, die irgendwo weit abgelegen in einem feudalen Herrenhaus sich der Eheproblemen anderer Paare annehmen.
Das ganze läuft eigentlich auch gut an, und man trifft hier auch auf ein homosexuelles Paar, einem weiteren Paar dessen Ehemann allerdings homophob und rassistisch veranlagt ist, sowie einem recht jungen Paar, welches sich sehnlichst ein Kind wünscht, allerdings ihr Liebesleben auch zu sehr von der Religion bestimmen lässt. Kaum angekommen entflammt zwischen Shane und Veronica in dem alten Herrenhaus mitten im Wald sogar wieder die sexuelle Lust aufeinander, auch wenn man bei den Differenzen innerhalb der Beziehung sicherlich noch nicht über dem Berg sein dürfte. Aber auch bei den anderen flammt dieser sexuelle Notstand auf, ohne das ihnen dies an diesem Ort irgendwie seltsam vorkommt. Und genau das ist am Ende auch ihr größter Fehler, denn etwas finsteres in diesem Herrenhaus lebt und stachelt nicht nur ihre Libido an, sondern verlangt auch bald nach Blut, Eingeweiden und grausamen Todesfällen.
Nun, was soll ich sagen: In Sachen Sex nimmt Volpe durchaus kein Blatt vor den Mund und auch was so manche derbe Beschreibung in Sachen Tod und Wahnsinn betrifft, wusste der Autor mich durchaus recht positiv zu begeistern. Ich nenne da als Beispiel nur mal die Stelle mit dem Kuss, bei dem einem toten Partner gerade die Maden zwischen den toten Lippen hervorquellen. Dies ist zwar hier nur eine Traumsequenz seitens seiner Partnerin während des Sex, aber immerhin, auch die wird dem Leser hübsch serviert (Hatte beim lesen gerade Toast mit Wurst auf dem Teller ... lecker!).
Um es vorweg zu sagen, ich hätte da auch nichts gegen weiteren Nachschub an Lesestoff von Daniel J. Volpe, der ja auch von Edward Lee in Sachen Horror so begeistert gelobt wird. Ein wenig Kritik kann ich hier allerdings doch nicht so wirklich unter den Tisch fallen lassen. So fragte ich mich am Ende durchaus immer noch, was diese finstere Kraft (oder Wesen) im Herrenhaus ist, warum es gerade so agiert und welche weitergehenden bösen Ziele es damit eigentlich verfolgt? Nun habe ich ja durchaus in Sachen Horror/Thriller gelernt, dass man z.B. bei Verbrechen immer eine gewisse Logik erkennen kann, während das reine Böse jedoch nicht unbedingt irgendeiner Logik folgen muss, da es eben grausam sein kann, weil es schlicht und ergreifend in seiner Natur liegt. Doch am Ende des Romans scheint hier auch die finstere Kraft in bzw. um dieses Herrenhaus herum einer gewissen Logik zu folgen. Da hätte ich aber schon aus reiner Neugierde als Leser dann aber auch gerne ein paar Seiten mehr zum Hintergrund und/oder der tieferen Intention dieser finsteren Kraft gewusst.
Aber gut, es sollte nicht sein und das macht den Roman sicherlich nicht schlechter. Denn wenn ich einen Roman anhand seiner Seitenzahl in Rekordzeit lese, dann sicherlich nicht deshalb, weil ich ihn schlecht finden würde. Eher ist hier das Gegenteil der Fall, was natürlich eine eindeutige Leseempfehlung zu EINE BLUTIGE GESCHICHTE von mir hier mit einschließt.