Monica J. O'Rourke - Quäl das Fleisch

Monica J. O'Rourke - eine Frau, die zeigt, dass der Extrembereich nicht allein den männlichen Autoren vorbehalten ist.



Ausgeschlachtet


Die Autorin hat den Begriff Festa-Extrem wörtlich genommen, denn extrem ging es in "Quäl das Fleisch" zu. Eine Vergewaltigungsszene nach der anderen wechselte sich ab, kaum, dass ich die vorherige verdaut hatte. Mehr als die Hälfte des Buches kam ich also in den Genuss wahren Folterhorrors. Das ist es, was ich wollte ... oder etwa nicht?
Die verschiedenen Praxen waren originell und haben sich immer wieder übertrumpft, was ich an Grausamkeit erwartet hatte - die Vergewaltigungsfantasien von Frau O'Rourke schienen mir gar unerschöpflich - aber leider nutze sich das auf Dauer ab und ich war übersättigt von der Folter, die mir geboten wurde. Es fehlte mir zu dem Zeitpunkt der gewisse Pfiff, der die Story gewürzt hätte.




Schwachstellen gibt es überall


So schade ich es auch finde, aber an manchen Stellen hat die Autorin nicht mitgedacht, oder es nicht für nötig befunden sich mit Kleinigkeiten zu befassen, die ein stimmigeres Bild ergeben hätten.
In dem Buch verstreicht circa ein Monat, in dem wir Zoey begleiten - ich als Leserin empfand das in keinster Weise so. Diese Folterungen sind so dicht an dicht gereiht, dass es dazwischen kein Platz für weitere Informationen gibt, um den Leser auf den laufenden zu halten. Das ist nicht das einzige Beispiel, das ich aufführen möchte, aber das Einzige, das ich hier erwähnen kann, um nicht Teile der Geschichte zu Spoilern.




Mag ich dich, oder mag ich dich nicht


Mit den Buchcharakteren ist das immer so eine Sache - mal sind sie zu naiv oder zu selbstbewusst und überheblich. Zoey hingegen ist nichts von dem. Sie wirkt wie jedermann - ist in unübersichtlichen Situationen verunsichert, hat Angst, wenn die nächste Pein ansteht, und schöpft Hoffnung in der Gruppe. Was die Charakterzeichnung angeht, hat Monica J. O'Rourke unsere Hauptperson Zoey, so natürlich wirken lassen, wie es in Ausnahmesituationen möglich ist. Sympathiepunkte sind deshalb allemal drin und hat mir gezeigt, dass die Autorin Ahnung von dem hat, was sie macht. Wenn sie bei ihrem Storyaufbau nur genauso gründlich vorgegangen wäre, hätte das einiges herausgerissen.




Licht am Ende des Tunnels


Was mir ca. 90 Seiten verwehrt wurde, machte sie auf den restlichen Seiten wieder gut. Dieser gewisse Pfiff, von dem ich schrieb, war nun endlich da und mit Spannung gepaart. Dass die Autorin jedoch weiterhin nicht so zimperlich mit den Charakteren umgeht, war zu erwarten und an der Stelle nun auch von mir wieder gerne gesehen.




Zu Empfehlen ist "Quäl das Fleisch", wenn ...

  • du wissen willst, was eine Frau unter extrem versteht.
  • dir eine ausgeklügelte Story unwichtig erscheint.
  • Vergewaltigungs- und Folterszenen in der Lektüre vorkommen sollen.


Punkte: 3 von 5

Gefällt dir etwas nicht, dann ändere es.
Kannst du es nicht ändern, ändere deine Einstellung.
Jammere nicht.

Maya Angelou

Kommentare 4

  • Sehr schöne Rezi. Habe das Buch selbst gerade beendet. Das "Vor-Ende" hat mir hingegen nicht ganz so gefallen, aber der komplette Schluss machte es wieder weg. Würde bei mir auf 4 von 5 kommen, auch weil es mich ein wenig an "Das Schwein" und auch "Hostel" erinnerte.

    • Die meisten Vergewaltigungs- und Folterszenen gleichen sich (das Rad wird in dem Bereich wohl nicht mehr neu erfunden ;) ...), dass du deshalb Parallelen zu anderen Büchern und Filmen findest, ist somit nicht ausgeschlossen - kann ich auf jeden Fall verstehen.

  • Wie immer eine lesenswerte und informative Rezension von Dir, Flemeth, danke! Ich selbst warte noch auf die Ankunft des Werkes, und werde dann unverzüglich mit der Lektüre beginnen, mal sehen, wie mir es gefällt...

    • Gute Bücher kann man nie genug haben, hoffe deshalb, dass es dir gefällt. Ich warte dann mal auf deine Meinung =)