Allgemeine Bücherrezensionen...

  • "Das Riff aka Die Tiefe"


    Peter Benchley. Ein Taucher-Pärchen macht in den Riffs vor den Bermudainseln einen atemberaubenden Fund: Alte Golmünzen und Morphium-Ampullen. Doch ihr
    Entdeckung bleibt nicht unbeobachtet. Gemeinsam mit einem Schatzexperten entbrennt ein Kampf gegen eine Rauschgift-Bande.


    Gail und David Sanders sind zum Urlaub auf den Bermudas. Schwimmen, tauchen und faulenzen sind ihre Ziele. Doch
    eines Tages entdeckt David beim Tauchen eine Phiole mit einer klaren Flüssigkeit darin. Er nimmt sie mit hoch und fragt herum, woher sie sein
    könnte und was sie beinhaltet. Lange dauert es nicht und sie bekommen Besuch von einem Schwarzen, der sich als Sammler seltener Gläser ausgibt
    und unbedingt die Phiole samt Inhalt will, da man eim Öffnen ja das wertvolle Glas zerstören oder zumindest beschädigen würde. Jetzt erst
    recht neugierig geworden, fragen die beiden Urlauber weiter herum und werden an Treece verwiesen, der auf der via kleiner Zugbrücke mit der
    Hauptinsel verbundenen kleineren Insel St. David's sein Leben als Leuchtturmwärter fristet. Er entlarvt diesen schwarzen Bieter für das
    Glas sofort als Lügner und erzählt die Geschichte der Phiole. Im Zweiten Weltkrieg wurden Waffen und medizinische Artikel oft mit Segelschiffen
    transportiert, weil die die U-Boote nicht anlockten und auch nicht auf magnetische Minen auflaufen konnten. Eines dieser Schiffe kam vom Kurs
    ab und sank hier vor der Küste. Der Inhalt der Phiolen ist reines Morphium, ideal für Drogendealer, um es zu Heroin weiterzuverarbeiten
    und einen Millionenreibach zu machen. Treece und die beiden Sanders planen nun, wie sie dem Gangsterboss Cloche die heiße Ware vorenthalten
    können, entdecken bei weiteren Tauchgängen aber noch verschiedene Münzen, die womöglich von einem dieser legendären spanischen
    Schatzschiffe stammt, da ebenfalls hier gesunken sein muss und nun direkt unter dem Wrack des anderen Transporters liegt. Nun wird es ein
    Wettlauf mit der Zeit, vor den Gaunern die beiden Ladungen zu bergen und die Polizei einzuschalten sowie den Schatzfund bei der Regierung
    anzumelden. Doch die Verbrecher sind auch mitten in ihren Vorbereitungen und ein Zusammentreffen beider Parteien scheint unvermeidlich.


    Nach einem Prolog von Ereignissen um 1943 herum darf der Leser sich direkt mit den beiden Protagonisten bekannt
    machen, wobei die Erinnerung an Jaqueline Bisset als Wet-T-Shirt-Queen schnell wieder lebendig wird. Auch sonst hat sich die
    Verfilmung nahe an der Vorlage bewegt. Was die Figuren angeht, ist David Sanders nicht gerade der Liebling der angepassten Masse. Er ist
    ein Abenteuerer, der gerne in den Tag hinein lebt, wenig wirklich ernst nimmt, es an Respekt vor Mensch und Gesetz mangeln lässt, durchaus
    bereit ist, Gesetze auch zu brechen, wenn es ihm nutzt und einer, der unnötig Risiken eingeht, mit denen er sich selbst und anderen beweisen
    kann, was für ein toller Hecht er doch ist. Erst im Laufe der Geschichte tritt langsam eine Veränderung in seinem Verhalten und Denken ein,
    womit auch der knurrige und bodenständige Insulaner Treece zu tun hat. Desweiteren kann Peter Benchley
    seine Erfahrungen des Tauchens und der Unterwasserwelt durchaus dem geneigten Leser vermitteln (Man achte hierbei auf die Beschreibung, wie
    sich Blut in seiner Farbe veränder je tiefer es in der See ist) und auch die Location Bermuda mit ihren politischen Vorgängen, ihrer Geschichte
    und der Menschen dort ist eingängig geschildert, ohne dabei ins Uferlose abzuschweifen und aus dem Thriller eine zähe Angelegenheit zu machen.
    Der Autor hat eh schon mancherorts viel zu ausführliche Schachtelsätze eingebaut, die sich im ansonsten flotten Stil dann schon etwas hemmend
    auswirken, weil es dann so gar nicht in den Lesefluss von zuvor passen will. Die latente Bedrohung durch die Gangster, die immer im Hintergrund
    lauert, will sich im Spannungsbogen für die Leser, die den Film kennen, dann nicht mehr so recht erschließen. Es wurde dann auch alles im Film
    genutzt: Percy, die Muräne ist ebenso dabei wie der Aufzug, das Goldschiff, die Drogen usw. Selbst eine kleine Hai-Exkursion darf nicht
    fehlen. Abgesehen von den erwähnten kleinen Ausflügen in die Geschichte der Insel werden Land und Leute hier auf die Gangster und die wenigen
    Touristen reduziert, man kommt sich fast vor wie bei der Serie "Lost" - kaum Leute oder Bewohner da. Mittig ist das Buch mit den ganzen
    Recherchen und Informationen von Treece etwas zäh, zieht später wieder an und mündet dann in einem viel zu kurzen Finale. Da hätte man mehr
    draus machen können. Film hatte mir damals im Kino und später jeweils auf VHS und dann DVD immer wieder gefallen, das Buch hatte aber gerade
    deswegen unter dem Spannungsmangel erheblich zu leiden. Meine Meinung dazu wäre ohne die Kenntnis des Films sicher besser ausgefallen. Naja,
    vermute ich zumindest.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • "Der Don ist tot"


    Marvin H. Albert.
    Kaum ist der Mafiaboss Don Paolo Regalbuto tot, da entbrennt ein erbitterter Kampf um seine Nachfolge. Drei Familien melden ihre
    Ansprüche auf die Vorherrschaft in der Stadt an. In Las Vegas bestimmen die Vertreter aller wichtigen Mafiafamilien Amerikas, dass Frank, der
    Sohn des verstorbenen Don Paolo, noch zu jung und zu unerfahren sei, um das Erbe des Vaters anzutreten - ein anderer wird zum neuen Don ernannt.
    Es gärt im Untergrund. Als DiMorra, ein anderer Anwärter, die schöne Schlagersängerin Ruby Dunne zu seiner Geliebten macht, bricht ein
    blutiger Krieg aus.


    Frank Regalbuto ist zusammen mit seinen Leuten Vincent und Tony Fargo beim Abwickeln eines Drogengeschäfts, als
    sie aus dem Hinterhalt beschossen werden. Sie können die Angreifer umnieten und sich mit ihrer Beute vom Feld machen. Im Hauptquartier
    angekommen, wird Frank mit der niederschmetternden Nachricht konfrontiert, dass sein Vater Don Paolo verstorben ist.
    Selbstverständlich ist sein Bezirk in Las Vegas jetzt ein Objekt der Begierde unter den anderen Bossen der Stadt, wobei einer, Jimmy Bruno,
    derzeit einen ausgedehnten Urlauvb auf Staatskosten macht, der erst in rund sechs Monaten enden soll. In dieser Zeit wird er von seinem
    Buchhalter Louis Orlando vertreten. Nach recht hitzigen Debatten einigt man sich darauf, dass DiMorra Frank Regalbuto unter seine Fittiche nimmt
    und dem unerfahrenen Mann die Kniffe des Geschäfts beibringt und das Gebiet sowie die Geschäftszweige vorerst unter den beiden anderen Bossen
    aufgeteilt werden. Dass der Junge nicht ganz so sehr Einfaltspinsel ist, macht er den gierigen Bossen klar, als er beginnt, seinerseits
    Forderungen zu stellen. Während die Capos aus Vegas nicht ganz damit einverstanden sind, werden sie von den anderen Vertretern aus allen
    Teilen der USA überstimmt. Doch so einfach gibt sich hier keiner geschlagen. Orlando, der Buchhalter und Vertreter von Jimmy Bruno, plant
    - auch auf Drängen seiner gierigen Frau hin - sich nach und nach erst den Abschnitt und die Sparten von Regalbuto unter den Nagel zu reißen
    und danach langsam auch die gesamte Stadt zu übernehmen. Während er seine Intrigen spinnt, kommt Frank mit einer jungen Sängerin namens Ruby
    nach Hause und stellt sie dann auch DiMorra vor. Dass die Kleine ihre eigenen Pläne hat und er wohl auch deshalb bei ihr bisher nicht zum Zuge
    kam, muss er bald feststellen. Die will schnell Karriere machen und wirft sich dem alten DiMorra an den Hals, damit er ihr ein Album
    produziert. Als Frank das mitbekommt, ist Ärger vorprogrammiert und Orlando nutzt diese Gelegenheit ebenfalls für seine Zwecke. Daraufhin
    bricht der Gangsterkrieg von Las Vegas endgültig aus und fordert etliche Opfer.


    Kurz, knackig, hart und humorlos skizziert Marvin H. Albert den Ausbruch der Gewalt um die Macht in Las Vegas. So wird man als
    Leser schnell in die Welt der Mafia in Las Vegas eingeführt, die seit "Der Pate" in Buch und Film zu neuen Weihen gekommen ist. Abrupte Szenenwechsel
    zwischen den handelnden Parteien und etliche Schießereien in den klassischen, fast schon klischeebeladenen Örtlichkeiten (Restaurant,
    Autowerkstatt) sorgen für hohes Tempo und einen nicht gerade kleinen Leichenstapel am Schauplatz der Verbrechen. Und es wird mit gnadenloser
    Härte nach den Vorgaben des Autors agiert. Weggeballerte Köpfe oder ein netter Schwefelsäuredrink sind schon recht derber Stoff für ein Buch aus
    den frühen 70-er Jahren. Verwirrend könnte das etwas sprunghafte Verhalten einiger Figuren sein, die sich mehr oder weniger motiviert im
    Wechseln der Seiten und ihrer bisherigen Entscheidungen fast schon gegenseitig zu übertreffen suchen. Da muss man schon hin und wieder
    aufpassen, wer sich gerade mit wem zusammen getan hat. Dass die Affäre einer karrieregeilen Tussi hier die Schuld oder der Grund am Krieg
    darstellen soll, ist nur eine oberflächliche Betrachtung. Dieser Handlungsstrang ist oder wirkt zumindest bald nur nebensächlich. Und so
    nimmt das Schicksal seinen Lauf, wird ein Gangster nach dem Anderen aus dem Weg geräumt, die Situation immer unübersichtlicher. Gerade da hapert
    es dann auch etwas in der Geschichte. Hin und wieder etwas verworren, wird hier das Tempo ausgebremst, obwohl in der zweiten Hälfte des Buches
    die Actionsequenzen direkt aufeinander folgen. Erst als der kaum in Erscheinung getretene Jimmy Bruno aus dem Knast kommt, gewinnt die
    Story etwas Struktur und Klarheit. Aber da ist schon eine Menge Blut vergossen und das Buch kurz vor dem Ende. Positive Figuren sind hier
    völlige Fehlanzeige. Das Buch gibt hier in minimalen Nebensträngen ein bisschen "French Connection" zum Besten und wirkt wie ein kleiner, zu kurz geratener Bruder von "Der Pate". Und dennoch: Wer sich mit den Mafiastories anfreunden kann, macht hier nicht wirklich alles falsch mit einem Erwerb der Lektüre. Actionreich
    und unterhaltsam ist sie schon - und man kommt nicht in die Verlegenheit, die Mängel des Films zu sehen, der von Richard Fleischer mit Anthony Quinn, Robert Foster und Al Lettieri (ich mag den Kerl einfach) in B-Movie-Qualität mit starker Besetzung auf die Leinwand gebracht wurde.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • "Die Freunde des Eddie Coyle"


    George V. Higgins.
    Eddie Coyle arbeitet für Jimmy Scalisi; er versorgt ihn mit Waffen für seine diversen Unternehmungen. Jackie Brown ist Eddies Bezugsquelle.
    Dann gibt es noch Foley: Er ist Poliziast und versucht, bei den Aktivitäten der großen Bosse und kleinen Gangster den Überblick zu
    behalten. Aus Eddie will er Informationen herausholen, aber auch Eddie will etwas, denn eine Hand wäscht die andere. Und schließlich ist da
    Dillon: Er ist hauptberuflich Barkeeper, hat immer einen guten Draht zu Foley, und er tut so, als sei er auch einer von Eddies Freunden.


    Eddie Coyle ist ein Kleinkrimineller, der beim Transport von Schnaps in einem anderen Bundesstaat erwischt wurde.
    Bis zur Verkündung des Urteils ist er auf freiem Fuß, doch ihm drohen einige Jahre Bau. Das will er vermeiden, indem er den Bullen Foley mit
    Informationen versorgt, sodass der beim entsprechenden Staatsanwalt ein gutes Wort für ihn einlegt, um das Strafmaß zumindest in einen
    erträglichen Rahmen zu drücken. Was sich so einfach anhört, läuft für Eddie aber nicht so simpel ab. Seine Tipps kommen angeblich immer so
    spät, dass die Kerle, die er verpfiffen hat, schon ihren Coup durchgezogen haben und abgehauen sind. Derzeit ist Eddie damit
    beschäftigt, Waffen für Jimmy Scalisi zu besorgen und wendet sich an seinen zuverlässigsten Lieferanten. Da werden dann Pläne für Smith &
    Wesson, Magnums und gar M-16 gemacht, Preise ausgehandelt, Termine festgelegt. Und dann werden Banken überfallen. Durchaus ausgeklügelt und
    zumeist ohne Tote. Als das passiert, wird die Polizei endgültig hellhörig und Foley bedrängt seinen Freund Eddie, ihm die Verbrecher zu
    liefern. All die Verhandlungen finden in einer Bar statt, in der der Ex-Knackie Dillon als Barkeeper arbeitet - auch er ein Freund von Eddie.
    Und Eddie will alles tun, um dem Knast zu entgehen.


    Eine Gangstergeschichte um einen kleinen Gauner, der schon eine Strafe für einen begangenen Fehler hinter sich
    hat (Bei einer Hand wurden ihm die Finger gebrochen, weshalb er nun den Spitznamen FINGERS trägt.). Das soll ihm trotz einer drohenden
    Verurteilungen nicht ein weiteres Mal passieren. Von der Polizei mit Versprechungen gelockt, will er sich aus der Situation clever
    herauslavieren. Daher tritt er mit allen Beteiligten Parteien in einen Dialog, der sich nur auf die nötigsten Sätze und Informationen
    beschränkt. Zynischer Humor (Allein schon der Titel, der auch im Original so lautet) und unterkühlte Charaktere, die zwar reden, aber
    immer Hintergedanken dabei haben. Wer verrät hier wen? Wem kann man trauen? Die Polizei ist jetzt auch nicht gerade dafür bekannt, ein
    gegebenes Versprechen wirklich zu halten. Und Eddie? Der will nur in Freiheit bleiben und weiter an seiner Karriere als Kleingauner arbeiten,
    ohne groß behelligt zu werden oder gar aufsteigen zu wollen in der Hierarchie. Er kommt so gerade durch und das reicht ihm. Die Story
    spielt im dunklen Milieu der Verbrecher, die sich in Spelunken rumtreiben, beobachtet von der Polizei, die versucht über diese kleinen
    Fische an die Haie ranzukommen. Alles wirkt schmutzig wie in Hinterhöfen, lässt nur hin und wieder den Flair der frühen 70-er
    erkennen (Das Buch wurde 1971 geschrieben) und wirkt oft deprimierend auf den Leser, da alle bzw. der Großteil der auftretenden Gestalten zur
    Sorte der Verlierer zählt. Sympathisch ist eigentlich auch keiner, war wohl so auch nicht beabsichtigt. Schnörkelloser Blick in die
    Gangsterwelt, der durch die kurzen Dialoge, die dennoch die eigentliche Handlung entwickeln, seine Faszination bezieht. Die Taten der Ganoven
    werden nur in kurzen Abschnitten gestreift, die Typen selbst sind sicherkeine harten Kerls mit weichem Kern. Letzter fehlt denen nämlich.
    Selbstverständlich muss bei dem Namen Jackie Brown jetzt vermutlich jeder seinen Tarantino-Senf dazugeben, aber mittlerweile wird der doch eher nur noch überschätzt. Peter Yates jedenfalls hat mit Robert Mitchum als Eddie und Peter Boyle als Schmierlappen-Barkeeper einen gelungenen Film daraus gemacht. Buch und
    Film sind lohnende Objekte für eine nähere Betrachtung.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • "Miami Blues"


    Charles Willeford. Frederick J. Frenger jun., gerade aus dem Knast entlassen, fliegt in Miami ein. Dort befördert er einen Hare Krishna ins Jenseits und lernt
    dessen Schwester Susan kennen, mit der er eine platonische Ehe der besonderen Art führt. Hoke Moseley vom Miami Police Department ist diese
    Beziehung und vor allem Freddy selbst nicht ganz geheuer. Es kommt zu einem Showdown zwischen dem unbekümmerten Psychopathen und dem
    hartnäckigen Cop. »Miami Blues« ist der erste Band einer in Miami angesiedelten vierteiligen Serie mit Detective Sergeant Hoke Moseley,
    einem Cop »mit schlecht sitzendem Gebiß, billigen Freizeitanzügen, abgenudelter Kreditkarte und allzu freidenkerischen Auffassungen seines
    Berufs«. Der Roman wurde1990 mit Alec Baldwin verfilmt. Quelle: Amazon.


    Junior kommt gerade aus Kalifornien. Dort hat er seine Zeit im Knast abgesessen und einen guten Ratschlag
    erhalten: Er soll aus dem Staat verschwinden und seine Dummheiten woanders machen, denn dort warte es ja seine erste Straftat und die
    "Three Strikes"-Regel würde von vorn beginnen oder er geht in einen Staat, wo sie gar nicht angewendet wird. Gute Idee findet Junior, aber
    Reisegeld braucht er doch auch. Also flugs drei Typen ausgeraubt, schön nacheinander, ein bisschen lädiert, damit sie ihm nicht sofort die
    Bullen auf den Hals hetzen können und mit einigen hundert Dollar und deren Papieren den Abflug gemacht. Im seinem Sitz der ersten Klasse übt
    er fleissig die Unterschriften für die Kreditkarten seiner, um in Miami dann deren Geld zu verprassen. In der Halle des Flughafens strolchen die
    bekannten Hare Krishnas rum und belästigen die Reisenden oder deren Angehörigen. Als einer dieser Clownsköppe Junior nicht nur zu nahe
    kommt, sondern ihn auch noch antatscht, bricht der ihm kurz und knapp den zu frech benutzten Finger. Fängt das Burschi an zu plärren und wirft
    sich wimmern auf den Boden. Hätte es damals schon Facebook gegeben, wären die Freundschaftsanfragen für Junior durch die Decke gegangen. So
    aber kann er sich nur des Beifalls der Umstehenden sicher sein, die absolut kein Interesse haben, dem Krishna in irgendeiner Form Hilfe zu
    leisten. Junior geht ungerührt weiter und verlässt das Flughafengelände,womit ihm auch entgeht, dass der Krishna endgültig den Löffel abgibt.
    Der Sergeant Hoke Moseley wird zu dem Fall gerufen, kann aber erst nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung der Leiche wirklich mit der
    Bearbeitung beginnen. Derzeit mach sich Junior an Susan heran, ohne wirklich zu ahnen, dass die die Schwester des Toten vom Flughafen ist.
    Und über Susan kommt dann auch der Kontakt zwischen Täter und Polizist zustande, als Hoke bei ihr auftaucht, um ihr vom Tod des Bruders zu
    berichten. Natürlich ahnt Hoke nicht, dass er dem Täter gegenüber sitzt und auch später, als er vor seinem Hotelzimmer überfallen wird und ihm
    Dienstmarke und Waffe geraubt werden, denkt er nicht an Junior. Da ihm der Kiefer gebrochen wurde, das alte Gebiss zerschmettert, hat er im
    Krankenhaus lange genug Zeit, über alles nachzudenken und findet, dass Susan durchaus ihren Bruder selbst auf dem Gewissen haben könnte. Als
    Junior dies merkt, muss er wohl verschwinden, aber dafür muss auch ein letzter großer Coup her - und der Schnüffler Hoke aus dem Weg.


    Das Buch spielt in einer Zeit, als die Amerikaner die Flüchtlinge aus Kuba anerkannt haben und ihre Anwesenheit
    somit legalisierten. Der Bart Fidel war damals noch nicht dement, sondern ein cleverer Bartträger mit einem Plan. Wazu die ganzen Spinner
    und Kriminellen in den Hospitalen und Gefängnissen durchfüttern, schicken wie sie doch in die USA. So kam dann auch "Scarface"
    in die Staaten. In dieser Zeit also ist der Soziopath Frederick Frenger jr. in Florida aufgetaucht. Und sofort lernen er und die Leser, was
    legales und staatlich sanktioniertes Betteln einbringt. Sobald man als Religionsgemeinschaft anerkannt ist, hat man fast freie Bahn.
    Hierzulande nennen sie es Kollekte und was da nach dem Gottesdienst so ins Körbchen wandert, ist unvorstellbar. Fuffies sind da selten einsam,
    sondern so gut wie immer in einer größeren Gemeinschaft zu finden. Wenn Filmesammeln als eine (meine) Religion anerkannt würde, wäre ich nur zu
    dem Zweck unterwegs, haha. Tja, die andere Sache ist die, dass die übelsten Figuren aus dem Knast freigelassen werden, weil weder Personal
    noch genug Platz vorhanden ist. Ist ja hier auch kaum anders, nur dass die meisten Drecksäcke gar nicht erst reinkommen, da hier ja anscheinend
    Täterschutz statt Opferschutz herrscht und die Medien dazu noch mit ihren Lügen (daher von manchen auch schon als Lügenpresse bezeichnet),
    Spekulationen, dem Belästigen der Angehörigen und dem Missachten der Privatsphäre zum Zwecke der Auflagensteigerung jeglichen Anstand sausen
    lassen und den Begriff Pressefreiheit nur zu ihren Gunsten sehr weit ausdehnen. So manch einer würde unter Pressefreiheit mittlerweile gerne
    verstehen, dass es die Freiheit ist, zumindest manche Presseorgane aus ihrem verlogenen Geldbeschaffungsmetier zu entfernen. Tja, so eine miese
    - oberflächlich gesehen - Figur ist nun in Miami aufgetaucht. Eigentlich kommt er daher wie ein simpler Gangster ohne Gewissen und
    ohne jegliches Mitgefühl für seine Opfer. Seine Gefühlskälte macht ihn sofort unsympathisch. Und doch - hin und wieder blitzen Wünsche und
    Gedanken bei ihm auf, die ihn wirken lassen, wie einen normalen Menschen mit Träumen, wie sie auch sonst jeder für sich hat. Aber das sind nur
    kurze und kleine Lichtblicke, wenn er sich dann wieder in den naiven, aber rücksichtslosen Sozio verwandelt. Der Fall selbst ist aber nebst
    den dazugehörigen weiteren Taten eigentlich nur eine deprimierende Milieubeschreibung des Amerika Mitte der 80-er Jahre. Alles ist düster,
    keiner hat irgendetwas wirklch Optimistisches beizutragen, Erfolge vorzuweisen, scheinen irgendwie am Leben gescheitert in dieser tristen
    Atmosphäre. Willeford hat zwar etwas lakoischen Humor pointiert gesetzt, aber ansonsten einen echten Gegenentwurf zu TV-Serien über Miami wie "Miami Vice" oder "CSI: Miami" geschrieben. Nix strahlender Sonnenschein, Glitzerwelt und zufriedene Menschen, die
    Kriminalfälle in einem Tempo lösen, dass sogar Werbepausen dazwischenpassen. So kommt es dann zu einem wenig spektatkulären
    Showdown zwischen einem Gangster, der bestenfalls als keines Gaunerlicht zu skizzieren ist und einem Bullen, der im Job und Privatleben auch
    nicht mehr viel zu erwarten hat und recht weit unten angekommen ist. In einem Folgeroman zu "Miami Blues" soll
    Willeford übrigens Hoke seine beiden Töchter umbringen lassen. Wollte damals - und bis heute - keiner lesen und das Buch fand nirgends einen
    Verlag. Dafür aber die anderen drei Bücher "Neue Hoffnung für die Toten", "Seitenhieb" und "Wie wir heute sterben". Alle im Alexander-Verlag erschienen.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • "Timmy Quinn 1 - Der Schildkrötenjunge + Die Häute"


    Kealan Patrick Burke.


    Der Schildkrötenjunge. 1979, Delaware, Ohio, Sommerferien. Timmy Quinn und sein bester Freund Pete Marshall treffen am Myers-Teich auf einen
    seltsamen Jungen namens Darryl. Als sie ihren Eltern von dieser Begegnung erzählen, treten sie damit etwas in Gang, das seinen Ursprung
    in einer schrecklichen, bösartigen und brutalen Vergangenheit hat – und das Timmy Quinns Leben fort an verändern wird.


    Die Häute. Sieben Jahre sind seit den Ereignissen am Myers-Teich vergangen. Timmy Quinn ist auf der Suche nach einem Ort des Friedens, und das führt ihn zu
    seiner trauernden Großmutter in eine kleine Hafenstadt an der Südküste Irlands. Doch schnell verwandelt sich der Hafen in einen Käfig, in
    dessen Grundfesten sich die Toten in einer alten zerfallenden Fabrik versammeln. Um sein Leben und das derer, die er liebt, zu beschützen,
    muss Timmy Quinn einen Schritt hinter den Vorhang treten, in das Reich der Toten, um dort noch etwas viel grauenhafteres zu entdecken – eine
    riesige Gruppe, bekannt als Die Häute.


    Der Schildkrötenjunge. Timmy hat ebenso wie sein Freund Pete Sommerferien. Da heißt es überlegen, was man so anstellt. So richtig einfallen will ihnen nichts.
    Der Weg zu den Bahngleisen, um Züge zu beobachten, ist ihnen unter Strafandrohung von den Eltern verboten worden. Vor einiger Zeit kam dort
    ein Junge ums Leben und seine Schwester verlor beide Beine. Sie waren mit den Fahrrädern neben dem Zug hergedüst und stürzten, der Junge wurde
    zermalmt und die Schwester schwer verletzt. Also war es mit diesem Ziel auch nix. Blieb der Teich im Wald. Dort eingetroffen sehen sie einen
    Jungen, der sehr mitgenommen wirkt. Er nennt sich Darryl und füttert die Schildkröten - mit seinen Zehen. Als die Jungs das ihren Eltern
    erzählen, hat das schreckliche Auswirkungen, mit denen keiner der beiden Burschen gerechnet hat.


    Die Häute. Timmy ist mit seinem Vater, dessen Ehe mit Timmys Mutter möglicherweise kurz vor der Scheidung steht, vor den vergangenen Ereignissen zur
    Großmutter nach Irland, der Heimat des Vaters, im Prinzip geflüchtet. Der Mann von Oma ist verstorben und sie braucht jetzt Unterstützung der
    Familie. Wenn es dabei nur bleiben würde. Timmys Fluch verfolgt ihn auch hier. Schon bald geschehen erste merkwürdige Dinge. Zerbrochene
    Spiegel, Stimmen im Haus, Schatten, die nichts zuzuordnen sind. Und Timmy muss feststellen, dass auch die Menschen in seiner Familie ihre
    Geheimnisse haben - und die nicht immer harmloser Natur sind.


    "Herr der Moore" von Kealan Patrick Burke habe ich nicht gelesen und auf "Kin" warte ich nach knapp drei Wochen immer noch, da der Poststreik weiterhin in
    vollem Gange ist (Jungs einigt euch endlich, so langsam verliere ich das Verständnis für beide Seiten. Es NERVT nur noch.). Also ist dies meine
    literarische "Erstbegegnung" mit dem Autor. Aus einem Forum, in dem sich etliche lesefreudige Filmfreunde tummeln, habe ich aber nur Gutes
    gehört. Zeit, mich davon selbst zu überzeugen. Okay, das beeindruckende Cover des Künstlers und Filmfans Michael Schubert
    hat auch einen Teil dazu beigetragen. Allererster Eindruck nach wenigen Seiten wat trotz der Angabe des Jahres, in dem das Buch spielt
    und einigen erwähnten moderneren Dingen wie TV usw., dass die Atmosphäre ebensogut aus Tom Sawyer sein
    könnte. Aber während der sich mit der Zeit in einen Kriminalfall verwickeln lässt, taucht bei Timmy das Übernatürliche, das Mysteriöse
    auf. Gleichen tun sich die Werke wieder, wenn die Mädels erstmalig im Leben der Jungs eine Rolle spielen. wortgewandt und vor allem
    stimmungsvoll kann der Autor tatsächlich derart fesseln, dass der Leser sich in die Geschichte vertieft (obwohl der in meinem Fall gerade aus
    einem fetzigen und sehr guten Actionspektakel von Buch kommt und dann direkt zum völlig anders gearteten "Timmy Quinn" sprang),
    mitfiebert und neugierig wird, was es nun mit dem Protagonisten auf sich hat. Mit der Zeit wird es zwar richtig gruselig, aber absolut nicht
    außerordentlich gewaltorientiert. Im Gegenteil, der Autor geht auf reale Themen wie häusliche Gewalt, Betrug oder Rachsucht ein.
    Menschliche Alltagsgrausamkeiten mit Todesfolgen, kleine, aber in ihren Auswirkungen für die Betroffenen unabänderliche Dramen sind ein einem
    flüssigen Stil und sprachlich überdurchschnittlich präsentiert, eingeflochten in eine Story um einen Jungen mit übersinnlichen
    Fähigkeiten, die er sich so absolut nicht gewünscht hat, die aber jetzt sein Leben immer mehr beherrschen. Und seine Familie ist ebenso darin
    verstrickt, sodass Timmy immer wieder Zweifel kommen. "Timmy Quinn 1" ist relativ unblutig, aber fesselnd und die Andeutungen der sogenannten
    Revolution lässt noch auf einige spannende Lesestunden hoffen, denn weitere drei Stories um Timmy werden noch folgen. Obwohl es also sicher
    ist, dass es weiteren Lesestoff geben wird, ist dieses Buch nicht mit einem herben Cliffhanger ausgestattt, der die Wartezeit zum eigenen
    Martyrium machen würde. Also für Freunde des eher unblutigen Gruslers mit Nährwert ist "Timmy Quinn" von Voodoo Press sicher ein Gewinn.

    The water in my whisky is the poison in my brain

    Einmal editiert, zuletzt von Red Machine ()

    • Offizieller Beitrag

    Neil Gaiman - AMERICAN GODS (Director's Cut)


    Die Handlung ist eigentlich ziemlich schnell zusammengefasst:
    Shadow steht, nachdem er aus der Haft entlassen wird, vor dem Nichts. Seine Frau hat ihn mit seinem besten Freund betrogen und beide sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
    Dann trifft er auf Wednesday, eine Kleinkriminellen und Trickbetrüger, der Shadow als "Mädchen für alles" engagiert. Zusammen fahren sie quer durch Amerika und erledigen verschiedene Jobs.
    Mit der Zeit findet Shadow heraus, dass Wednesday kein Mensch, sondern ein Gott, der sich auf eine große Schlacht zwischen neuen und alten Göttern vorbereitet. Und Shadow spielt in diesem Krieg eine nicht unbedeutende Rolle.


    Das, was Neil Gaiman aus der Story gemacht hat, ist einfach fantastisch...im wahrsten Sinne des Wortes.
    Eine spannende, witzige, teilweise blutige und absurde Geschichte über das Leben der in Vergessenheit geratenen Götter der Menschheit.
    Gaiman legt Wege der Vergangenheit frei und erzählt dem Leser, wie die verschiedenen Kulturen Amerika bevölkert und ihre Geschichten und Religionen mitgebracht haben. Aber auch den Verfall der alten Götter und den Aufstieg der neuen.
    Man trifft bekannte Götter wie Odin, Loki und die nordischen Heerscharen, indische Gottheiten, aber auch unbekannte wie afrikanische und südamerikanische.
    Die Menschlichkeit, mit der Gaiman diese ausstattet, finde ich sehr gelungen und manchmal irre komisch.
    Ich habe leider keinen Vergleich zu der vorher erschienenen und gekürzten Fassung von AMERICAN GODS und kann deshalb nicht sagen, was alles herausgenommen wurde.
    Ein paar Passagen (zB die ausführliche Beschreibung mancher Münzentricks) hätte man vielleicht weglassen können, denn Leute, die sich dafür nicht interessieren und mit den Begriffen nichts anfangen können, fühlen sich wohl eher gelangweilt.
    Aber diese Passagen machen nur einen winzigen Teil dieses großartigen Werkes aus, das nicht nur grandios zu unterhalten weiß, sondern auch sehr lehrreich ist.


    Von mir gibt es die volle Punktzahl und ich finde, das sollte jeder mal gelesen haben.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, Jörg, ich finde Gaiman großartig und bewundere ihn für seine unerschöpfliche Fantasie, die nicht übertrieben wirkt. Im Gegenteil, er schreibt so genial, dass man meinen könnte, seine Welten und Charaktere gibt es wirklich.

  • ausgelesen:
    Cordula Simon: Ostrov Mogila
    picus, hc, 2013, 240 seiten.
    o-ton, cordula simon, ostrov mogila: "nichts anderes im haus als bücher, nur mehr worte zu essen"


    in ihrem ersten roman, "der potemkinische hund", 2012, war schon simons liebe zu ihrer
    wahlheimat, der ukraine zu spüren. der zweite roman "ostrov mogila" was übersetzt
    insel grab heisst, geht noch tiefer in die folklore, verwurzelt die mentalität, zu der sich
    cordula simon hingezogen fühlt. (das zentrale kapitel des romanes las sie 2013 in klagenfurt
    bei den ingeborg bachmann - tagen vor.)
    robert menasse sieht in dem buch "einen perfekt inszinierten alptraum,... bildstark,
    schauerlich, ironisch, seltsam weise, spannend" und mit all diesen vorgaben spielt die
    1986 geborene grazerin tänzelnd und voll humor. denn wenn durch den alltag der blick auf
    den weltuntergang verbaut ist, wenn essen auftreiben immer die sorge war, kann es da
    nicht sein, dass lust das weltenende, quasi nebenbei, einläutet ? "die menschen waren allesamt
    zu traurigen existenzen geworden
    " weiß frau simon, und lässt alles auferstehen was menschen
    befremdet oder verängstigt.
    aber auch wenn viele passagen herrliche erzählkunst bergen, zerstört simon dies durch
    krasse einschübe voll intellektueller grosskotzigkeit und groteskem glotzen auf un-scheinbares.
    jedoch: mir gefällt ihr 2.roman besser als ihr zombie-erstling! :)


    klappentext:"Wie löst man wohl die Apokalypse aus? Man könnte sie einer jungen Frauin Odessa zuschreiben:
    Als sie mit ihrem Freund schläft, beginnt derZusammenbruch der Stadt. Wie eine Kettenreaktion setzt sich
    der Untergangnun fort, macht nicht Halt vor Gebäuden und Straßen, lässt Gewässer überihre Ufer treten,
    Straßenbahnen entgleisen, Menschen zu Riesen wachsenund Drachen und Einhörner aus ihren Verstecken kriechen.
    Vor allem abermacht er nicht Halt vor den Menschen, deren Schicksale in Cordula Simonsschaurigem Reigen einander
    die Hand zu reichen scheinen. Wie auch immersie leben, lieben, leiden oder dahinvegetieren: Das Unausweichliche
    verbindet sie, auch wenn es sie auf verschiedenerlei Arten trifft. Kraftvoll, mit überbordender Fantasie für das
    Unfassbare, das Menschliche und das Abgründige, taucht Cordula Simon auch in ihrem neuen Roman einmal mehr in
    den fantastischen Realismus ein, dem sie freilich ihre eigene, morbide Note verleiht."

  • "Unter Toten 1"


    D. J. Molles. Captain Lee Harden ist in einem Bunker tief unter der Erde stationiert. Seine Aufgabe: Im Katastrophenfall für Ordnung und Sicherheit sorgen und
    gegebenenfalls eine neue Regierung installieren. Als der Kontakt zu seinem Vorgesetzten abreißt, tritt der Ernstfall ein. Er muss dreißig
    Tage unter der Erde ausharren, bevor er seinen Anweisungen zufolge den Bunker verlassen darf. Was ihn oben erwartet, lässt ihm das Blut in den
    Adern gefrieren: Zombiehorden haben alles vernichtet. Doch Harden gibt nicht auf.


    Lee Harden wurde in einem Spezialprojekt ausgewählt, um zu einer Einheit zu kommen, die im Fall einer nationalen
    Katastrophe in einem Bunker 30 Tage überdauern soll, um zusammen mit 47 Kollegen danach wieder eine funktionierende Regierung aufzubauen.
    Zuletzt wurden sie in einem vermeintlichen Ernstfall nach der Fukushima-Katastrophe und der Angst einer nuklearen Wolke
    runtergeschickt, ansonsten nur zu Übungen. Die Bunker sind voll ausgerüstet mit Waffen, Lebensmitteln und anderen Annehmlichkeiten. Bei
    ihm ist sein trainierter Hund Tango. Eigentlich sollten die 48 Menschen keinen Kontakt untereinander haben und nur mit dem Koordinator
    kommunizieren. Doch als der Kontakt abbricht, blebit Lee nichts übrig und er muss an die Oberfläche. Der Bunker wurde sechs Stockwerke unter
    seinem Haus, das nahezu perfekt abgesichert ist und mit Solarzellen bestückt, angelegt. Seinen ersten Trip nach oben bezahlt er fast mit dem
    Leben. Eingezwängt in einen MOPP-Anzug gegen jegliche Bakterien oder nukleare Verseuchung, ist sein Sichtfeld eingeschränkt und er wird von
    einem unter den Treppenstufen vor seinem Haus liegenden fünfzehnjährigen Mädchen fast gebissen. Er kann sie zwar töten, muss dafür aber etliche
    Kugeln verwenden; sie war einfach nicht aufzuhalten. Erschrocken zieht er sich wieder in den Bunker zurück. Besser vorbereitet geht er wieder
    raus und stellt fest, dass seine Nachbarn tot sind - bis auf den Ehemann, der ihn auch attackiert und von ihm erschossen werden muss. So
    wandert er zum nächsten Haus und sieht, wie eine Gruppe von fünf Typen einen Mann und seinen Sohn verfolgt. Als die den unbewaffneten Mann
    umlegen und den jungen angreifen wollen, erledigt er sie bis auf einen. Den will er dem Jungen überlassen. Als der entscheidet, den Kerl laufen
    zu lassen, bringt er den Scheißkerl weg, macht ihn aber mit einem einzigen Stich seines Army-Messers außerhalb der Sichtweite des Buben
    kalt. Den Kleinen lässt er unter der Obhut von Tango im Bunker zurück und macht sich auf die Suche nach weiteren Überlebenden. Mit seinem
    Truck fährt er in die nächste kleinere Stadt und sieht, von einer wilden Meute umzingelt, eine Frau und ihre Tochter auf dem Dach eines Hauses.
    Er rettet sie, muss aber seinen Truck zurücklassen. Unterwegs treffen sie noch auf Jack und als sie zum Haus kommen, ist dies niedergebrannt.
    Sie können es jetzt nicht freilegen, da ihnen die Bestien auf den Fersen sind. Zum Glück haben es der Junge und Tango vorher nach draußen
    geschafft. Sie waren ungeduldig und wollten Lee suchen. Jetzt müssen sich die sechs zu einem Ort durchkämpfen der womöglich sicher ist. Die
    Frau weiß von einem befestigten Lager und sie machen sich auf den Weg dorthin. Unterwegs erfährt er mehr darüber, was während seiner Zeit
    unter der Erde geschehen ist. Eine Seuche hat die Menschen befallen, die das Hirn angreift und sie in rasende Bestien verwandelt, die auch dem
    Kannibalismus frönen. Obwohl man vermutet, dass die Intelligenz dabei flöten geht, scharen sich die Wilden zu horden zusammen und entwickeln
    eine gewisse Bauernschläue, stellen fiese Fallen, um an die Überlebenden zu kommen. Zusätzlich zu dieser Gefahr sind die Menschen sich auch
    nicht einige, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Verbecher haben jetzt auch wieder Hochkonjunktur.


    Zuerst stellt ich mir mal die Frage, warum ständig von Untoten, Zombies oder untoten Infizierten die Rede ist. Die
    Kranken sind nicht tot und auch nicht an der Seuche gestorben. So gesehen ist eigentlich jeder Lebende auch ein Untoter. Zombies auf jeden
    Fall mal nicht. Und ein Grippekranker wäre ja auch infiziert und somit ein untoter Infizierter. Tja, und der Held Supersoldat muss, was die
    Intelligenz angeht, schon mal irgendwie betroffen gewesen sein. Wie verliert man seinen Truck, der mit wichtiger Ausrüstung beladen ist?
    Genau, während man Mädels rettet, lässt man bei laufendem Motor die Schlüssel stecken - und das in einer Gefahrenzone. Er hat noch einige
    dieser "Besonderheiten" zu bieten. Hin und wieder beweist er, was für ein eiskalter Hund er ist, wenn er wehrlose Gefangene dann letztendlich
    doch absticht oder Verwundete einfach endgültig abknallt, damit das Geplärre aufhört. Also was die Action angeht, ist das Buch in Ordnung
    und zum Gegenpol des eiskalten, wenn auch nicht übermäßig cleveren Soldaten, der vermutlich nur auf seine Pfadfinderausbildung
    zurückgreifen kann, gibt es an der einen oder anderen Stelle emotionale Momente. Leichen pflastern seinen Weg, dumm-derbe Fehler ebenso. Und je
    weiter man in der Story vordringt, umso mehr muss man erkennen, dass die üblichen Versatzstücke derartiger Endzeitgeschichten sich nach und nach
    in den Vordergrund drängen. Die Marodeure, die die Situation ausnutzen, sich gewaltsam alles zu nehmen, was sie begehren. Die Uneinigkeit der
    Leute untereinander. Religion und schwätzende Politfiguren, die sich nur an die Spitze der Nahrungskette setzen wollen, ohne sonst einen Finger
    krumm zu machen, gegen die mutigen Kämpfer ums Überleben. Die Figuren inklusive dem Army-Helden haben wenig zu bieten, alles bleibt
    oberflächlich charkterisiert und ja - auch das ist wieder wie Schreiben nach Zahlen konzipiert. Es ballert, was das Zeug hält, eine Erklärung,
    wie die Wilden Horden die ach so glorreiche USA und ihre noch glorreichere Armee einfach in 30 Tagen überrennen konnten, bleibt bisher
    aus. All die Abenteuer wirken irgendwie einfach runtergeschrieben, lustlos aneindander gereiht, ohne wirklichen roten Faden (Eine
    funktionierende Gesellschaft wieder herzustellen) und episodenhaft geschrieben. Auf die Art kann man eine TV-Serie auf 22 Folgen dehnen, im
    Buch ist es leider etwas wenig. So wechselt sich "Blöd mit Blut" in einem formelartigen Roman munter ab. Die Bonusstory, die auch fast 100
    Seiten umfasst, hat zwar nicht direkt mit Harder zu tun, spielt aber im selben Untoten-Universum und bietert die bisher fehlende Schwangere in
    Nöten ebenso auf wie die doofen Fehler der Hauptstory. Bei "Unter Toten 1" ist (Wie übrigens auch mindestens bis zur Hälfte bei "Unter Toten 2")
    Hirn ausschalten absolute Pflicht, sollte als Hinweis auf den Klappentext. Abwechslung im Genre erhält man jedenfalls nicht. Das Buch
    hält nur die Action zusammen und die ist im Vergleich zu dem von mir vor einigen Tagen erst gelesenen "Nemesis" von Jeremy Robinson aus dem Festa-Verlag
    dann auch klarer Verlierer. Bestenfalls eine "Kann man kaufen"-Empfehlung, von einer Pflichtlektüre aber weit entfernt.
    Vielleicht kommt es ja in den weiteren Büchern etwas besser. Geht jedenfalls in der menge der besseren Veröffentlichungen sowohl des
    Genres selbst als auch anderer (Siehe Festa-Verlag, Luzifer-Verlag, Voodoo-Press usw.) eher unter. Damit würde der Titel "UNTER Toten"
    auch Sinn ergeben. Ach ja, in der von mir konsumierten deutschen Ausgabe werden Namen vertauscht, und wenn eine Kugel am Kopf
    vorbeizischt, spürt der Held gleich eine Druckwelle und sein Fahr-zur-Hölle-Rucksack - das muss man dann schon selbst gelesen haben.
    Kawumm auf sehr niedrigem Niveau und der Gefahr auf Untiefen aufzulaufen.
    Eindeutig ein MEH!

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • [Rezension] Lieber Mr. Salinger von Joanna Rakoff


    von Lotte Kind :)


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  • "Unter Toten 2"


    D. J. Molles.
    Captain Lee Harden kämpft sich durch das, was einmal die Vereinigten Staaten von Amerika waren. Camp Ryden, ein Lager mit Überlebenden, ist
    in Not. Harden lässt sich auf einen Deal ein: Er besorgt aus seinem Bunker Vorräte und Waffen, und Camp Ryden nimmt ihn auf. Doch zwischen
    ihm und dem Bunker lauert eine Bande skrupelloser Verbrecher. Und eine Horde von tausenden Zombies.


    Da hat er es mit seinen Schutzbefohlenen nun nach Camp Ryder geschafft, stößt dort selbstverständlich auf ein
    gewisses Misstrauen, weil sich im Nachklapp der Katastrophe diverse Banden gebildet haben, die sich liebend gerne die Vorräte von der
    zivilen und zivilisierten Bevölkerung aneignen würden. Als dann auch noch der Zaun, der um das Camp gezogen wurde, durchschnitten und ein
    Recorder aufgestellt wurde, der mit seinem Gejaule die Horden anlocken sollte, die auch prompt zumindest in geringen Zahlen ins Camp
    eindringen, ist er Verdächtiger Nummer 1. Die Beratschlagung der Campleitung ergibt, dass sich Lee zusammen mit vier Mann (Doc, Josh,
    Miller und Harper) auf den Weg macht, um Waffen und Vorräte aus seinem Bunker zu holen und so seine Unschuld zu beweisen. Besonders Jerry,
    einer, der quasseln kann und sehr gut in die Riege von verlogenen Politikern mit Hang zur Feigheit passen würde, ist einer der Wortführer
    bei diesem Deal. Also ziehen sie mit Waffen los, die Lees Gruppe eh schon dabei hatte. Doch wie das halt so ist, in einem Land voller
    Gefahren, werden sie beim Sprit absaugen von den Infizierten nicht nur gestört, sondern auch massiv angegriffen, können sich aber freikämpfen
    und zwischen ihnen und den Vorräten steht noch eine Gruppe von Verbrechern, die die Stadt namens Smithfield beherrschen, wo Lee auch
    noch eine gewisse Julia holen soll, deren Schwester in Ryder ist. Und es ist ausgerechnet die linke Bazille Milo, der Bruder von Bus, der dort
    das Regiment führt. Und der ist auch Schuld, dass die beim Wagen zurückgebliebenen Doc und Josh plötzlich streiten und Doc den jungen
    Mann erschießt. Doc hat ein Geheimnis und deswegen musste er seinen Partner töten, denn nur jetzt, wo die anderen nach Smithfield unterwegs
    waren, konnte er dies ungestraft tun. In Smithfield bringt die Schreckensherrschaft von Milo die Menschen dazu, Lee festzusetzen und zu
    foltern, während Harper und Miller so gut wie ungeschoren davonkommen, da sie auch auf Hilfe von Larouche zählen können, der zwar zu Milos
    Truppe gehört, ihn aber so rein gar nicht ausstehen kann. Irgendwann kann sich Lee befreien und mit den seinen aus Smithfield fliehen, das
    zudem nun von den Wilden Horden angegriffen wird. Sie kommen gerade noch weg und haben kaum Verluste. Aber Milo bleibt ihnen auf den Fersen und
    muss in einem letzten Gefecht erledigt werden, das einen der Begleiter von Lee das Leben kostet. Milo wird schwer verletzt am Ufer eines
    Flusses mit starker Strömung liegengelassen, wo ihn die Wilden Horden zerfetzen, während auf dem anderen Ufer die Truppe um den ebenfalls
    verletzten Lee davonfährt Richtung Camp Ryder, wo es sich erweist, dass Politiker immer für Unruhe gut sind und das Lager sich bald in mehrere
    Grüppchen aufspaltet.


    Der zweite Teil des Buches hat schon einen Vorteil - der nervige Rucksack ist weg. Sonst ist eigentlich alles beim
    Alten. Wobei auch diesmal die Wilden Horden nur eine untergeordnete Nebenrolle spielen, während sich die Menschen aus den sattsam in vielen
    tausend anderen Büchern schon skizzierten Gründen mal wieder selbst um ihre Überlebenschancen zu bringen suchen. Wir als Leser begegnen dem
    obligatorischen Verrat, Erpressung, dem möderischen Kampf um Ressourcen und natürlich den berühmten Schwätzern (Denen könnte man mal eine eigene
    Zombie-Rasse gönnen - "Zombie-Polits - Sie zermürben dein Gehirn" ohne selbst eines zu haben), die nur Wort,
    aber keine Tat kennen. Unruhe schüren als Hobby, Machterhalt via Verleumdung. Naja, kennt man auch alles schon. Tja, und die Bevölkerung
    des Buches mit Psychos, Durchgeknallten und sonstigem Gesocks ist in der Wahl so oberflächlich wie die Darstellung der Charaktere. Alles
    einseitig in Schwarz und Weiß, Böse und Gut, alles sofort erkennbar, wer hier was vertritt. Selbst Doc kann mit seinem Handeln niemanden
    überraschen. Und die Gruppen selbst? Religion, Politik? Auch wie gehabt null Innovation. Die schriftstellerische Leistung ist im Vergleich zu
    den vielen anderen eher ne laue Sache, ein Lüftchen im Zombie-genre, das hin und wieder etwas Emotionalität (Miller) oder Ernsthaftigkeit
    (Menschliches Verhalten, Überdenken des eigenen Kampfes und der Brutalität) und Moral vorgaukeln will, die schnell wieder vergessen
    wird, wenn es um Super-Lee geht, den Mann, den nichts umwerfen kann. Gegen solche aktiven Helden hab ich ja eigentlich nichts, aber sie
    müssten dann schon etwas cleverer sein, besser charkterisiert und in eine Story eingebettet, die einen gescheiteren Autoren hat. Sorry, Mr.
    Molles, das hier reicht nicht. Sicher ist der Vorteil dabei, dass man die simple Schreibe in einem flotten Tempo runterlesen kann, aber das
    war es auch schon. Und wie die bei dieser Vorgehensweise eine neue Zivilisation auffbauen wollen? Frag net. Wieso die Staatengemeinschaft
    übrigens so schnell den Infizierten überlassen wurde, erfährt man auch hier nicht. Übrigens, wird es sechs Teile davon geben, wovon Nummer
    sechs dann der letzte sein soll (falls die hier alle veröffentlicht werden). Leider ist das vergleichsweise unteres Mittelmaß, schnell zu
    konsumieren, aber auch scnell zu vergessen. Gut, der Cliffhanger zum Ende macht etwas neugierig und die angedeuteten Veränderungen der
    Infizierten könnten eine gute Möglichkeit bieten, alles viel Interessanter zu gestalten. Heißt wohl, dass ich trotz der Motzerei,
    wohl doch in den dritten Teil reinschauen werde. Unbelehrbar halt. Und dabei hat man doch so besondere Werke zur Verfügung wie "Xom-Bi" von Jeremy Robinson, der alles hat was hier fehlt, satte, wirklich satte Action und Abwechslung!!!.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • heute ausgelesen:
    "75 F. ein buch über wahre größe" - annika line trost

    fischer, brosch.256 seiten. 2015.


    undergroundweltbekannt wurde die sängerin/ musikerin annika line trost
    mit dem elektropunkduo cobra killer, deren legendäre liveauftritte heftige
    ausstellungen der damen an mut, sex und trash sind.
    ich mag cobra killer seit vielen jahren, auch annikas solo-lps sind mir ver-
    traut.
    wie meine frau ist auch frau trost mit üppigen brüsten gesegnet und darüber
    berichtet sie in diesem buch. gerade die last des angeglotztwerdens von frau und
    mann, fast überall, tag und nacht, macht ihr zu schaffen, die beleidigungen und
    unterstellungen kleidet sie in bemerkungen voller trost-humor.
    ob als punkerin, als dolmina (kein tippfehler), als mutter - die sängerin erzählt
    privates. dabei wird sie nicht intim sondern bleibt einfach ehrlich.


    :thumbup: Cobra Killer- Let's have a problem:

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    cobra killer sind: annika trost & gina v. d’orio.


    nachtrag: für wen ist das buch geeignet ? - schwer zu sagen.

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    ich und der King... Mmmh...

  • mit ihren ersten romanen bereits katapultierte sich sibylle berg in die
    1. liga der literatur und ich hatte die ehre dabei zu sein:
    "ein paar leute suchen das glück und lachen sich tot".(1997) und
    "sex II". (1998) hiessen die werke. - ähnliches fand man nur bei ihrem kollegen michel houellebecq
    dessen folgende romane "ausweitung der Kampfzone" (original:1994 dt:1999) und
    "elementarteilchen" (original: 1998, dt.:1999) kritiker und leser zum feiern
    brachten. sibylle berg ist in 26 sprachen übersetzt, schreibt essays über das
    leben in der postmoderne im spiegel, hat sachbücher, theaterstücke, romane
    (u.a. den endzeitkultroman "ende gut" (2004)) u.v.m. verfasst.
    frau berg, reichlich von fans umschwärmt, hat mit ihrem neuen roman um
    eine fabulöse dreiecksgeschichte "der tag als meine frau einen mann fand" (2015)
    wiedermal den nerv getroffen, sie polarisiert: manche leser wollen lieber honig um
    den bart geschmiert bekommen, da ist man bei der wahlschweizerin falsch.
    ich liebe bergs sprache, die beinah aphorismenhaft der wahrheit aufs dach steigt und
    das zu fühlende blosslegt. - für mich sind sibylle bergs texte offenbarungen an freimut.
    alle daumen hoch.

  • natsuo kirino (*1951): "teufelskind"
    goldmann, hc, 2008, original: 2004, 222 seiten. übersetzung: frank rövekamp. + nachwort von elke kreil.


    ich hab im forum schon reichlich für diesen roman getrommelt. kirino,
    die erst spät den autorenweg beschritten hat, hatte 1993 die erste weibliche
    detektivin japans (!!!!) geschaffen und prompt redete ihr der verlag rein, das solle mainstreamiger
    werden. - aus wut schwor sich kirino nun gerade das zu papier zu bringen, was
    gesagt werden musste und schlug dem "ausgekochten wunderland" japan, dieser
    erfolgsbesessenen gesellschaft mit hochglanzdesign und hightec, mit selbstmordrekorden
    und popkultur ihre bücher entgegen. sie wurde sehr beachtet, anfeindungen kamen
    von konservativen männern zuhauf.
    die story dreht sich um die serienmörderin aiko und vielen anderen frauen, deren leben
    ziemlich unschön verliefen. kirino lässt ein japan auferstehen indem missgunst und
    kriminalität regiert, - die wirklichkeit hinter der höflichen fassade.
    das buch ist eindeutig der beste japanische roman den ich bisher gelesen habe. wahnsinnig gut!
    werde die anderen bücher von kirino, die als viel stärker gelten, lesen müssen... :thumbup:


    edit: in deutsch liegen von kirino noch die romane "grotesk" und "die umarmung des todes" vor.

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