Allgemeine Bücherrezensionen...

  • Sex 2
    präsentiert unter großartigem Fortsetzungs-Titel die Kaputtheit der großen Stadt und ihrer kleinen Menschen, wie man es selten zu lesen bekommt.
    Die Ausgangslage des Romans ist der ungewollte ultimative Voyeurismus, dem Hauptcharakter für einen Zeitraum von 24 Stunden aufgewzungen. In dieser Zeit läuft das "Ich" durch die City und begegnet in schonungslosen Mini-Clips unzähligen Personen, alle gefangen in Elend, moderner Tristesse und angeblicher Normalität, begegnet ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Clips schwanken zwischen bewegend und abstoßend, sind aber immer besonders dann gut und eindrucksvoll, wenn sie ekelerregend bis zum Anschlag werden und beinahe schon ins Absurde kippen.
    Das Beste an "Sex 2" ist, dass es unheimlich abwechslungsreich ist, immer springt und weiterspringt, nie still steht so wie der Trubel der Großstadt selbst, der porträtiert werden soll. Und natürlich sticht Bergs grandioser Stil hervor, wie immer bitterböse und abgehackt, heftig und makaber.
    Davon kann man nicht genug bekommen.. und genau deswegen kriegt "Sex 2" als überragende Moloch-Darstellung und ehrliche Existenzabrechnung 9/10 Punkten von mir, und weitere Berg-Lektüre wird bald folgen :thumbup:


    Wow, Klingt interessant. Jörg ist ja auch von Frau Berg begeistert. Vielleicht sollte ich mich ihr doch mal widmen...

  • In der Hoffnung, dass sie nicht in der "Development-Hell" verschwinden. Die Verfilmungen von Brad Thor, Tom Wood und anderen schmoren dort auch schon länger vor sich hin. Stattdessen gräbt man lieber wieder altes Zeug aus. Leider nicht zum erneuten Sichten, sondern zum Remaken mit Kids für Kids.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • Von der Story her gefiel mir "Das schwarze Haus" eigentlich fast besser, eben weil es mehr ein Horrorroman ist, als der erste Band.

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Na ja, ab und an beziehen beide sich halt darauf und es tauchen einige Figuren aus dem ersten Band auf.
    ich denke aber, wenn man weiß, das der Gute als Kind zwischen 2 Welten gesprungen ist, reicht das fast schon aus.
    Allerdings entgehen einem dann auch einige Dinge.
    Kurz gesagt, den ersten Band würde ich eher im Bereich Fantasy einordnen, ich sehs fast als Jugendbuch, während der zweite doch etwas härter ist und eben mehr in Richtung Thriller geht, aber das ist meine bescheidenen Meinung.

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • "eifersucht ist marterpfahl." song von klaus lage, 1985.
    "gelbfieber. eine erzählung." - wilfried steiner.
    droschl, 1992, brosch, 95 seiten. durchsichtiger schutzumschlag.
    cover: abbildung eines bacon-gemäldes.


    wenn man keine sorgen hat, macht man sich welche.
    hier tut dies carl.
    jeder mann ist ihm konkurrenz bei seiner frau charlotte. er liebt sie.
    sie ihn auch. alles könnte gut laufen... wäre da nicht seine fiebrige gelbäugige eifersucht.
    carl wittert bei allen männer, diese schw...-träger, um seine frau herum falsche absichten...
    seine phantasien nehmen überhand und charlotte trennt sich irgendwann entnervt, carl brummt
    und piepst ihr brieflich hinterher...
    steiner ergibt sich der poesie und derart gebildet wehklagt carl barock-leidend
    --- die darstellung seines freundes kurt gefällt mir, die geheimnisvolle elena
    verlockt, steinergut...
    in ansätzen erkennt man in diesem steiner-werk die spätere
    genialität des österreichers. die geschmeidigkeit der prosa ist noch zu gewollt.


    werde von steiner, versuchen, alles zu sammeln...
    über steiner:
    edit: http://www.stifter-haus.at/lib…on_read.php?articleID=244

    Einmal editiert, zuletzt von Gast ()

  • Soo, jetzt habe ich gerade eine ellenlange Rezension zu Bergs "Vielen Dank für das Leben" verfasst, war fast fertig und der Laptop wollte auf ein mal nicht mehr.
    Dann gibt es halt keine großen Worte.. sondern nur eine kurze Liebesbekundung an dieses wunderbare Buch. Eine uneingeschränkte Empfehlung, für das beste Buch, was mir bis jetzt 2016 begegnet ist.. sehr schön, sehr schmerzhaft, sehr tief :love:
    Lest es, es lohnt sich. Mehr brauch ich nicht zu äußern..

    Auf dem Flur hatte sich eine Traube aus Menschen gebildet. Sie schmeckte vorzüglich.


    meine Bücher 2016

  • Das Leben ausgehaucht hat mein Rechner noch nie beim Rezischreiben, aber ich kenn das Spielchen auch, allerdings bin ich dann immer selbst der Überltäter, indem ich auf ne falsche Taste drücke.
    Das klappt aber immer nur, wenn man fertig oder fast fertig ist, komischerweise^^

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • hatte gestern mit frau berg einen kleinen gedankenaustausch
    wegen james bond und frauenrollen. akte x - aktrice g.anderson
    spielt ja im neuen bond wahrscheinlich mit;
    da thor ne frau wird, wäre sie doch ne tolle jamine bonda... :D

  • Adam Nevill - Apartment 16:


    Eine Erbschaft ist was Schönes, vor allem wenn sie unverhofft kommt. Apryls verstorbene Großtante Lillian Archer vermacht der Familie ihr altes Apartment im Londoner Nobelviertel Knightsbridge. Zwei Wochen Urlaub sollten für Apryl ausreichend sein um das Hab und Gut und die Wohnung zu veräußern. Aber wie sollte es auch anders sein, kurz nach ihrer Ankunft im Apartment wird in den Hinterlassenschaften gestöbert und in Apryl das Interesse an ihrer Großtante geweckt. Es scheint, dass Lillian nie etwas weggeworfen hat, alte Kleider und antike Möbel sind überall zu finden. Was war sie für eine Frau?


    Erste Antworten bekommt Apryl durch die Tagebücher ihrer Großtante. Anfangs noch ausführlich beschrieben und später immer schwerfälliger verfasst, die Schrift kaum noch zu entziffern, ist ein bestimmter Mann namens Felix Hessen Angelpunkt ihrer Berichte. Ein Künstler sonderbaren Geschmacks. Was hat es mit ihm auf sich? Oder litt Lillian einfach nur an altersbedingter Demez, die stetig schlimmer wurde?


    Seth ist Nachtportier im Haus, eine gescheiterte Existenz, die in einer Bruchbude über einer Kneipe wohnt, zu feige sein Zeichenstudium an der Kunstakademie zu beginnen, weil Kritiker seine Arbeiten nicht zu schätzen wissen könnten. Immer häufiger beschweren sich die Bewohner über seltsame Geräusche und Gestank, die aus Apartment 16 kommen. Einer Wohnung, die eigentlich seit Jahrzehnten leer stehen sollte. Seth beginnt der Sache nachzugehen und trifft einen verwahrlosten Jungen, der ihm verspricht die Augen zu öffnen und die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind. Für Seth beginnt ein Albtraum, der ihm aber helfen könnte mit seiner Karriere als Zeichner erfolgreich zu sein. Aber sind die Aufgaben, die er erfüllen muss, vertretbar? Und wieso wird ihm kotzübel, wenn er sich zu weit von seiner Arbeitsstelle entfernt?


    In Adam Nevills Geschichte gibt es zwei Protagonisten. Die junge und gut aussehende Apryl und den etwas verwahrlosten Portier Seth. Deren Handlungsstränge verlaufen parallel aber aneinander vorbei. Es ist schnell klar, dass sie irgendwann zusammengeführt werden. Die Idee hinter "Apartment 16" ist eigentlich sehr genial. Teils gruselig und beschreibungsstark führt Nevill die unheimlichen Geschehnisse dem Leser vor Augen. Bis zum Ende weiß man nicht, was für ein Thema eigentlich abgefrühstückt wird. Ist es ein okkulter Roman oder doch eine Geistergeschichte? Treibt ein Dämon sein Unwesen oder ist ein Charakter einfach nur wahnsinnig und dezimiert die Bewohnerschaft? Ist alles real, was der Leser liest oder geschieht das in Träumen oder gar Wahnvorstellungen der Protagonisten?


    Leider hat der Roman mit seinen knapp 500 Seiten auch seine Längen. Besonders nervig fand ich die ausschmückenden Passagen um den Künstler Felix Hessen, hier ist definitiv zu viel Forschungszeit in Apryls Handlungsstrang vergeudet worden. Darunter hat auch in meinen Augen die Spannung gelitten. Dem Buch hätten rund 100 bis 150 Seiten weniger sehr gut getan! Goretechnisch sollten die Erwartungen nicht zu hoch gesteckt werden. Das kann Nevill ebenfalls besser, wie er es mit "Im tiefen Wald" bereits gezeigt hat.


    Wir haben hier eine solide Gruselgeschichte, die für Zwischendurch durchaus brauchbar ist. Aber der Knaller war es dann leider doch nicht. Von mir gibt es gute 6.5 von 10 Punkten.