Allgemeine Bücherrezensionen...

  • "Omega days - Die letzten Tage"


    John L. Campbell. Das Ende der Welt kommt schnell - aber nicht schmerzlos. Das sogenannte Omega- Virus verbreitet sich mit rasender Geschwindigkeit über den
    gesamten Erdball. Nur wer hart im Nehmen ist, hat noch eine Chance, der Armee von Toten zu entkommen, die sich
    unaufhaltsam ausbreitet und Land für Land, Stadt für Stadt, unter sich begräbt. Und wer so hart im Nehmen ist wie Pater Xavier Church und
    Waffenexpertin Angie West, hat vielleicht die Chance, die Toten zu besiegen.


    Tenderloin. Ein Problemviertel in San Francisco. Hier tut Pater Xavier Church in einem Kloster seinen Dienst
    im Sinne des Herrn. Als eines Tages eine Mutter zu ihm kommt, die Angst hat, dass ihr Sohn in die Fänge einer Gang gerät, will er dem Burschen
    ins Gewissen reden, der auch noch eine Waffe gebunkert hat. Doch vor Ort macht sich der Bengel madig - bis zwei miese Figuren aus der Gang
    auftauchen und ihn umnieten wollen, weil er sie angeblich verrät. Da bleibt dem Pater nichts übrig - er schnappt sich die Waffe des Burschen
    und sorgt dafür, dass die Gangmembers ohne Umweg über einen Besuch beim Schöpfer direkt in die Hölle abrauschen. Dann begibt er sich zurück zu
    seinem Domizil und sieht den Vorsteher und somit seinen Chef aus dem Fenster in den Garten starren, wo eine Nonne sichtlich unsicher mit dem
    Fenster abgewandten Gesicht einfach so dasteht. Sein Boss geht nach draußen - und wird von der Nonne angefallen. Sie beißt ihm direkt ins
    Gesicht, zieht die Haut in Fetzen ab, vergreift sich dann direkt am Fleisch und kaut mit wildem Gesichtsausdruck darauf herum. Aus den
    anderen Räumen kommen weitere Bewohner, die in ähnlicher Manier auf den Gärtner losgehen und nun auch Xavier Church an den Priesterkragen
    wollen. Dem bleibt nichts übrig, als sich schnellstens zu verdünnisieren. Doch dieser Vorfall ist nicht auf die Umgebung des
    Klosters begrenzt. Einer dieser TV-Prediger, die sich mit Buchverträgen, Spendensammlungen und dummem Gewäsch an den Anhängern ihrer sogenannten
    Religion bereichern und dabei die Gesetze der realen Welt mal gerne vergessen, sollte sich wegen Steuerhinterziehung verantworten. Ein
    geschickter Anwalt hat ihn zumindest bis zur Verhandlung auf freien Fuß gebracht. Was der prompt dazu nutzen will, um sich abzsuetzen. Man saß
    schon abflugbereit in einer G6, die selbstverständlich zum Privatbesitz des Predigt-Schwätzers gehört, der es den offiziellen religiösen
    Instituten nachmacht und Geld für nix einkassiert, als sie vom Tower aus in Warteposition beordert werden. Begeisterung sieht natürlich anders
    aus - bis sie sehen, dass eine Passagiermaschine den schnellsten und kürzesten Weg aus ihrer Flugbahn Richtung viel zu hartem Erdboden bzw.
    Landebahn nimmt. Sie knallt auf den Asphalt und geht in Flammen auf. Nicht nur, dass sie ihnen jetzt den Weg versperrt - da krabbeln doch
    tatsächlich angekokelte Figuren aus der zerstörten Maschine und fallen über die Menschen her, die den Flughafen bevölkern. Zeit, mit seinem
    Gefolge eine sicherere Gegend aufzusuchen. In Berkeley macht sich Skye mit ihrer Familie bereit, ihren Umzug an die Uni hinter sich zu bringen.
    Papa und Mama sowie ihre kleine Schwester Crystal sind bei ihr. Und bald auch die Infizierten. Papa erwischt es zuerst, dann Muttern und
    zuletzt ihre kleine Schwester. Nur Skye kann entkommen. Sie trifft auf einen Trupp Soldaten, die in einem Humvee in der Stadt für Ruhe sorgen
    sollen. Gemeinsam mit denen versucht sie zu überleben. Doch bald wird die Übermacht zuviel und ihre kleine Crew dezimiert. Mit dem Sergeant
    des Teams, dem Soldaten Taylor und dem Humvee versuchen sie nun ein sicheres Refugium zu finden. Danach trachten auch Bud und Angie, welche
    für eine Reality-Show arbeiten, wobei Angie schon in Sachen Kampfausbildung und Waffentechnik erprobt ist, was sich jetzt als
    äußerst nützlich erweist. Überall in Kalifornien erheben sich die Infizierten und bald sind es riesige, die das Land unsicher machen und
    die Lebenden zu ihren Häppchen machen wollen. Es gibt Nachrichten von Schiffen, die sicher sein sollen und mit denen man in eine Gegend
    verschwinden kann, die vom Virus noch nicht betroffen sein soll. Diese versuchen die Überlebenden nun zu erreichen.


    "Omega days" entpuppt sich als ein actionreicher Zombieroman, bei dem in immer wechselnden Perspektiven der Kampf unterschiedlicher kleiner Gruppen gegen die
    Infizierten geschildert wird. Die Charaktere sind alle sattsam bekannte Muster aus unheimlich vielen bisher schon erschienenen Stories zu diesem
    Genre. Der toughe Priester mit einer harten Vergangenheit, die Studentin, die lernt zu kämpfen, um ihr Überleben zu sichern, der
    aalglatte Gangster, der nur an sich denkt und bereit ist, für sein Wohl jeden zu opfern oder auch nur Gewalttäter, die die Situation ausnutzen
    und Radau machen sowie ein Paar aus dem Gefangenentransport entflohener Häftlinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und eine ganze
    Menge Militär, das eher hilflos versucht, der Lage Herr zu werden. Ebensowenig neu ist die kurz geschürte Hoffnung auf eine sichere
    Zuflucht. Alles schon dagewesen, so ist "Omega Days" dann auch einfach nur Massenware, bei dem schnelle und relativ kurze
    Kapitel- und Protagonistenwechsel zusammen mit einem guten Schwung Military-Action a la Craig DiLouie für
    ein recht flottes Tempo sorgen. Tiefschürfende Erkenntnisse der menschlichen Psyche sollte man jetzt nicht unbedingt erwarten, da John L. Campbell sich
    doch dafür entschieden hat, hier ein Klischee-Best-of abzuliefern, das seinesgleichen sucht. Was man dem Autor aber auf jeden Fall zugute
    halten kann, ist, dass er abgesehen von seiner Hauptfigur Xavier Church keinem eine "Überlebensgarantie" ausgestellt hat. Da erwischt es dann
    doch schon mal Figuren, die man nicht so früh als Infiziertenfutter erwartet hat. Und "Omega Days" verbreitet
    einen schrecklichen Pessimismus, da hier kaum ein Ende dieser düsteren Zeit, ein Fünkchen Hoffnung aufzukeimen scheint. Jeder vermeintliche
    Schutz vor der Katastrophe entpuppt sich oftmals als weitere Enttäuschung. Stilistische ist das Ganze eher ein Leichtgewicht. Der
    reinen Unterhaltung dienend wurde auf lange Sätze, übermäßig Information oder Tiefgang verzichtet. Die California-Hatz ist rasant und blutig, an
    der einen oder anderen Stelle auch recht heftig in ihrer Brutalität (Für den Mainstream gesehen!! An Extrem-Titel aus dem Festa-Verlag
    kommt man da bei Weitem nicht heran. Ja, selbst deren "normale" Horror-Reihe bietet in der Hinsicht oft mehr - und selbst die
    sozialkritischen Ansätze der Autoren bei Festa sind oft besser herausgearbeitet als hier.), aber immer in einem gewissen
    Rahmen, sodass sich die Buchhändler nicht scheuen müssen, sie in ihre Regale zu stellen, um vielleicht Befürchtungen entgegenzutreten, dass
    sich Kunden über zu ausufernd-brutale Kost beschweren könnten. Immer alles schön angepasst - wie es in Deutschland derzeit ja verordnet wird
    (Und wer sich nicht daran hält, muss damit rechnen, von Wahlbeamten möglicherweise als Pack oder Dumpfbacke tituliert zu werden. Jaja,
    soweit sind wir schon. Die Politk darf die Wähler oder die Konkurrenz ohne Konsequenzen derart angehen - so zumindest der Eindruck.). Also ist
    "Omega Days" leichte, actionreiche Zombie-/Infiziertenkost, die unterhält, nicht fordert und zügig
    wegzulesen ist. Nettes Mittelmaß. Gravierende Nachteile? Etliche Fehler, die auf ein oberflächliches Lektorat (falls überhaupt vorhanden)
    hindeuten und die Befürchtung, dass auch diese Reihe (bisher gibt es insgesamt vier Bücher) vom deutschen Verlag ebenso wie z. B. die Reihe "Unter Toten" von D. J. Molles mittendrin abgebrochen wird. Eine echte Unsitte hierzulande. Hat man ja auch bei
    den von mir so sehr geschätzten Actionbüchern amerikanischer Prägung praktiziert. Doch da ist glücklicherweise der Festa-Verlag
    in die Bresche gesprungen und hat aufgrund des Erfolges wohl auch weitere Verlage auf den (guten) Geschmack gebracht. Merke, nicht jeder
    Verlag missachtet Kundenwünsche.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • Ausgelesen: "Yachten und dergleichen" von Truman Capote.


    Mein erster Versuchsballon mit diesem Schriftsteller, der als einer der schillerndsten und besten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts gilt. Und mein Eindruck ist überaus positiv.
    Das von mir gelesene Werk ist eine liebevoll gestaltete, gebundene, kleinformatige und mit Lesebändchen ausgestattete Sonderausgabe des Schweizer Verlages Kein & Aber, der die Werke Capotes nahezu komplett in deutscher Sprache verlegt. Vorliegendes Buch enthält sechs ausgewählte Kurzgeschichten aus verschiedenen Jahrzehnten. 5 davon enstammen dem Short Story-Band "Baum der Nacht", die sechste Geschichte "Yachten und dergleichen" wurde vor ein paar Jahren wiederentdeckt (und mittlerweile in "Baum der Nacht" integriert).


    Capotes Erzählungen sind nachdenklich, teils traurig, teils humorvoll, aber stets von einer wunderbaren sprachlichen Poesie. Sein legendärer Ruf als Schriftsteller ist (wenn man von diesen sechs Geschichten auf sein Gesamtwerk schließen kann) wahrlich nicht unbegründet. Capote berichtet von Menschen wie Du und ich, von alltäglichen Problemen, von Trauer und von Freude und man ahnt als Leser selten, wie die Storys enden werden. "Yachten und dergleichen" ist ein ironisch-witziger Bericht einer Segelkreuzfahrt durch die griechische Inselwelt, in "Wege ins Paradies" trifft ein Witwer auf dem Friedhof eine einsame Frau mit Heiratsabsichten, in "Der kopflose Falke" befasst sich Truman Capote in einer wunderschönen sensiblen Sprache mit dem Thema Geisteskrankheit. Auch die drei restlichen Storys "Wüste", "Die Wände sind kalt" und "Das Schnäppchen" wissen zu überzeugen.


    Fazit: Ein für mich gelungener Einstieg in das literarische Werk von Truman Capote; die Erzählungen bestärken mich in dem festen Vorhaben, mich durch das Gesamtwerk dieses außergewöhnlichen Schriftstellers zu lesen. Meine absolute Höchstbewertung vergebe ich nur aus dem Grunde nicht, weil ich glaube, dass noch brillantere Bücher dieses Autors auf mich warten. Ansonsten: Wunderbar!


    Bewertung: *****

  • Ich habe einige Lesungen seiner Werke, bisher aber noch nicht mit befasst. Ich konnte ihn als Person in "Capote" nicht leiden, aber ob das so korrekt dargestellt wurde, weiß ich natürlich nicht.

  • @ Dekkard: Nun, sein Charakter und seine Person waren nicht unumstritten und sein Enthüllungsroman "Erhörte Gebete" hat ihn auch unter seinesgleichen zur Unperson gemacht...
    Allerdings werde ich die Werke Capotes unbeeinflußt von seiner Person lesen, auch wenn hier und da garantiert Autobiographisches in seine Bücher eingeflossen ist.

  • Habe
    "Das Handwerk des Teufels" von Donald Ray Pollock
    ausgelesen.


    Wirklich ein fantastisches Buch das ich jedem ans Herz legen kann.
    In diesem Buch steckt der Teufel wirklich drin. Zumindest in den Protagonisten.
    Das erschütterndste ist, dass es sich damals genau so abgespielt haben könnte.
    Leider ist das Buch schon zu Ende. Ich hätte Arvins Weg noch gerne weiter begleitet.

  • Ich kanns morgen abholen, denk aber, es wird eher Samstag ;)

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Ausgelesen: "Die jungen Leute - Drei Stories" von J.D. Salinger.


    Mein letztes gelesenes Buch in diesem Jahr, und noch einmal ein literarischer Volltreffer. Das Buch ist recht seitenarm, leider, bedingt dadurch, dass Salingers Erben (sein Sohn und seine dritte Ehefrau) bis heute bestimmte Veröffentlichungen von ihm verhindern. Dazu gehört offenbar auch das Übersetzen und Publizieren seiner über 20 Kurzgeschichten, die nur im Original existieren. Vorliegende drei Storys, seine beiden ersten und eine ebenfalls recht früh veröffentlichte, wurden im Nachhinein ebenfalls wieder zurückgezogen. Alle noch nicht verkauften Exemplare mußten traurigerweise eingestampft werden.


    Salinger zeigt in diesen drei Miniaturen (zwei davon schrieb er mit Anfang 20) bereits ein ungeheures Talent in der Charakterisierung seiner Figuren. Und zwar entfalten sich die Akteure fast ausschließlich über die Dialoge, welche unglaublich lebensnah wirken. Salinger schreibt (wie sein Vorbild Hemingway) andeutungsweise, der Leser erfährt Details eher zwischen den Zeilen. Die Geschichte "Die jungen Leute" erzählt von der unbeholfenen Annäherung zweier junger Partygänger, die komplett ins Leere läuft. In "Geh zu Eddie" beklagt sich ein junger Mann bei seiner Schwester über ihren unsoliden, schlampenartigen Lebenswandel und in "Einmal die Woche bringt dich schon nicht um" bittet ein angehender junger Soldat seine Frau, sich in seiner Abwesenheit um seine geistig verwirrte Tante zu kümmern. Alle drei Erzählungen sind kurz, sprachlich genial und einfach gut.
    Damit das Büchlein doch noch eine gewisse Seitenzahl erhält, befinden sich ein interessantes Nachwort und Salingers Lebensdaten am Ende des Bandes.


    Fazit: Ein schöner Blick auf das frühe Schaffen eines hervorragenden Autors...realistisch ausgearbeitete Dialoge, faszinierend geschilderte Charaktere und viel Nachdenkliches. Top!


    Bewertung: *****+

  • Das Erwachen


    Simon Kernick. Nach einem Autounfall hat Nick Barron das Gedächtnis verloren. Er weiß nur, dass er in seinem vorigen Leben ein Cop war. Jetzt wohnt Barron bei
    seiner Schwester in einem einsamen Landhaus. Doch schnell kommt ihm der Verdacht, dass die Menschen um ihn herum ihn belügen. Als eine Bande
    maskierter Killer das Haus überfällt, bricht für Barron die Hölle los. Offensichtlich verfügt er über ein gefährliches Wissen – doch er kann
    sich an nichts erinnern. Es beginnt eine furiose Hetzjagd.


    In einem abgelegenen Haus in einer ihm unbekannten Gegend sitzt ein Mann mit einem Doktor in einem Zimmer, der
    ihn Matt nennt und sein Gedächtnis wiederbeleben soll, das Matt nach einem Autounfall verloren hat. Ebenfalls in dem Haus leben seine
    Schwester Jane und ein von ihr engagierter Pfleger. Doch Matt hat aus unerfindlichen Gründen Zweifel an der Ehrlichkeit der Beteiligten. Und
    bald bestätigt sich sein Verdacht. Er hört eine Unterhaltung zwischen den drei anderen Personen und beschließt abzuhauen. Nicht leicht für
    jemanden, der die letzten zwei Monate fast nur krank bettlägerig war. Dennoch riskiert er es. Bis er einsieht, dass er in dieser völlig
    fremden Gegend, in der zudem noch weit und breit kein anderes Gebäude zu sehen ist, keine Chance hat. Also tapert er zurück, wird von einer
    wunderschönen, aber ihm völlig fremden Blondine eingelassen - und sieht, wie eine Person seine Schwester Jane foltert und wie neben ihr tot der
    Pfleger liegt. Sofort stürzen sich die Eindringlinge auf ihn und befragen ihn nach zwei Leichen. Sie wollen wissen, wo diese sind. Doch
    Matt hat keine Ahnung, tatsächlich keine Erinnerung an das, was zuvor geschah, was es mit den Leichen auf sich hat. Was bleibt ihm also übrig,
    als einen erneuten Fluchtversuch zu starten. Da er diesmal über den Hof abhaut und sich einen der Wagen schnappen kann, während er mit einer
    gefundenen Knarre die Reifen des anderen zerschießt. So gelingt ihm das Absetzen von den vermeintlichen Gangstern und Mördern und in einer bald
    erreichten Stadt geht er in einen Pub und gönnt sich ein Bier. Er nimmt sich eine Zeitung auf dem Tisch liegende und blättert darin. Auf einer
    der Seiten, die eine Zeitung nunmal hat, findet er das Bild einer Privatdetektivin, die um Hilfe bei der Suche nach einer vemrissten Frau
    bittet. Er hat eine Idee. Doch bevor er die in die Tat umsetzen kann, setzt sich eine von der Natur nicht sonderlich bevorzugte Frau an seinen
    Tisch und will einen ausgegeben haben. Verweigert er, was drei Jungspacken auf den Plan ruft, die ihm die Schnauze polieren wollen.
    Pech gehabt - Matts Reflexe haben keine Gedächtnisverlust. Ruckzuck sind die Backen dick und die Spacken auf dem Rückzug. Nun kann er sich
    endlich auf den Weg zu der Detektivin machen. Und tatsächlich kennt ihn die Frau sogar. Er erfährt zumindest seinen richtigen Namen und einige
    Details aus seiner Vergangenheit. Nicht alles wirklich ruhmreich, es gibt den einen oder anderen dunklen Punkt - und diese machen jetzt aus
    seinem Fall einen Kampf ums Überleben, in dem Gruppen aktiv sind, mit denen niemand gerechnet hat.


    Fangen wir doch mal mit dem Teil an, den manche vielleicht für lustig halten, andere eher für eine Frechheit. Es
    geht um das Thema "Wie schreibe ich einen Klappentext?". Mmh, mal sehen. Vor Beginn der Story steht auf der einen Seite noch eine Widmung.
    Wie fein - als aufstrebender vermeintlicher Halbanalphabet mit möglichem Praktikum beim Verlag, aber ohne die geringste Lust zu
    arbeiten, so scheint es zumindest, kann man den doch schon mal nehmen. Man blättert etwas im Buch und findet den Namen Barren. Auch fein.
    Leider ist die Zeit, das Buch wieder zuzuklappen und den Namen aufzuschreiben, viel zu lang. Eine solche Ausdauer hat das Texterhirn
    natürlich nicht zu bieten, dafür reicht die Aufmerksamkeitsspanne nicht aus. Nun heißt der Protagonist im Buch also Nick BarrOn. Hach ja, das
    Gedächtnis, macht immer, was es will, nur nicht das, was es soll. Irgendwie reicht das nicht für eine Inhaltsangabe. Schläft man also erst
    einmal drüber und beginnt dann vielleicht am Nachmittag damit, sich die eine oder andere Seite von einem des Lesens mächtigen Auszubildenden
    vorlesen zu lassen. Und HA! - Da war was. Genau, Verbrecher, Eindringlinge. So Typen sind immer maskiert, kennt man aus den vielen
    schlechten Blockbusterfilmen aus dem Kino und den paar Bildern, die man erkennen konnte, während man auf dem Smart-Phone rumgetippelt hat. Gut,
    sind sie also maskiert. Wirkt immer. Und eine Verfolgungsjagd gibt es dann auch immer. Fertig ist der Klappentext. So oder ähnlich könnte es
    sich bei den Verlagshäusern abspielen. Und so ein Rotz kommt dann dabei raus und soll von den Kunden auch noch bezahlt werden - und dann kommen
    die noch mit Texten von Wegen Preisoffensive (also teurer) und Schmerzgrenzen überschreiten (nochmal teurer) und dem Kunden geschickt
    diese neuen Preise als neue Werte verkaufen.


    Also: ES gibt KEINEN Nick Barron in dem Buch. Eigentlich gar keinen Nick (nur das "Nickerchen" vorm Klappentext
    verfassen) und Barron heißt auch niemand, aber es gibt einen Barren. Und die Eindringlinge tragen wohl als Masken ihre echten Konterfeis, etwas,
    das jeden Facebook-Nutzer überfordern dürfte, bei den vielen Fake-Accounts, die man nutzt.


    Kommen wir endlich zum Buch. Es ist ein typischer Simon Kernick. Man kennt seine Betrachtungsweisen aus verschiedenen Perspektiven, man
    weiß, dass er gerne aufs Tempo drückt und hin und wieder die Logik mal außen vor lässt. Da ist viel dem Zufall überlassen und zwar relativ oft.
    Aber die Wendungen, die das Buch nimmt, die vielen Puzzleteile, die zusammengesetzt werden, um die Vergangenheit des Protagonisten nach und
    nach wie beim Schälen einer Zwiebel Schicht für Schicht freizulegen, das hat schon was. Und dann tauchen doch tatsächlich noch bekannte Personen
    auf (Okay, als bekennender Kernick-Leser hätte ich damit rechnen müssen) und man wird in die Welt der privaten
    Sicherheitsdienste, der MI5 oder von abtrünnigen CIA-Leuten geschleudert. Ja, geschleudert ist schon das richtige Wort, denn "Das Erwachen" (vielleicht
    wird ja sogar der Verfasser des Klappentextes irgendwann einmal von so etwas überrascht)ist derart rasant, dass es eine wahre Pracht ist. Die
    Action ist okay, der Protagonist unkaputtbar und zum Ende hin kann man sich schon auf einen weiteren Roman aus dieser Handlungsebene freuen, da
    einige Fäden noch offen bleiben, nicht jeder Gangster wird gefasst, nicht jede Tat bestraft. Nachteilig ist aber leider, dass die letzten
    Romane des Autors und auch sein neuer Roman "The witness" scheinbar nach dem bekannten Muster gestrickt sind. Geheimnis, Flucht,
    Verfolgung. Flotter Thriller mit ein paar kleinen Fehler hinsichtlich der Logik und einem blamablen Auftritt des Verlages. Und es ist ja nicht
    der erste dieser Art. Kundenverarsche.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • Habe gestern "Das Parfum" ausgelesen. Ich hatte nur die Geschichte eines Mörders erwartet, stattdessen tauchte ich ein in die Welt der Gerüche und war/bin überwältigt. Wie detailliert diese verschiedenen Gerüche beschrieben sind (mehr als einmal hielt ich beim Lesen inne, um mich an diesen oder jenen Geruch zu erinnern), und nicht nur die Düfte sondern auch die Straßen, Gassen, Brücken und überhaupt Paris ist so wunderbar beschrieben, dass man meint man läuft selbst durch diese Gassen. Die Vorstellung, dass ein Mensch alles und jeden nur durch seine Nase wahrnimmt ist beeindruckend und die wirklich wundervoll einzigartige (das ist noch untertrieben) Sprache Süskind's und den hier und da aufblitzenden Sprachwitz machen dieses Werk zu einem ganz besonderen Erlebnis.
    Die Geschichte stimmt von vorne bis hinten, die Charaktere sind allesamt wunderbar beschrieben, ja, einfach alles ist großartig!
    Das sind mal ein paar meiner Eindrücke, Begeisterung pur!

  • Habe gestern "Das Parfum" ausgelesen. Ich hatte nur die Geschichte eines Mörders erwartet, stattdessen tauchte ich ein in die Welt der Gerüche und war/bin überwältigt. Wie detailliert diese verschiedenen Gerüche beschrieben sind (mehr als einmal hielt ich beim Lesen inne, um mich an diesen oder jenen Geruch zu erinnern), und nicht nur die Düfte sondern auch die Straßen, Gassen, Brücken und überhaupt Paris ist so wunderbar beschrieben, dass man meint man läuft selbst durch diese Gassen. Die Vorstellung, dass ein Mensch alles und jeden nur durch seine Nase wahrnimmt ist beeindruckend und die wirklich wundervoll einzigartige (das ist noch untertrieben) Sprache Süskind's und den hier und da aufblitzenden Sprachwitz machen dieses Werk zu einem ganz besonderen Erlebnis.
    Die Geschichte stimmt von vorne bis hinten, die Charaktere sind allesamt wunderbar beschrieben, ja, einfach alles ist großartig!
    Das sind mal ein paar meiner Eindrücke, Begeisterung pur!


    Nach dieser überschwenglichen Rezi bin ich glatt am überlegen das Buch nochmal zu kesen :D