Allgemeine Bücherrezensionen...

  • David Baldacci - "Verfolgt"


    David Baldacci. Als knallharter Killer ist Will Robie genau der Mann, den die US-Regierung ruft, wenn es um die Eliminierung der schlimmsten
    Staatsfeinde geht. Niemand kann es mit Robie aufnehmen - niemand außer Jessica Reel, eine Kollegin von Robie. Die hat nun offenbar die Seiten
    gewechselt, weshalb Robie sie zur Strecke bringen soll. Doch als er die Verfolgung aufnimmt, findet er heraus, dass hinter Jessicas Verrat etwas
    anderes steckt, als man ihm weismachen wollte. Zusammen decken die zwei Killer eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes auf.


    Ein Mann, der sicher in seinem Bunker sitzt und von dort aus die Einsätze leitet, wird erschossen. Robie
    hingegen macht sich bereit, einen Auftrag auszuführen. Alles ist vorbereitet, sämtliche nötigen Informationen an ihn weitergeleitet. Dann
    ist es Zeit für den finalen Schuss. Perfekter Treffer. Genau studierter Fluchtplan wird eingehalten. Typisch Robie. Und dann erhält er einen
    Anruf. Blue Man hat einen weiteren Job für ihn. Er soll die Kollegin Jessica Reel aus dem Weg räumen, die angeblich durchgeknallt ist oder
    für einen feindlichen Dienst arbeitet. Es entwickelt sich ein Duell der Killer, bei dem anfangs sogar Reel im Vorteil ist und Robie einem
    Hinterhalt nur knapp entkommt. Er lässt seine Wunden versorgen und macht sich wieder an die Arbeit. Doch er muss feststellen, dass ihm Steine in
    den Weg gelegt werden, die nicht von Reel stammen. Da sind Teams unterwegs, die Zeugen ausschalten und jeden auslöschen, der auf Reels
    Seite stehen könnte. Bald erscheint ihm das Ganze Szenario getürkt, kommt ihm recht viel spanisch vor. Und dann gibt es ein Treffen mit
    Reel. Sie kann Robie zwar nicht völlig von ihrer Unschuld überzeugen, gibt ihm aber zu denken. Er stellt eigene Nachforschungen an, wird
    getäuscht, hinters Licht geführt, auf falsche Fährten gelockt und immer weider bekniet, Reel endlich auszuschalten. Das wird ihm zuviel. Er
    erkennt, dass Reel wohl nicht die Verräterin ist, als die man sie hinstellen will und schlägt sich auf ihre Seite. Zusammen machen sie
    sich daran, einen komplizierten Plan aufzudecken, der die Welt verändern könnte.


    Als Autoren, die ihre Figuren als Profi-Killer skizzieren, überzeugen am ehesten Tom Wood und Russell Blake. Der Eine lässt seinen Killer einfach als berufsmäßigen Mörder von der
    Leine, der sich den Job schlicht ausgesucht hat und nicht auf irgendwelche Traumata verweisen will. Es tötet gegen Geld jedes Ziel,
    das ihm genannt wird. Der Andere lässt seinen Killer aus schlicht eigennützigen Motiven auf die Gegnerschaft los. Keine Winselei um
    irgendwelche Probleme aus früheren Zeiten. Robie - und später auch Reel - bekommen hingegen fast den gleichen Background: Waisen, geschlagen,
    Außenseiter, die sich durchkämpfen mussten und irgendwie keine andere Wahl hatten, als in den Dienst ihrer Regierung zu treten und für die zu
    töten. Natürlich immer die Richtigen, die Bösen. Was richtig und was böse ist, entscheidet selbstverständlich die US-Regierung (maßt sie sich
    ja auch in der Realität an). Kurz: Robie ist ein Killer zum Liebhaben. Der Mainstream braucht eine solche Figur mit Herz und einer gewissen
    Korrektheit, um auf "Linie" zu bleiben und natürlich nicht anzuecken. Daher kümmert sich Robie ja auch um die Jugendliche aus "Der Killer",
    ist fast schon ein Gerechtigkeitsfanatiker und würde nie Unschuldigen etwas antun. Also ist auch "Verfolgt" kein Abweichler von der gewählten
    Strategie. Was man dem Buch aber zugute halten kann, ist, dass es mehr Robert Ludlum ist, als so mancher Roman, auf dem nach dessen Ableben sein Name noch weiter
    vermarktet wird. Undurchsichtige Figuren, Verräter, Fallen und Hinterhalte - und nicht alles sofort zu erkennen, sieht man mal von Reel
    ab. Doch das ist ja schon nach dem Lesen des Klappentextes bekannt. Die Story bleibt rasant und abwechslungsreich, Shootouts und Explosionen,
    Ränkespiele und politische Winkelzüge - immer wieder eine unerwartete Wendung. Ja, es ist sogar von Vorteil, dass hier auf dem Buchdeckel
    nicht der Name Robert Ludlum steht, weil die Story deshalb völlig unerwartet einen solchen Weg einschlägt.
    Action bis hin zum Showdown, der aber zumindest an einer Stelle etwas mager ausgefallen ist und in letzter Konsequenz dann doch wieder viel zu
    sehr um das Wohlwollen der Massen buhlt. Bis auf die erwähnten Kleinigkeiten eine positive und daher gelungene Überraschung, die sich
    schnell und spannend liest, mit Cliffhangern für Lesefluss sorgt und sicher wenige Thrillerautoren zu scheuen braucht. Mir hat es
    überraschend gut gefallen, gerade weil ich von David Baldacci zuletzt öfter mal enttäuscht gewesen bin.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • James Dashner - Der Game Master


    James Dashner. Michaels Leben ist ein einziges Game. Denn Michael will eine Cyber-Legende werden. Doch als sich eine Gamerin im VirtNet vor seinen
    Augen umbringt, ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Dahinter steckt der berüchtigte Cyber- Terrorist Kaine, dessen Motiv ebenso im Dunkeln
    liegt wie sein Aufenthaltsort. Und Michael ist derjenige, der Licht in die Sache bringen soll – im Auftrag des virtuellen Sicherheitsdienstes.
    Eine Mission mit höchstem Risikolevel, denn ab jetzt bewegt er sich auf Pfaden, auf die sich noch keiner vor ihm im VirtNet gewagt hat. Quelle: Amazon.


    Michaels Leben ist die virtuelle Welt. Er ist ein Gamer ohne jegliche anderen Interessen. Schön faul, weil
    versorgt von viel zu reichen Eltern, die immer nur unterwegs sind und ihn daher einem Kindermädchen oder auch Haushälterin genannt, überlassen
    haben, treibt er sich vorzugsweise im VirtNet rum. Sein einziges Ziel in seinem bisher nutzlosen Leben: Er will DIE Legende im Netz werden,
    der EINE unter vielen. Eines Tages beobachtet er, wie sich ein Mädchen nicht nur im Netz umbringt, sondern ihre Tat auch Auswirkungen auf ihr
    reales Ich hat: den Tod, das endgültige Aus für Spaß und Freud - und Nichtstun. In seinem Bekanntenkreis schlägt das Vorkommnis
    selbstverständlich Wellen, seine Freunde Sarah und Bryson sind ebenso entsetzt wie er. Noch mehr trifft es sie aber, als VNS in Person von
    Agentin Weber an ihn herantritt. VNS ist die NSA des VirtNet. Regierungsagenten, die sich die Gamer zunutze machen, um virtuelle
    Kriminelle zu bekämpfen. Einer der ganz üblen Sorte ist Kaine. Er ist auch der Schuldige am Tod des Mädchens. VNS will Michael, VNS bekommt
    Michael. Er sagt zu, in deren Auftrag den Schurken zu bekämpfen. Er ahnt nicht, was auf ihn und seine Freunde die ihn selbstverständlich
    unterstützen wollen, noch zukommt. Der Auftrag birgt höchstes Risiko, Michael lernt Facetten des VirtNet kennen, von denen er niemals etwas
    geahnt hat. Und Gefahren, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben.


    Nun, James Dashner ist mir nur wegen seiner "Maze Runner"-Trilogie bekannt und die hat mir recht gut gemundet. Also mal flott nach seinem
    nächsten Fortsetzungswerk gegriffen. Diesmal werden die virtuellen Welten von Jugendlichen als Lebensinhalt bezeichnet und von einem Leben
    außerhalb, geschweige den irgendwelchen Pflichten, moralischen Grundsätzen, Kontakten, einfach einem Leben ist das schon nichts mehr zu
    finden. Gerade die Figur des Michael mit seinen ultrareichen Erzeugern, die ihn mit seiner Nanny, die jeden Handschlag für ihn macht, und enormen finanziellen Mitteln ausgerüstet haben, weil sie eh nie da sind, ist mir zu Beginn so unsympathisch, dass es mir das Buch schon etwas
    verleidete. Und dass sie dann in etwas, das "Sarg" genannt wird, rumliegen, intravenös ernährt werden und dauernd mit dem Netz verbunden
    sind, weckte in mir den Wunsch, dass sie bald in richtigen Särgen liegen würden. Ein Vorteil war dann nur, dass der böse noch böser ist. Und
    dann soll die Chose ab 13 Jahren sein? Holla, die Waldfee. Da kommen einigen zwar recht kreative, aber auch ziemlich hart-brutale Sequenzen
    auf den geneigten Leser zu, dazu ein bisserl Grusel und leider viel wirres Zeug und Gequatsche. Ich hab schon einige Romane zu dem Thema
    konsumieren dürfen, aber mir sind dann die komplexeren, mit einer brauchbaren Sprache und einem angenehmen Stil von Autoren wie Daniel Suarez, Ramez Naam oder Anders de la Motte (Dessen Abschluss seiner Trilogie zwar vom damaligen Verlag groß angkündigt, sogar schon mit Inhaltsangabe, Cover und Termin versehen,
    dem Kunden dann doch vorenthalten wurde. Kundenservice Großverlag!!!!!) gelesen und die sind James Dashner in allen Punkten weit, weit voraus.
    Dass der Mann etwas kann, hat er ja bewiesen, aber hier - epic fail!!!. Trotz gewissen Elementen, die Tempo hervorrufen, war bzw. ist dieses
    Buch nur blasser Quark, der recht wirr dargeboten wird und den auch die Wendungen gegen Ende nicht mehr retten können. Die Fortsetzungen dürfen
    sie gerne behalten. Ich lese dann lieber den neuen Naam "Crux".

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • Michael Robotham - "Dein Wille geschehe"


    http://www.lovelybooks.de/auto…5-w/rezension/1188924658/


    Wer auch unblutige, aber nicht minder spannende Thriller mag, sollte sich unbedingt mal an Robotham versuchen, der gute hat einen echt tollen Schreibstil...

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • James Dashner - Kill Order (Maze Runner 4, Prequel)


    KEINE Spoilergefahr für die Folgeteile!!!


    James Dashner. 13 Jahre bevor Thomas ins Labyrinth kam: Unerträgliche Hitze, radioaktive Strahlen und riesige Flutwellen – das Land liegt brach.
    Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben. Mark und seine Freunde irren durch verlassene Städte auf der Suche nach einem Ort, an dem sie bleiben
    können. Als sich ein Hubschrauber nähert, glauben sie an Rettung. Doch sie werden beschossen, mit infizierten Pfeilen, die einen Virus
    verbreiten. Wer tut den Menschen so etwas an? Mark und seiner Truppe bleibt nicht viel Zeit das herauszufinden, denn der Virus mutiert und
    wird zur tödlichen Gefahr.


    Mark lebt mit einigen Leuten in einer Dorfgemeinschaft. Das wiederum besteht aus einigen brauchbaren Gebäuden,
    aber auch schlichten Erdlöchern, über die man Holzstämme als Dach gelegt hat. Über Kälte kann sich keiner beschweren, denn nach der
    Katastrophe ist es trotz ein paar Jahren Abstand immer noch heiß. Eines Tages aber fliegt ein Berk über ihr Lager. Doch nicht zur Rettung; es
    wird vom Schiff aus mit Gewehren auf die Leute geschossen. Aber nur kleine Pfeile. Dennoch fallen die Bewohner um wie die Fliegen. Mark und
    seine Freunde Alec (Ein älterer Mann und Ex-Soldat), Darnell, Lana, Frosch und Misty laufen weg - in unterschiedliche Richtungen. Die erste
    Person, auf die Tom bald trifft, ist Alec. Gemeinsam wollen sie das Luftfahrzeug stoppen. Alec hat zwei Seile mit Enterhaken und mit denen
    gelangen sie über die Einstiegsluke in das Schiff, aber die Typen dort wehren sich natürlich. Und als die Pilotin mitbekommt, dass die
    Eindringlinge die Überhand zu bekommen könnten, lenkt sie das Schiff in Kamikaze-Manier Richtung Erde. Den Absturz überleben nur Mark und Alec.
    Zusammen gehen sie zurück zum Dorf. Es sind mittlerweile zwei Tage vergangen und der Geruch lässt sie wissen, was sie da erwartet. Viele
    ihrer Nachbarn und Freunde liegen tot im Staub. Sie finden auch ihre ehemaligen Gefährten, von denen aber Darnell von einem Pfeil getroffen
    wurde. Trina und die anderen haben ihn in einem Schuppen unter Quarantäne weggesperrt. Er wurde getroffen, hat sich aber beim Helfen
    infiziert. Sein Tod ist grausam. Bald zeigt auch Misty die Symptome und es scheint als ob der Virus bei jedem anders wirkt., die Ansteckung sich
    erst später zeigt. Mark will mit ihnen weggehen, aber Frosch, der Freund von Misty, weigert sich und will bleiben. So gehen nur Trina und
    ihre Leidensgenossen. Eine Reise durch eine apokalyptische Welt beginnt, in der an jeder Ecke schlimme Gefahren lauern.


    Nachdem im Prolog Thomas und Teresa kurz vor den Geschehnissen aus dem ehemals ersten Band der Reihe kurz
    auftauchen, sind sie damit auch fertig. Cameo-Auftritt. Die eigentliche Geschichte beginnt 13 Jahre vor den Ereignissen um Thomas und dem
    Labyrinth. Mark als Protagonist lässt in seinen nächtlichen Träumen die Ereignisse nach dem Inferno Revue passieren und erzählt, wie er aus der
    Stadt geflohen ist. "Kill Order" macht seinem Titel alle Ehre. An Action und Attacken mangelt es nicht. Die
    Reise durch eine apokalyptische Welt, die zu einem sicheren Platz führen soll, hat es in sich. Der Autor setzt hier eindeutig auf Action im
    Level-Stil. Wie in einem Videospiel hangeln sich die recht oberflächlich gezeichneten Figuren von einer Gefahrensituation zur nächsten. Und
    zwischendrin kommen einige kleine Rückblenden zum Ausbruch der Katastrophe, ein klein wenig Liebelei und Romanze sowie einigen doch
    recht emotionalen Momenten. Insgesamt eine schnelle Story, die mit ihrer Action und etwas Spannung sehr flott vorangeht, auch wegen der vielen
    feindlichen Attacken, während denen man auch über andere Schicksale zumindest am Rande etwas erfährt. Ein Endzeitroman, in dem die
    Jugendlichen eigentlich zu sehr wie Erwachsene handeln und man manchmal nur weil man die Zielgruppe schon von den anderen Büchern her kennt als
    Jugendbuch zu erkennen ist. Übermäßige Brutalität kommt nicht vor, aber was man im Laufe der Zeit entdeckt bzw. als Leser erfährt, ist schon
    starker Tobak. Die Freunde treffen auf ihre postapokalyptischen Reise auf viele Gruppen, die jeweils an anderes Ziel vor Augen haben. Die
    Charakterisierung der anderen und gefährlichen Überlebenden ist minimal und kaum der Rede wert. Aber es werden nach und nach häppchenweise
    Enthüllungen gemacht, die sich zumindest in Teilen mit den späteren Geschehnissen in Verbindung bringen lassen. Meist eher nur vage, aber
    wer die anderen Bücher sowie die bisherige Verfilmung des ersten kennt, wird diese sicher erkennen. Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass es hier
    mehrere Möglichkeiten gibt, weitere Abenteuer zu "Maze Runner" als Buch zu präsentieren (Ein 5. -"The fever code").
    Sei es an den Prolog angesetzt, seinen es weitere für den Zeitraum der 13 Jahre bis man beim Beginn der Handlung um Thomas ist oder etwas mehr
    zu dem, was im Epilog angedeutet wird. Temporeich, actionreich, einfach lesbarer Stil, fesselnd, spannend und mit weiteren offenen Fragen, die
    nicht alle beantwortet werden. Alles in allem bietet das Buch gute Unterhaltung, wenn man nicht zu pingelig an Inhalt und Stil
    rumkritisiert.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • So, F. Paul Wilson stand schon lange auf meiner Leseliste, hier ein paar Worte zu meinem ersten Handyman Jack


    http://www.lovelybooks.de/auto…0-w/rezension/1190006155/

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Hast ja recht Jörg, aber da dauert mir das Suchen immer zu lange, grins

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Du weißt doch, der Mensch ist ein Gewohnheitstier :)

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Steve Berry - Das Königskomplott


    Steve Berry. Cotton Malone will mit seinem Sohn Gary in den Urlaub, als er in letzter Minute einen Auftrag erhält: Er soll den Teenager Ian, der
    zuvor versucht hatte, ohne Papiere in die USA einzureisen, der Polizei übergeben. Doch statt der vereinbarten Übergabe wird Malone
    niedergeschlagen und Gary von Unbekannten entführt, Ian kann in letzter Sekunde flüchten. Die Entführer scheinen hinter einem Dokument her zu
    sein, das nur Ian beschaffen kann und in dem das bestgehütete Geheimnis der englischen Monarchie enthüllt wird. Ein Geheimnis, das eine große
    Gefahr für den Frieden in Europa bedeutet.


    Cotton Malone wollte mit seinem Sohn Gary eigentlich nach Dänemark, bekommt aber in letzter
    Sekunde den Auftrag, den jungen Ian, der illegal in die USA einreisen wollte, mit nach London zu nehmen und dort der Polizei zu übergeben, die
    den Schlawiner sucht. Am Flughafen angekommen werden sie problemlos durch die Kontrollen geschleust, was alleine schon verwunderlich ist, da
    die Briten ja auf ihren Status der Fremdenabweisung sehr streng bestehen. Am Ausgang zu den Taxen werden sie auch gleich von Männern
    empfangen, die sich als offizielle Mitarbeiter der Regierung ausgeben. Kaum im Wagen, ändert sich die Situation. Die Kerle bedrohen Malone und
    die beiden Jungen und wollen Informationen von Ian. Der hatte nämlich vor seiner Flucht Richtung USA (Under Surveillance of America) auf einem
    U-Bahnsteig einem Mann etwas aus der Tasche stibitzt, der kurze Zeit später von anderen Typen vor die einfahrende U-Bahn gestoßen wurde.
    Malone sürzt aus dem Auto und donnert sich den Schädel auf dem Asphalt an, die beiden Jungs können fliehen. Doch im Endeffekt entkommt nur Ian,
    während Gary geschnappt wird. So wird Cotton Malone, auf dem Weg nach Dänemark bei seinem Abstecher nach London in eine finstere Geheimaktion
    involviert, die sich keiner hätte vorstellen können: Operation Königskomplott. Was soll das sein? Die Amis suchen in der britischen
    Vergangenheit nach Vorfällen, mit denen sie die Engländer und ihre Untertanen erpressen und nach ihrer Musik tanzen lassen können - das
    übliche Spiel das Amerika mit Verbündeten, Freunden und erst recht Feinden so treibt. Hinzu kommt noch, dass Malone auch noch private
    sorgen hat, da er mittlerweile weiß, dass er nicht der leibliche Vater von Gary ist und sich seine Frau damals mit einem Seitensprung für die
    vielen derartigen Fehltritte von Malone gerächt hat. Während der noch nicht einma einen Tripper mit nach Hause bringt, ist es bei ihr gleich
    ein Sohn - und die Wahrheit wird rund 15 Jahre nach ständigem Zores verschwiegen. Das Komplott wird immer verwzickter, als sich auch noch
    die SOCA-Ermittlerin unter Bewährung - sie hat so Einiges angerichtet, bei dem John Wayne in "Brannigan" blass ausgesehen hätte - in die
    Mischpoke reinhängt, eine geheinisvolle Gruppe namens Daedalos mitmischt und der MI6 aka SIS selbstverständlich auch dabei sein muss, obwohl er
    eigentlich nur für den Auslandsgeheimdienst zuständig ist. Also ebenso "gesetzestreu" wie die Cousins der CIA. Und was es am Ende wirklich mit
    all dem auf sich hat, das kann kaum einer ahnen, schon gar nicht Cotton Malone.


    Ein Sommerleserätsel mit ausufernder Geschichtsstunde. Da wird mit allerlei Namen und Daten um sich geworfen, die Jungkönige und
    Jungköniginnen, Königsgattinen ( :D:P Anne Boleyn, nach der sich die Sängerin von "Hellion" genannt hat oder Jane Seymour, nach der sich James Bond
    die Pulverpfötchen schleckte, als die den Namen nutzende Darstellerin im Film "Der Mann mit dem goldenen Colt" auftauchte :D:P ) in allen Ehren
    gewürdigt, ihre Intrigen offen gelegt und so manch angebliches Geheimnis gelüftet. Und ob all dieser historischer Fakten, die ich mit Mühe aus
    meinem Gedächtnis nach jahrelangem Schulunterricht verdrängt hatte, wird die schon damals empfundene Müdigkeit wieder in meine Glieder gelockt.
    Will sagen, es war etwas zuviel der Historie. Hab mich glatt dabei erwischt, irgendwann einen herben Aufmerksamkeitsmangel zu spüren und
    mehr als fünfzig Seiten zurückblättern zu müssen, weil ich deren Inhalt nicht mehr richtig aufgenommen habe. Das Buch ist um etliche Seiten zu
    lang. Gut und Böse sind - abgesehen von den Ausnahmen der Dienste - fein getrennt. Der Superschurke, der mordet (was ja per se nicht sooo
    schlimm ist) und Frauen und Kinder schlägt, lügt, betrügt und aus rein egoistischen und gierigen Motiven handelt sowie der heilige Fremdgeher
    Cotton Malone, die beiden Buben (ja, jahrelange Diebeszüge auf Londons Straßen werden hier honoriert) sowie zwei nette alte Damen sind das
    Licht in dieser fiesen Intrige, in der manipuliert, getrickst, gelogen und betrogen wird, dass sich die Balken biegen. Glücklicherweise wird
    die persönliche Beziehungskiste nicht überstrapaziert, was ihren Anteil an der Handlung angeht. Ein bisserl Tränendrüse, ein bisschen vergeben
    und vergessen mit Strahlemann/-frau am Ende und gut war es damit. Insgesamt hätten dem Buch einige Seiten weniger Details zu Englands
    Historie in ihrem Commonwealth gut getan, dafür den Fokus mehr auf die Pläne der Finsterlinge gelegt und die Spannung sowie die Action in den
    Vordergrund gestellt. Ohne dieses Überangebot an Geschichte wäre "Das Königskomplott", das sich um aktuelle und ferne Konflikte dreht und
    diese wieder aufflackern lassen würde, zwar kein begnadeter Kracher vor dem Herrn, aber zumindest ein solider Spannungsroman aus dem
    Agentenmilieu, der einige Tupfer Action und die sonstigen Zutaten zu dem Genre aufgeboten hätte. Dazu dann kürzere Rückblicke in die Historie
    hätten zusammen mit den Erläuterungen des Autors in seinem Schlusswort völlig gereicht, die Verbindungen zu erläutern. Unterhaltend, bis die
    Ermüdung einsetzt. Nicht der ganz große Wurf und zudem nutzt sich die Masche von Steve Berry langsam ab. Wer nur einen Thriller lesen will,
    liest den Historienteil quer und beschränkt sich auf die Geschehnisse in der Gegenwart. Am Ende folgt dann eh erläuternde Zusammenfassung für
    Dummies. Ein Rollins oder ein Cussler können das weitaus besser.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • Frank Schätzing - Limit


    Frank Schätzing. 2025 - Bahnbrechende Technologien haben die Raumfahrt revolutioniert.
    In einem atemlosen Wettlauf fördern Amerikaner und Chinesen auf dem Mond Helium-3, ein element, das sämtliche Energieprobleme der Welt zu lösen
    verspricht. Zur selben Zeit soll Detektiv Owen Jericho in Shanghai die untergetauchte Dissidentin Yoyo ausfindig machen. Was nach Routine
    klingt, entwickelt sich zu einer albtraumhaften Jagd, denn die schöne Chinesin ist im Besitz streng gehüteter Geheimnisse. Die Spur führt rund
    um den Erdball - und zum Mond, wo eine Gruppe Weltraumtouristen eine bedrohliche Entdeckung macht.


    So, nun habe ich mich endlich an "Limit" gewagt. Schätzing startet seine Erzählung mit einem Weltraumunfall und lässt dann die Vorstellung
    der Superreichen folgen, die einen Ausflug Richtung Mond zu machen gedenken, bei denen ihnen der Reiseveranstalter großzügige Beteiligungen
    an seinen Projekten aus den Rippen zu leiern hofft. In der Folgezeit suhlen sich die wenigen Auserwählten in ihrer Machtfülle, dem Reichtum
    und Egoismus, dass man den meisten der Geldsäcke alsbald nur ein zügiges Ableben wünscht (das mit dem zügig bleibt ein Wunsch). Sie spinnen
    Intrigen, kontrollieren mit ihren Wirtschaftsimperien längst die Regierungen der Welt, die nur noch den Vorzeigestatus eine UNO haben und
    man erinnert sich als Leser durchaus an gegenwärtige Ereignisse in der Politik (Sparmaßnahmen!!!). Neben der Reise ins All kommt als zweiter
    Handlungsstrang die Arbeit des Detektivs, der zuert in einer Sache um einen Kinderschänderring ermittelt, danach aber für ihn unerwartet in
    die Mission Mond hineingezogen wird. So nach und nach wird dem Leser dann in blumigen und manchmal auch unfreiwillig komischen, aber trotzdem
    auflockernden Satzgebilden die Umweltbotschaft in Sachen Energiegewinnung auf's mittlerweile schon malträtierte Auge gedrückt.
    Bis dahin hält sich der Spannungs- ebenso wie der Actionanteil ziemlich in Grenzen. Garniert wird das Ganze mit einer kleinen Liebesgeschichte,
    einem Showdown nach dem anderen und vielen langwierigen Dialogen. Da wird erklärt und erläutert, geschätzt und vermutet, gestritten und
    gezickt, palavert und gequatscht und der eine oder andere Monolog lässt die aufgeblähten Egos der Teilnehmer hemmungslos von der Leine. Das geht
    so, bis der neuartige Mondaufzug endlich seine Reise antritt, die Mitgleider auf der Raumstation zur Weiterreise Richtung Erdtrabant
    abliefert. Ein endloses Gequake, nur unterbrochen von dem Wechsel zum Ermittler Jericho in seinem Domizil Shanghai, dessen Geschichte aber
    wenigstens was hermacht. Problematisch empfand ich den Wechsel von den Männeken im Mond zu Jericho und wieder zurück. Hatte man sich erst
    einmal in den einen Handlungsstrang richig eingelesen, wurde man schon wieder durch einen Sprung zur zweiten Story rausgerissen, hat den
    Lesefluss noch zusätzlich gehemmt. Insgesamt kann man bei einem Roman mit mehr als 1300 Seiten natürlich keine Einleitung von nur 50 Seiten
    erwarten, doch dass es dann fast das Zehnfache sein musste, war nicht gerade förderlich, sodass die Story nach einem eigentlich nicht
    schlechten Einstieg ziemlich versandete. Ein Bad der Langeweile, nur aufgelockert durch einige Stilblüten des Autors, die einfach zum
    Schmunzeln anregen. Mit der Zeit entwickeln sich aus dem Ganzen im Prinzip zwei Bücher. Buch 1 ist die Reise zum Mond mit all ihrem Gelaber
    und später auch Thrillerelementen, Buch 2 die Ermittlungsarbeit von Owen Jericho, die so ab Seite 500 dann auch richtig Fahrt aufnimmt und
    recht rasant in Szene gesetzt ist. Verfolgungsjagden mit fliegenden Motorrädern, zerballerten Lagerhallen, in Fetzen geschossene Körper,
    Hinterlist und Tücke gepaart mit mehreren Morden beherrschen die Szenerie auf der Erde, die von China nach Berlin und weiter in die USA
    und Kanada führen. Diverse Späßchen wie dem Russen, der den FC Bayern München gekauft hat (Feuchter Traum eines gebürtigen Kölners. Bevor das
    passiert spielt der FC Kölle in der 3. sibirischen Kälterekordliga um die weiße Eisschollentropähe mit einem gealterten Prinzen als
    krummbeinigen Icekeeper), die rockenden Mittdreißiger Tokio Hotel (rocken?) oder der Auftritt eines gewissen David (wie alt isser denn
    nu?) Bowie machen die Sache denn auch nicht unbedingt interessanter, lockern die Atmosphäre der Langeweile aber wenigstens an den richtigen
    Stellen auf. Ein schwer zu beurteilendes Buch, das besonders zu Beginn wirkt wie ein rezeptfreies Schlafmittel oder der Versuch, die Seiten an
    die Amis zu verkaufen, damit sie diese ihren Kandidaten in den Todeszellen vorlegen, um die hohen Kosten für die Hinrichtung zu sparen,
    die armen Kerle würden sich nämlich zu Tode langweilen. Dann folgt ein wirklich rasanter und actionreicher Mittelpart, der nicht viel zu
    wünschen übrig lässt. Alles vorhanden - Action, Spannung, Tempo. Hauptsächlich dem Detektiv Owen Jericho und seinen Ermittlungen
    geschuldet. Das letzte Drittel wird wieder etwas ruhiger und lebt eher von der Spannung und einem Showdown nach dem anderen und einer leider
    ziemlich flachen Auflösung. Da hatte ich mehr erwartet. Vielleicht waren auch meine Erwartungen nach "Der Schwarm"
    zu hoch. Viel zu lang, da wäre weniger sicher mehr gewesen. Der Autor hatte sicher seinen Spaß beim Fabulieren, wie man oft auch erkennen
    kann, schaffte es aber leider nicht, ihn so richtig zu vermitteln. Aber den vermeintlichen Schätzing-Hatern,
    die ihm inhaltslose und sinnentleerte Massenware unterstellten, sei gesagt, dass sie dann vielleicht doch lieber mal wieder einen Grisham oder den letzten Dan Brown
    in die Hand nehmen und auch lesen sollten, damit sie wissen, was sinnfreie Massenware ohne Inhalt ist. Kann das Buch aber selbst auch nur
    bedingt empfehlen. Vielleicht kommen aber Leseratten wie Shane oder SNEAK zu einem anderen Schluß. Bin gespannt. Apropos Schluß - der ist leider
    in der Auflösung ziemlich schlicht und banal, schon tausend mal so oder ähnlich gelesen. Und nun melde ich mich trotz noch ca. 100 wartender
    Bücher zwecks WM-TV-Marathon erst einmal ab.

    The water in my whisky is the poison in my brain

  • Das zwar schon, allerdings finde ich "Limit" auch besser. War mein erstes Buch von Schätzing und für "Der Schwarm" habe ich tatsächlich mehr Anläufe gebraucht, bis ich es dann wirklich richtig angegangen bin. Es war allerdings alles andere als öde.

    • Offizieller Beitrag

    "Der Schwarm" fand ich toll, auch wenn es stellenweise etwas lang war. Aber die Thematik hat was und ich warte seit Jahren auf die Verfilmung :D


    Hingegen habe ich "Limit" angefangen und dabei blieb es auch. Sehr langatmig...besonders der Anfang und irgendwann hat mich dann die Lust verlassen, es weiterzulesen. Irgendwann...in diesem Leben...vielleicht.

  • Steven Erikson - Midnight Tides
    (Gelesen habe ich die deutsche Veröffentlichung, diese erfolgte als: "Das Spiel der Götter 8 - Kinder des Schattens" und "Das Spiel der Götter 9 - Gezeiten der Nacht")


    Da ich hier so mittendrin einsteige und auf vier vorausgegangene Bücher (Auf Deutsch sind es 7) nicht näher eingehe, vielleicht ein oder zwei Worte zu Beginn.
    Auf "Das Spiel der Götter", oder in der Originalsprache "Malazan Book of the Fallen", bin ich gestoßen, nachdem ich mit "Das Lied von Eis und Feuer", soweit veröffentlicht, fertig geworden bin und festgestellt habe, wie nichtssagend die Fantasyromane doch waren, die ich bis dahin gelesen hatte. Es musste in diesem Bereich also etwas neues her und das Internet hat mich mehr oder weniger über gewisse Umwege zum Spiel der Götter gelotst. Was mich da erwartet hat, war dann allerdings so ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Das erste Buch kam an und wurde von mir mehr oder weniger schnell gelesen. Weniger schnell, da ich nach etwa 100 Seiten das Gefühl hatte, der Autor wüsste wirklich nicht, was er eigentlich wollte. Lauter abgerissene Handlungen, lauter Andeutungen, lauter Halbinformationen und -wahrheiten aber nichts handfestes. Ich habe das Buch seinerzeit abgebrochen und erst später wieder aufgegriffen. Das Gefühl blieb zunächst das Gleiche, allerdings hatte ich seither gelesen, dass es wichtig ist, sich bei diesem ersten Buch durchzubeißen, was ich tat. Die Erfahrung am Ende, nachdem viele Halbwahrheiten, viele Halbinformationen, viele unfertig wirkende Handlungsstränge als große und kleine Zahnräder ineinandergriffen, nachdem so viele Fragen aufgeklärt und doch so vieles unbeantwortet blieb, war eine für mich bisher ungekannte, die ich seitdem nicht missen möchte. Stand "Das Lied von Eis und Feuer" vorher auf meinem unangefochtenen Buchthron (wie passend), haben es die fehlerhaften Menschen, die so menschlich wirkenden Götter, ja hat es die schiere Informationsflut des Spiels der Götter schon nach dem ersten Buch ins wanken gebracht und die Herrschaft nach dem zweiten Buch restlos beendet.


    Diese paar einführenden Worte seien mir verziehen, ich dachte nur, es wäre nicht unerheblich zu wissen, wie ich zu dieser Buchreihe stehe, damit man die nachfolgende Lobhudelei richtig einzuordnen weiß und als "Fanboy"-Geschwätz abtun kann. ^^



    In Steven Eriksons fünften Buch, zu Deutsch das achte und neunte, wird man in vollkommen unbekannte Gewässer geworfen. Hat man sich über die vorherigen Bücher ein ungefähres Bild über die Machtkonstrukte, die Kriege, die Intrigen, die Götter und die Machtsphären machen können, wird hie die Ankündigung des Vorbandes wahr gemacht. Zur Überbrückung einer Wartezeit wird hier eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte, in einer Geschichte. Eine Geschichte, die kurzerhand ein ganzes Buch füllt. Eine Geschichte, die einen in eine vollkommen neue Welt entführt. Nun gut, keine ganz neue Welt. Es ist nur ein Kontinent, dieser kann allerdings für den Leser beinahe als neue Welt bezeichnet werden, wird doch alles vorher bekannte als vorerst unwichtig abgestempelt. Was man erhält, wenn Erikson einen neuen Kontinent einführt, ist tatsächlich eine Welt für sich. Ein Kontinent, der weder mit Völkern außerhalb, noch mit dem so gigantischem Malazanischen Imperium in Kontakt steht, ein Kontinent mit seiner ganz eigenen Kultur, seinen Bräuchen, seinen eigenen Göttern und Sphären. Bis man sich hierin zurechtgefunden hat, vergehen einige Seiten. Was man daneben bekommt, ist ein von den Stämmen der Tiste Edur beherrschter Teil des Kontinents, die ob ihrer Uneinigkeit ein leichtes Ziel für das Reich Lether darstellen. Ein Reich, welches sich durch die wirtschaftliche Ausbeutung seiner Untergebenen und seiner unterlegenen Feinde finanziert. Es ist ein Reich, in dem der Reichtum alles ist. Hatte man mit dem Malazanischen Imperium ein Reich, welches sich durch Kriege beinahe auf die bekannte Welt ausgeweitet hat und an seiner schieren Größe zu ersticken droht, hat man mit Lether ein Reich, welches den Kapitalismus zur Königsdisziplin erhoben hat und droht, auf diesem ungeahnte Höhen zu erreichen, angespornt durch einige Teilnehmer, die nur darauf abzielen, diese Höhenflüge zum Niedergang des Reichs zu wenden. Konfliktpotential ist also vorhanden und die Zeit, angemessene Lösungen zu finden, nicht wirklich da, da die Zeit der siebten Schließung bevorsteht und die Edur auch nicht so ganz uneinig zu sein scheinen, wie Lether es gerne hätte.
    Was hier so abstrakt und irgendwie nach unnötig ausgewalztem Geschwafel klingt, ist die grobe Grundlage dieses Buchs, die man akzeptieren muss. Wer gehofft hat, die Geschichte aus den vorherigen Büchern würde endlich fortgesetzt werden, wird und wurde enttäuscht, so auch ich ein bisschen, auch wenn mir im groben bewusst war, was auf mich zukommt. Wer sich dennoch darauf einlässt, bekommt hier den logischen Fortgang einer Geschichte, die ihren Anfang tatsächlich lange vor dem eigentlichen Gesehen des ersten Buches dieser Reihe genommen hat. Ein Punkt, der tatsächlich ein ganz kleines bisschen negativ behaftet ist, ist allerdings genau dieser zeitliche Rückschritt. In seiner Geschichte, für die Erikson sich einfach kurzerhand Gedanken über den Ablauf mehrerer Hunderttausend Jahre gemacht hat, ist es nicht so einfach, wirklich den Überblick zu behalten, wann etwas wo geschehen ist, selbst für den Autor. Was auffällt, ist eine zeitliche Ungereimtheit von etwa 4-5 Jahren, wenn ich mich da jetzt noch richtig erinnere, die so, wie sie beschrieben wurde, nicht funktionieren kann. Ein Fehler, der dem Autoren hinterher bewusst wurde, mit dem man aber leben muss, zudem tut er überhaupt nichts an der Geschichte und hier muss ich einen Fehler in etwas gutes umschreiben: Hut ab, dass man vor diesem gigantischen Konstrukt an Zeitlinie und Informationen bisher nur einen wirklichen Fehler gemacht hat der sich dann noch so wenig auswirkt. Was ein tatsächlich negativer Punkt ist (für mich), ist die Tatsache, dass die Geschichte nicht da endet, wo sie erwartungsgemäß enden sollte. Wie so üblich, verläuft ein relevanter Teil auch hier außerhalb der Erzählung und bleibt eine Vollendung in späteren Büchern schuldig, die ich aber erwarte. Bei der ich enttäuscht bin, wenn der Autor sie unter den Tisch fallen lässt, da noch viel zu viel ungeklärt ist. Das "Finale", das man allerdings mitbekommt, ist wiederum genau wie erwartet. "Macht zieht Macht an". Ein Satz aus dem ersten Buch und etwas, was sich durch die ganze Reihe zieht, anhand dessen man zumindest weiß, wann man ungefähr mit einem infernalischem Kräftemessen zu rechnen hat. Das Finale also, es ist laut, es ist blutig, es ist konsequent und doch kein wirkliches Finale. Es ist der Anfang einer langen Reise im Spiel der Götter.


    Um hier kurz einen Schnitt zu machen und die anzusprechen, die sich bis hierher durchgequält haben, ein Ende ist in Sicht, zudem tue ich mich, obwohl ich es mache, schwer, das Buch einer Reihe für sich genommen zu bewerten, da es wie man unschwer sehen kann, kaum einer richtigen Bewertung entspricht, was ich hier mache. "Das Spiel der Götter" ist eine Reihe, die man wohl, nachdem man sie fertig gelesen hat, im kompletten bewerten sollte. Viel zu viele Zusammenhänge bestehen unter den Büchern, selbst wenn eine vollkommen neue Geschichte angegangen wird. Ich lasse es deshalb vorerst so stehen. Die Intention zu zeigen, dass dieses Buch trotz der vollkommen neuen Ausrichtung für sich und für die Reihe perfekt ist, hat hoffentlich durchgeschimmert.
    Für andere Bücher gibt es eine andere Herangehensweise meiner "Rezension", nur für diese Reihe wird es schwierig in Worte zu fassen, was man erhält. ;)

  • Sehr interessante Einführung, Caffalor! :thumbup:


    Diese Buchreihe hatte ich schon öfter in der Hand, da ich sehr viel Gutes darüber gehört und gelesen habe...ich schrecke jedoch immer davor zurück (genau wie vor "Game of Thrones"), da mir für solche komplexen, epischen Bände einfach die Zeit fehlt, bzw. ich dann über einen sehr langen Zeitraum nicht anderes lesen könnte, da ich vermute, dass ein Pausieren zwischen den Büchern schwierig wäre. Zu viele Namen, zuviele Handlungsstränge...aber interessieren täte mich der Plot schon...