David Baldacci - "Verfolgt"
David Baldacci. Als knallharter Killer ist Will Robie genau der Mann, den die US-Regierung ruft, wenn es um die Eliminierung der schlimmsten
Staatsfeinde geht. Niemand kann es mit Robie aufnehmen - niemand außer Jessica Reel, eine Kollegin von Robie. Die hat nun offenbar die Seiten
gewechselt, weshalb Robie sie zur Strecke bringen soll. Doch als er die Verfolgung aufnimmt, findet er heraus, dass hinter Jessicas Verrat etwas
anderes steckt, als man ihm weismachen wollte. Zusammen decken die zwei Killer eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes auf.
Ein Mann, der sicher in seinem Bunker sitzt und von dort aus die Einsätze leitet, wird erschossen. Robie
hingegen macht sich bereit, einen Auftrag auszuführen. Alles ist vorbereitet, sämtliche nötigen Informationen an ihn weitergeleitet. Dann
ist es Zeit für den finalen Schuss. Perfekter Treffer. Genau studierter Fluchtplan wird eingehalten. Typisch Robie. Und dann erhält er einen
Anruf. Blue Man hat einen weiteren Job für ihn. Er soll die Kollegin Jessica Reel aus dem Weg räumen, die angeblich durchgeknallt ist oder
für einen feindlichen Dienst arbeitet. Es entwickelt sich ein Duell der Killer, bei dem anfangs sogar Reel im Vorteil ist und Robie einem
Hinterhalt nur knapp entkommt. Er lässt seine Wunden versorgen und macht sich wieder an die Arbeit. Doch er muss feststellen, dass ihm Steine in
den Weg gelegt werden, die nicht von Reel stammen. Da sind Teams unterwegs, die Zeugen ausschalten und jeden auslöschen, der auf Reels
Seite stehen könnte. Bald erscheint ihm das Ganze Szenario getürkt, kommt ihm recht viel spanisch vor. Und dann gibt es ein Treffen mit
Reel. Sie kann Robie zwar nicht völlig von ihrer Unschuld überzeugen, gibt ihm aber zu denken. Er stellt eigene Nachforschungen an, wird
getäuscht, hinters Licht geführt, auf falsche Fährten gelockt und immer weider bekniet, Reel endlich auszuschalten. Das wird ihm zuviel. Er
erkennt, dass Reel wohl nicht die Verräterin ist, als die man sie hinstellen will und schlägt sich auf ihre Seite. Zusammen machen sie
sich daran, einen komplizierten Plan aufzudecken, der die Welt verändern könnte.
Als Autoren, die ihre Figuren als Profi-Killer skizzieren, überzeugen am ehesten Tom Wood und Russell Blake. Der Eine lässt seinen Killer einfach als berufsmäßigen Mörder von der
Leine, der sich den Job schlicht ausgesucht hat und nicht auf irgendwelche Traumata verweisen will. Es tötet gegen Geld jedes Ziel,
das ihm genannt wird. Der Andere lässt seinen Killer aus schlicht eigennützigen Motiven auf die Gegnerschaft los. Keine Winselei um
irgendwelche Probleme aus früheren Zeiten. Robie - und später auch Reel - bekommen hingegen fast den gleichen Background: Waisen, geschlagen,
Außenseiter, die sich durchkämpfen mussten und irgendwie keine andere Wahl hatten, als in den Dienst ihrer Regierung zu treten und für die zu
töten. Natürlich immer die Richtigen, die Bösen. Was richtig und was böse ist, entscheidet selbstverständlich die US-Regierung (maßt sie sich
ja auch in der Realität an). Kurz: Robie ist ein Killer zum Liebhaben. Der Mainstream braucht eine solche Figur mit Herz und einer gewissen
Korrektheit, um auf "Linie" zu bleiben und natürlich nicht anzuecken. Daher kümmert sich Robie ja auch um die Jugendliche aus "Der Killer",
ist fast schon ein Gerechtigkeitsfanatiker und würde nie Unschuldigen etwas antun. Also ist auch "Verfolgt" kein Abweichler von der gewählten
Strategie. Was man dem Buch aber zugute halten kann, ist, dass es mehr Robert Ludlum ist, als so mancher Roman, auf dem nach dessen Ableben sein Name noch weiter
vermarktet wird. Undurchsichtige Figuren, Verräter, Fallen und Hinterhalte - und nicht alles sofort zu erkennen, sieht man mal von Reel
ab. Doch das ist ja schon nach dem Lesen des Klappentextes bekannt. Die Story bleibt rasant und abwechslungsreich, Shootouts und Explosionen,
Ränkespiele und politische Winkelzüge - immer wieder eine unerwartete Wendung. Ja, es ist sogar von Vorteil, dass hier auf dem Buchdeckel
nicht der Name Robert Ludlum steht, weil die Story deshalb völlig unerwartet einen solchen Weg einschlägt.
Action bis hin zum Showdown, der aber zumindest an einer Stelle etwas mager ausgefallen ist und in letzter Konsequenz dann doch wieder viel zu
sehr um das Wohlwollen der Massen buhlt. Bis auf die erwähnten Kleinigkeiten eine positive und daher gelungene Überraschung, die sich
schnell und spannend liest, mit Cliffhangern für Lesefluss sorgt und sicher wenige Thrillerautoren zu scheuen braucht. Mir hat es
überraschend gut gefallen, gerade weil ich von David Baldacci zuletzt öfter mal enttäuscht gewesen bin.