Ich habe nur "Die Straße" gelesen, ein wirklich gutes Buch, aber der Schreibstil hat mich mehr als nur ein bißchen irre gemacht, konnte mich das ganze Buch lang nicht wirklich daran gewöhnen.
Ist das in den anderen Werken auch so?

Schöner Thread, Bighead! War eigentlich schon längst fällig, diesen Schriftsteller hier zu verewigen...

Auch wenn ich viele Werke von ihm besitze, habe ich bislang erst geschafft, zwei davon zu lesen, nämlich "Die Straße" und "Kein Land für alte Männer", beide sind für mich Ausnahmewerke in der amerikanischen Literatur, absolut großartig.
Mir gefällt sein extrem nüchterner, abgespeckter Schreibstil ausnehmend gut, auch wenn ich verstehe, dass viele Leser (wie Virginy bereits andeutete) Probleme mit McCarthys Sprache haben, insbesondere auch wegen des Fehlens jeglicher Interpunktion bei der wörtlichen Rede.

Durch die interessanten Neuerscheinungen seiner frühen Werke auf Deutsch werde ich mich demnächst endlich mal intensiver mit seiner Prosa auseinandersetzen...

Ich besitze von McCarthy seit einiger Zeit das Buch "Verlorene", welches ich mal auf einem Flohmarkt mitgenommen hab. Zum Einstieg in sein Werk war es mir aber immer schlichtweg zu lang. Ich werde mir bald mal etwas kürzeres von ihm anschaffen, vielleicht "No Country", weil ich den Film so mega finde Habe viel Vertrauen, dass mir dieser Autor gefällt.. zumindest thematisch, Stil: muss man ja immer gucken..

Cormac McCarthy ist auch einer meiner Lieblingsschriftsteller. Der Stil ist einfach unverkennbar. Eine zum Teil sehr gehobene, fast bibelähnliche archaische Sprache, die sich abwechselt mit der "wörtlichen Rede" (bei McCarthy allerdings generell ohne Anführungszeichen) sehr einfacher, meist gescheiterter Menschen. Das Ganze ist auf den ersten Blick sehr einfach und schnörkellos erzählt. Bei McCarthy steht jedoch sehr viel zwischen den Zeilen, seine Figuren repräsentieren meist irgendwelche Archetypen, was jedoch zum Teil nicht so offensichtlich ist. Nicht umsonst gibt es sogar eine wissenschaftliche Zeitschrift, die sich nur mit diesem Autor beschäftigt (Cormac McCarthy Journal). Trotzdem sind die Bücher, auch ohne das große Ganze zu erfassen, sehr interessant zu lesen.
Ich muss zugeben, dass "Verlorene" bisher das einzige Buch von McCarthy war, das mir nicht so sehr gefallen hat, weil ich es auch als etwas zu lang und ereignislos empfand. "Die Abendröte im Westen" hingegen ist der absolute Knaller, ein apokalyptischer Western, dessen Originaltitel "Blood Meridian" etwas besser passt.
Im Gegensatz zu Bighead fand ich "Grenzgänger" so gut, dass ich es vom Ranking kurz hinter "Die Abendröte im Westen" einordnen würde. Die Geschmäcker sind eben doch verschieden. Ich glaube allerdings, dass "The Passenger", das heiß ersehnte neueste Werk von McCarthy nicht nur bisher nicht übersetzt wurde, sondern noch nicht einmal erschienen ist.

Wem die Düsternis und poetische Sprache von McCarthy gefällt, dem kann ich auch den ersten Roman von Nick Cave "Und der Eselin sah den Engel" ans Herz legen. Ich glaube, hier hat sich Nick von Cormac inspirieren lassen.

Ein Kind Gottes

war mein erster McCarthy-Roman, und was für einer direkt!
Ein düsteres, hartes und schonungsloses Buch über Gewalt, menschliche Abgründe und das Fallen in diese.
McCarthys Stil ist bei der Darstellung von Lester Ballards Verfall, seiner heftigen Geschichte, so nüchtern wie ein Protokollant und sein reduzierter, präziser Spracheinsatz verleihen dem Ganzen eine weitere Dimension des Grauens.
Charakterentwicklung, -hintergrund und Geschichte bleiben bis zum Ende unbarmherzig, spannend und faszinierend.
Richtig starke 9/10, und weitere Romane von diesem Herrn werden bald folgen für mich!

Child of god wurde ja von und mit James Franco filmisch in Szene gesetzt.

Wer sich an McCarthy erfreuen kann, sollte auch mal einen Blick auf Urban Waite riskieren.

Die Verfilmung wollte ich mir demnächst mal hinterherschieben

@ Frank: Ich besitze diese McCarthy-Exemplare zwar noch nicht, aber sie werden im Internet als "broschiert" angegeben und ich meine auch, sie so im Buchladen gesehen zu haben...in meinen Augen ist Klappenbroschur völlig überflüssig und treibt nur den Preis hoch, denn meistens dient der Kram nicht zur Information, sondern ist reine Deko...

Es ist Klappenbroschur (finde ich eigentlich immer nett, aber ist den dafür verlangten Mehrpreis einfach echt nicht wert), von Größe her so etwa wie die (aktuellen) Festas nur bisschen länger. "Ein Kind Gottes" hatte z.B. auch sehr kurze Kapitel wo ich mir vorstellen kann, das beim Satz noch so ein wenig drauf geschaut wurde, das hier und dort dann doch 3 Seiten statt 2 für ein Kapitel eingenommen werden konnten o.Ä.. ...Für den Neupreis hätte ich mir dieses wirklich tolle Buch aber nun auch echt nicht geholt.

Wenn ich mir die neuen McCarthy-Ausgaben so anschaue, muss ich bei der komischen Frakturschrift von "Die Abendröte im Westen" oder bei der Border-Trilogie automatisch an 80er Jahre Heavy Metal Cover denken. Hier wäre meiner Ansicht nach eine Westernschrift besser gewesen. Auch der viele Text auf dem Cover ist für mich nicht sehr ansprechend, gerade bei dem doch eher minimalistischen und düsteren Schreibstil. Aber ich glaube, Rowohlt hat die Covergestaltung von den amerikanischen Originalausgaben übernommen, also können die eigentlich gar nichts dafür.

Inzwischen sind einige Bücher von McCarthy verfilmt worden. Neben "No Country for Old Men", "The Road", "Child of God", "Der Anwalt" und dem wie ich finde weniger gelungenen "All die schönen Pferde" gibt es noch "The Gardener's Son" und "The Sunset Limited" (die beiden allerdings nur auf englisch). Die Verfilmung von "Blood Meridian - Die Abendröte im Westen" steht allerdings noch aus, was allerdings sehr schwierig sein dürfte, da das Buch als unverfilmbar gilt. James Franco, der Regisseur von "Child of God", hat es versucht und ist daran gescheitert. Immerhin hat er die Testaufnahmen veröffentlicht.

Eine positive Betrachtung zu "Der Feldhüter" von Cormac McCarthy:

http://www.tagesspiegel.de/kul…en-menschen/12942642.html

Draußen im Dunkel
war mein zweiter McCarthy und wieder ein voller Erfolg.
In einem prä-Automobil-en amerikanischen Südstaaten-Setting (welches ein Western-Setting sein könnte, wäre McCarthy das nicht zu einfach) wird mit düsterpoetischer, reduzierter und kalter Sprachgewalt die Geschichte eines Inzestkindes zwischen Bruder und Schwester und den daraus entstehenden Problemen und Elendsszenen erzählt.
In seinem unverwechselbaren Stil schildert der Autor seinen Wilden Westen als eine düstere, unruhige Welt. Und in dieser düsteren, unruhigen Welt lässt er ebenso zerstörte und teils niederträchtige, teils hilflos verfluchte Figuren herumwandern, sie immer weiter dem unvermeidlichen Ende entgegen gehen.. Und dieses Ende ist erschütternd und unschön.
Mich hat "Draußen im Dunkel" gepackt und beeindruckt. 8/10