Kann doch nicht sein, dass diese Reihe noch kein eigenes Thema hat ...
Entdeckt habe ich die Reihe eher zufällig. Obwohl ich schon jahrelang Stammkunde einer kleinen Buchhandlung war (und noch immer bin), die auf fantastische Literatur jeder Art spezialisiert ist. Im Februar 2005 habe ich jedenfalls vier Bücher der Reihe bei Hugendubel entdeckt. Es waren dies die Bände 6 - 9, die damals gerade verramscht wurden (für jeweils 4,95 Euro/Stück). Den Rest der damals bereits erschienenen Bände konnte ich größtenteils als Neuware zum regulären Preis auftreiben. Einzige Ausnahmen sind "Necropolis" (6,95 Euro, wenn man bedenkt, für welche Preise das Buch heute angeboten wird ...) und "Die Farbe aus der Zeit" (8,88 Euro, für alle, die mitschreiben).
Inzwischen sind 30 Bände (zzgl. drei Sonderausgaben) in der Reihe erschienen. Letztes Jahr habe ich ihr außerdem einen kleinen Artikel für die Website meines Händlers gewidmet.
Gehen wir die Bände einfach der Reihe nach durch (Festa-Ausgaben):
Lovecrafts dunkle Idole (diverse)
Insgesamt 13 Geschichten von 10 Autoren. Ein überaus interessanter Band inkl. wissenswerter Informationen über die Autoren. Persönliche Höhepunkte sind die Erzählungen von Ambrose Bierce, Lafcadio Hearn (vier sehr kurze Beiträge), Irvin S. Cobb, Villiers de L'Isle Adam, Matthew Phipps Shiel und Ralph Adams Cram. Letzterer hat insgesamt nur fünf oder sechs unheimliche Geschichten geschrieben. Mit Ausnahme einer sind allesamt in "Die Pflanzen des Dr. Cinderella" erschienen. Eigentlich schade, dass man nicht die fehlende Geschichte genommen hat. So habe ich die hier abgedruckte Story "Das tote Tal" doppelt. Aber was soll's ...
Robert Barlows "Eine blass erinnerte Geschichte" hat mir beim ersten Lesen überhaupt nicht gefallen. Beim zweiten Versuch letztes Jahr fand ich die Story aber recht ansprechend.
Die Saat des Cthulhu (diverse)
Nach Lovecrafts Idolen und Zeitgenossen eine Ausgabe mit seinen "Kindern". So ungefähr jeder Horrorautor hat sich bekanntlich an HPLs Motiven versucht. Wiederum mit kurzen Infos zu den Autoren versehen, werden sieben Geschichten von britischen, amerikanischen und deutschsprachigen Autoren versammelt. "Harlekins letzte Feier" ist mein persönlicher Höhepunkt. Diese Geschichte hat mich zu einem Fan von Thomas Ligotti gemacht. Gleich danach kommt Kim Newmans "Der große Fisch" (wobei die Story meines Wissens ursprünglich unter Newmans Pseudonym Jack Yeovil erschienen ist).
Der Lovecraft-Zirkel (diverse)
Nach den Vorbildern und Nachfolgern ein Band, der speziell Lovecrafts (Brief-)Freunden gewidmet ist. Inkl. eines Gedichts neun Beiträge. Darunter die Round-Robin-Geschichte "Die Bedrohung aus dem Weltall" (warum wurde die Geschichte in "Das Grauen aus den Bergen" eigentlich in "Die Bedrohung aus dem Weltraum" umbenannt obwohl es dieselbe Übersetzung zu sein scheint?). Auch hier sind den Stories wissenswerte Informationen über die Verfasser vorangestellt.
Im Grunde fehlt hier nur eine "echte" Lovecraft-Geschichte. Damit wäre von jedem der "drei Musketiere des Weird Tales" ein Beitrag enthalten gewesen. So hat man "nur" HPLs Beteiligung an "Die Bedrohung aus dem Weltall" und Barlows "Das Nachtmeer" (hat mir weder beim ersten noch beim zweiten Versuch sonderlich gefallen). Abgesehen von dieser Geschichte fand ich den Band sehr stark.
Cthulhus Rückkehr / Strange Eons (Robert Bloch)
Der erste Roman der Reihe. Oder Episodenroman. Wie immer man möchte. Fand ich sehr stark und Blochs Nyarlathotep war ein sehr charismatischer Antagonist. Die Art und Weise der Rückkehr wurde auch sehr schön dargestellt. Und ließe Spielraum für eine Fortsetzung. Wenngleich ich das nicht für notwendig halte.
Necropolis (Clark Ashton Smith)
Ja. Der Band hat mich umgehauen. Den gebe ich auch nicht her. Obwohl alle Geschichten über kurz oder lang in der CAS-Werkausgabe erscheinen werden und ich sonst eher auf Doppelungen verzichte. Ich bin froh, dass der "Hyperborea"-Zyklus bereits im ersten Band der Werkausgabe erschienen ist (hier war nur eine Story enthalten) und freue mich auf den Band mit dem Rest des "Zothique"-Zyklus. Wiederum mit informativem Sekundärmaterial versehen.
Die Opferung / Prey (Graham Masterton)
Einer meiner vier ersten Bände und der zweite, den ich gelesen habe. Hat mir leider gar nichts gegeben. Musste aus irgendeinem Grund auch ständig an Stephen King denken, mit dessen Werken ich so gut wie gar nichts anfangen kann.
Die Masken des Cthulhu / The Mask of Cthulhu (August Derleth)
Den habe ich damals als erstes gelesen. Und seitdem verbinde ich mit Derleth eine kleine Hassliebe. Irgendwie lese ich seine Mythos-Geschichten recht gerne. Auf der anderen Seite aber meckere ich ständig darüber. "Hasturs Rückkehr" ist z. B. ein echter Höhepunkt. "Die Ziegenmelker in den Bergen" (sehr schön) und "Das Haus im Tal" (weniger schön) sind im Grunde dieselbe Geschichte.
Die Eishölle / The Great White Space (Basil Copper)
Diesen kurzen Roman habe ich als drittes Buch der Reihe gelesen. Das mag keine literarische Glanzleistung sein, hat mir aber ziemlich gut gefallen. Habe ich an einem Stück ohne Unterbrechung durchgelesen. Sehr nette Abenteuergeschichte.
Copper ist vor einigen Monaten verstorben.
Der König in Gelb (Robert W. Chambers)
Ein richtig guter redaktioneller Beitrag von Michael Nagula am Ende des Bandes. Die Geschichten fand ich wechselhaft. "Der Wiederhersteller des guten Rufes" und "Das gelbe Zeichen" sind wirkliche Perlen. Der Rest ist eher aus historischen Gründen wegen des Einflusses auf Lovecraft interessant.
Imagon (Michael Marrak)
Lese ich gerade ein zweites Mal und bin sehr froh, dass ich die Festa-Ausgabe habe. Das Buch wurde später von Bastei Lübbe neu als TB verlegt. Wie schon "Die Eishölle" irgendwo im Fahrwasser von "Die Berge des Wahnsinns" zu finden. Sehr gutes Buch!
Der Cthulhu-Mythos: 1917 - 1975 (diverse)
Der elfte Band ist der erste, der Beiträge von H. P. Lovecraft enthält. Namentlich sind das "Dagon" und "Der Ruf des Cthulhu". Alles in allem eine sehr starke Ausgabe. Leute, die bei Anthologien gerne "durcheinander" lesen, sollten zumindest die Beiträge von August Derleth und Brian Lumley in der richtigen Reihenfolge lesen!
Weitere Höhepunkte sind die Geschichten von David C. Smith, Ramsey Campbell, Henry Kuttner und Clark Ashton Smith. Echte Ausfälle gibt es jedoch nicht. Insgesamt werden 13 Geschichten präsentiert.
Der Cthulhu-Mythos: 1976 - 2002 (diverse)
Elf weitere Mythos-Geschichten die etwas moderner sind als die im ersten Teil. Steht dem ersten Band in nichts nach. Die Höhepunkte haben meines Erachtens die deutschsprachigen Autoren Michael Siefener, Christian van Aster und Malte S. Sembten abgeliefert. Aber auch die Beiträge von Michael Marshall Smith und Brian Hodge verdienen eine Erwähnung. Etwas enttäuscht hat mich Campbells Geschichte.
Die Xothic-Legenden / The Xothic Legend Cycle (Lin Carter)
Mit Carter geht es mir ähnlich wie mit Derleth. Stellenweise mag ich das. An anderen Stellen finde ich es total dämlich. Wo Lovecraft andeutet gibt es bei Carter eine Genealogie für Cthulhu. Dann, wie bei Derleth, bin bisschen Umdeutung christlicher Mythen ... Die Anmerkungen zu jeder Geschichte von Robert M. Price sind jedenfalls sehr lesenswert. Ich glaube, den Band muss man mögen ... Gibt es eigentlich noch mehr Mythos-Geschichten von Lin Carter? Nennt mich Masochist ...
Die Farbe aus der Zeit / The Colour out of Time (Michael Shea)
Ich fand den Band sehr unterhaltsam. Lovecrafts "Die Farbe aus dem All" kannte ich damals noch nicht. Als ich diese Geschichte gelesen habe, habe ich den Roman auch ein zweites Mal gelesen. Hat an meinem Urteil nichts geändert. Sehr nettes Spiel mit HPLs Erzählung. Mag etwas befremdlich sein, dass ausgerechnet eine Bande Rentner sich solchen Bedrohungen entgegenstellt. Ist aber eine nette Abwechslung.
Im Haus der Kröte / The House of the Toad (Richard L. Tierney)
Ist mir von allen Bänden am wenigsten im Gedächtnis geblieben. Obwohl ich ihn recht zügig durchgelesen hatte. Ist also durchaus packend geschrieben. Aber kein Höhepunkt möchte ich meinen.
Der Judas-Schrein (Andreas Gruber)
Diesen Roman wiederum fand ich richtig gut. Ich habe in der Folge auch einiges mehr von Gruber gelesen. Schade, dass von ihm wohl nichts neues mehr bei Festa erscheinen wird. Die Kombination von Kriminal- und Mythos-Geschichte geht Gruber jedenfalls sehr gut von der Hand. Und sein Kaff in den Bergen muss sich nicht hinter Innsmouth verstecken. Auch das Ende ist durchaus in Lovecrafts Sinne.