Monica J. O'Rourke

  • also ich kann die neue Sammelausgabe von Monica nur jedem Empfehlen.
    Gestern beendet.
    Fast ALLE Kurzgeschichten sind sehr gut und extrem fies.


    Höhepunkt für mich da die Geschichte sehr unter die Haut geht:


    Fünf Adjektive die für meinen Vater zutreffen
    TOP


    Also lesen!!!

  • Jupp, die fand ich auch am besten, gerade, weil sie doch ein wenig anders ist, als der Rest...

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Habe ja auch vorgestern die Sammlerausgabe beendet.
    Fand die allerdings relativ durchwachsen. Einige Geschichten fand ich super, andere wiederum wirsch.


    Für mich sind die Highlights:
    Ein Experiment mit der menschlichen Natur
    Jasmin und Knoblauch
    Ein Atemzug
    Fünf Adjektive, die auf meinen Vater zutreffen, von Nadine Specter

  • Ausgelesen: "Dies ist mein Fleisch" von Monica J. O'Rourke.


    Da diese Schriftstellerin mit ihrem bisherigen Werk deutlich polarisiert hat, finde ich es wichtig, ihren ersten in deutscher Sprache erschienenen Band mit Kurzgeschichten etwas genauer zu beleuchten. Wem mein Geschwafel zu ausführlich ist, der darf natürlich ohne Umweg zum Fazit hüpfen... ^^


    Nach einem launig geschriebenen Vorwort von Monica J. O'Rourkes Schriftstellerkollegen und -freundes Wrath James White treffen wir auf 11 (sowohl plot- als auch qualitätstechnisch) sehr unterschiedliche Geschichten der Extrem-Autorin:


    1. "Ein Experiment mit der menschlichen Natur"
    Hier steht gleich zu Beginn wieder mal O'Rourkes offenbar beliebtestes Thema an...Folter. Daher ist die Story als erste Erzählung etwas ungünstig gewählt, da ich genau mit so einem abgedroschenen Plot gerechnet habe. Fraglos gut erzählt (überhaupt gefiel mir die Dame in diesem Buch von der sprachlichen Qualität her deutlich besser als in ihrer handlungsarmen Novelle "Quäl das Fleisch"), ist dieser Plot allerdings schon viel zu oft verwendet worden. Hier tritt auch wieder ein deutlicher Nachteil von Extrem-Literatur zutage: Ein Zuviel dieser Geschichten läßt den Leser auf Dauer abstumpfen. Mit anderen Worten, egal, was an Scheußlichkeiten geboten wird, es läßt mich kalt und langweilt mich auch zunehmend. Daher finde ich diese Auftakt-Story eher lahm, wobei sie zumindest mit dem recht perfiden, ironisch-bösen Ende punkten kann.


    2. "Dies ist mein Fleisch"
    Die Titelstory ist für mich gleichzeitig auch die schlechtestete des ganzen Buches. Ein etwas wirrer Plot (ich muß sogar zugeben, dass mir der komplette Sinn der Geschichte unklar ist...ich bin zu doof, ich habe sie schlicht und einfach nicht verstanden), wieder der übliche Folterkram und auch das Ende reißt mich nicht vom Sessel. Schwach.


    3. "Jemandes Schwester"
    Auch die dritte Story fand ich durchwachsen, so dass ich schon dachte, dass meine Befürchtungen bezüglich des Sammelbandes zutreffend seien. Diesmal nicht Folter, sondern Vergewaltigungen, auch nicht so der Kracher. Die Auflösung der Story ist ebenfalls nicht neu und somit fand ich diese Geschichte auch nicht weiter erwähnenswert.


    4. "Jasmin und Knoblauch"
    Diese Geschichte, die vom hübschen Titel her auch ein Kochbuch von Jamie Oliver sein könnte, hat mir als erste in dieser Sammlung sehr gut gefallen. Konsequent erzählt, düster, morbide, gut. Dass mich das makabere Ende der Story sehr an eine kürzlich von mir gelesene Geschichte von Edward Lee erinnert hat, ist gewiß nicht die Schuld von Monica J. O'Rourke und schmälert die Wirkung des Plots nicht im Geringsten.


    5. "Ein Atemzug"
    Eine absolute Überraschung! Tolle Story, wunderbar poetisch erzählt und mit angenehm altmodischem Gruselflair umgeben. Völlig unblutig, dafür mit einer ganz speziellen Atmosphäre gefüllt. Tragisch, dunkel, traurig. So ein Werk hätte ich der Schriftstellerin nicht wirklich zugetraut. Beide Daumen hoch dafür!


    6. "Erreichbare Schönheit"
    Und die nächste positive Erfahrung...die erste von drei Geschichten, die ich vom Inhalt her als 'Psychologische Dramen aus weiblicher Sicht' bezeichnen würde. "Erreichbare Schönheit" ist von O'Rourke sehr eindringlich und realistisch erzählt. Und eben durch diese Realistik wirkt die Story länger im Kopf nach als seitenlange Folterbeschreibungen. Auch diese Erzählung ist tragisch, hat ein konsequentes Ende und ist auch in sprachlicher Hinsicht einwandfrei.


    7. "Fütterungslust"
    Teil 2 der 'Psychologischen Dramen aus weiblicher Sicht'. Und auch dieser Plot hat mich überzeugt. Monica J. O'Rourke ist (in meinen Augen) immer dann am besten, wenn sie den realen, nicht übertriebenen Schrecken beschreibt. Man merkt, es kommt nicht auf den Blutgehalt an, sondern stets auf den Plot. Und der ist hier einmal mehr erschütternd, traurig und konsequent. Und dabei in den Details ausgezeichnet beobachtet und beschrieben.


    8. "Zelle"
    Hier nun eine der definitiv besten Storys dieser Sammlung. Auch hier überrascht die Schriftstellerin mit ungeahnter Ausdruckskraft in einer kafkaesk anmutenden Geschichte ohne Beginn und ohne richtigen Schluß. Man ist als Leser hautnah dabei, ist genauso ahnungslos wie der Protagonist, fühlt sich ebenso gefangen wie dieser und es ist in keinster Weise schlecht, dass der Schluß so schwammig und wenig erklärbar ist. Dafür läßt die (wirklich hervorragend erzählte) Geschichte viel Raum zur Interpretation des Lesers. Durch das Nichtwissen von Protagonist und Leser wirkt der morbide, rätselhafte Plot noch viel eindringlicher. Sehr gut!


    9. "Einsamkeit verursacht das lauteste Geräusch"
    Dies ist die dritte Story der "Psychologische Dramen aus weiblicher Sicht"-Trilogie. Auch wieder durchaus realistisch mit einem fabelhaft erzählten Beginn. Dann allerdings empfand ich den Rest der Geschichte als sehr anstrengend zu lesen. Warum genau, könnte ich nur mir Spoilern erklären, daher muß mein persönlicher Eindruck genügen. Am Plot an sich gibt's nichts zu meckern, der ist klasse. Lediglich die sprachliche Umsetzung gefiel mir hier weniger als bei den anderen Geschichten.


    10. "Fünf Adjektive, die auf meinen Vater zutreffen, von Nadine Specter"
    Hinter diesem für sich alleine schon wunderbaren Titel steckt die für mich persönlich beste Story des gesamten Buches. Ein großartiger, erschütternder Inhalt, völlig frei von Blut, Eingeweiden und menschlichen Körpersäften. Die Geschichte ist (trotz ihrer Kürze) von Anfang bis Ende gelungen; Plot, Schreibstil, Grundidee und Ausführung...alles top, absolut perfekt. Der hier erzählte Realismus schmerzt mehr als jede Extrem-Story, zeigt das Grauen mancher Kindheit und beweist, dass Monster nicht nur in dunklen Wäldern und in Kellern, sondern oft in der eigenen Familie lauern. Ganz große Geschichte, Respekt, Monica O'Rourke!


    11. "Asha"
    Nach dieser grandiosen Story muß jede andere abfallen; "Asha" ist mir (und vielen anderen Lesern) bereits aus der Festa-Extrem-Anthologie bekannt, und schon dort fand ich sie eher durchschnittlich. An diesem Eindruck hat sich auch bei der zweiten Lektüre nichts geändert.


    Fazit: Insgesamt ein durchwachsener Kurzgeschichtenband, wobei bei solchen Sammlungen nie alle Storys die gleiche Qualität besitzen. Nach einem schleppenden Beginn zeigt Monica J. O'Rourke allerdings, dass sie deutlich mehr kann, als ich ihr bislang zugetraut hatte. Einige Geschichten sind nur als erstklassig zu bezeichnen und schon dadurch ist der Kauf dieses Buches zu empfehlen. Nach diesen Eindrücken bin ich auf "Poisoning Eros", der Kollaboration mit Wrath james White sehr gespannt. Die gewohnte Qualität der Festa-Sammlerausgaben (inklusive Signierung, Lesebändchen und tollem Cover von Danielle Tunstall) ist auch hier zu finden und muß eigentlich nicht extra erwähnt werden.


    Meine 5 Favoriten dieser Sammlung:


    1. Fünf Adjektive, die auf meinen Vater zutreffen, von Nadine Specter
    2. Ein Atemzug
    3. Zelle
    4. Erreichbare Schönheit
    5. Fütterungslust


    Bewertung: ****

  • Genau so etwas hatte ich gehofft, hier zu finden, Creed. Meinen verbindlichsten Dank an dieser Stelle dafür. Das erspart mir die Mühe, mir noch einmal Gedanken über jede Geschichte zu machen. In weiten Teilen kann ich dir zustimmen, einige Abweichungen sind natürlich vorhanden, auf die ich aber nicht weiter eingehen muss. An der Gesamtwertung ändert sich nämlich nichts.


    Im Ganzen hat mir das Werk deutlich besser gefallen als ihr Auftakt bei diesem Verlag, letztlich liegen ihm aber die selben Probleme zu Grunde, die jeden solchen Band treffen: Es sind Kurzgeschichten. In diesem Bereich gibt es nur eine Hand voll Autoren, die ich wirklich gerne lese. Alles andere kann zwar gut sein, gerät bei mir aber meist sehr schnell wieder in Vergessenheit, wenn es nicht wirklich ausdrucksstark war (H.P. Lovecraft und Clark Ashton Smith sind so positiv hervorzuhebende Beispiele ^^). Das ist aber wie hoffentlich deutlich wurde kein Problem der Autorin und schmälert ihre Leistung hier nicht, sondern vielmehr eines, das ich im allgemeinen mit den meisten Kurzgeschichten habe.



    Um also wieder zum relevanten Punkt zu kommen: Wenn es sich auf dem Niveau der von Creed hervorgehobenen Geschichten bewegt, gerne mehr davon in diesem Verlag.

  • Ich fange am WE mit "Dies ist mein Fleisch" an! Mal sehen wir es bei mir abschneidet?!

    Es gibt einen Grund unsterblich zu sein! Man kann die meisten wichtigen Bücher lesen!
    Real Music Fans: "God Give us Malcom Young back and we give you Justin Bieber!" God: "Fuck no!"

  • Ich habe nun auch "Dies ist mein Fleisch" ausgelesen und finde den Kurzgeschichtenband besser als "Quäl das Fleisch"!


    PS: Und auch ich gehöre zu den Leuten, die die titelgebende Geschichte ""Dies ist mein Fleisch" nicht geschnallt haben!

    Es gibt einen Grund unsterblich zu sein! Man kann die meisten wichtigen Bücher lesen!
    Real Music Fans: "God Give us Malcom Young back and we give you Justin Bieber!" God: "Fuck no!"

  • So habe gestern die Sammlerausgabe "Dies ist mein Fleisch" beendet.
    Insgesammt fand ich die Sammlung recht durchwachsen. Dachte erst das es keine Highlights gibt. Aber die 2 letzten Storys waren doch verdammt gut.


    TOP3-Geschichten:
    1. Asha
    2. Fünf Adjektive, die auf meinen Vater zutreffen, von Nadine Specter (Niveauvolle tolle und zum Nachdenken anregende Story)
    3. Ein Atemzug


    Gesamt 4 Sterne von mir bekommen!


    LG

  • werde in bälde "vergifteter eros" von wrath james white & monica j. o’rourke
    lesen können!
    als o`rourke - fan, von anfang an (hab diesen thread gestartet), freue ich mich mal
    wieder etwas von ihr lesen zu dürfen, zumal die thematik dieses werkes recht reizvoll ist.


    @Frank Festa
    weißt du wer von den beiden die idee zur story hatte und wer den größeren anteil
    am buchtext hatte ?

  • Da gibts doch noch nen zweiten Teil oder irre ich mich da ?

    Bond: Wer würde wohl für meinen Tod eine Million Dollar bezahlen? M: Eifersüchtige Ehemänner, wütende Chefs, verzweifelte Schneider…die Liste ist endlos! –


    Der Mann mit dem goldenen Colt


    Tanaka: "In Japan kommen die Männer zuerst, die Frauen als zweite!" Bond: "Hier werde ich mich einmal zur Ruhe setzen!"


    Man lebt nur zweimal, 1967

  • da bin ich mal auf ihre ideen gespannt... ^^
    vielleicht findet man ja mal eine bemerkung von einem der beiden
    im netz zu den autoren-anteilen. ...

    edit:
    @DaRo
    danke. :) gehört hab ich dazu recht unterschiedliches.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast ()

  • habe 2/3 des "legendären extreme kult - textes", so us-lesermeinungen, von
    "vergifteter eros" von wrath james white & monica j. o’rourke
    bereits er-lesen.


    als vom höllen-grusel-betörter, seit meinem ersten hören der teufelsmärchen der gebrüder
    grimm und meiner teufel - handpuppe, als leser zahlreicher sachbücher, romane
    und erzählungen, (seit 50 jahren), zu dieser irren thematik des
    gegenprinzips und der qualphantasien als philosophisches credo, um zu
    vertiefen, was keine schöngeistigkeit in worte setzt,
    gefällt mir dieser text in gestaltung und gedankentiefe ganz besonders.
    es sind da einige kniffe und verwegenheiten im gedanklichen unterbau, und in
    der tragenden handlung, die neu-artig böse den lebens-sinn & unsinn begrabschen.
    wenn das letzte drittel so dreist weiterfabuliert wird - ist das buch ein meilenstein
    des höllen-terrors für mich... :thumbup::saint::evil:

  • eben beendet:
    "vergifteter eros"
    von wrath james white & monica j. o’rourke.

    festa, tb, 2017, übersetzung: iris bachmeier, 333 seiten.


    das autorengespann macht sich einen widerspruch der christlichen lehre zunutze:
    wie erklärt man, daß ein guter, lieber gott all das leid auf dieser welt zuläßt ???


    white und o`rourke lassen es vordergründig so richtig, extreme-horror-wild,
    krachen und suhlen ihre protagonisten im gebräu der körperflüssigkeiten.
    darüber hinaus allerdings ziehen sie einen strammen ritt über aspekte der religions-
    und existenzial - philosophie durch, --- der de sade, nietzsche und
    schopenhauer schier die wurst vom brot stibitzt haben könnte.


    das ende ist von einer tragik ... , ... aber lest selbst.
    ich bin schwer beeindruckt, 1. wahl - höllen - buch. :thumbup:

  • Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen und es war eine Mischung zwischen klassischem Extrem Horror mit einer guten Portion Religionsphilosophie!


    Anscheinend harmonieren WJW und monica J. o’Rourke gut miteinander!

    Es gibt einen Grund unsterblich zu sein! Man kann die meisten wichtigen Bücher lesen!
    Real Music Fans: "God Give us Malcom Young back and we give you Justin Bieber!" God: "Fuck no!"