Howard P. Lovecraft

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    Na, Sgt. Kabukiman, Du machst es Dir aber einfach. Bitte räume dann aber auch die anderen rassistischen Autoren aus Deinem Buchregal, und das dürften nicht wenige sein (Hemmingway, Robert E. Howard, Thomas Mann ect.).


    Ich bin ein großer Lovecraft-Fan, weil dieser Mann in seiner Zeit, als eigentlich jeder in seinem Land Rassist war, es geschafft hat, seine Meinung am Ende seines Lebens zu ändern. Wer schafft so etwas schon? Er hat Abbitte geleistet (man lese seine Briefe) für seine frühere, schlimme Einstellung.
    War er dann ein Rassist? Welches Datum in seinem Leben zählt bei dieser Bewertung?


    Noch viele Jahre nach Lovecrafts Tod 1937 quoll Amerika (ja, die gesamte Welt) über von Rassisten, obwohl der Mensch hätte lernen müssen.

  • Na, Sgt. Kabukiman, Du machst es Dir aber einfach. Bitte räume dann aber auch die anderen rassistischen Autoren aus Deinem Buchregal, und das dürften nicht wenige sein (Hemmingway, Robert E. Howard, Thomas Mann ect.).


    Keine Ahnung ob ich es mir zu einfach mache, Frank. Wie zuvor geschrieben: "Das muss jeder mit sich selbst ausmachen."
    Zu deinem Vorschlag: Ich bin tatsächlich der Meinung, dass sich in meinem Bücherregal keine faschistischen Bücher befinden (Sollte das nicht eigentlich selbstverständlich sein?). Man muss eben auch in der Lage sein, zwischen dem Künstler und seiner Kunst zu trennen, d.h. in diesem Fall: Schlägt sich seine rechte Gesinnung auch in seinem künstlerischen Schaffen nieder oder eben nicht? Bei Lovecraft ist dies leider so und der Rassismus in seinen Geschichten ekelt mich persönlich einfach an - Auch wenn er sich später davon distanziert hat. Und diesen Umstand muss man ihm wirklich hoch anrechnen. Da gebe ich dir absolut Recht. Eine so gnadenlose Selbstrefektion gelingt nicht jedem.
    Aber nochmal: Wie man mit dem Thema umgeht, muss jeder selbst entscheiden. Ich verurteile bestimmt niemanden der Lovecraft liest. Ich hab ja selbst fast alles vom ihm gelesen und dabei durchaus sehr ambivalente Gefühle gehabt, die eigentlich permanent zwischen Faszination und Ekel schwankten.

  • Ich habe die ersten beiden "Chronik Des Cthulhu Mythos" Bände gelesen. Ich hatte dabei zwar nicht im Hinterkopf, dass Lovecraft ein Rassist war, aber trotzdem wundert es mich was ich da wohl alles nicht mitbekommen habe, wenn du dich dabei sogar geekelt hast.

    • Offizieller Beitrag

    Man muss eben auch in der Lage sein, zwischen dem Künstler und seiner Kunst zu trennen, d.h. in diesem Fall: Schlägt sich seine rechte Gesinnung auch in seinem künstlerischen Schaffen nieder oder eben nicht?


    Und wo genau? Außer in DAS GRAUEN IN RED HOOK fällt mir spontan nichts ein. Und auch da kann man sich müde diskutieren: Ist der Erzähler eine fiktive Gestalt, oder ist es wirklich der Autor selbst?


  • Und wo genau? Außer in DAS GRAUEN IN RED HOOK fällt mir spontan nichts ein. Und auch da kann man sich müde diskutieren: Ist der Erzähler eine fiktive Gestalt, oder ist es wirklich der Autor selbst?


    So ist es. Wenn wir anfangen, alle Bücher von Autoren aus dem Regal zu räumen, die eine rassistische Phase in ihrem Leben hatten, dann dürfte es bald sehr leer bei uns aussehen. Widerlich finde ich nicht seine Bücher, sondern höchstens die Moralkeule, mit der manche selbstgerechten Leute von Heute auf die Menschen aus der Vergangenheit losgehen. Solange ein Autor seine politische Gesinnung nicht in jedem Buch propagiert, ist mir doch egal, wie er drauf ist. Lovecraft war ein Horrorautor und kein Politiker.
    Sgt. Kabukiman findet wahrscheinlich auch Agatha Christie widerlich (wobei in ihren Büchern der Rassismus wirklich erkennbar ist, im Gegenteil zu Lovecraft).
    Vielleicht sollte man Mutter Teresa als Motiv für die nächste Award-Figur nehmen. Und wenn wir schon die Autoren nach ihrer Lebenseinstellung beurteilen, müssen auch Regisseure, Schauspieler, Musiker, Maler usw. derselben Überprüfung unterzogen werden. Dann hören wir nur noch die Kelly Family, lesen Rosamunde Pilcher und sehen uns nur Disney-Filme an. Wobei, Walt Disney war doch ein Antisemit. Sind seine Filme nicht widerlich? :rolleyes:

  • Zum Thema "schlimme" Schreiber: dann habe ich ja einen wahren Giftschrank hier, alles von Lovecraft inkl. Biographie, etliche Bücher von Howard und so weiter und ich liebe diese Geschichten auch noch.
    Sollte mich wirklich schämen...

  • hm ich persönlich hab jetzt in seinen geschichten keinen extremen rassismus rauslesen können. ich schüttel gerade ein bisschen den kopf weil ich das irgendwie nicht nachvollziehen kann. ob lovecraft jetzt privat ein rassist war oder nicht ist mir relativ schnuppe. seine geschichten sind einfach nur kult. und einen autor aus seinem regal zu verbannen nur wegen seiner politischen gesinnung??? naja wenn man sonst keine probleme hat. :rolleyes:

  • Weiß gar nicht, warum alle so auf ihm rumhacken, ist seine Meinung und die darf er haben, man muß ja nicht alles gut finden und wenn man am Ende seine Meinung ändert, macht das noch lange nicht alles ungeschehen.


    Ich hab auch Lovecraft im Regal, weiß, das er Angst vor allem fremden hatte und es ablehnte, aber mir sind die Werke dann doch wichtiger als der Autor und wirklich mit Lovecrafts Bio auseinandergesetzt hab ich mich auch nicht.


    Ja, viele veehren ihn, aber das alle auf einen einprügeln, der mal was anderes sagt, find ich auch net so prickelnd...


    So, ich habe fertig :)

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Dass Anfang 2016 "Mein Kampf" erscheinen soll, finde ich persönlich viel merkwürdiger, egal, ob wissenschaftlich kommentiert oder nicht. Die Situation in Deutschland ist politisch derzeit ohnehin schon angespannt, ob man da die verwirrten Hetzschriften von Onkel Adi braucht, wage ich mal zu bezweifeln...
    In diesem Kontext sind rassistische Untertöne in den phantastischen Erzählungen Lovecrafts eher nebensächlich...

  • "Mein Kampf" soll wirklich so einfach veröffentlicht werden? Und wer bekommt eigentlich die Einnahmen?
    Also das ist nun wirklich anders als Lovecraft. Das ist keine Phantastik, das ist politische Propaganda und Volksverhetzuung. Viel bedenklicher als die fiktiven Geschichten eines Horrorautors.
    Verbieten würde ich es nicht, aber fragwürdig finde ich es schon, gerade jetzt so ein Buch rauszubringen. Und mal ehrlich, Lovecraft ist doch kein Hitler.

    • Offizieller Beitrag

    Mein Kampf wird kritisch kommentiert mit über 1000 Seiten veröffentlicht. Ich finde eine kritische, zeitgeschichtlich aufgearbeitete Veröffentling des Werkes durchaus angebracht und sinnvoll. Propagandisten werden diese Veröffentlichung wohl kaum lesen. Wer das Buch möchte kann es sich sowieso "überall" besorgen. In den USA bspw. steht es in jedem zweiten Haushalt. Übrigens ist es wohl eines der schlechtesten Bücher, die je veröffentlicht wurden...

  • Hm, also Adis Ergüsse reizen mich mal so gar nicht, frag mich, warum um das Werk immer noch so viel Wirbel gemacht wird, wenn es so mies ist, wie überall behauptet wird.

    Ja jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    aber das find' ich ganz okay
    denn ich hab' alles hinter mir gelassen
    was mich aufhält
    und jetzt bin ich nicht mehr wie früher
    ja, vielleicht wirkt das arrogant
    doch vielleicht haben wir uns all die Jahre
    nie wirklich gekannt.


  • Okay, da hab ich ja eine ganz schöne Diskussion losgetreten (die aber leider recht einseitig verläuft). Ich wollte mit meinem Post sicher niemanden provozieren, sondern nur mein ganz persönliches Problem mit Lovecraft schildern. Sorry, wenn das falsch rüberkam.



    Und wo genau? Außer in DAS GRAUEN IN RED HOOK fällt mir spontan nichts ein. Und auch da kann man sich müde diskutieren: Ist der Erzähler eine fiktive Gestalt, oder ist es wirklich der Autor selbst?


    Ich habe jetzt nicht alle seine Geschichten im Kopf, aber nehmen wir doch nur "Schatten über Innsmouth" als Beispiel. Um mal von Wikipedia zu zitieren:
    "Heute gilt Schatten über Innsmouth als Lovecrafts größte Erzählung über Degeneration und den Niedergang einer Gemeinde, dargestellt durch Rassenvermischung der Einwohner mit den Tiefen Wesen. Das Thema des Rassismus ist in diesem Werk allgegenwärtig. (...) Schatten über Innsmouth lässt rassistische Tendenzen erkennen. Fremdenhass, begründet durch die Abartigkeit und Andersartigkeit der Einwohner sowie durch Vermischung der Rassen, schwebt über der Erzählung. Lovecrafts gesellschaftspolitische Ideale sind aber nicht einfach in ein Schema zu pressen: Zum einen war er ein Verehrer Hitlers und Mussolinis; unverkennbar beeinflusst wurde er durch Gobineaus Essay „sur l'inégalité des races humaines“ aus dem Jahre 1854, allerdings gab er diesen Theorien eine eigene Note. Für ihn war die beste Form Mensch jene des Angelsachsen, nach seiner Meinung erfolgte deren Krönung zum Übermenschen mit der Zivilisation Englands und den amerikanischen Kolonien im 18. Jahrhundert. (...) Als Lovecraft älter wurde, nahm sein Rassenhass merklich ab. In zahlreichen Briefen aus dem Jahr 1933 zeigte sich jedoch, dass Lovecrafts Rassismus in einem neuerlichen Ausbruch gipfelte. Der „fremdartige und emotional abstoßende Kulturstrom“ der Juden und deren „rücksichtsloses Unternehmertum“ waren Lovecraft ein besonderer Dorn im Auge. Auch bezeichnete er Einwanderer als „kriechende Bauern“, „stinkende Mischlinge“, „Ghetto-Bastarde“ und „Abschaum und Bodensatz in ihrer Heimat“. Lovecraft selbst sah sich als „eine Art Kreuzung zwischen einem Faschisten und einem nichtbolschewistischen Sozialisten der alten Art“. L. Sprague de Camp schreibt aber auch in seiner Biografie, die Abwendung vom Antisemitismus war die auffälligste Veränderung in den letzten drei Lebensjahren Lovecrafts."
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Schatten_%C3%BCber_Innsmouth)


    Weiß gar nicht, warum alle so auf ihm rumhacken, ist seine Meinung und die darf er haben, man muß ja nicht alles gut finden und wenn man am Ende seine Meinung ändert, macht das noch lange nicht alles ungeschehen.


    Danke für deinen Zuspruch und dein Verständnis Virginy.


    Einhacken würde ich es wohl nicht nennen.


    Naja, aber ich werde hier schon ganz schön ins lächerliche gezogen (siehe z.B. alberne Rosamunde Pilcher-Vergleiche)


    Wenn sie mit ideologisch aufgeladenen Halbwahrheiten und Denunziatonen vorgetragen wird, ist die Akzeptanz zu recht gering.


    Wo genau hab ich denn Halbwahrheiten verbreitet? Lovecraft war Rassist und hat teilweise auch ziemlich rassistischen Kram geschrieben (siehe u.a. sein N-Gedicht). Mehr hab ich doch nie behauptet, oder?


    Und nochmal: Ich wollte hier niemanden provozieren, sondern mich hauptsächlich zur Entscheidung der Fantasy Awards-Veranstalter äußern. Gerade an dieser Entscheidung sieht man doch auch deutlich, dass meine "Anschuldigungen" nicht völlig aus der Luft gegriffen sind und es durchaus Menschen gibt, die ähnliche Probleme mit Lovecraft haben. Wir können das Thema jetzt aber auch gerne wieder beenden. Auch weil ich mit meiner Meinung (zumindest hier im Forum) sowieso scheinbar völlig alleine dastehe.